Der bessere Scheibennutfräser?

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Rolf Richard
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Der bessere Scheibennutfräser?

Beitrag von Rolf Richard »


Seit kurzem habe ich meine Fräsersammlung für die Oberfräse um einen weiteren Scheibennutzfräser erweitert.

Es handelt sich um einen 360805 von FWB bzw. Sistemi Klein.

Technische Daten:
- Schaft 8mm
- Fräserdurchmesser 47,6mm (1 7/8 ''), dreischneidig
- Schneidenhöhe 5mm



Der Unterschied zu herkömmlichen Scheibennutzfräsern besteht darin, dass am Schaftende keine Befestigungsmutter übersteht.


Links herkömmlicher Scheibennutfräser, rechts der neue ohne Mutternüberstand

Gehalten wird die Scheibe durch die 3mm Inbusschraube. Da der Aufnahmedorn Abflachungen besitzt, kann er mittels Gabelschlüssels gehalten werden. Das ermöglicht den Scheibenwechsel auch dann, wenn der Fräser nicht in die Maschine eingespannt ist.

Ursprünglich sind die Fräser wohl dafür gedacht, Nuten für Fensterdichtungen in Falzen zu schneiden. Das geht mit den normalen Scheiben nicht, weil die Mutter stört. Das Werkzeug hat weitere Vorteile. Man kann damit arbeiten wie mit einem Falzkopf, wenngleich die Schneidenhöhe geringer ist. Dafür kostet das Werkzeug auch nur 1/4 des Preises - ca. € 36 - eines 50 x 30 mm Falzkopfs, den man sowieso nie mit gleichzeitig voller Schnitttiefe und - breite verwenden kann.

Man kann mit dem Werkzeug schnell sehr breite Federn schneiden. Auch Abplatten funktioniert. Normale Nutarbeiten gehen wie gewohnt, auch Anlaufkugellager können wie üblich eingesetzt werden - im Übrigen die gleichen wie für die normalen Sistemi Klein Scheibennutfräser

Noch nicht probiert, weil aktuell nicht nötig: Das Abfräsen einer Hobelbankplatte mittels Oberfräse in einem Schiebeschlitten über der Bankplatte dürfte sehr viel schneller gehen als mit einem herkömmlichen stirnschneidenden Nutfräser, weil der Fräserdurchmesser wesentlich grösser ist


Vergleich Scheibe - Nutfräser

Nachteilig ist, dass die Anzahl/Dicke der Beilagescheiben recht exakt eingestellt werden muss und dass es derzeit im FWB-Programm keine stärkeren Scheiben als 5mm gibt (In Italien wird wohl noch eine 6er Scheibe angeboten?)

Die herkömmlichen Nutscheiben für Mutternmontage passen im Übrigen nicht auf den Dorn für die Inbusbefestigung.

Gruss
Rolf

Rolf Richard
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Re: Grosse Fälze fräsen

Beitrag von Rolf Richard »


Mit dem zuvor beschriebenen Scheibennutfräser lassen sich sehr schnell auch grosse Fälze fräsen.

Aktuell musste ich 28 solche "Fälze" - im Prinzip eine halbe Feder - mit dem Massen 50 x 50 mm herstellen. Da kam der neue Scheibennutfräser zu Einsatz.


Scheibennutfräser ohne ünberstehende Befestigungsmutter im Frästisch

Das Ergebnis:


einer der Fälze

Man stellt die Schnitttiefe ein und schneidet nacheinander alle Fälze mit zwei Schnitten, da die Breite grösser als der Scheibendurchmesser ist. Geht schnell, das übliche Sägen und ggf. Hobeln fällt weg. Das Ergebnis ist recht sauber, wenn man vom Holz absieht! Die Rechtwinkligkeit wird durch das Führen des Werkstücks am Anschlag auf dem Frästisch sichergestellt -man kann aber auch wackeln und Mist bauen! Das ist durch Nachfräsen aber heilbar.

