Stichsäge: Schnitt verlaufen

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Rolf Richard
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Stichsäge: Schnitt verlaufen

Beitrag von Rolf Richard »


Mir ist etwas Merkwürdiges passiert, was ich so eigentlich nicht kenne:

Von 15mm starkem Multiplex wollte ich einen Streifen abtrennen. Riss gezeichnet, Führungsschiene mit Stichsägenadapter angelegt und nach dem Sägen festgestellt, dass der Schnitt nach kurzer Zeit im Material um ca. 2mm verlaufen war - dummerweise zur schlechten Seite!

Offensichtlich war das Blatt zur Seite ausgewichen, hat die Trägerplatte des Adapters beschädigt und sich neben dem Schlitz eingearbeitet.

Wie kommt das zustande? Mit der Säge selbst (Bosch PST 650 PE) gab es nie Probleme, mit den Sägeblättern von Projahn auch nicht. Pendelhub wurde nicht benutzt.

Zu schneller Vorschub? Doch ein stumpfes Blatt?

Gruss
Rolf

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Thomas Kaes
Beiträge: 715
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Re: Stichsäge: Schnitt verlaufen

Beitrag von Thomas Kaes »


Tag Rolf,

ein einziger Fremdkörper / Ast der in den Leimfugen enthalten ist, kann dein Stichsägeblatt schon aus der Bahn bringen.
Bei Span- / OSB-platten tlw. noch schlimmer, was da bei minderwertigen Qualitäten im Kuchen mit verpresst wird.

Die Leimschichten machen dein Stichsägeblatt auch recht schnell stumpf,
das sind Materialien, wo ich dir doch den Griff zur Tauchsäge mit HM-bestückten Blatt anraten würde.
Abgesaugt und Schienengeführt auf einer zerspanbaren Unterlage eine recht saubere und sichere Maschine.

Gruss
Thomas

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1722
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Stichsäge: Schnitt verlaufen

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guuden,

zusätzlich zu Thomas' Ausführungen,
ein breites, wenig geschränktes Sägeblatt verwenden.
Wenn es denn sein muss, einen geraden Schnitt mit einer Stichsäge vorzunehmen.

g.H.! J.

Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Stichsäge: Schnitt verlaufen

Beitrag von Rafael »

[In Antwort auf #87730]
Hallo Rolf

Vor einer langen Zeit musste ich mal einige gerade Schnitte in 8mm Sperrholz ausführen, einige davon auch noch auf Gehrung. Da mir zu dieser Zeit keine andere Säge zur Verfügung stand als eine ältere Bosch ohne Pendelhub, habe ich es damit, entlang einer Anlegekante gemacht. Es war mir klar, dass es höchstwahrscheinlich in die Hose geht, deswegen nahm ich ein frisches Sägeblatt des Typs mit geschliffenen Zähnen. Mit minimalem Vorschub ist es mir tatsächlich gelungen die Aktion durchzuführen.
Heute weiß ich, dass ich damit richtig Glück hatte. Ich würde sowas nur dann wiederholen, wenn nichts anderes zur Verfügung steht und ich wüßte, dass die Sägerichtung der handgeführten Stichsäge absolut parallel zu den Seiten des Sägenschuhs ist.
Wenn es bei dir einige male geklappt hat, dann gehe ich davon aus, dass das Blatt nicht mehr scharf genug war oder versehentlich leicht verbogen wurde.

Ich behaupte nicht, dass man mit einer Stichsäge nicht gerade sägen kann. Es ist aber leichter es freihand, entlang einer Anrißlinie zu machen, als zwangsgeführt, wo es zu dem beschriebenem Problem kommen kann.

Rafael

Ulrich Leimer
Beiträge: 473
Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:43

Re: Stichsäge: Schnitt verlaufen

Beitrag von Ulrich Leimer »


Hallo Rolf,

anscheinend hatten auch die Profis dieses Problem. Bei Mafell hatte man sich dann entschieden, wenn es denn an einer Schiene sein muss und der Schnitt gerade und auch senkrecht werden soll, ein spezielles Sägeblatt zu entwickeln.
Heraus kam ein am Zahn fast doppelt so breites Stichsägeblatt als am Rücken. Hier besteht dann die Möglichkeit, dass es sich genügend frei schneidet, um auch parallel an der Schiene zu laufen.
Festoll meinte dazu, sie schaffen das mit normalem Sägeblatt in festen Führungsbacken, da sie die Schubstange oben in der Masch gut gelagert haben. Auf der Messe vorgeführt, sah das auch in 60 mm Buche gut aus und
mit Winkel kontrolliert, senkrecht. Das ist mit einer einfachen Stichsäge sicher nicht wiederholgenau zu realisieren, denke ich.
Wie schon geschrieben, wäre dafür auch meine Wahl einfach eine andere Maschine.
Gruß Uli

joh. t.
Beiträge: 739
Registriert: Sa 25. Nov 2017, 13:35

Re: Stichsäge: Schnitt verlaufen

Beitrag von joh. t. »


