Roubo-Bank: Erfahrung mit Bauzeit?

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Andreas S.
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Roubo-Bank: Erfahrung mit Bauzeit?

Beitrag von Andreas S. »


Moin, moin,

bei Einrichten der neuen Werkstatt (http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/page/1/md/read/id/116404/sbj/schwingungsdaempfer-fuer-abrichte-dickte-kreissaege/) ist die Hobelbank natürlich DAS Thema.

Einer meiner Söhne schenkte mir das Buch "Hobelbänke" von Christopf Schwarz zu Weihnachten.
Davon angefixt überlege ich, mir die Hobelbank selber zu bauen.

Mit der alten, gebrauchten Ulmia war ich im Groben und Ganzen ganz zufrieden - daher wären eine Gebrauchte Lösung oder - auch aufgrund der guten Referenz durch Dirk - eine neue von z.B. Herkules eine Lösung.
Die Firma Herkules macht mir nach einem ersten Kontakt und einigen Bildern einen sehr guten Eindruck - lediglich die mitlerweile gebaute Platte aus "Klötzchenbuche" begeistern mich überhaupt nicht.
Vor ein paar Wochen hatte ich zu allem Überfluss auch noch das ausgesprochene Vergnügen, Herrn Epple und seine Werkstatt besuchen zu können.
Das war sehr eindrücklich und weckt Begehrlichkeiten - andererseits kann man dafür eine Menge anderer schöner Dinge kaufen. :-)

Andererseits reizt es, eine Bank selber zu bauen.
Zudem haben einige Varianten für mich Vorteile, wie z.B. Beine bündig mit der Vorderkante, besseres Einspannen durch Twin Vise etc.
Spannend erscheint mir die Roubo-Bank, wie Guido Henn sie gebaut hat.
Es gibt zwar jede Menge Infos zu der Roubo-Bank, nur habe ich bisher keine Aussage zu einer möglichen Bauzeit gefunden.

Daher meine Frage: Hat - außer Guido - jemand Erfahrung, wie lange der Bau einer solchen Bank dauert?
Mir ist durchaus klar, dass die meisten Antworten mit "kommt darauf an" beginnen würden.
Mir geht es um eine ungefähre Größenordnung ;-)

Rahmenbedingungen: Der Bau könnte - zumindest in Teilen und bis die releventen Möglichkeiten in der eigenen Werkstatt geschaffen sind - in einer professionellen Schreinerei unter Nutzung der dort vorhandenen Maschinen erfolgen.

Herzlichen Dank vorab für Euer Echo.

Herzlichen Gruß

Andreas



Wolf. Melloh
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Re: Roubo-Bank: Erfahrung mit Bauzeit?

Beitrag von Wolf. Melloh »


Hallo Andreas,
wie schon erwähnt hängt es davon ab, wie Du es anstellst und welche Ausstattung Du nutzen kannst.
Für meine "normale" Hobelbank brauchte ich ca. 100Stunden:

Bestellst Du in einer Tischlerei das fertig ausgehobelte Holz oder liefert der Händler einen Schwung Bohlen an der Straße?

Für Holzauswahl und Zuschnitt mit Vertragen (wie lang sind die Wege, kannst Du draußen zuschneiden oder ???) habe ich 10h gebraucht.
Aushobeln und Zuschnitt für's Verleimen 10h.
Herstellen der Löcher für die Bankhaken 6h.
Verleimen der Platte 4Stunden mit Zulagen herstellen, Nuteinfräsen für Feder, Zwingen griffbereit ranschaffen,
Bündigputzen und Schleifen der Platte mit 80er 2h.
Gestell fertigen 12h mit Zuschnitt, Schlitzen, Schleifen, verleimen und putzen.
Herstellen der Zangen und Erstellen der Montagemöglichkeit 20h.
Bankschlüssel herstellen 2h.
Zusammenbau / Endmontage 2h.
Alles nachschleifen mit 120er und 150er 4h
Ölen drei Aufträge mit naß im Öl schleifen 8h
Bank in endgültige Position bringen 1h.

In Summe

10h+10h+6h+4h+2h+12h+20h+2h+2h+4h+8h+1h = 81h

Wobei zwischen jedem Arbeitsgang mindestens 1h Aufräumen und Vorbereiten des Arbeitsplatzes lag.
Wie Pedder bestätigen kann, ist meine Werkstatt leider zu klein...oder es ist zuviel Werkzeug drin...

