Brückenbau: KVH oder Leimbinder?

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C.H.

Brückenbau: KVH oder Leimbinder?

Beitrag von C.H. »


Hallo,
ich möchte gerne über meinen Teich eine kleine Brücke bauen.
Die Spannweite beträgt ca.7m, die Stegbreite ca. 1m und von einer Begehung von mehr als 4Personen gleichzeitig ist nicht auszugehen.
Ein befreundeter Statiker hatte mir mal grob ausgerechnet das ich bei Ausführung KVH zwei Balken mit dem Querschnitt 24x16cm nehmen sollte.
Wen ich nun anstelle des KVH auf Leimbinder umschwenke, bleibt dann der Querschnitt gleich, oder könnte ich dann die Dimensionierung der Balken etwas reduzieren?

Ich hoffe mir kann jemand diese Frage beantworten :-) Danke schon vorab!

A.Peter
Beiträge: 102
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Brückenbau: KVH oder Leimbinder?

Beitrag von A.Peter »


Hallo,

Ich gehe einfach mal von einer Fixlast, das ist die Last, welche gleichmäßig auf die gesammt Länge lastet, also die Bodenbretter der Brücke und das Geländer, von 200kg aus.

Die Verkehrslast sind deine 4 Personen, sagen wir einfach mal 100kg pro Person

10cm hoher Nassschnee wiegt 40kg pro m².

Sagen wir mal du hast im Winter einen halben Meter Nassschnee auf der Brücke liegen, das macht 1400kg bei 7m Länge und 1m Breite.

Bei einer Holzqualität C40 würden nach meinen Berechnungen 18,8cm Höhe x 9,4cm Breite reichen, also zwei Balken von 20cm Höhe und 10cm Breite. Oder 16cm x 16cm.

Ein Balken 20cm x 10cm würde sich bei Maximalauslastung 2,3cm durchbiegen, ein Balken 16cm x 16cm biegt sich bei Maximallast 2,8cm durch. Die Durchbiegung durch Eigenlast wäre 0,5cm und 0,6cm. Das heißt, der geeignetrere Balken wäre der 20cm x 10cm. Es dürften sich 6 Personen gleichzeitig auf der Brücke bewegen. Dabei würde sich die Brücke 2,7cm durchbiegen und selbst bei 40 Mann auf der Brücke, würde sie noch nicht durchbrechen.

Bei meiner Maximallast würden sich die Balken welche dein Statiker errechnet hat,1,4cm durchbiegen. Die Durchbigung durch Eigenlast wäre 0,3cm. Auch hier dürften sich max 6 Personen a 100kg auf der Brücke gleichzeitig bewegen. Dabei würde sich die Brücke 1,7cm durchbiegen. Die maximale gleichzeitige Personenanzahl habe ich nicht berechnet. Überschlagen dürfte die so bei 42 Mann liegen.

Dein Statiker hat doch sicherlich ein Programm zur Berechnung. Frag ihn einfach mal, was du bei Leimbinder mindestens benötigst.

Alles ohne Gewähr, ich bin kein Statiker oder Architekt, nur ein Rechenbegeisterter. Die verwendeten Formeln dazu sind aus dem Internet.

Gruß, A.Peter

Wolfgang J
Beiträge: 353
Registriert: Fr 26. Apr 2019, 21:49

Re: Brückenbau: KVH oder Leimbinder?

Beitrag von Wolfgang J »


Hallo,
Ich bin zwar nicht vom Fach, aber würde sich eine "nach oben gebogene" Brücke nicht weniger biegen?
Gruß Wolfgang

Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Brückenbau: KVH oder Leimbinder?

Beitrag von Dietrich »

[In Antwort auf #86391]
Hallo,

also 7 m ohne Auflage sind schon eine ganz schöne Hausnummer!

Vor 2 Jahren habe ich hier mit Hilfe eines Fachmannes (Zimmerermeister) eine nicht zusätzlich belastbare Betondecke überbrückt, 6,7m lang frei tragend.
Die vorhandenen 12x24 Lärchenschnittholzbalken wurden mit dem gleichen Balken aufgedoppelt, das heißt dort liegt jetzt ein 12x48 Querschnitt, verbunden mit
rund 70 Tellerkopfschrauben 10x380.
Der 12x24 hätte auch gehalten, aber er federte viel zu viel, da wäre jeder 2. Besucher vor Angst stehen geblieben.
Solche Bauwerke brauchen eine satte Reserve auch im Falle eines Falles, man stelle sich vor alle 4 Spuren einer Hängebrücke über einen Fluß stehen bei Stau voll Fahrzeuge,
2 Spuren davon mit LKW´s.
Oder 20 Crash-Kids (betrunkene Jugendliche im Partyfieber) wollen die Brücke überm Teich zum Einsturz bringen mit Wippen...bei guter Auslegung kann man sich zurücklehnen
und Kaffee nippen:-)

Gruß Dietrich

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Thomas Kaes
Beiträge: 715
Registriert: So 4. Apr 2021, 14:10

Re: Brückenbau: KVH oder Leimbinder?

Beitrag von Thomas Kaes »

[In Antwort auf #86391]
... bei Ausführung KVH zwei Balken mit dem Querschnitt 24x16cm nehmen sollte.
Wen ich nun anstelle des KVH auf Leimbinder umschwenke, bleibt dann der Querschnitt gleich, oder könnte ich dann die Dimensionierung der Balken etwas reduzieren?


Bei gleicher Holzgüte ändert sich erstmal nichts.

Der von dir angebene Querschnitt erscheint mir deutlich zu niedrig; den geforderten Schwingnachweis wird man damit nicht erbringen können.
Bei der Verkehrslast ist dein Ansatz sehr zurückhaltend. Da steht schnell mal der komplette Besuch drauf, bevor du es gemerkt hast.

Allein aus Dauerhaftigkeitsgründen würde ich bei den großen Querschnitten immer BSH vorziehen; eine Brücke über einen Teich die durchhängt
sieht (sch...) bescheiden aus und weckt beim Benutzer kein Vertrauen. Wenn die dann noch beim Begehen federt, ist es ganz vorbei.

Schön ist da ein flacher Bogen aus 2 BSH Trägern. Oberseitig überstehende Blechabdeckung mit Tropfkanten anbringen.
Bei 7 m Spannweite sollte man auch mit festen und beweglichen Lagern an den Enden arbeiten.

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Thomas Kaes
Beiträge: 715
Registriert: So 4. Apr 2021, 14:10

Re: Brückenbau: KVH oder Leimbinder?

Beitrag von Thomas Kaes »

[In Antwort auf #86401]
ohne dir zunahetreten zu wollen: berechne bitte keine Brücken ;-)

Falls du wirklich etwas rechnen willst:
Fußgängerbrücke aus Holz, 10 m Spannweite, 2 m breit
komplett nachgewiesen (!)

http://www.holzbrueckenbau.com/cms/upload/02_holzbrckenbau/2_3_bemessung/Deckbrcke_ohne_Verb___and_nach_DIN_EN_1995____Stand_2012_04_11.pdf

Kannst du ja gerne mal auf 7x1 m umbemessen ...

Gruss
Thomas


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