Holzdrehmaschine geschenkt *MIT BILD*

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Bernd Grunwald
Beiträge: 472
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Holzdrehmaschine geschenkt *MIT BILD*

Beitrag von Bernd Grunwald »


Hallo, eine Frage an die guuden Dreher und Drechsler in diesem Forum.

Vor einigen Tagen habe ich eine gebrauchte Holzdrehmaschine (Elektra Beckum HDM 1000) geschenkt bekommen. Sie ist in der Vergangenheit wohl nicht besonders gut behandelt worden, aber sie scheint noch zu funktionieren (außerdem: einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul). Für mich ist das nun eine willkommene, neue Herausforderung, mit der ich das Spektrum meiner Holzbearbeitungsmöglichkeiten noch etwas erweitern kann. Bis auf ein paar kleine Möbelgriffe/Knöpfe, die man an einer Bohrmaschine mit einem scharfen Schraubendreher bzw. Stechbeitel "abdrehen" kann, habe ich noch nie gedrechselt. Bin also in dieser Hinsicht im Moment noch ein mehr oder weniger blutiger Anfänger. Das Schnitzen habe ich mir mit Hilfe von entsprechenden Büchern selbst beigebracht, warum sollte das nicht auch beim Drechseln funktionieren? Werde mir deshalb demnächst ein "Drechselbuch" kaufen. Welches Buch wäre da zu empfehlen?

Leider war der Reitstock nicht korrekt am Maschinenbett festgeklemmt, sodass er sich beim Anheben zwecks Transport der Maschine in Bewegung setzte und gegen den Spindelstock geknallt ist. Immerhin haben sich dabei die Spindel und die mitlaufende Körnerspitze genau im Zentrum getroffen (was ja wohl eine wichtige Voraussetzung für's Drechseln ist), allerdings ist die Körnerspitze dabei leicht beschädigt bzw. deformiert worden (siehe Foto). Sie ist jetzt nicht mehr so spitz wie sie einmal war. Frage: Ist das schlimm? Oder kann man damit noch arbeiten?

Ich denke, dass ich den kleinen "Pilz" an Körnerspitze (z.B. mit einer Feile etc.) einfach so weit entferne, dass die Spitze wieder einigermaßen spitz ist. Reicht das - oder muss hier eine ganz neue Körnerspitze her? Was meinen die an diesem Forum beteiligten Drechsel-Experten dazu?

Gruß
Bernd



reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Holzdrehmaschine geschenkt

Beitrag von reinhold »


hallo Bernd,

da werd ich fast nostalgisch: mit so einer Maschine habe ich auch mal angefangen. Vor 37 Jahren.
Die Maschine ist auf jeden Fall besser als ihr Ruf und als Einsteigermaschine durchaus geeignet. Vor allem, wenn sie nichts kostet.
Die Spitze lässt sich mit einer Feile richten, kein Problem.

Du schreibst leider nicht, was sonst noch an Zubehör und Werkzeug mit dabei ist.

Drechseln kann man aus Büchern lernen. Aber das ist der harte Weg. Besser ist ein Kurs bei einer Drechslerschule oder bei einem guten Volkshochschullehrer.

Die Bücher von Richard Raffan dürften m.E. die besten zum Lernen der Drechslerei sein. Wenn Du eines ergattern kannst, sie sind leider recht teuer, da auf Deutsch schon lange vergriffen. Das aktuelle Buch, erhältlich bei Dieter, kenne ich nicht, aber die Beschreibung klingt gut. Englische Bücher gibt es mehr und sie sind preiswert, da woodturning im angelsächsischen Schulsystem ein Lehrfach ist. Gute Autoren: Frank Pain und Dale Nish.

Die vielen kleinen Filmchen im Internet betrachte ich zwiespältig. Ein paar sind recht gut, eine grosse Menge ist nicht sehr hilfreich. Einige sind Krampf.

Drei wichtige Ratschläge:
1. Lass es dir von einem Könner zeigen.
2. Kauf nur gutes Qualitätswerkzeug aus HSS-Stahl. Für den Anfang brauchst du einen Schrägmeissel, zwei Röhren, einen Abstechstahl.
3. Lerne Schärfen! Drechselwerkzeuge werden anders geschärft als Schreinerwerkzeuge, du musst also eventuell umlernen.

und dann : Üben, Üben, Üben

Falls du nahe PLZ 89584 wohnst, kannst du ja mal bei mir vorbeischauen, ich zeige dir gerne, wie es geht.

viele Grüsse und viel Erfolg
reinhold

Bernd Grunwald
Beiträge: 472
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Re: Holzdrehmaschine geschenkt *MIT BILD*

Beitrag von Bernd Grunwald »


Hallo Reinhold,

vielen Dank für die guten Ratschläge. Für eine Einsteigermaschine ist es meiner Meinung nach ein ziemlich großer Apparat. Dafür hätte ich bestimmt ein deutlich kleineres Modell gewählt. Nun ja, ich habe auch nicht vor, ein Drechsel-Guru zu werden. Nur ab und an mal was Rundes herstellen. Viel mehr habe ich eigentlich nicht vor. Deshalb wird diese Einsteigermaschine wohl auch meine einzige Drehmaschine sein (und bleiben).