Dann fehlt noch das letzte Werk: Der unter der Platte sitzende Schrank mit Schubladen und Schiebtür.
Hierfür hatte ich noch keine Zeit, es gibt ja so viel zu tun und benutzen kann man die Bank schon lange.
Für diesen Schubkasteneinsatz mit Schubladen und Schiebtür kalkuliere ich bei Handarbeit weitere 80h,
weshalb ich dies auf später verschiebe...
Mit freundlichen Grüßen

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Andreas S.
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Re: Roubo-Bank: Erfahrung mit Bauzeit?

Beitrag von Andreas S. »


Moin Wolfgang,

sei ganz herzlich bedankt für Deine Einschätzung - ich dachte schon, hier hätte noch niemand seine Bank selber gebaut.

Wow - 80 bis 100 Stunden ist schon eine Hausnummer.

Wenn ich mal davon ausgehe, dass nach Umzug auch noch ein paar andere Aktivitäten / Prioritäten dafür sorgen, dass ich eben nicht allabendlich und Samstags komplett in der Werkstatt verbringe, zieht sich das dann ziemlich.
Ich könnte zwar sicher auch vor dem Umzug ein paar Dinge in einer Profitischlerei machen, aber leider nur 1 mal wöchentlich.
Und da das Ausgangsmaterial eher 0,4 bis 0,5 m3 Bohlen wären, erhöht das den Aufwand sicher nochmals.

Vielleicht hat Johannes ja Recht mit "Produktionsmittel kaufen" :-/
Andererseits kann man die Bank so bauen, wie man sie haben will.
Und die Roubo-Vorderzange und die Wagon-Vise-Hinterzange finde ich schon klasse.

Ich denk da noch ein wenig drauf rum.

Dir viel Spaß beim Schubladenkasten und weiterhin frohes Schaffen.

Herzlichen Gruß Andreas



Rolf Richard
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Re: Roubo-Bank: Erfahrung mit Bauzeit?

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Andreas,

ich dachte schon, hier hätte noch niemand seine Bank selber gebaut.

Wow - 80 bis 100 Stunden ist schon eine Hausnummer.


Doch, den Aufwand abzuschätzen fällt aber nicht leicht. (Meine Bank - ganz anders als Deine Vorstellungen - findest Du hier: http://hatchcanyon.eu/Navigation/Sonstiges/Holz/Hobelbank/index.php )
Die Zeitkalkulation war damals völlig daneben, was aber auch daran lag, dass es mir an Werkzeug und vernünftigem Equipment mangelte. Jetzt weiss icht: "Zum Bauen einer Hobelbank braucht man eine Hobelbank!"

Das soll keine Entmutigung sein - es ist zu schaffen und danach hat man mit etwas Planung die Bank, die man sich gewünscht hat.

Auch wichtig ist, dass man die Bank seiner eigenen Körpergrösse anpassen kann, das erleichtert nachher das Arbeiten ungemein! Da hatte ich mich selbst falsch eingeschätzt, was im Endeffekt dazu führte, dass ich die Bankhöhe nachträglich um 8 cm verminderte. (Gar nicht trivial!) Auslöser der Absenkung war, dass mir eine ECE Rauhbank 101SP zulief. Holzhobel bauen nunmal beim Arbeiten deutlich höher auf dem Werkstück auf. (Zuvor Metall-Raubank No.6 aus Metall)

Ich denke es ist wichtig, so eine Bank zerlegbar zu bauen. Das habe ich im letzten Jahr bei unserem Umzug erlebt - wäre die Bank nicht auseinandernehmbar gewesen, wäre sie noch nicht mal durch die Türen gegangen - vom Gewicht ganz zu schweigen!. So steht sie jetzt wohlbehalten am neuen Ort. Das schwerste Teil war die vordere Bankplatte mit ca. 63 kg.

Gutes Gelingen!

Rolf

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Andreas S.
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Re: Roubo-Bank: Erfahrung mit Bauzeit?

Beitrag von Andreas S. »


Moin Rolf,

sei bedankt - Deine Bank und deren Entstehungsgeschichte kenne ich.
Und auch Deine alte "Schwimmbad-Werkstatt" ist legendär :-)

Ja - ich denke, es liegt irgendwo in der Mitte zwischen "mach ich das jetzt, weil es riesig Freude macht - auch wenn andere Dinge auf dem 5-Jahresplan dafür etwas nach hinten rücken" und "Sch..., ich kauf mir eine Bank und baue statt der Bank lieber andere Dinge."

