"Reparatur Lamello-Fräse und 3D-gedruckter Staubsa *MIT BILD*

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
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Bob
Beiträge: 36
Registriert: Mi 2. Jan 2019, 10:29

"Reparatur Lamello-Fräse und 3D-gedruckter Staubsa *MIT BILD*

Beitrag von Bob »


Hallo zusammen,
ich möchte hier mal ein 3D-gedrucktes Werkstück vorstellen:
Ein Adapter zur Staubabsaugung für meine Uralt-Lamello-Fräse. Die Maschine stammt ca. von 1970 und war das erste Modell, damals angetrieben von einer Metabo Einhandflex mit nur ca. 300 Watt. Das war damals meines Wissens auch die erste Einhandflex überhaupt. Die Maschine habe ich als defekt gekauft, der Kollektor war auseinander geflogen, ein typisches Überhitzungsproblem. Ich habe dann eine gebrauchte Bosch-Flex als Antrieb umgebaut, was aber immer fehlte war ein Anschluss für den Staubsauger, denn so eine Lamellofräse macht in kurzer Zeit viel Staub und Späne.

Das Teil war für mich als 3D-CAD-Anfänger ziemlich schwierig zu konstruieren, es hat aber im Wesentlichen geklappt. Unten habe ich eine Platte angefügt, damit das Teil fest auf dem Druckbett hält. Da mein Druckbett nicht so gleichmäßig temperiert ist, kam eine Ecke hoch, und ich habe sie mit dem Lötkolben bei laufender Maschine wieder festgebrutzelt.

Das Teil macht einen stabilen Eindruck und wird seine Aufgabe sicherlich gut erfüllen.

https://picload.org/view/dcciddcc/absauganschlusslamello0.jpg.html
https://picload.org/view/dcciddci/absauganschlusslamello1.jpg.html
https://picload.org/view/dcciddcw/absauganschlusslamello3.jpg.html

Viele Grüße,

Bob

Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: "Reparatur Lamello-Fräse und 3D-gedruckter Sta

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Bob

War ja auch Zeit, das diese Thema sich auch in unseren Kreisen bemerkbar macht.

Ich bin nun 17 Jahre in Rente, hab aber den 3 D-Druck noch während meiner letzten Berufsjahre positiv kennengelernt, allerdings haben sich die damals vorhergesagten Erwartungen nicht ganz erfüllt, wie ich finde ist die Entwicklung doch eher zögerlich, gerade in der letzten Woche noch mal ein Bericht in der Zeitung über den Einsatz beim Hausbau, innerhalb weniger Stunden wurde ein kleines Einfamilienhaus "gedruckt", dabei kam wieder das Manko auf, das das Ergebnis aussah, als sei es doch wieder mit herkömmlichen Methoden erstellt worden, die gestalterische Möglichkeiten werden oft zu wenig genutzt, kaum ausdenkbar was ein Friedrich Hundertwasser mit solchen Gestaltungsmöglichkeiten getan hätte.
In meiner alten Firma wurde kurz nach meinem Ausscheiden ein solcher Drucker angeschafft, was durchaus Sinn macht bei der Herstellung bei Prototypen, allerdings stellte man schnell fest, diese Technik verleitet die Konstrukteure auch auf Irrwege, den am Ende scheidet ja eine Herstellung von Serienartikel per Drucker ja aus, viel zu Zeitintensiv, trotz dieser möglichen Phantastereien muss muss in den überwiegenden Fällen am Ende dann doch wieder eine Lösung her, die in Großserie bestehen kann.

Gruß Franz

Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: "Reparatur Lamello-Fräse und 3D-gedruckter Sta

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Franz,

Tja, für Serienproduktion gibt es bessere Methoden, aber um zum Beispiel ein Ersatzteil herzustellen ohne es um die halbe Welt schicken zu müssen, sollte das doch langsam schon lohnend sein.
Wenn die Hersteller das auch noch unterstützen würden indem sie die Daten freigeben (von mir aus nachdem sie die Ersatzteilversorgung einstellen) wäre da vielen geholfen.

Gruß Horst

Und Allen ein guten Neues Jahr!

Bob
Beiträge: 36
Registriert: Mi 2. Jan 2019, 10:29

Re: "Reparatur Lamello-Fräse und 3D-gedruckter Sta

Beitrag von Bob »


Hallo Ihr beiden,

die 3D-Druckerei hat ja erst vor 10 Jahren Fahr aufgenommen, nachdem wesentliche Patente ausliefen und eine breite gefächerte Entwicklung auf open source-Basis begann. Die Erwartungen waren zu Anfang riesengroß, aber auch recht unrealistisch. Dann setzte aus meiner Sicht eine Ernüchterung ein, und jetzt wird ein Bisschen verschlafen, wie sehr sich die Technik inzwischen gemausert hat, und wie viel Potential sie noch hat.
Ein Bremsklotz war aus meiner Sicht, dass ein Teil der Entwickler wenig technische Vorkenntnisse hatten, und sich so teilweise Entwicklungsrichtungen und Komponenten etablieren konnten, die wenig optimal waren, gerade auf dem Gebiet der Mechanik.

