Bandsäge 1935 - flache Bandagen - wie Einstellen? *MIT BILD*

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Michl
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Bandsäge 1935 - flache Bandagen - wie Einstellen? *MIT BILD*

Beitrag von Michl »


Hallo!

ich hab heuer eine Bandsäge von Paul Trommer aus dem Jahr 1935 hergerichtet. Die Maschine läuft inzwischen, allerdings hab ich noch ein Problem mit der Einstellung des Bandlaufes auf den flachen Bandagen. Vielleicht ist jemand hier im Forum der sich mit flachen Bandagen auskennt und weiß wie man solche Maschinen korrekt einstellt.




- Warum flache Bandagen?

Ich habe neue Bandagen auf die Maschine gemacht, da die alten stark abgenutzt und krumm waren. Ursprünglich war wohl Gummi auf den Rollen. Ich hab jetzt Gummikork-Bandagen aufgeklebt. Zunächt hab ich diese leicht ballig geschliffen, weil ich dachte, das wäre die beste Lösung (war leider nicht mehr zu erkennen ob die alten Bandagen ursprünglich ballig oder flach waren). Allerdings hat sich dann ein Problem mit den Sägeblatt-Führungen ergeben: Auf balligen Bandagen läuft das Sägeband immer mittig; Auf flachen Bandagen läuft das Sägeband am vorderen Rand der Rollen, so daß die Zähne vorne überstehen und nicht auf der Rolle laufen (der Schränkung wegen). Wenn ich auf meiner Maschine bei balligen Bandagen ein schmales Sägeblatt laufen ließ, ging das problemlos. Wollte ich jedoch ein breites Sägeblatt verwenden, war der Rücken des Blattes weiter hinten als es die obere Führung zuließ. Die obere Führung läßt sich nicht weit genug zurück stellen. Unten ist eine Führung aus Holzklötzen verbaut, die sich nicht nach vorn und hinten verstellen läßt. Bei mittigem Lauf des Sägeblattes - wegen den balligen Bandagen - müßte ich bei jedem Sägeblattwechsel auf ein breiteres oder schmäleres Blatt, auch die Holzklötzchen austauschen gegen entsprechend breite, passende Klötzchen. Aus diesen zwei Gründen gehe ich davon aus daß die Maschine ursprünglich für flache Bandagen konstruiert wurde. Bei flachen Bandagen kann die obere Führung weit genug zurück gestellt werden - egal wie breit das Blatt ist. Die untere Führung muß nie getauscht werden, da die Zähne immer an der gleichen Stelle, nämlich ganz vorne, laufen. Ich hab die Bandagen also wieder flach geschliffen.




(das sind noch Bilder von den Führungen vor der Restaurierung)

- Beschreibung des Problems:

Leider schaff ich´s nicht, das Band so laufen zu lassen, daß es so weit wie möglich auf den Rollen läuft, die Zähne aber vorne überstehen. Auch wenn ich die obere Rolle noch so fein justiere - das Band läuft immer entweder so weit vorne, daß die Zähne einen knappen cm vor der Rolle laufen oder das Band läuft komplett zurück auf die Rolle, so daß auch die Zähne auf der Rolle laufen. Durch die Rückenrolle könnte ich das zwar verhindern, aber zwischen Sägeband und Rückenrolle soll ja eigentlich ein bisschen luft sein, so daß die Rolle nicht ständig mitläuft, solange nicht gesägt wird.

- Zum Sägeband:

Das Band ist nagelneu, gerade verschweißt und korrekt geschränkt. Die Schränkung beginnt erst vor dem Zahngrund.

- Zur Maschine:

Aufgrund des Alters mußte ich die komplette Maschine zerlegen und reinigen. Die untere Rolle war also auch ausgebaut. Ich habe sie wieder in der Einstellung montiert wie sie vorher montiert war, als ich sie bekommen habe. Obere und untere Rolle fluchten genau - soweit ich das beurteilen kann. Ich habe auch versucht die untere Rolle ein klein wenig nach vorne oder hinten zu kippen - das brauchte aber keine Verbesserung bez. oben genanntem Problem.

Ich würde mich sehr über fachkundige Tips freuen!

Vielen Dank schon mal und Grüße,

Michl

Michl
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Re: Bandsäge 1935 - flache Bandagen - wie Einstell *MIT BILD*

Beitrag von Michl »


Hier noch eine Skizze zur Veranschaulichung:



1. Bei Balligen Bandagen läuft der Rücken der Bandsägeblätter weiter hinten als bei flachen Bandagen. -> Die originale, obere Führung läßt sich nicht so weit zurück stellen, daß breite Blätter noch verwendet werden könnten.
2. Bei Flachen Bandagen laufen die Zähne immer an der gleichen Stelle. -> Die Holzklötzchen der untren Führung müssen nie gegen schmälere oder breitere getauscht werden, was bei Balligen Bandagen der Fall wäre.

