Dickenhobel ohne vorherigem fügen am Abrichthobel

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elias

Dickenhobel ohne vorherigem fügen am Abrichthobel

Beitrag von elias »


Hallo,

folgendes Szenarion: ich möchte aus mehreren Brettern eine Platte zusammen leimen. Ich trenne also die Bretter auf und füge die Schnittseite zuerst mit der Abrichte und die andere Seite dann mit der Dickte - soweit ich das richtig verstanden habe (bitte korrigiert mich falls ich falsch liege).

Nun meine Frage: beim auftrennen mit der Kreissäge ist die Schnittfläche ja schon fast perfekt. Genügt es einfach beide Seiten mit dem Dickenhobel zu fügen oder muss IMMER zuerste am Abrichthobel gefügt werden?

Falls letzteres: warum? Wie ist das Zusammenspiel Abrichte/Dickte?

Danke, lg, E.

Uwe Behle
Beiträge: 266
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Re: Dickenhobel ohne vorherigem fügen am Abrichtho

Beitrag von Uwe Behle »


Nach meinem Verständnis ist
Abrichten: Breitseite des Brettes plan/eben machen
Fügen: Schmalseite des Brettes auf einen bestimmten Winkel (fast immer 90°) in Bezug auf die Breitseite bringen und gerade hobeln.

Ich richte normalerweise ein Brett ab, dann füge ich es, so daß die Kante absolut fluchtet und 90° zur Breitseite ist.

(*) Anschließend wird das Brett durch den Dickenhobel geschoben um eine gleichmäßige Dicke zu erreichen.

Will man mehrere Bretter verleimen, so empfiehlt es sich jeweils zwei Bretter gleichzeitg zu fügen, sodaß sich Winkelungenauigkeiten aufheben.
Dazu klemmt man die Bretter z.B. mit den Oberseiten zueinander zusammen und fügt die Seiten, die später verleimt werden sollen gleichzeitig.

Wenn man einen großen Dickenhobel hat, kann man ggf. erst die verleimten Bretter auf Dicke hobeln statt den obigen Schritt (*) vorzuziehen.

Im Interesse einer geschlossenen Fuge, empfiehlt es, sich die Abrichte leicht hohl einzustellen, sodaß die unverleimte Fuge an den Ende schließt und in der Mitte ein paar Zehntel (je nach Länge) offen ist.
Aber viele wollen auch eine absolut gerade Kante haben - muß man selber abwägen.
Durch den Pressdruck schließt sich dann die Fuge auch in der MItte und die Enden gehen durch die Vorspannung nach dem Trocknen nicht wieder auf.
Das passiert im umgekehrten Fall (bauchige Bretter verleimen) gerne.

Wenn Du die Kante mit der Kreissäge vorbereitest geht das natürlich nicht. Es kann aber bei gutem geraden Schnitt eine passable Fuge entstehen.
So gut (fast unsichtbar) wie mit der Abrichte wird es aber nur sehr selten.

Uwe

Franz Kessler
Beiträge: 2298
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Re: Dickenhobel ohne vorherigem fügen am Abrichtho

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Elias

Uwe hat das schon sehr gut erklärt, meine Vorgehensweise weicht etwas ab, in dem ich beim Fügen die Bretter in Vorauswahl nebeneinander lege und die gefundene Reihenfolge durchnummeriere, das ist eigentlich ein andrer Vorgang, macht wohl jeder.
Dann gehe ich hin und schreibe immer an jede Nahtstelle auf die eine Seite eine 1, auf die andere Seite eine 2, an meinem Hobelanschlag ist ein Pfeil angebracht, die eine Seite zeigt nach links mit Ziffer 1, die andere Seite zeigt nach recht mit Ziffer 2.
Beim Fügen der Seite mit Ziffer eins, wählst Du den Anschlag so, das die beschriftete Seite nach links zeigt, mit Ziffer zwei zeigt die beschriftete Seite nach rechts.
Dadurch gleichst Du eine eventuelle Ungenauigkeit Deines Anschlages aus und Du bekommst garantiert eine gerade Platte.