Zubehör war leider keins dabei, nur einige stumpfe, rostige Drechseleisen. Die sehen jetzt schon besser aus (siehe Foto), müssen aber noch geschärft werden. Das mache ich mit dem Koch-Schärfsystem, denn das Schärfen von Drechseleisen dürfte sich meiner Meinung nach nicht wesentlich vom Schnitzeisen-Schärfen unterscheiden. Jedenfalls werde ich mir für die fünf Drechseleisen kein separates Schärfsystem zulegen.



Die Maschine selbst sieht nach einer kleinen Generalüberholung auch schon deutlich besser aus:





An dem Handrad scheint allerdings eine Mutter zu fehlen. Normale M10 passt nicht drauf, das Gewinde scheint eine andere Steigung zu haben. Falls jemand weiß, was da drauf kommt, und wo man das bekommen kann, wäre das prima.

Vielleicht hat jemand ja auch noch irgendwelches Zubehör (z.B. eine Planscheibe, ein Futter oder einen Adapter von M20 auf M33, etc.), das er günstig abgeben kann, weil es nicht mehr gebraucht wird. Ich wäre ein potentieller Abnehmer.

Vielen Dank auch für die Einladung zu einer kostenlosen Drechsel-Einführung. Daraus wird wohl nichts, da ich mit mehr als 500 km Entfernung wohl doch ein wenig zu weit weg wohne. Trotzdem - danke fürs Angebot.

Gruß
Bernd

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Holzdrehmaschine geschenkt

Beitrag von reinhold »


hallo Bernd,

also mit Vierzack und Mitlaufkörner bist du für Langholzdrechseln zwischen den Spitzen schon mal gut ausgerüstet. Damit gelingen Werkzeuggriffe, Geländersprossen, Kerzenleuchter etc.

Auch der Weg, über einen M33-Adapter zu gehen, ist richtig. So ein Adapter kostet beim Drechselzentrum Erzgebirge (Steinert) ca 60 Euro, aber das ist eine einmalige Anschaffung.

Wenn Du aber Querholz (Schalen) oder einseitig eingespanntes Langholz (Dosen, Eierbecher) machen willst, dann brauchst entweder eine Planscheibe oder ein Schraubenfutter (für mich besser, aber da gehen die Meinungen auseinander). Das ist die preiswerteste Lösung und für gelegentliches Drechseln völlig ausreichend. Die doch recht teuren Vierbackenfutter oder Zangenspannfutter kannst du immer noch kaufen, wenn klar ist, dass du beim Drechseln bleiben willst.

Der abgebildete Werkzeugsatz begeistert mich weniger. Ich fürchte, der Stahl ist nicht das Gelbe vom Ei. Aber mach ruhig deine Versuche mit ihm und wenn du nicht weiterweist, kontaktier mich.

Noch etwas : die EB neigt dazu, Resonanzfrequenzen aufzubauen. Dann schwingen die Röhren wie Saiten. Ich habe einen wurstförmigen Sandsack mit ca 5 kg Gewicht über die Holme gehängt. Das hat sie beruhigt. Und am Anfang den Flachkeilriemen nicht straff spannen, sondern relativ locker lassen. Das wirkt wie eine Rutschkupplung und fängt "Schläge" unschädlich auf.

alles Gute
reinhold


Bernd Grunwald
Beiträge: 472
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Re: Holzdrehmaschine geschenkt *MIT BILD*

Beitrag von Bernd Grunwald »


Inzwischen habe ich mich weiter mit den Vorbereitungen für den Einsatz der geschenkten Holzdrehmaschine beschäftigt. Da die Maschine kein Untergestell hat, hatte ich sie erst mal auf die Hobelbank gestellt. Allerdings steht sie da zum Drechseln deutlich zu hoch. Auch meine Holzböcke kommen nicht in Frage, da auch sie zu hoch sind. Folglich habe ich ein passendes Untergestell selbst angefertigt:



Es ist zwar keine besonders massive Konstruktion, dafür ist sie aber mobil. Falls die Maschine deshalb (bei größeren Drechselstücken) vibrieren sollte, kann ich sie zusätzlich noch mit Kanthölzern in die Hobelbank einspannen. Beim Bau der Unterkonstruktion war mir wichtig, dass ich die Maschine schnell aufstellen und auch schnell wieder wegräumen kann, da ich in meiner Werkstatt keinen Platz für einen festen Standort habe. Das ist - wie man sieht - problemlos möglich. Zuerst wird das Transportgestell (ein preiswerter Möbelroller) angeschraubt. Dann wird das Untergestell an der Reitstockseite eingeklappt. Danach die schwerere Seite (die Spindelseite). Das Ganze lässt sich dann problemlos hochkant auf die Rollen stellen. Platzbedarf für Maschine incl. Untergestell und Zubehör: 30 x 60 cm Grundfläche.



Gruß
Bernd


reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Holzdrehmaschine geschenkt

Beitrag von reinhold »


genial !
Jetzt aber ran ans Drechseln....
gruss
reinhold

Michl
Beiträge: 482
Registriert: Di 4. Sep 2012, 18:20

Re: Holzdrehmaschine geschenkt

Beitrag von Michl »


Sehr schön gelöst - die Klappbarkeit! Wenn ich keinen Platz hätte, würde ich mir auch sowas überlegen.
Viel Spaß beim Drechseln!

Grüße,

Michl

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