Wolf.Melloh

Re: Bandsäge 1935 - flache Bandagen - wie Einstell

Beitrag von Wolf.Melloh »


Hallo Michl,
ich hatte auch eine solche Maschine.
Die Bänder laufen mittig und nicht vorn, weil die Räder oben und unten nicht so exakt sind (Rundlauf und Lauf im Lager) wie heutige Modelle.
Das kann man mit einem Weichholzklotz (Birke) leicht feststellen / überprüfen.
Mittig zentriert sich das Blatt nahezu von allein, an der Vorderkante springen die schmalen Blätter immer wieder ab und zerreißen.
Nur so als Tipp.
Mit freundlichen Grüßen

Michl
Beiträge: 482
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Re: Bandsäge 1935 - flache Bandagen - wie Einstell

Beitrag von Michl »


Hallo Wolf,

danke für Deine Antwort! Was meinst Du mit "eine solche Maschine"?

Die Räder meiner Maschine laufen eigentlich sehr exakt (Rundlauf und Lauf im Lager) - im Gegensatz zu vielen "heutigen" Maschinen, die ich bisher gesehen habe ;-).

Wie gesagt - eigentlich gibts zwei Methoden: Ballige Bandagen für mittigen Lauf und flache Bandagen für den Lauf vorn am Rad. In beiden Fällen wird die Schränkung nicht beschädigt, weil kein oder wenig Druck auf die Zähne kommt. Das war vor über 100 Jahren so wie heute auch. Meine Maschine scheint für flache Bandagen gemacht worden zu sein. Eigentlich würde ich das auch gerne dabei belassen. Wenn´s damals ging, muß es heute auch gehen. Ich hab nur leider keine Erfahrung mit flachen Bandagen. Vermutlich mach ich irgendwas falsch...



MaxS
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Re: Bandsäge 1935 - flache Bandagen - wie Einstell

Beitrag von MaxS »

[In Antwort auf #89176]
Hallo Michl,

erstmal danke für die ausführliche Beschreibung deines Problems und der Maschine.
Nachdem in meiner Nachbarschaft eine Maschine ähnlicher Bauweise läuft (BJ 1905), kenne ich zumindest teilweise die etwas unkomfortable Einstellung des Bandlaufs. In der besagten Maschine (Teichert & Gubisch, ursprünglich eine Universalmaschine) sind unten die gleichen Führungen verbaut, oben sind deine bereits ein neueres Modell. Die Stützrolle für den Bandrücken ist aber auch hier mit einem Schlüssel zu verstellen, das ist im Vergleich zur APA und ähnlichen Führungen eher langwierig.
Die Bandagen wurden an dieser Maschine ballig (nach)geschliffen, anders war kein vernünftiger Lauf zu erzielen. Für die Führungen gibt es verschiedene Klötze (die müssen eh immer wieder nachgearbeitet werden), je nach Bandbreite; die Stützrolle muss eben bei Bedarf angepasst werden.

Ich wäre mir in deinem Fall nicht so sicher, ob die Bandagen ursprünglich gerade oder ballig waren. Hast du oben an der Führung die beiden Verstellwege voll ausgenutzt? Könnte es sein, dass einfach keine breiteren Bänder gefahren werden konnten?

Falls möglich würden mich übrigens ein paar Infos zum Antrieb, besonders der Motorwippe, interessieren.

Viele Grüße und Glückwunsch zur restaurierten Gussmaschine!
Max

Michl
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Re: Bandsäge 1935 - flache Bandagen - wie Einstell *MIT BILD*

Beitrag von Michl »


Kleine Korrektur - ich hab gestern was verwechselt:

Breite Bänder laufen bei balligen Bandagen problemlos. Aber Bänder die schmäler als 20mm sind, laufen vorne mit den Zähnen in die Seitenführungen. Es ist also nicht die Rückenrolle die nicht weit genug zurück gestellt werden kann, sondern die Seitenführung. Sorry!
Hier noch eine Skizze in die ich die Seitenführung mit Maßen eingetragen habe:



Auf dem Foto ist ein 30er Band aufgelegt. Die Bandmitte hab ich rot markiert.

Hallo Max - freut mich daß Du Dich hier meldest. Vielen Dank für Deine Antwort.
Zu Deiner Frage ob vielleicht keine breiteren Bänder verwendet werden konnten: Das ist nach meiner Korrektur oben, jetzt andersrum. Irgendwie kann ich mir aber nicht so recht vorstellen daß die Maschine nicht für Bänder, schmäler als 20mm gebaut wurde. Dann könnte man damit keine kleineren Radien als 140mm schneiden. Die Maschine stand ursprünglich in einer Wagnerei. Da waren sehr kleine Radien eigentlich alltag.
Das Nachstellen der Rückenrolle ist ansich kein Problem - geht ja ganz schnell. Das muß man beim Bandwechsel eh - egal ob die Bandagen ballig oder flach sind. Daß allerdings die unteren Klötzchen bei jedem Bandwechsel ausgetauscht werden müssen erscheint mir ein bisschen zu aufwendig. Aus diesen Gründen tendier ich immernoch dazu, daß die Bandagen ursprünglich flach waren, denn dann können schmale Bänder verwendet werden und die unteren Klötzchen müssen nicht ständig getauscht werden. Aber sicher weiß ich das natürlich nicht.
Kannst Du Bilder von der Teichert & Gubisch von 1905 besorgen? Auch von den Führungen? Hat die Maschine oben denn auch eine Klötzchenführung?

