Oberflächen-Finish

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Stefan Krieger
Beiträge: 294
Registriert: Mo 19. Feb 2018, 23:08

Re: Oberflächen-Finish

Beitrag von Stefan Krieger »


Hallo Christof,

was für Holz bearbeitest Du denn? Oder anders gefragt, aus welchem Holz bestehen Deine bisherigen Projekte? Es macht für mich einen riesigen Unterschied, ob ich ein Möbel aus einem Laubholz wie bspw. Buche oder aus einem Nadelholz wie Kiefer/Fichte/Tanne baue. Bei Laubhölzern ist meines Erachtens deutlich weniger Aufwand nötig, damit die Oberfläche auch mit einfachem Leinölfirnis eine glatte Oberfläche erhält. Bei Nadelholz sieht das schon anders aus. Hier wässere ich in der Regel vor dem ersten Ölen das Holz einmal und schleife dann noch einmal die aufgestellten Fasern weg.

Vermutlich sind die Ansprüche aber auch einfach sehr verschieden. Ich schleife bloß bis 120 oder 150. Wenn es wirklich gut werden soll, dann maximal bis 180er Körnung. Und dann öle ich satt mit Leinölfirnis und nehme nach einer halben Stunde den Überschuss mit einem Baumwolltuch (altes T-Shirt oder altes Unterhemd oder was halt gerade so vorhanden ist im häuslichen "Altkleidersack") ab. Dabei reibe ich relativ intensiv ab (also quasi eine Art polieren) und das Ergebnis ist meist schon recht gut. Wenn es wirklich gut werden soll, schleife ich mit einem Schleif-Pad zwischen und trage dann noch ein zweites mal Leinölfirnis auf. Das dann wieder nach einer halben Stunde abgenommen - und gut. Eventuell noch einen dritten Gang - aber das mache ich nur selten.

Ich würde keinen größeren Aufwand betreiben wollen und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Ich verwende unverdünnten Leinölfirnis von Auro und meist Starcke Schleifscheiben oder Abranet von Mirka auf einem alten einfachen Festool Excenterschleifer. Die Schleifpads habe ich irgendwann mal glaube ich bei Hoffmann gekauft.

Vielleicht hilfts Dir weiter.

Schöne Grüße
Stefan

EDIT: Du hattest Staubeinschlüsse angesprochen: Ich öle satt und wische nachher wieder ab. Durch das Abwischen entferne ich Staub/Dreck/Pinselhaare/Fusseln ziemlich zuverlässig. Sind denn die Oberflächen bei Dir vorm Ölen richtig schön glatt?

Christof
Beiträge: 222
Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

Re: Oberflächen-Finish

Beitrag von Christof »


Hallo Stefan!

Das ist eine berechtigte Frage. Ich habe von Kiefer/Fichte/Tanne gesprochen. Meine wenige Erfahrungen mit Eiche und Walnuss habe ich nicht so in Erinnerung, aber dort hab ich mit Stahlwolle und Wachs nachgearbeitet und so passt das Ergebnis dabei, aber das ist *für mich* nix wenn mehr Fläche da ist.

Kiefer/Fichte/Tanne also, womit ich mich grad beschäftige. Vor dem Ölen habe ich eine einwandfrei glatte Oberfläche. (Schleife bis 240 oder 320, was sicher ein Overkill ist, ich bin eigentlich schon bei 180 zufrieden.)

Ich gestehe, ich habe mich diesmal nicht darum bemüht, nach dem Ölauftrag diesen nachher gut abzunehmen/abzureiben. Ich hab das diesmal gelassen, weil ich sehen wollte ob das Osmo (zwar satt aufgetragen, aber gut ausgestrichen, sodass nicht wirklich Öl stehen bleibt) auch ohne sorgfältiges Abnehmen gut durchtrocknet, was es auch getan hat.
Aber auch bei sorgfältigerer Öl-Anwendung - bin ich letztlich immer mit einer rauen Oberfläche rausgekommen.

Insofern denke ich mir, wenn ich nachher sowieso nochmal mit Schleifpad & Co. ran muss, dann kann ich beim Ölen ein bisschen Aufmerksamkeit einsparen. Ist vielleicht unklug…?!

Du sprichst auch das wässern an, was ich ebenfalls schon ein paar Mal versucht habe und obwohl man da ja sehr deutlich aufstehende Holzfasern abnimmt, war meine Erfahrung bisher, dass trotz Wässern nach dem 1. Auftrag nochmal ein Zwischenschliff notwendig ist und nach dem 2. Auftrag die Oberfläche auch rau herauskommt. So also mein Eindruck, dass das Wässern keine starken Vorteil mit sich bringt.

