Klebefutter für Broschen und Kleinteile *MIT BILD*
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Klebefutter für Broschen und Kleinteile *MIT BILD*
Hallo Drechsler!
Auf der Suche nach einer Möglichkeit Broschen oder Ohrclipse einfach zu spannen und zu drechseln, habe ich bei Rolf Steinert von einem Kitfutter gelesen.
Damit werden zum Beispiel Rosetten für Möbelstücke gespannt. Bei Steinert wird eine Holzscheibe auf einer Planscheibe befestigt. Ein kleiner Stift sorgt für eine Zentrieung. Der Kitt wird auf die laufende Maschine gehalten, schmilzt und dann kann der Rohling aufgeklebt werden.
Woher sollte ich diesen Kitt bekommen? Ich suchte nach einer Möglichkeit, die auch für Hobbydrechsler einfach zu realisieren ist. Da kam mir die Idee, Heißkleber aus einer Heißklebepistole zu verwenden.
Funktioniert prima. Kleine Teile wie Broschen oder Knöpfe kann man damit sehr einfach bearbeiten. Heißkleber lässt sich auch leicht wieder vom Werkstück lösen.
Sicher hat schon jemand vor mir das Heißkleberfutter erfunden, doch hatte ich bis jetzt nichts davon gelesen. Wenn es also für euch ein alter Hut ist, dann vergesst mein Posting einfach.
Auf meiner Homepage habe ich es etwas ausführlicher vorgestellt.
http://www.b-cremer.de/Holz/Drechseln/Drechsel-Technik/Klebefutter/klebefutter.html
Gruß
Berthold
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Re: Klebefutter für Broschen und Kleinteile
Hallo, Berthold,
danke für den interessanten Bericht.
Nur als Anmerkung, Drechslerpech, was möglicherweise dem von dir beschriebenen Kitt entsprechen könnte, habe ich bei Magma gesehen.
Herzliche Grüße
Christian
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Re: Klebefutter für Broschen und Kleinteile
Hallo Berthold,
einfach und doch genial, Danke für den Tip
Gruß Peter
Re: Klebefutter für Broschen und Kleinteile
Hallo Bertold,
Uhrmacher drehen unregelmäßig geformte Stahlteile auf einer Planscheibe aus Messing. Die Planscheibe wird dazu mit Schellack beschichtet. Dazu wird die Planscheibe erwärmt bis man auf der Oberfläche Schellack zum Schmelzen bringen kann. In das weiche flüssige Schellack wird das Werkstück eingedrückt. Zum Lösen einfach wieder erwärmen und das Werkstück in Spritus auskochen.
Graveure haben eine Kittkugel mit Schellack in die sie Gravurplatten einlacken. Goldschmiede arbeiten ähnlich.
Das ist ein altes Verfahren das entstanden ist, bevor doppelseitiges Klebeband und Heißklebepistolen erfunden wurden. Mit der Heißklebepistole arbeitet man in einer Holzwerkstatt auch sicherer. Zum Schmelzen des Schellacks müsste man mit offenem Feuer in einer Holzwerkstatt hantieren. Muß nicht sein.
Tschüß Jürgen
Re: Klebefutter für Broschen und Kleinteile
[In Antwort auf #10912]
hallo Berthold,
Du hast recht : Schmelzkleber gab es damals noch nicht, sonst hätten die Drechsler den genommen. Was die Drechsler mit dem Drechslerpech selbst hergestellt haben, war aber nichts anderes als die damalige Form des Schmelzklebers. Übrigens bedeutet Pech ursprünglich nichts anderes als "Klebriges Zeug", also Kleber. Die Spezialbedeutung für das schwarze, teerähnliche Zeug ist aus neuerer Zeit. Dieses Pech wurde früher meist als "Erdpech" bezeichnet, weil es aus der Erde kam.
Eines der Rezepte für Drechslerpech geht so :
ungefähr 40 % Blätterschellack (ersatzweise Siegellack) und 40% Wachs werden im Wasserbad zusammen geschmolzen und dann ca 20 % Bimsmehl oder ganz feines Ziegelmehl zugegeben, sodass eine zähe breiartige Masse entsteht. Solange die Masse noch heiss ist, wird sie zu einer Stange geknetet und dann lässt man sie erkalten. Man braucht nicht viel : 20 Gramm Schellack und entsprechend die anderen Zutaten geben einen Jahresvorrat. Statt des teuren Schellacks nahm man auch das billigere Kolophonium.
Das ist alles.
Das Rezept funktioniert gut - in meiner Sturm- und Drangzeit habe ich es ein paar Mal hergestellt und jahrelang damit gearbeitet. Durch Verändern der Anteile kann man es weich-zäh oder härter-spröder einstellen. Der Bimsstein dient nur dazu, die Reibung zu erhöhen und das Pech früher zum Schmelzen zu bringen. Es gibt auch Rezepte, die das damals sehr billige Erdpech enthalten, aber die waren bei Drechslern nicht so beliebt, weil die schwarze Schmiere vom Werkstück und von den Händen kaum mehr abzubekommen war. Die Schellack-Variante galt als "sauber".
Gruss
reinhold
hallo Berthold,
Du hast recht : Schmelzkleber gab es damals noch nicht, sonst hätten die Drechsler den genommen. Was die Drechsler mit dem Drechslerpech selbst hergestellt haben, war aber nichts anderes als die damalige Form des Schmelzklebers. Übrigens bedeutet Pech ursprünglich nichts anderes als "Klebriges Zeug", also Kleber. Die Spezialbedeutung für das schwarze, teerähnliche Zeug ist aus neuerer Zeit. Dieses Pech wurde früher meist als "Erdpech" bezeichnet, weil es aus der Erde kam.
Eines der Rezepte für Drechslerpech geht so :
ungefähr 40 % Blätterschellack (ersatzweise Siegellack) und 40% Wachs werden im Wasserbad zusammen geschmolzen und dann ca 20 % Bimsmehl oder ganz feines Ziegelmehl zugegeben, sodass eine zähe breiartige Masse entsteht. Solange die Masse noch heiss ist, wird sie zu einer Stange geknetet und dann lässt man sie erkalten. Man braucht nicht viel : 20 Gramm Schellack und entsprechend die anderen Zutaten geben einen Jahresvorrat. Statt des teuren Schellacks nahm man auch das billigere Kolophonium.
Das ist alles.
Das Rezept funktioniert gut - in meiner Sturm- und Drangzeit habe ich es ein paar Mal hergestellt und jahrelang damit gearbeitet. Durch Verändern der Anteile kann man es weich-zäh oder härter-spröder einstellen. Der Bimsstein dient nur dazu, die Reibung zu erhöhen und das Pech früher zum Schmelzen zu bringen. Es gibt auch Rezepte, die das damals sehr billige Erdpech enthalten, aber die waren bei Drechslern nicht so beliebt, weil die schwarze Schmiere vom Werkstück und von den Händen kaum mehr abzubekommen war. Die Schellack-Variante galt als "sauber".
Gruss
reinhold
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Re: Klebefutter für Broschen und Kleinteile
Hallo Reinhold!
Danke für das Rezept, aber da finde ich Heißkleber aus der Pistole schon irgendwie praktischer :-)
Gruß
Berthold
Re: Klebefutter für Broschen und Kleinteile
sicher ist Heisskleber praktischer.
Aber ich bin ein alter Selbermacher und interessiere mich immer für alte Rezepte.
Gruss
r.