Braucht man mehr Tiefe als der Fräser hoch ist - hier 5mm - dann laufen die Werkstücke nach Verändern des Fräserüberstands über die Tischplatte nochmal durch. Dieser doppelte Aufwand ist zu verschmerzen, wenn man bedenkt dass der Fräser lediglich ca. 25% eines üblichen Falzfräskopfs kostet.

Das leidige Holz!
Vor ein paar Jahren fand sich bei uns auf dem Dachboden altes Holz. Was es war mussten mir andere sagen: Douglasie!

Davon kam bei dem aktuellen Projekt etwas zum Einsatz. Mit Verlaub, Douglasie ist ein richtig mieses Holz! Es splittert leicht, reisst entsprechend aus, verbrennt beim Fräsen ganz ähnlich wie Buche, die aber die anderen schlechten Eigenschaften nicht hat. Die Jahresringe sind sehr hart, stumpfen Schneiden schnell ab. Muss man stemmen reicht an den Eisen der übliche 25° Fasenwinkel nicht, man muss auf mindestens 30° hochgehen.

Zum Glück kommen die Leisten nur in einem Projekt innerhalb der Werkstatt zum Einsatz, wo man die Randausbrücke nicht sieht.

Gruss
Rolf

Wolfgang Kueter
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Re: Grosse Fälze fräsen

Beitrag von Wolfgang Kueter »


Hallo,

Das, was Du hier zeigst, würde ich eher eine Ecküberblattung denn einen Falz nennen. Einen Falz sehe ich eher am Langholz. Und die Herstellung einer solchen Überblattung ist mit Kreissäge (zum Absetzen) und einer Schlitzscheibe oder einem Nutfräser mit ausreichendem Durchmesser auf der Tischfräse wirklich kein Ding insbesondere dann nicht, wenn man eine TF mit Schiebeschlitten hat, der die Querholzbearbeitung enorm erleichtert und erheblich sicherer macht. Ist ja nicht viel was Anderes als das Anfertigen eines Zapfens. Wenn man ein Opferholz verwendet, bricht das Werkstück auch nicht aus, selbst dann nicht, wenn es sich um Douglasie handelt..Einen klassichen Falzkopf würde ich zur Querholzbearbeitung eher nicht verwenden, denn die damit erreichbaren Falztiefen sind bei Querholz (Zapfneanschneiden ...) einfach zu gering. Mit entsprechenden Schlitzscheiben (oder einem Sägeblatt) auf der TF schafft man durchaus auch 12 cm und mehr.

Du solltest wirklich mal einige Zeit mit richtigen Tischlereimaschinen (Formatkreissäge, ordentliche Tischfräse mit Schiebeschlitten ...) arbeiten ...

Grüße
Wolfgang

Dietrich
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Re: Grosse Fälze fräsen

Beitrag von Dietrich »


Hallo Wolfgang,

12cm tief schlitzen sind eine Ansage und verlangt TF´s aus dem gewerbl. Bereich.
Selbst bin ich auf die möglichen 70mm mit 200er Verstellnutern auf der E-B Maschine schon etwas stolz.

Gruß Dietrich

Wolfgang Kueter
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Re: Grosse Fälze fräsen

Beitrag von Wolfgang Kueter »


Hallo,


12cm tief schlitzen sind eine Ansage und verlangt TF´s aus dem gewerbl. Bereich.


Ja, ich spreche hier von "richtigen" Maschinen.

Wolfgang

Rolf Richard
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Re: Handliche Maschinen machen auch Sinn!

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #86838]
Hallo,

Das, was Du hier zeigst, würde ich eher eine Ecküberblattung denn einen Falz nennen. Einen Falz sehe ich eher am Langholz. Und die Herstellung einer solchen Überblattung ist mit Kreissäge (zum Absetzen) und einer Schlitzscheibe oder einem Nutfräser mit ausreichendem Durchmesser auf der Tischfräse wirklich kein Ding insbesondere dann nicht, wenn man eine TF mit Schiebeschlitten hat, der die Querholzbearbeitung enorm erleichtert und erheblich sicherer macht. Ist ja nicht viel was Anderes als das Anfertigen eines Zapfens. Wenn man ein Opferholz verwendet, bricht das Werkstück auch nicht aus, selbst dann nicht, wenn es sich um Douglasie handelt..Einen klassichen Falzkopf würde ich zur Querholzbearbeitung eher nicht verwenden, denn die damit erreichbaren Falztiefen sind bei Querholz (Zapfneanschneiden ...) einfach zu gering. Mit entsprechenden Schlitzscheiben (oder einem Sägeblatt) auf der TF schafft man durchaus auch 12 cm und mehr.