Der von Uwe erwähnte Vorschlag mit dem hohl hobeln, ist eine gute Sache, eine so verleimte Platte ist wesentlich besser gegen das Aufreißen geschützt, umgekehrt sollte es nicht vorkommen, das ein Spalt gegen die Enden der Platten besteht, dann ist das Aufreißen vorprogrammiert.

Ich würde Dir aber Vorschlagen, an anderen weniger wichtigen Brettern das zu probieren, so ganz einfach ist es nicht.

Gruß Franz

MaxS
Beiträge: 1583
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Re: Dickenhobel ohne vorherigem fügen am Abrichtho

Beitrag von MaxS »

[In Antwort auf #89164]
Hallo Elias,

bei sägerauen Brettern/Bohlen/Dielen als Ausgangsmaterial hat sich bei mir folgendes Verfahren bewährt:
* Ausgangsmaterial ablängen (egal wie)
* auf der Formatkreissäge grob zuschneiden
* je nach Holz, Wuchs und Verwendung etwas Zeit zum Entspannen und akklimatisieren geben (über Nacht bis mehrere Wochen) - das muss aber nicht unbedingt sein!
* breite Seiten grob abrichten und grob auf Dicke hobeln, kleine Fehlstellen sind noch erlaubt
* Schmalseiten fügen (ich mache das nur noch auf der Formatkreissäge, weil das bei mir die besten Ergebnisse bringt)
* verleimen
* abrichten, auf Dicke aushobeln

Die Akklimatisierungsphase hat sich besonders bei Rahmenhölzern und sonstigen besonders verzugsempfindlichen Bauteilen, das können zT auch Platten sein, bewährt. Nach dem Fügen sollten die Teile aber umgehend verarbeitet werden, um nicht durch weiteren Verzug offene Fugen zu riskieren.

Um also auf deine Ausgangsfrage zurückzukommen: ja, man kann mit einer entsprechenden Maschine (jede semi- bis professionelle Formatkreissäge) ohne größeren Aufwand verleimfertige Schnittkanten erzeugen, die ein fugendichtes Verleimbild ergeben. Natürlich sollte das Sägeblatt dabei in ordentlichem Zustand sein und schwingungsfrei laufen, der Schlitten sollte kein Spiel haben und der Bediener sollte seine Maschine einigermaßen beherrschen. Es macht aber wohl keinen Sinn zu versuchen, an sägeraue, verzogene Bretter verleimfähige Kanten anzubringen. Möglich sein dürfte das durchaus, aber mir fällt gerade kein sinnvoller Verwendungszweck ein.

Bzgl. deiner Überlegungen, ob der Abrichthobel wirklich sein muss: Wenn man ihn durch die Kreissäge ersetzen kann, dann nicht. Mit dem Dickenhobel kann man aber keine Kanten gerade bekommen, deswegen ist das eher der Schritt, den man sich sparen kann. Je nach Verwendungszweck lassen sich Platten auch aus keilförmig zulaufenden Lamellen herstellen - damit hat man zum Teil deutlich weniger Verschnitt. Sobald man das macht, bringt der Dickenhobel zum Fügen eh nichts mehr, dieser Schritt liegt dann alleine bei der Kreissäge oder Abrichte.

Ich hoffe, dass deine Frage damit und mit den weiteren Antworten einigermaßen geklärt werden konnte. Ansonsten: weiterfragen!

Viele Grüße
Max

Michael Weisser
Beiträge: 90
Registriert: So 21. Feb 2021, 16:17

Dickenhobel ohne vorherigem fügen am Abrichthobel

Beitrag von Michael Weisser »

[In Antwort auf #89164]
Hallo Elias,

Sinn der Abrichte ist es Referenzflächen zu schaffen die in 90° zu einander stehen. Die den abgerichteten Flächen gegenüberliegenden unbehandelten Flächen können dann an der Dickte zum einen parallel zu den Referenzflächen gehobelt werden und zum anderen kann eine einheitliche Dicke aller Bretter erzielt werden. Haben deine Bretter bereits eine einheitliche Dicke und sind sie vielleicht schon so gerade, dass beim Besäumen (oder Auftrennen) die Schnittflächen mit 90° zu den breiten Flächen stehen, könnte das Abrichten und Dickten der zur Schnittfläche senkrecht stehenden Flächen (theoretisch) entfallen. Ich halte dies aber für sehr unwahrscheinlich. Hängt ganz vom Material, Verwendungszweck und deinen Ansprüchen ab.