Mein Vorteil - aber gleichzeitig auch mein Problem - ist, dass ich halt in der alten Werkstatt ziemlich gut ausgerüstet war und wie so viele andere auch, zu der ein oder anderen Frage / Problemstellung Vorstellungen entwickelt habe.
Bei einer Größe von 1,86 m und "ich hab' Rücken" komme ich mit Metallhobeln bei einer Bankhöhe von 90 cm gut zurecht.
Mit französischer Vorderzange und deutscher Hinterzange an einer gebrauchten Ulmia bin ich supergut klar gekommen.
Das einzige, was mich gestört hat, war die Beilade.
Und bündige Beine wäre klasse - das habe ich oft durch offene Schublade des Werkzeugschrankes kompensiert.
Unter http://www.woodworking.de/blog/2012/09/werkstatt-von-andreas-aus-hamburg/ ist die alte Werkstatt ja noch online.

Eine Bank selbst zu bauen reizt halt - und wenn ich das zwischen den Zeilen Deiner entsprechenden Beiträge richtig wahrnehme, hattest Du ja auch Deine Freude daran, Deine Bank zu bauen.

Ich versuche es abzuwägen.
Die Roubozange und der Wagon-Vise scheinen mir ganz vielversprechend, um kleine Teile auch mal hochkant einzuspannen - z.B. zum Zinken oder ähnlichem.

6 Monate Bauzeit und Spaß oder 500 Euro für eine gut gepflegte, gebrauchte Ulmia, an der die Zangen nicht hänge, die dann aber auch noch mit Unterbauschrank, Bankknecht und 3/4"-Löchern gepimpt werden muss, bis sie so ist, wie sie sein soll.

Mal sehen - ich denke, ich werde berichten.

Herzlichen Gruß

Andreas


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Volker Hennemann
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Registriert: Fr 25. Sep 2015, 23:02
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Re: Roubo-Bank: Erfahrung mit Bauzeit?

Beitrag von Volker Hennemann »

[In Antwort auf #89788]
Hallo Andreas,

den Bau habe ich erst kürzlich hier im Forum vorgestellt...
http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/md/read/id/77738/sbj/bau-einer-roubo-hobelbank/

100 Stunden waren es bestimmt!!!

Viele Grüße
Volker

Johannes M
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Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Re: Roubo-Bank: Erfahrung mit Bauzeit?

Beitrag von Johannes M »

[In Antwort auf #89788]
Hallo Andreas,
schön das Du wieder aktiv bist. Ich würde Dir empfehlen kauf eine gebrauchte Hobelbank.
Und wenn du in 1-2 Jahren dir eine Hobelbank bauen willst, hast du damit die Voraussetzung: " Zum Bau einer Hobelbank braucht man eine Hobelbank"
Und eine gebrauchte Hobelbank kann man nach ein paar Jahren ohne Verlust wieder verkaufen.

Es grüßt Johannes

MarkusB
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Re: Roubo-Bank: Erfahrung mit Bauzeit?

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #89788]
Hallo Andreas,

der Zeitbedarf hängt u. a. ab von
- Holzwahl
- Konstruktion/Entwurf und Zangenwahl
- zur Verfügung stehendes Werkzeug
- eigenen Fähigkeiten
- Helfer

Wenn es dir nur um den Tisch geht, dann kann das aber durchaus sehr überschaubar sein.
Ich habe für meine HB verleimfähige 5x10x210 cm Buchenkanthölzer (keilgezinkt, 4 Lamellen) besorgt.
Zapfengrund wurde an der Formatkreisäge gesägt (geht superschnell und ist sehr genau).
Zapfenlöcher mit der Oberfräse fräsen.
Quergewindebolzen brauchen nur ein Loch, ebenso die Schrauben.

Ein versierter Tischler mit entsprechender Ausrüstung braucht für meinen Tisch sicherlich max. 2 Tage.
Natürlich hast du dann nur einen Tisch, ca. 150 kg schwer.

Den Rest kann ich nicht abschätzen

Den Bau der Bank habe ich auch dokumentiert
http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/md/read/id/72091/sbj/meine-hobelbank-ist-fertig/

Viele Grüße

Markus



Dietrich
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Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Roubo-Bank: Erfahrung mit Bauzeit?