Du solltest wirklich mal einige Zeit mit richtigen Tischlereimaschinen (Formatkreissäge, ordentliche Tischfräse mit Schiebeschlitten ...) arbeiten ...

Grüße
Wolfgang


Merkwürdige Antwort! 12cm? Will ich ein Fachwerkhaus bauen? Da scheint mir eine ziemliche Verkennung der Gegebenheiten vorzuliegen. Mannomann, ich baue ein paar kleine Schubladen in meine Werkbank ein! Letztendlich gehts darum zu zeigen, was man auch mit kleineren Maschinen als Hobbyist erreichen kann.

Das da oben kommt mir vor, wie die Lösung der Aufgabe zwei Personen nach Köln transportieren zu wollen und dafür einen 60-sitzigen Bus einzusetzen. Gehts auch ne Nummer kleiner? Nix für ungut, aber irgendwie hab ich über diese Antwort schmunzeln müssen.

Ach ja, mit dem Falzfräskopf war im Übrigen der Festool Falzkopf FK-D mit ASL20 gemeint.

Gruss
Rolf

Wolfgang Kueter
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Re: Handliche Maschinen machen auch Sinn!

Beitrag von Wolfgang Kueter »


Hallo,

Merkwürdige Antwort!


Nein.

1. Ist das kein Falz, was Du zeigst und 2. sind 5 cm nun wahrlich nicht groß.

12cm? Will ich ein Fachwerkhaus bauen?


Ist Dir schon mal eine Zimmer- oder Haustür in den Sinn gekommen? Da kommen solche Abmessungen nämlich auch schon mal vor, wenn Du die Friese mit Schlitz und Zapfen verbindest.

Letztendlich gehts darum zu zeigen, was man auch mit kleineren Maschinen als Hobbyist erreichen kann.


In der Überschrift sprichst Du von großen Fälzen, Deine gezeigte 5 cm Überblattung ist weder ein Falz noch groß. Ich stimme Dir durchaus zu, dass mit kleinen Maschinen eine ganze Menge hinzukriegen ist. Oft muß man allerdings ziemlich viel Frickeln (Hilfsvorrichtungen bauen, Testfräsen etc. etc.) bis das Ergebnis ordentlich ist.

[...]Gehts auch ne Nummer kleiner?


Sicher, mit der großen Maschine geht es auch klein. Aber mit der kleinen Maschine geht groß eher nicht (oder halt nur mit viel Gefrickel und Zeiteinsatz).

Ach ja, mit dem Falzfräskopf war im Übrigen der Festool Falzkopf FK-D mit ASL20 gemeint.


Unter einem Falzkopf verstehe ich gemeinhin sowas:

https://www.werkzeuge-fuchs.de/media/images/org/gd-4032_hw.jpg

Deine Vorliebe für die Oberfräse ist ebenso bekannt wie Deine manchmal etwas ungewöhnlichen Anwendungen dieser Art Maschine. Das kann man sicher alles schon irgendwie so machen, aber mit richtigen Maschinen geht es halt anders und mit einer Oberfräse bleibt es auch immer irgendwie Modellbau. :-)

Grüße
Wolfgang

Rolf Richard
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Re: Handliche Maschinen machen auch Sinn!

Beitrag von Rolf Richard »


1. Ist das kein Falz, was Du zeigst und 2. sind 5 cm nun wahrlich nicht groß.

Es ist ein Beispiel, mehr nicht! Genausogut hätte man die Ausfräsung auch 2 Meter lang und 10 cm breit machen können oder auf der Gegenseite genauso, um einen Zapfen oder eine Feder zu erhalten. Es bleibt jeden selbst überlassen, sich an die Grenzen diese sinnvollen Tools heranzutasten.

