Geschweiftes fügen

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Horst Entenmann
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Geschweiftes fügen

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo zusammen,

Beim Stöbern im Indernet bin ich auf den Fräsersatz zum geschweiften Fügen der Fa. ENT gestoßen.
Dort kann man sich auch die Anleitung runterladen.

Mich würde interessieren ob das schon mal jemand gemacht hat und wie die Erfahrungen sind.
Für mich wäre das vor allem interessant um Frässchablonen herzustellen, die sozusagen positiv und negativ ineinander passen.

Außerdem habe ich noch ein paar Fragen:

1. Ich konnte bisher keinen anderen Anbieter als die Fa. ENT für so etwas finden. Kennt jemand noch andere Systeme?
2. In der Anleitung wird eine Mutterschablone hergestellt und damit werden dann Bruder- und Schwesterschablone angefertigt. Wobei die Schwesterschablone ja eine 1:1-Kopie der Mutterschablone ist und sich mir die Frage stellt ob man darauf nicht verzichten könnte?
3. Der Satz besteht im Prinzip aus 3 Bündigfräsern mit verschiedenen Durchmessern (einer davon ist kein richtiger Bündigfräser sondern hat ein größeres Kugellager). Warum so kompliziert? könnte man nicht z.B. mit einem 10mm Bündigfräser auskommen und für das zweite Werkstück dann einen 30er Kopierring verwenden?
4. Kann man eigentlich auf den Schaft eines normalen Nutfräsers ein Kugellager montieren und sich damit selbst so einen abgestuften Fräser bauen? Oder sind die Schaftdurchmesser nicht genau genug?

Gruß Horst

Rolf Richard
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Re: Geschweiftes fügen

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Horst,

Kannst Du mal die Typennummer angeben, die Dich interessiert?

Gruss
Rolf

Horst Entenmann
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Re: Geschweiftes fügen

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Rolf,

Die ENT-Artikelnummer ist 09040

Gruß Horst

Rolf Richard
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Re: Geschweiftes fügen

Beitrag von Rolf Richard »


Die ENT-Artikelnummer ist 09040


Hallo Horst,

einen anderen Anbieter kenne ich nicht, könnte mir höchstens vorstellen, dass man bei Trend etwas findet. Das Problem - dort arbeitet man sehr viel lieber mit Zollmassen.

Ein Lager auf einen 8er Schaft zu schieben habe ich auch probeweise mal gemacht. Das Problem: Du bräuchtest einen Klemmring um das Lager festzuhalten, sonst kann es nach oben wegdriften und so die Führungskante verlassen.

Gruss
Rolf



Christoph Schmitz
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Re: Geschweiftes fügen *MIT BILD*

Beitrag von Christoph Schmitz »

[In Antwort auf #87105]
Hallo Horst,

ich war zu geizig, mir so einen Fräsersatz zu kaufen. Dein Punkt 3 ist richtig: mit einem Nutfräser und einer drei Mal so großen Kopierhülse (z. B. 10 mm - 30 mm) bekommt man das auch hin.

Ich bin so vorgegangen, um zwei geschweifte Teile herzustellen, die genau zueinander passen:

- Erstellen einer Ur-Schablone mit nicht allzu engen Kurven.
- Abfahren der Schablone mit der Kopierhülse auf einem Stück MDF o. Ä. Man erhält zwei Teile, die allerdings nicht zusammenpassen, weil ja 10 mm vom Fräser fehlen. Außerdem hat das Ganze 10 mm Versatz zur Ur-Schablone wegen der Konstellation Fräser-Kopierhülse.
- Abfahren eines der Teile aus dem vorigen Schritt mit der Kopierhülse. Man erhält ein Teil, das um die fehlenden 10 mm größer ist und perfekt zum Gegenstück aus dem vorigen Schritt passt.

Ausgedacht hab ich mir das natürlich nicht selbst, sondern hier abgekupfert:

https://youtu.be/meW486jofVw

Vorteil der genannten Fräsersets ist, dass der Versatz aus Schritt 2 wegfällt. Aber mit ein paar Mal mehr Vor- und Zurückkopieren bekäme man das auch mit der Kopierhülse hin.

Viele Grüße
Christoph

PS. Hier das Ergebnis des Versuchs. Bitte die Bildqualität entschuldigen.



Horst Entenmann
Beiträge: 1154
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Re: Geschweiftes fügen

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Chrisoph,

Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und den Link.
Der Film erklärt die Sache sehr gut.
Mir kam das gleich ein bißchen komisch vor mit den drei unterschiedlichen Fräsern. Das wirft meiner Meinung nach nicht unbedingt ein besonders gutes Licht auf die ENT-Leute.
Dein Bild ist auch gut, kein Grund sich über mangelnde Qualität zu beschweren. Interessanter Kontrast und das Wichtigste ist ja daß die beiden Teile zusammenpassen und die Fuge nicht zu groß wird.