Beitrag von Dietrich »

[In Antwort auf #89839]
Hallo Andreas,

als ich 2004 ziemlich gleichzeitig mit dem früheren Moderator Gerhard, unabhängig voneinander an verschiedenen Orten den Bankbau begonnen habe, hatte ich die Unterstützung eines langjährigen Freundes aus dem Metallgewerbe, der aber auch so eine Bank wollte, gab es noch keine Roubos bzw. keiner sprach davon.
Maß der Dinge waren die Bänke von Epple und Diefenbach.
Auch beim Material kam garnichts anderes als gedämpfte Buche in Frage, den zunächst geplanten Gestellbau aus Birke habe ich verworfen, Birke aus unseren breiten taugt nichts, nordische Qualitäten sind da ganz anders.
Die Roubo Bänke gefallen mir auch gut, besonders die extrem massiven Gestelle und die unlösbare Verbindung von Gestell und Bankplatte.
Weniger gut gefallen mir Handräder, diese gehören m.M. n. an Maschinen, auch die Hinterzange die mit Bank umbaut ist überzeugt überhaupt nicht.
Eine Hobelbank ist nicht als Erstprojekt geeignet, man sollte ein paar Bänke verschiedener Hersteller begutachtet haben und sich die verschiedenen Detaillösungen genau verinnerlichen.

Mit etwa 100 Std reine Fertigungsarbeit hatten wir es auch zu tun, pro Bank.

Sehr viele Überlegungen bez. Bankknecht fest an der Bank oder eben daneben stehend oder bündige Tischbeine erübrigen sich mit einer Reihe Rundbankhakenlöcher an der Vorderseite der Bankhakenleiste und Hinterzange, so habe ich 4m lange Lärchenbalken nur in der Vorderzange eingeklemmt, weiter hinten lagen diese auf einem aus der Vorderzange stehenden 30mm Alurundbankhaken, sogar ein Tischgestell habe ich sozusagen frei schwebend nur zwischen 2 Bankhaken in der Vorderkante verleimt.

An meiner mobilen Werkbank, leicht und sehr stabil (habe Doppel-T-Träger aus Seekiefersperrholz und Berliner Betthaken für die Schwingen verwendet) habe ich einen engl. Tischlerschraubstock in Verwendung und bin von diesem sehr angetan. Der Vollständigkeit halber, diese Mobilbank muß auf dem Boden festgeschraubt werden, weil sie leicht ist, aber eben stabil und tragbar/zerlegbar.

Meine richtige Hobelbank, also besser gesagt unserer beiden Bänke sind hier dokumentiert:

https://www.holz-seite.de/projekte/projekt-hobelbank/

Gruß Dietrich

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Andreas S.
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Re: Roubo-Bank: Erfahrung mit Bauzeit?

Beitrag von Andreas S. »


Moin Dietrich,

Danke für Deine ausfühliche Antwort.
Ja, bis vor einiger Zeit war zumindest in unseren Breien Buche das Maß der Dinge.
Und eine Epple-Bank wäre in der Tat das Maß der Dinge - ich hatte vor 3 Monaten das ausgesprochene Vergnügen, den Senior vor Ort besuchen zu können.
Da bekommt man schon leuchtende Augen.

Ich denke, Vorderzangen, wie z.B. die (Roubo-)Beinzange oder auch die Veritas-/Lee Nielsen-Twin-Vise sind schon spannende Alternativen.
Die Jungs werden sich schon was dabei gedacht haben - und gerade die Wagon-Vise fbieten aus meiner Sicht aber schon Vorteile gegenüber einer klassischen Hinterzange.
Was mich aber insbesondere begeistert ist die schnörkellose, massive Ausführung. Unlösbar soll die gar nicht werden - ich hause wie gesagt im Keller :-)
Und den hellen Ahron mag ich auch schon sehr.

Dank Dir auch nochmals für den Link zu Deinem Blog - ich glaube, den Vorläufer hatte ich schon mal gesehen.
Toll, was Du da auf die Beine stellst.
Und wenn ich mich in Deiner tannengrünen Werkstatt umschaue, gibt's scheinbar ein paar interessante Alternativen zur KF500 :-)

Dir weiterhin frohes Schaffen.

Herzlichen Gruß

Andreas



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