Ich denke, ich werde mal einen aktuellen Hersteller von Bandsägen mit flachen Bandagen anrufen und fragen ob die mir Tips zur Einstellung geben können. Kennt jemand einen deutschen Hersteller der flache Bandagen verbaut.

Kurz zum Antrieb:
Den habe ich wieder ungefähr so eingebaut wie er zuletzt in der Wagnerei, aus der ich die Säge habe, installiert war. Eine Motorwippe gibts nicht. Der Motor steht einfach auf einem Motorträger. Sollte sich der Riemen dehnen, kann der Motor mittels Langlöchern verschoben werden und so der Riemen wieder gespannt werden. Hier Bilder:





Grüße,

Michl

MaxS
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Re: Bandsäge 1935 - flache Bandagen - wie Einstell

Beitrag von MaxS »


Guten Abend,

jetzt stellt sich die Situation natürlich etwas anders dar, aber wirklich befriedigend ist es deswegen nicht.
Wenn ich die Bilder richtig interpretiert habe, dann gibt es wohl keine Möglichkeit, die Führung weiter nach hinten zu versetzen (ggf. auch die Stange, die die Führung trägt). Ohne die Maschine selbst in natura zu kennen, fällt mir momentan auch kein Weg, auf der Maschine schmalere Bänder in Verbindung mit balligen Bandagen fahren zu können.
Ein möglicher Grund für die Wanderneigung des Bandes könnte der relativ weiche Gummikork sein, aber das ist nur eine Vermutung. Eine Alternative dazu wäre vielleicht ein relativ festes, auf gleichmäßige Dicke gebrachtes (spalten, schleifen, vielleicht gibts noch weitere Möglichkeiten) Leder; heute üblich sind aber meist die Gummibandagen oder aufvulkanisierten Gummibeläge. Allerdings kenne ich die auch nur in ballig, Hema schleift beim Neuvulkanisieren lt. Katalog wieder Radien an. Panhans verbaut ebenfalls ballig geschliffene Laufräder bzw. lässt die so verbauen. Ob aktuell irgendwo bei normalen Holzbandsägen flache Bandagen verbaut werden - ich weiß es leider nicht. Aber das ballige Profil scheint sich da durchgesetzt zu haben. Pehaka hat früher meines Wissens auch Bandsägen für Holz gebaut (über das Profil der Laufrollen weiß ich aber nichts), Bäuerle und Kölle gibt es nicht mehr.

Bilder von der Teichert kann ich hoffentlich nachreichen, wenn der Motor mal vernünftig montiert ist - aktuell ist das nicht befriedigend, weil nichts nachgestellt werden kann und der Riemen trotz Wachs rutscht. Einzelteile der Wippe sind schon fertig, aber es dürfte noch etwas dauern, bis das komplett ist. Ganz ursprünglich wurde die Maschine mit Tieren angetrieben, dann kam ein Verbrennungsmotor und dann irgendwann der elektrische Antrieb. In den 113 Jahren hat sich viel verändert...

Viele Grüße,
Max

Heinz Kremers
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Re: Bandsäge 1935 - flache Bandagen - wie Einstell

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Michl,

die Situation ist schon besch... Daher sicher auch das Porta Potti auf dem ersten Bild in Reichweite :-))

Meine Bäuerle hat offenbar auch gerade Bandagen. Die sind aber sehr hart, also eher kein Gummi oder Kork. Für einen sauberen Lauf muß das Band stramm gespannt sein; etwas lösen und schon sucht das Band sich eine andere Bahn.

Kann es sein, daß die Neigungsverstellung der oberen Rolle etwas ausgeschlagen ist? Wäre ja ohne Band sehr gut zu prüfen; da sollte nichts wackeln. Oder ist es die Gleitbahn zum spannen des Bandes an der oberen Rolle (bei mir Schwalbenschwanzführung)?

Und als letzten Punkt: Versuch es doch mal mit einem anderen Band. Auch neu kann Fehler haben.

Viel Erfolg
Heinz



Georg aus'm Westen
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Re: Bandsäge 1935 - flache Bandagen - wie Einstell

Beitrag von Georg aus'm Westen »

[In Antwort auf #89182]
Mal ein ganz anderer Ansatz:
Kannst Du vielleicht die Laufrollen deiner Säge um ein paar Millimeter nach vorne auf der Achse justieren?
Somit könntest Du die balligen Bandagen, die sich ja viel besser justieren lassen, weiterhin nutzen und trotzdem auch schmalere Bänder einsetzen - je nachdem, wie weit Du die Rollen nach vorne versetzen kannst.
Nur mal als Gedankenspiel.
Viel Glück beim Finden einer Lösung,
Georg

Heinz Kremers
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Re: Bandsäge 1935 - flache Bandagen - wie Einstell

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Michl,

wie sieht es denn jetzt aus? Eigentlich erwarte ich ein Rückmeldung - es ei denn, Du hast das erst mal auf Eis gelegt. Das kenn ich auch.

Gruß
heinz

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