Nicht ganz richtig. Mafell ist schon der richtige Ansatz. Aber nicht das spezielle Sägeblatt. Das ist für Kurven. Bei allen anderen Stichsägen außer der P1CC wird das Sägeblatt extra noch geführt. Dadurch entsteht Reibung-Hitze das Sägeblatt verformt sich. Es verläuft. Mafell hat das durch einen sehr massiven Stößel gelost. Das hat mir so mal ein Mafell Mitarbeiter auf einer Schulung erklärt. Funktioniert auch sehr gut . Ich will auch keine andere mehr haben, aber das Ding ist auch s...teuer. VG Johannes

Rolf Richard
Beiträge: 3390
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Re: Anderer Ansatz

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #87730]
Vielen Dank für die vielen Hinweise!

Nach dem Misserfolg habe ich dann die schienengeführte Handkreissge (190er Blatt, 56 Zähne, nach Herstellerangabe speziell für beidseitig furnierte bzw. beschichtete Platten; hohe Schnittgüte) genommen. Natürlich kein Verlaufen, aber auch kein sonderlich glatter Schnitt. Da muss man in jedem Fall noch nacharbeiten.

Wesentlich besser wird es, wenn ich einen Vollhartmetall-Spiralnutfräser verwende. Die Rüstzeit für die Oberfräse an der Schiene ist auch nicht länger. Ich verwende einen 4mm Fräser von Klein (FWB 362402). Der kann allerdings den Schnitt nicht in einem Durchgang ausführen. Mit einem richtig eingestellten Revolvertiefenstop an der Fräse sind die zwei benötigten Einstellungen allerdings kein Aufwand.

Das Beste daran ist die Qualität der erzeugten Kante. Sie wird wesentlich besser als mit der Kreissäge, da ist praktisch keine Nacharbeit nötig.

Mit dem kleinen Fräser kann man maximal ca. 21 mm starkes Material durchtrennen. Das geht (in zwei Stufen), weil der Fräser oberhalb der 14 mm langen Schneiden erst mal in gleicher 4mm-Stärke weitergeht, bevor er zum 8mm Schaft wird.

Nochmal vielen Dank für die Hilfestellungen!

Gruss
Rolf

Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Anderer Ansatz

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Rolf,

blöde Frage:
Warum sägst Du nicht mit der Kreissäge mit geringem Übermaß und bringst die Kante dann mit der Oberfräse auf Endmaß wenn es auf eine so saubere Kante ankommt?

Andere Frage:
Wie tief taucht Dein Sägeblatt ein? Sehr tief oder nur Materialstärke plus "etwas"?

Gruß
Heinz

Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
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Re: Anderer Ansatz

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Heinz!

blöde Frage:
Warum sägst Du nicht mit der Kreissäge mit geringem Übermaß und bringst die Kante dann mit der Oberfräse auf Endmaß wenn es auf eine so saubere Kante ankommt?


Keine Blöde Frage, aber wozu der doppelte Aufwand? Die Oberfräse alleine ist sicher schneller als beide Maschinen im Zusammenspiel.

Wie tief taucht Dein Sägeblatt ein? Sehr tief oder nur Materialstärke plus "etwas"?


Rechnung:
- Schnitttiefeneinstellung an der Säge auf 25 mm
- Die Säge ist auf einer 6 mm starken Trägerplatte montiert
- verbleibend 19mm Schnitttiefe für 15 mm Material

Das Problem sind nicht etwa Kantenausbrüche, da schneidet das Blatt sehr sauber, problematisch ist die relativ grosse Rauigkeit der Kante. Die einzelnen Schichten des Multiplex (Birke Multiplex) verhalten sich offensichtlich unterschiedlich beim Durchtrennen. Mit dem scherend schneidenden Fräser ist die Schnittgüte wesentlich besser.

Gruss
Rolf

Bernd Zimmermann
Beiträge: 246
Registriert: Mi 15. Apr 2015, 20:15

Re: Anderer Ansatz

Beitrag von Bernd Zimmermann »

[In Antwort auf #87772]
Hallo Rolf,

kleiner Tip, falls Du es nicht sowieso schon selbst gesehen hast: Heiko Rech hat letzten Dienstag bei HOLZWERKEN einen Bericht zum fransenfreien Sägen von beschichteten Platten eingestellt.

Und eine Frage eines Neandertalers: Könnte man nicht evt. ein Opferholz unterlegen/unterspannen?

Gruß
Bernd

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