Ist Dir schon mal eine Zimmer- oder Haustür in den Sinn gekommen?

Nein! Scheint schwer verständlich zu sein - ich baue gerade Schubladen in eine Werkbank ein.

Ich stimme Dir durchaus zu, dass mit kleinen Maschinen eine ganze Menge hinzukriegen ist. Oft muß man allerdings ziemlich viel Frickeln (Hilfsvorrichtungen bauen, Testfräsen etc. etc.) bis das Ergebnis ordentlich ist.

Dabei ist weder eine Hilfsvorrichtung noch Testfräsen wirklich erforderlich - wenn man sauber und genau misst. Lediglich der Anschlag wird zweckdienlich eingestellt.

....aber mit richtigen Maschinen geht es halt anders und mit einer Oberfräse bleibt es auch immer irgendwie Modellbau

Anders bestimmt, ob besser darf bezweifelt werden! Diesen Teil der Antwort finde ich schlicht nur überheblich, denn nicht jeder hat das Geld und den Platz sich grosse Maschinen hinzustellen.

Unter einem Falzkopf verstehe ich gemeinhin sowas:

Andere wie Sauter oder Festool versteht halt darunter auch noch etwas anderes - Trend im Übrigen auch!

Auch wenn ich sonst nicht immer mit Guido Henn übereinstimmen mag - mit einem hat er sicher recht, dass es manchem Schreiner gut anstände, sich mal ernsthalt mit einem Oberfrästisch auseinaderzusetzen und einen in der Werkstatt zu haben.

Gruss
Rolf



Georg
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Re: Handliche Maschinen machen auch Sinn!

Beitrag von Georg »


Ich stimme ja in vielen Fällen mit Rolf nicht überein, aber die Ansicht einiger hier im Forum, dass nur riesige Gussmaschinen bei der Holzbearbeitung Sinn machen, kann ich auch nicht teilen. Jeder muss für sich selbst entscheiden, was er bereit ist für sein Hobby zu investieren. Außerdem gibt es für viele Hobby-Holzwerker viele limitierende Faktoren, die solch einen professionellen Maschinenpark ausschließen. Und wenn nun so jemand wie Rolf zeigt, wie viele Arbeiten auch mit einfachen Mitteln gehen, ist das in einem Forum wie diesem zu begrüßen, denn hier sind überwiegend Hobbywerker unterwegs, auf die meistens das vorher gesagte zutrifft.
Schön wenn man über professionelle Maschinen verfügt. Aber ein Großteil der hier schreibenden und lesenden Foristen hat das eben nicht und deshalb ist das noch lange kein Grund solche Arbeiten als Spielerei abzutun. Schau dir mal die Lesergalerie der Zeitschrift Holzwerken an. Was hier teilweise mit "Spielzeugmaschinen" gebaut wurde, sollte so manchem Tischler, der über einen gut ausgestatteten Profimaschinenpark verfügt, die Schamröte ins Gesicht treiben. Denn ein profesioneller Maschinenpark garantiert noch lange keine professionellen Ergebnisse. Aber umgekehrt kann man mit kleinen Maschinen und der nötigen Sorgfalt sehr wohl professionelle Ergebnisse erzielen. Klar kann man mit großen Tischlereimaschinen vieles schneller und vielleicht auch auf Anhieb genauer machen, aber das ist noch lange kein Grund, jemanden der eben über diese Möglichkeiten nicht verfügt, abzuqualifizieren.

Heinz Kremers
Beiträge: 2764
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Re: Handliche Maschinen machen auch Sinn!

Beitrag von Heinz Kremers »


Georg,

ich stimme Dir voll zu. Und ein Blick in's stille Forum zeigt: Es geht sogar ohne Maschinen!

Dennoch muß ich manchmal schmunzeln wenn ich sehe, wie Rolf die Kreissäge durch die Oberfräse ersetzt und das nur, weil er auf die Kreissäge starrt wie das Kaninchen auf die Schlange:-))

Gruß
Heinz

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