Hab ich zu viel erwartet?

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Dirk Gerd
Beiträge: 49
Registriert: Do 29. Aug 2019, 21:38

Hab ich zu viel erwartet?

Beitrag von Dirk Gerd »


Hallo Holzwürmer
Für den ultimativen Kick habe ich mir jetzt den Imanishi Bester 10.000 beim Hausherren gekauft. Geschliffen habe ich ein Hobeleisen von Veritas PM-V11.
Es wurden folgende Steine benutzt: Imanishi 400, 1000, 6000 und dann der 10.000. Geschliffen wurde auf einer linearen Schleifsteinmaschine. Der Winkel betrug 35 Grad, für die Microfase wurden 37 Grad eingestellt. Das optische Ergebnis ist perfekt, also ein absoluter Spiegel; die Spiegelseite wurde auch auf dem 10.000 er abgezogen.
Die Ernüchterung kam dann beim Rasiertest..... da ist keine Haar umgefallen. Ich bin davon ausgegangen, dass nach dem 10.000er keine weitere Bearbeitung notwendig ist. Ich muss zugeben, ich war etwas traurig über das Ergebnis, also hab ich dann noch mal kurz über ein Leder gezogen und drei mal über ein 12.000er Micromash gestrichen und jetzt sieht mein Unterarm aus, wie ein Babyhintern.
Hab ich nun Fehler gemacht beim Schleifen oder einfach nur zu viel von diesem Stein erwartet?
Ich könnte mir vorstellen, dass da noch ein Fehler beim Planen der Steine im Spiel war. Weil die Backsteine, die mir Friedrich K. freundlicher weise geschickt hat, noch nicht fertig sind (sauarbeit das Planen der Steine) habe ich die Steine wie eh und jeh auf einer Granitfliese mit Schleifpapier bearbeitet. Ich weiß aber, dass die Fliese nicht auf den 1/100 plan ist, aber solange die Steine noch nicht fertig sind, geht es nicht anders.
Hat da jemand vielleicht eine Idee?
Gruß Dirk

Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Hab ich zu viel erwartet?

Beitrag von Rafael »


Hallo Dirk

Ich hätte da einige Fragen und eine Vermutung.

1. Was ist eine lineare Schleifsteinmaschine?
2. Hast Du die ganze Fase mit dem 6000er geschliffen und dann mit dem 10000er die Mikrofase angebracht?
3. Wie wird auf dieser Maschine auf die Mikrofase umgestellt?
4. Hast Du vor dem Anbringen der Mikrofase die Spiegelseite leicht abgezogen?
5. Wie sah die Schneide unter der Lupe aus, jeweils ohne und mit der Mikrofase?

Ich vermute, dass entweder vor dem Anbringen der Mikrofase ein kleiner Grat vorhanden war, welcher dann nur weiter umgebogen wurde oder beim Anbringen der Mikrofase mit zu großer Kraft abgezogen wurde und die Schneide umgebogen wurde.
In welche Richtung bewegst Du das Eisen, wenn die Mikrofase angebracht wird?

Ich bin aber gespannt, was andere dazu schreiben, schließlich kann meine Vermutung auch völliger Quatsch sein.

Gruß,
Rafael

ps. Diese Anfrage gehört wohl besser in das leise Forum. Vielleicht kannst Du sie besser dort wiederholen und hier darauf verweisen?

Dirk Gerd
Beiträge: 49
Registriert: Do 29. Aug 2019, 21:38

Re: Hab ich zu viel erwartet? *MIT BILD*

Beitrag von Dirk Gerd »


Hallo Rafael
Als lineare Schleifsteinmaschine bezeichne ich ein Gerät, bei dem die Schleifsteine linear geführt und mit Motorkraft hin und her bewegt werden.
Die Schleifsteine werden von unten nach oben gespannt und haben somit immer die gleiche Höhe, egal welcher Stein benutzt wird.



Die Fase wurde zum Schluss mit dem 10.000er geschliffen. Danach wurde die Microfase nur mit dem 10.000er angebracht. Die Spiegelseite wurde mit dem Linealtrick und auch nur mit dem 10.000er geschliffen.
Das Umstellen von 35 auf 37 Grad erfolgt durch eine Verstellung der Stange über dem Schleifstein, also genauso wie bei der Tormek.
Die Spiegelseite habe ich nur zum Schluss abgezogen, also nachdem die Fase/Microfase fertig geschliffen war.
Die Fase habe ich mir erst zum Schluss angesehen, also nachdem ich auf dem Leder / Micromash war, aber sie sah absolut genial glatt aus.
Gruß Dirk

Rolf Richard
Beiträge: 3390
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Re: Hab ich zu viel erwartet?

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Dirk!

Schöne Maschine!

Frage: Wie wird denn das Eisen auf den Stein gedrückt? Dazu bedarf es ja einer nicht unerheblichen Kraft. Wie ist sichergestellt, dass bei der Bewegungsumkehr des Steins und damit der geänderten Krafteinwirkung auf das Eisen dieses exakt im gleichen Winkel bleibt wie bei der gegenläufigen Bewegung? Letzteres ist ja auch ein bekannter Effekt bei der Tormek, aber dort kehrt sich die Bwegungsrichtung nicht um, so dass das problemlos ist. Bewgt sich das Eisen kann es leicht zu einer Schneidenverrundung kommen, die die Schärfe erheblich mindert. Ein Indiz dafür könnte die Verbesserung mittels Nacharbeit sein?