3D-Druck ist ein Fertigungsverfahren wie jedes andere, mit Einarbeitungsaufwand, Möglichkeiten und Grenzen. Man muss sich im Kopf aber ziemlich umstellen, um die Möglichkeiten zu erkennen. Es ist eben ein additives Verfahren, keine Späne, aber mit sehr geringer Ausbringungsgeschwindigkeit. Da gezeigte Teil hat über 8 Stunden gebraucht, aber das macht der Drucker ja alleine, ich gucke nur am Anfang zu und zwischendrin über eine Webcam. Da so ein Drucker mit ca. 300€ nicht allzu teuer ist, kann man auch mehr davon hinstellen, wenn man richtig etwas produzieren möchte. Bei Prusa Research, einem 3D-Drucker-Hersteller, haben Sie richtig eine Halle voller Regale mit 3D-Druckern, die die Teile für die Produktion herstellen. Die Drucker kosten vermutlich ähnlich viel wie eine Spritzgussmaschine mit gleicher Produktionsgeschwindigkeit, aber man kann von heute auf morgen eine Änderung einfließen lassen. Dafür hat man weniger Freiheiten, was die Materialwahl angeht, Details sind gröber und Oberflächen weniger hübsch.

Wofür könnte der Holzwurm so ein Ding gebrauchen? Verkleinerte Prototypen, Absaugadapter, Anschläge, Halter, Knöpfe, Tischeinsätze, Schärfvorrichtungen, Staubmanagement, Beschläge, all das Zubehör, das eine Festool zur Festool macht....
Und Reparaturteile: Ich habe z.B. einen Lüfterkranz für die Motorwelle vom Handrührgerät konstruiert und gedruckt. In Frage kommen Teile, die keine große Masse haben, nicht allzu fest und wärmebeständig sein müssen, komplizierter geformt oder eher räumlich ausgedehnt sind. Den Lamello-Absaugadapter hätte ich auch anders herstellen können, aber was für ein gepfriemel und dazu ein Berg Späne von ehemals teurem Material.

Man muss sich vor dem 3D-Druck allerdings in 3D-CAD einarbeiten, das ist die Grundlage.

Ich wollte nur mal auf die neuen Möglichkeiten hinweisen, die sich hier schleichend ergeben haben.

Viele Grüße,

Bob



Rüdiger
Beiträge: 124
Registriert: Mi 16. Jun 2021, 12:17

Re: "Reparatur Lamello-Fräse und 3D-gedruckter Sta

Beitrag von Rüdiger »


Sehr schön, besten Dank für das Beispiel!

Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: "Reparatur Lamello-Fräse und 3D-gedruckter Sta

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Bob

Ich glaube ich hab mich da wohl etwas missverständlich ausgedrückt, ich begrüße grundsätzlich diese neue Technik, ich sagte ja, ich hatte noch das Glück, in den letzten Monaten meiner Berufszeit, die Vorzüge dieser Technik kennenzulernen, wir hatte damals (vor 18 Jahren!) einen Partner in Leipzig, dem schickten wir abends die CAD-Daten, im Laufe des nächsten Tages hatten wir per Express unser Musterteil, für uns eine tolle Sache.

Dieser Drucker hatte uns um zu zeigen, was er kann, uns ein kleines Planetengetriebe geschenkt, kleine Zahnräder ineinander greifend, alles gedruckt, dass war damals schon sehr beeindruckend.
,
Das heute auch schon in Serie gedruckt wird, auch anspruchsvolle Teile z.B. im Triebwerkbau ist auch Usus, das es Einschränkungen gibt, Du beschreibst sie ja, es ist halt der Vorteil, das es in der Formgebung so gut wie keine Einschränkung gibt und es kein teures Spritzwerkzeug braucht, übrigens, im Hausbau tut sich was, da gibt es Stimmen, die glauben zu wissen, dass das jahrtausend alte Prinzip Stein auf Stein in wanken kommen könnte.

Also Bob, ich hab mich eigentlich über Deinen Beitrag richtig gefreut, wollte sagen, endlich auch bei uns.

Gruß Franz

Bob
Beiträge: 36
Registriert: Mi 2. Jan 2019, 10:29

Re: "Reparatur Lamello-Fräse und 3D-gedruckter Sta

Beitrag von Bob »