Aber gut, vielleicht mache ich da zu viele Abkürzungen und sollte Wässern, beim 2. Auftrag sorgfältiger abreiben und den 2. Auftrag - wie es schon vorgeschlagen wurde - wirklich verdünnt machen.

Ich muss lachen: es gibt da vermutlich mehr valide Kombinationen als Züge am Schachbrett und keine Weg hunderte Erfahrungen zu machen, bis man sein persönliches Rezept gefunden hat. Wenn ich das vorher gewusst hätte…

:-) Christof

Heiko Rech
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Oberflächen-Finish

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Christof,

Wässern schadet vor dem Ölen nicht, ist aber nach meiner Erfahrung nicht notwendig. Es sei denn man nimmt Öle, bei denen Wasser als Lösemittel verwendet wird.

Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen Ölbasierenden Produkten, die eine Schicht bilden und solchen, die keine Schicht bilden. Schichtbildende Produkte werden verarbeitet wie Lack, eindringende Produkte sind einfacher zu verarbeiten, bringen aber eben keinen richtigen und dauerhaften Glanz und weniger Schutz gegen mechanische Beanspruchung. Die Bezeichnungen der Hersteller sind da wenig Hilfreich, da hier jeder Hersteller eine eigene Terminologie erfindet.

Gruß

Heiko

Stefan Krieger
Beiträge: 294
Registriert: Mo 19. Feb 2018, 23:08

Re: Oberflächen-Finish

Beitrag von Stefan Krieger »


Hallo Christof,

bei der Oberflächenbehandlung kocht jeder sein eigenes Süppchen - und fragst Du vier Leute, erhältst Du fünf Antworten... ;-)

Ich kann nur fürs reine Ölen mit Leinölfirnis sprechen, ohne jeglichen Wachsanteil. Der Leinölfirnis soll im Wesentlichen eindringen ins Holz und schützt es dadurch. Auf der Oberfläche bleibt nur eine sehr sehr dünne Schicht - und diese wird durch das Abnehmen/Abreiben eine halbe Stunde nach Auftrag auch schön glatt - wenn das Werkstück vorher bereits gut geschliffen war. Achte darauf, dass Deine Schleifmittel auch noch scharf sind, damit die Holzfasern abgetrennt werden und nicht bloß "platt gedrückt" werden. Also keine zu alten Schleifscheiben verwenden!

Bei Leinölfirnis würde ich niemals verdünnen. Denn dadurch würde ich die Schutzwirkung des einziehenden Öls verringern...
Es gibt Anwender, die für den ersten Ölauftrag Halböl verwenden und dazu mit Balsamterpentin verdünnen. Das soll angeblich ein tieferes Eindringen ins Holz ermöglichen. Es gab hier vor ein paar Jahren mal einen Nutzer (Waldemar Ott hieß er glaube ich), der das getestet und verglichen hat. Er kam zu dem Ergebnis, dass Halböl auch nicht tiefer einzieht - aber reduzierte Schutzeigenschaften hat (und Balsamterpentin ist nun auch nicht gerade das tollste und leckerste Zeug...). Dann lieber den Leinölfirnis erwärmen, dadurch wird er auch noch dünnflüssiger und zieht besser ein! Das mache ich auch oft (z.B. im Wasserbad im alten Babyfläschchenwärmer). Wobei meines Erachtens auch wichtig ist, dass das Ölen in einem geheizten Bereich stattfindet und das Werkstück und die Umgebung nicht zu kalt sind - sonst kühlt das Öl so schnell beim Auftragen ab, dass man sich das Erwärmen auch gleich sparen kann...

Du sprachst von saftigen Kosten mit den Festool Schleifpads. Meine Schleifpads habe ich vor Jahren mal gekauft und nutze die diverse Male, bevor die irgendwann mal in die Tonne wandern. Die Kosten halten sich daher sehr in Grenzen... Die korrekte Bezeichnung müsste Schleifvlies-Pad sein.

Wo wohnst Du denn? Vielleicht gibt es bei Dir in der Nähe einen erfahrenen Holzwerker mit dem Du Dich austauschen kannst und bei dem Du vielleicht mal über die Schulter schauen kannst?

Schöne Grüße
Stefan

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