Gruss
Rolf

joh. t.
Beiträge: 739
Registriert: Sa 25. Nov 2017, 13:35

Schleifen= Religion ?

Beitrag von joh. t. »


Schon interessant, aber man kann auch ne Religion draus machen. Wenn Feinmechaniker ins Holz gehen...

Johannes

Dirk Gerd
Beiträge: 49
Registriert: Do 29. Aug 2019, 21:38

Re: Hab ich zu viel erwartet? *MIT BILD*

Beitrag von Dirk Gerd »


Hallo Richard
Deine Antwort hat mich wirklich grübeln lassen. Aber der Reihe nach.
Ursprünglich hatte ich geplant, bzw. ich habe es so bei meinem ersten Versuch gemacht, das Eisen auf einem Kreuztisch zu montieren und dann über eine Achse dem Stein zuzuführen und über die Verstellung der anderen Achse, den Stein in seiner vollen breite zu nutzen.... siehe Foto.

Das Eisen sah danach sehr sauber geschliffen aus, aber scharf war es nicht, allerdings habe ich auch nur den 6000er für das Polieren benutzt. Verwundert hat es mich, da ich mit der Veritas Schleifhilfe und dem 6000er immer Rasiemesserschärfe erreicht habe.
Meine Konstruktion erwies sich aber als sehr schwer einstellbar bzw. dauerte das Einstellen extrem lange. Sehr unbefriedigend. Als ich also vorgestern bei Schmid war, hab ich mir neben dem 400er und dem 10.000er gleich noch die SE-77 von Tormek gekauft. Damit wurde das Eisen auf den Stein gedrückt, also so, wie auf der T8 auch gearbeitet wird.
Ich bin mir jetzt, nach deiner Antwort, so ziemlich sicher, dass sich der Schleifwinkel bei der Bewegungsumkehr ändert, denn das System hat ja doch etwas Luft.
Also werde ich meine Arbeitsweise ändern müssen. Beim Abschluss werde ich mal versuchen, das Eisen kurz vor dem Richtundswechsel anzuheben, so dass ich dann nur noch schleife, wenn sich der Stein vom Eisen weg bewegt.
Gruß Dirk

Dirk Gerd
Beiträge: 49
Registriert: Do 29. Aug 2019, 21:38

Re: Schleifen= Religion ?

Beitrag von Dirk Gerd »


...... wenn Feinmechaniker ins Holz gehen..... keine Ahnung, ich bin kein Feinmechaniker, eher Grobmotoriker.......

Pedder
Beiträge: 5672
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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Re: Schleifen= Religion ?

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #86661]
Hallo Johannes,

ich finde den Beitrag nicht sehr fair. Er diffamiert das Interesse für die Endschärfe und den Autoren ohne irgendeine positive Aussage.
So etwas bin ich hier nicht gewohnt.

Und ja, ich habe gerade gesehen, dass es Fälle gibt, wo sich solch eine und noch größere Schärfe auszahlt.
Das mag nicht im Alltag jedes Tischlers, Schreines oder Zimmermanns vorkommen, aber in einigen Bereichen des Holzwerkens schon.

Liebe Grüße
Pedder


Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Hab ich zu viel erwartet?

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #86657]
Hallo Rafael,

Ich denke du vermutest richtig.
Wenn ich schleife ziehe ich anschließend das Eisen auf dem Leder ab und da sehe ich dann ob der Grat abfällt oder noch dranhängt.
Es würde mich nicht wundern, wenn der erste Rasierversuch deshalb fehlgeschlagen ist weil der Grat noch dran war und umgeklappt ist.

Mit Micromesh würde ich allerdings nicht an meine Eisen gehen, es sei denn ich wollte einen Rostfleck entfernen.

Spiel in der Vorrichtung halte ich in dem Zusammenhang nicht für entscheidend, das bewirkt nur, daß der Fasenwinkel bei Vor- und Rückhub nicht gleich ist und damit die Fase nicht völlig plan wird, was letzlich keinen Einfluß auf die Schärfe hat.

Gruß Horst

Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Hab ich zu viel erwartet?

Beitrag von Rafael »

[In Antwort auf #86662]
Hallo

Du schleifst also in beide Richtungen. Wenn ich meine Eisen abziehe, dann verspüre ich einen inneren Drang ab dem 4000er Stein nur noch gegen die Fase zu schleifen.
In der ersten Version deiner Halterung sehe ich das Problem, dass die Zustellung des Eisens starr ist und nach jedem Zustellen die Andruckkraft des Eisens im ersten Moment zu groß ist. Dabei kann es wohl zum leichen Umbiegen an der Schneide kommen.
Kann es sein, dass Du auch mit der neuen Vorrichtung geneigt bist etwas zu fest mit dem Eisen auf den Stein zu drücken?
Bevor ich die Mikrofase anbringe, ziehe ich die Spiegelseite ganz zart ab, dann wird die Mikrofase in wenigen Zügen und gaaanz leichtem Druck angebracht und danach wieder die Spiegelseite. Das hat in der letzten Zeit immer gereicht um das Eisen scharf zu bekommen, früher bin ich auch noch auf das Leder gegangen.
Was mich wundert, warum ziehst Du die ganze Fase mit dem 10000er Stein, wenn sowieso noch eine Mikrofase angebracht wird? Ich sehe es so, dass entweder das eine oder das andere gemacht wird, beides ist für mich unnötiger Zeitaufwand und Steinabnutzung.

Was ist eine SE-77 von Tormek?
Ist die T8 eine Tormek Maschine?

Grüße,
Rafael

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