Hallo Franz,

keine Sorge, ich habe Dich da nicht falsch verstanden. Waren das damals so Stereolithografie-Teile, mit dem Laser in einem Becken voll Harz erzeugt? Sowas hatten wir in der Arbeit mal als Prototyp bekommen.
Mir sind drei 3D-Druck-Verfahren bekannt: Modell entsteht mittels Laserstrahl in einem Becken voll Harz, Modell wird mit Laser schichtweise in einer Pulverschicht erzeugt, und den Druck mit geschmolzenem Kunststoff-Faden.
Für den Heimgebrauch bieten sich ja eher die 3D-Drucker mit mit heschmolzenem Kunststofffaden an, da günstig und ohne Schmierkram. Da ist man allerdings nicht so frei in der Gestaltung: Der Drucker kann nicht frei in die Luft drucken, sondern muss das Modell von unten herauf aufbauen. An bestimmten Stellen benötigt man dann Stützstrukturen, die man hinterher von Hand entfernen muss. Das ist mühselig und die Oberflächen werden beschädigt, so dass man besser auf Stutzstrukturen verzichtet, wenn irgend möglich. Die Haltelasche bei meinem Lamello-Absaug-Adapter habe ich auf einer Seite angeschrägt, um an dieser Stelle eben keine Stützstruktur zu brauchen. Man ist also wie bei den anderen Fertigungsverfahren auch immer am grübeln, wie man da Teil am besten fertigungsgerecht konstruiert. Für mich ist diese Kompliziertheit aber Teil des Vergnügens.

Viele Grüße,

Bob


Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: "Reparatur Lamello-Fräse und 3D-gedruckter Sta

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Bob

Es war die Variante in der Flüssigkeit, an Stützkonstruktionen kann ich mich auch noch erinnern, sie wurden als Anschauungsmaterial als stehen gelassen, wir Konstrukteure waren natürlich Feuer und Flamme für diese neue Technik, war auch ein Fortschritt, so schnell und so Maßgenau an Musterteile zu kommen.

Mit den Schnappfunktionen war es nicht weit, das Material war noch sehr spröde.

Das Problem mit Musterteile war auch ein arges, je nach Geometrie wurde an solchen Teilen als tagelang, wochenlang gearbeitet.

Wenige Jahre zuvor, hatten wir einen Spezialist in Paris ausgemacht, er war in der Lage direkt von der Pluszeichnung ins Minuswerkzeug zu programmieren, so fräste er mit diesen Daten dann einfache Messingwerkzeuge, waren Hinterschneidungen notwendig, programmierte er im gleichen Messingwerkzeug einfache Einlegeteile, die er dann ins eigentliche Nest einlegte, um sie direkt nach dem Spritzvorgang zu entnehmen, ein ausgemachter Fuchs, bei ihm verging zwischen Auftrag und Lieferung bei eiligen Fällen auch nur wenige Tage, das Problem, er wurde überhäuft mit Aufträgen und stand uns oft aus diesem Grund nicht zur Verfügung.

War eine spannende Zeit.

Gruß Farnz

Bob
Beiträge: 36
Registriert: Mi 2. Jan 2019, 10:29

Re: "Reparatur Lamello-Fräse und 3D-gedruckter Sta

Beitrag von Bob »


Hallo Franz,
ich habe auch ein paar Spritzgußteile konstruiert und das ist schon spannend, 3 Monate abzuwarten, um zu sehen, ob man alles richtig gemacht hat.
Vor ein paar Jahren habe ich mal ein Alu-Druckgußteil konstruiert, da hat der Werkzeugbauer meine 2D-Zeichnung in eine 3D-Zeichnung umgesetzt, weil er das für den Werkzeugbau brauchte.
Da ergeben sich bestimmt Vereinfachungen, aber Werkzeugmacher wird trotzdem ein richtig anspruchsvoller Beruf bleiben.

Viele Grüße,

Bob

Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: "Reparatur Lamello-Fräse und 3D-gedruckter Sta

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Bob

Die 3D Daten beschreiben ein Volumenmodell das von den Bearbeitungsmaschinen ohne Umwege genutzt werden kann, deshalb sollen dann wirklich alle Details wie zum Beispiel die wichtige Entformungsschräge Teil des Volumenmodells sein, eine spannende Angelegenheit.

Was den Werkzeugmacher angeht, er hat nach wie vor einen sehr anspruchsvollen Beruf, allerdings das Handwerkliche tritt auch immer mehr in den Hintergrund, wenn man nur die Eurodiertechnik nimmt, sie bietet ja ein riesiges Spektrum, sei es nun das Drahterodieren oder auch das Senkerodieren, da sind Geometrien möglich, an die man sich vorher kaum ran getraut hätte, eine Feile braucht da ein Werkzeugmacher oft nur noch für mal eine Kante zu brechen.

Konstruieren war mein Traumjob, ich ging wirklich gerne zur Arbeit, angefangen hatte ich als Dreher, arbeitete 16 Jahre im Werkzeugbau, an verschiedenen spanabhebenden Maschinen, wechselte dann ans Zeichenbrett, arbeitete an Sondermaschinen, Walzwerkbau, um dann in der Elektroindustrie Installationsgegenstände zu entwerfen, alles spannende Themen.
Da mein Berufsleben 1955 anfing, hatte ich eine breite Palette, von analog bis CAD, die ganze Bandbreite, wie ich fand eine spannende Zeit, mit CAD hab ich im Alter von 48 Jahren angefangen, ich denke viel später sollte es nicht sein, sonst hat man gegen die jungen keine Chance.

Nun bastle ich im Alter noch mit Holz, macht auch Spaß.

Gruß Franz

Gruß Franz

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