Ich persönlich schaffe es nicht, fügefertige Schnittflächen mit der Kreissäge herzustellen (habe nur eine HKS mit Führungsschiene).
meine Vorgehensweise:
Prüfen der Bretter, Planen und Markieren
Besäumen bzw. Auftrennen
Anordnung der Bretter festlegen
Breite Flächen Abrichten/Planhobeln
Eine Schnittfläche Abrichten (hierbei bevorzuge ich konkave Flächen)
An der Dickte die breiten Flächen auf einheitliche Dicke hobeln
die zweite Schnittfläche an der Dickte parallel zur ersten Hobeln (jedes Brett hat i.d.R. eine individuelle Breite)
Die Bretter aneinanderlegen und längs so verschieben, dass ein gewünschtes Bild der Maserung entsteht und anschließen Markieren um die genaue Position wiederherstellen zu können (Schreinerdreick oder Ähnliches)
Jetzt kommt der schöne Teil...die Schnittflächen nacheinander mit dem Handhobel komplett plan und in Bezug auf die Schnittfläche des dazugehörigen Brettes hobeln. Hierbei prüfe ich die Fügefläche mit der Lichtspaltmethode und die 90° Winkel mit dem Schreinerwinkel (ein guter Winkel und ein möglichst langes Lineal sind m.E. unerlässlich zum Prüfen).
Dies sooft wiederholen, biss die Platte fertig zusammengelegt werden kann.
Abhängig von der Breite der gewünschten Platte verleime ich dann die Bretter einzeln oder alle zusammen (Gefühlssache und abhängig davon, ob ich das Gefühl habe, dass die Platte beim Verleimen buckelt oder nicht). In jedem Fall hilft es die Platte probeweise ohne Leim zu Verspannen.
Wie man die das Fügen ohne Versatz hinbekommt ist ein Geheimnis, dass ich auch noch am ergründen bin.
Das Ablängen der Platte und Herstellen der endgültigen Maße, erledige ich ganz zum Schluss.

Ein Platte herstellen dauert bei mir immer recht lange...macht aber enorm Spass. Der Unterschied zwischen maschinell (lieblos) hergestellten Platten und händisch hergestellten Platten, bei denen die Bretter einzeln ausgesucht und ausgerichtet wurden, die Brettbreiten unterschiedlich sind und allgemein etwas Enthusiasmus eingebracht wurde...ist enorm.

Grüße und viel Erfolg.

Michael


Bernd Grunwald
Beiträge: 488
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Re: Dickenhobel ohne vorherigem fügen am Abrichtho

Beitrag von Bernd Grunwald »

[In Antwort auf #89164]
Hallo,

folgendes Szenarion: ich möchte aus mehreren Brettern eine Platte zusammen leimen. Ich trenne also die Bretter auf und füge die Schnittseite zuerst mit der Abrichte und die andere Seite dann mit der Dickte - soweit ich das richtig verstanden habe (bitte korrigiert mich falls ich falsch liege).

Nun meine Frage: beim auftrennen mit der Kreissäge ist die Schnittfläche ja schon fast perfekt. Genügt es einfach beide Seiten mit dem Dickenhobel zu fügen oder muss IMMER zuerste am Abrichthobel gefügt werden?


Meine Antwort hierzu lautet: Ja, man kann die Schnittflächen eines mit der Kreissäge (oder mit der Bandsäge) aufgetrennten Brettes einfach nur mit dem Dickenhobel leimfertig machen (ich mache das gerne, wenn ich mir damit den lästigen Umbau von Dickenhobel auf Abrichte sparen kann). Vorausgesetzt, die Schnittflächen sind hinreichend rechtwinklig. Das muss in jedem Fall nach dem Hobeln, aber noch vor dem Verleimen geprüft werden. Bei negativem Prüfergebnis muss (!) an der Abrichte oder mit dem Handhobel gefügt werden.