Gruß Horst

Amadeus
Beiträge: 231
Registriert: Do 26. Jan 2017, 12:22

Re: Geschweiftes fügen

Beitrag von Amadeus »

[In Antwort auf #87105]
Moin!

Interessantes Fräserset. Mir wäre es persönlich zu teuer. Ich mag auch keine Kugellager am Fräser haben, seitdem mir vor zig Jahren eines in der Schutzbrille landete. Daher vielleicht mal ein Denkanstoß in eine ganz andere Richtung:




Den Schmuh am Fräser einfach ignorieren. Das ist noch ein Konststoffrest der Melamin Beschichtung. Das ist natürlich auch nur auf die Stelle improvisiert, da mein Bohr- u. Frästisch noch nicht fertig ist.

Ich kopierfräse so wie es in den Bildern zu sehen ist, seitdem ich vor etlichen Jahren in einer Gitarrenbauwerkstatt eine tonnenschwere alte Bäuerle gesehen habe, die es auf identische Weise tut. Diese Fräse hat den Luxus gehabt, dass sich die Stifte auf dem Werktisch auswechseln lassen. Ich habe diverse Resthölzer mit unterschiedlich starken Dübeln drin. Das soll sich aber mit dem neuen Frästisch sowieso ändern.

Falls du also einen stabilen Bohrständer und eine Metabo, Suhner, Kress oder andere Frässpindel dazu haben solltest, könntest du ja mit deinem kleinsten Fräser beide Schablonenhälften nach der ENT Anleitung Fräsen. Im Anschluss daran würde ich beide Werkstücke befräsen, indem ich zum verwendeten Fräserdurchmesser den Fräserdurchmesser der Schablonenfräsung als Stiftdurchmesser addiere. So sollten beide Seiten mittig zusammengeführt werden können. Das Loch für den größeren Stift würde ich mit einem passenden Bohrer und einer Bohrmaschine in die Grundplatte bohren. Natürlich darf im Anschluss nichts am Ständer verstellt werden, damit der Stift zentriert unter dem Fräser sitzt.

Falls du obiges Werkzeug nicht besitzt, stellt sich noch die Frage, ob du bereits einen Kopierfräser mit Anlaufring besitzt. Falls ja, kann man hierbei sicherlich durch Austausch des Kugellagers und ein wenig Addition auch zum Ziel kommen, ohne viel Geld auszugeben.

Ich hoffe das hilft und war nicht zu diffus!

Schicken Gruß,
Amadeus

Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Geschweiftes fügen

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Amadeus,

Ich habe die Lösung mit dem Stift tatsächlich schon einmal gesehen, das war aber in Zusammenhang mit einem Frästisch für einen Dremel oder so einem Gerät. Da war der Motor unten eingebaut und der Stift war an einem Arm oben befestigt. Das bedingt unter anderem daß die Konstruktion sehr stabil ist, sonst verbiegt sich der Arm und die Abweichungen können ziemlich groß werden. Ein Hauptvorteil ist, daß man auch kleinere Stifte einsetzen kann, bei Kopierhülsen kann man immer nur größere Durchmesser als der Fräser einsetzen. Für Platten und kleinere Werkstücke geht das sicher ganz gut. Einen Ausschnitt in eine Küchenarbeitsplatte oder einen Zapfen an einen Balken zu fräsen stell ich mir aber etwas problematisch vor.

Fräser mit Anlaufring habe ich verschiedene. Damit gab es bisher auch keine Probleme. Ich habe auch schon daran gedacht mir einen Satz Kugellager anzuschaffen um Fälze usw. fräsen zu können, aber in Anbetracht der Tatsache daß es da so viele verschiedene gibt, habe ich das dann gelassen.

Gruß Horst



joh. t.
Beiträge: 739
Registriert: Sa 25. Nov 2017, 13:35

Re: Geschweiftes fügen

Beitrag von joh. t. »




Hallo,
Schablone aus MPX mit Dekupiersäge ausschneiden und dann mit umgedrehter Oberfräse mit festem Anschlag oder Kopierringen fräsen. Der Baum ist gefälzt, der Rest genutet. Das ist eine Füllung meines Meisterstücks von 94. Die Truhe komplett mit klass. Holzverbindungen.

VG Johannes

Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Geschweiftes fügen

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Johannes,

Sehr schönes Stück.
Gefällt mir richtig gut.

Gruß Horst

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