Letzteres ist bei breiteren Leimlingen besonders wichtig. Ausnahme: Wenn die zu verleimenden Bretter schmal genug sind, kann man die nicht exakt rechtwinkligen Schnittflächen notfalls auch ohne Abrichten zusammenleimen. Dann muss man aber beim Verleimen darauf achten, dass die Schnittflächen (bzw. deren Winkelabweichungen) so zusammengelegt werden, dass die Platte ihre gewünschte Form behält. Außerdem müssen die einzelnen Bretter hinreichend dick sein, sodass die Winkelabweichungen nach dem Verleimen mit einem scharfen Handhobel schräg zum Faserverlauf oder mit einem Bandschleifer beseitigt werden können, und zwar ohne die gewünschte Sollstärke der Platte zu reduzieren.

Fazit: es geht in manchen Fällen auch ohne Abrichten. Allerdings nicht in jedem Fall. Das Abrichten (Fügen) der Schnittflächen vor dem Verleimen führt aber in jedem Fall zu einem guten Ergebnis.

Gruß
Bernd

Uwe Behle
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Re: Dickenhobel ohne vorherigem fügen am Abrichtho

Beitrag von Uwe Behle »


Eines ist mir nicht ganz klar - wollt ihr die Bretter hochkant in die Dickte schieben?
Das geht doch nur, wenn sie ein vernünftiges Verhältnis zwischen Breite und Dicke haben.
Wenn ich so an einige Füllungen zurückdenke, die Einzelbretter waren 200mm breit und 6mm stark. Die würde ich nie durch die Dickte schieben wollen.
Außerdem ist es normalerweise völlig unnötig, daß die einzelnen verleimten Bretter parallele Kanten haben.
Das verleimte Endprodukt wird doch noch einmal auf der Formatsäge auf richtige Größe gesägt, da spielt eine schiefe Fuge mit ein paar Grad Abweichung doch keine Rolle.
Oder verstehe ich hier etwas falsch?

Horst Entenmann
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Re: Dickenhobel ohne vorherigem fügen am Abrichtho

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Uwe,

Es kommt immer darauf an was du zusammenleimen willst. Wenn du saubere, ebene Bretter mit rauher oder krummer (Wald-) Kante hast, die vielleicht nicht alle genau gleich breit sind, dann kann man die auf der Säge absägen und verleimen.
Wenn du etwas stärkeres Ausgansmaterial hast, das in sich verdreht und verzogen ist, dann musst du evtl. erst einmal eine Bezugskante herstellen die gerade und eben ist, damit du dein Werkstück weiterbearbeiten kannst weil es sonst auf dem Maschinentisch kippelt.

Es gibt im Indernett auch Anleitungen wie man das mit einem Dickenhobel alleine machen kann, wenn man keine Abrichte hat. Dazu wird das Werkstück auf ein Brett gelegt und mit Keilen unterlegt, so daß es nicht nachgeben kann.
Manche machen es auch von Hand, aber das braucht Erfahrung, Zeit und Armschmalz.

Wenn du sehr dünne Leisten zusammenleimen willst, dann würde ich die immer paarweise einspannen und zwar so, daß entweder die Oberseiten oder die Unterseiten aufeinander liegen und mit der Richtbank einebnen.

Gruß Horst

Uwe Behle
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Re: Dickenhobel ohne vorherigem fügen am Abrichtho

Beitrag von Uwe Behle »


Ja, ich habe auch schon Bretter mit der Kreissäge gesägt und war erstaunt, wie gut die Kante sein kann.
Z.B. habe ich mal aus 55mm Buche-Blockware 2m lange und 50mm breite Furnierstreifen mit der Kreissäge hergestellt. Die sind über die gesamte Länge nur 0.7mm stark. Hätte ich nicht für möglich gehalten.

Aber Bretter hochkant durch die Dickte kommt eher selten vor. Eigentlich nur dann, wenn ich eine auf 0.1mm genaue Breite haben will, weil es irgendwo genau passen muß.
Das ist mit der Kreissäge schwierig einzustellen.

Was anderes sind Leisten/Latten, also z.B. 24x48mm - die stelle ich regelmäßig auch mit der 48mm Höhe in den Dickenhobel. Wenn man aus sowas Bretter machen will ist das natürlich eine Methode...

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