Einfache Vorrichtung für die Tormek

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Rolf Richard
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Einfache Vorrichtung für die Tormek

Beitrag von Rolf Richard »


Die Tormek T7 ist ein wirklicher gewinn in unserer Werkstatt. Gut, dass meine Frau darauf bestanden hat, dassowas ins Haus kommt. Aber auch an der Maschine kann man noch was besser gestalten.

Sollen auf der Tormek mehrere Beitel und/oder Hobeleisen mit gleichem Schneidenwinkel geschliffen werden, kann man sich mit einer einfachen Vorrichtung einigen Aufwand ersparen. Man braucht für alle Eisen den Abstand der Universalstütze nur einmal einstellen.

Das wird dadurch erreicht, dass der Überstand aller Eisen über die Vorrichtung für gerade Schneiden (SE-77) kontrolliert und exakt gleich eingestellt wird. So muss nur einmal mittels der Winkellehre WM-200 der Setup vorgenommen werden.

Besonders ökonomisch ist das Vorgehen, wenn man nach dem Schärfen mit einem SG- oder SB-Stein die Schneide noch mittels des feinen SJ-Steins verbessern möchte. Dazu braucht es dann zwar noch einmal einer kurzen Kontrolle bzw. Nachjustierung, - die möglichen unterschiedlichen Steindurchmesser bedingen das - aber die gilt dann wiederum für alle Eisen im Bulk.

Im Prinzip basiert das Vorgehen auf der Einstelllehre TTS-100, die Tormek zum wiederholgenauen Schleifen von Drechselröhren im Programm hat. Auch dieses Tool arbeitet mittels Kontrolle des Eisenüberstands. Allerdings ist der dort erforderliche Überstand von 50 mm für manche Hobeleisen oder Beitel einfach zu gross. Auch artet das Anlegen der Vorrichtung zumindestens bei der SE-77 (SE-76 ???) in Fummelei aus - nichts für Grobmotoriker!


TTS-100 für Drechselstähle

Anschläge für 50, 65 und 75mm - zuviel für viele Beitel und schlecht in der Handhabung.


Ein normal langes Beitel ist schon fast zu kurz


von der anderen Seite gesehen

Man erkennt die Schräge am Klemmteil der SE-77, die leicht zum Abgleiten führt. Das ist einfach fummelig!

Letztendlich ist die absolute Grösse des Eisen-Überstands aber unerheblich. Er muss lediglich so gross sein, dass die Schleifvorrichtung SE-77 nicht mit dem Stein kollidiert. Die Erfahrung zeigt, dass für einen Schneidenwinkel von 25° etwas mehr als 32 mm ausreichen. (Für grössere Schneidenwinkel darf auch es weniger sein.)

Um die Probleme mit der TTS-100 zu umgehen entstand eine sehr einfache Vorrichtung aus Holzresten, wie man sie in jeder Werkstatt findet.


Einfache Vorrichtung zum Festlegen der Schneidenüberstände an Beiteln und Hobeleisen bei Verwendung der SE-77

Die Vorrichtung ist der SE-77 - Kontur angepasst. Wichtig ist lediglich, dass der Abstand des Falzes vor parallel zur Unterseite der Vorrichtung verläuft.


Der Holzdübel verbessert die Handhabung

Ein 3/4 Zoll Holzdübel wird an der Unterseite eingeleimt. Damit kann die Vorrichtung in eine Bankhakenöffnung eingesteckt werden, kippt nicht um.


Auflegen der SE-77


Durchstecken des Eisens bis zur Bankplatte. Andrücken der Spiegelseite an die Vorrichtung

Ist das Eisen durchgeschoben wird die SE-77 mit den beiden hinteren Rändelschauben geschlossen. Um die Schrauben leichtgängig bedienen zu können erhielt die hölzerne Vorrichtung oben hinten einen entsprechenden Falz.


Winkeleinstelllehre WM-200

Steindurchmesser und Schneidenwinkel werden vordefiniert.


Schneidenwinkel festlegen


Universalstütze in der Höhe über dem Stein verstellen.

Durch Verändern der Höhe der Universalstütze wird der Schneidenwinkel festgelegt. Die richtige Einstellung ermittelt man per Lichtspaltmethode. Der Gradzeiger muss exakt auf der Spiegelseite aufsitzen.

Wechselt man zum nächsten Eisen braucht man lediglich die SE-77 erneut auf die hölzerne Vorrichtung setzen, das Eisen bis zur Bankoberfläche durchzuschieben und die SE-77 verriegeln. Das Eisen wird dann exakt im gleichen Winkel geschliffen wie das zuvor.

Arbeitet man zusätzlich noch mit dem feinkörnigen SJ-Stein zum Polieren der Fase im zweiten Arbeitsgang wird die kleine, einfach Holzvorrichtung besonders lohnend. Weil ja der normale Schleifstein und der Polierstein nicht unbedingt genau den gleichen Durchmesser besitzen, muss nach dem Steinwechsel auch nur einmal mit der WM-200 nachgestellt werden.

Man kann somit alle Eisen zuerst schärfen, dann den Stein wechseln und sie darauf hintereinander polieren.

Würde man bei nicht gleichen Steindurchmessern die Einstellung für das Schärfen einfach auf das Polieren übertragen, könnte man die Eisen nicht richtig bearbeiten, weil die Fase unter unterschiedlichen Winkeln bearbeitet würde. Das verträgt der Polierstein gar nicht, nur ein Teil der Fase würde bearbeitet. Gerade beim Polieren ist aber eine möglichst exakte Übereinstimmung zur Einstellung beim Schärfen essentiell.


Wechsel auf den SJ-Stein; nachmessen!

Interessant ist, dass man mit der gleichen Vorgehensweise auch Schrägbeitel korrekt einstellen und bearbeiten kann.


Schrägbeitel ebenfalls bis zur Tischplatte vorschieben und befestigen. Die Schneide muss ganz aufliegen!


Das Eisen wird dann automatisch rechtwinklig zur Schneide im gewünschten Winkel bearbeitet.

Man kann somit gerade und Schrägbeitel gemischt innerhalb einer Schleifsession herrichten.

Gruss
Rolf

Klaus Kretschmar
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Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Einfache Vorrichtung für die Tormek

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Rolf,

wie Du weißt, habe ich mir auch vor Jahren eine Vorrichtung gebaut, die den konstanten Überstand des Eisens gewährleistet und darüber hinaus dafür sorgt, dass die Schneiden rechtwinklig werden. Dass Tormek so etwas nicht anbietet, finde ich unverständlich. Vor allem, weil Tormek eigentlich für jeden Käse eine (teure!) Vorrichtung im Programm hat :-). Auch Dein Eigenbau richtet die Position der Eisen nach der Schneide aus. Ich halte das für gut, weil dieser Weg einfach und verlässlich ist. Außer bei schmalen Beiteln (kleiner als 6 mm). Da versagt diese Methode komplett. Ich habe für meine Vorrichtung einen seitlichen Anschlag für schmale Eisen gebaut. Funktioniert prima. Wie machst Du das?

Klaus

Rolf Richard
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Re: Einfache Vorrichtung für die Tormek

Beitrag von Rolf Richard »


Wenn es denn ganz extrem kommt stelle ich einen kleinen Messingwinkelvon Kell neben das Eisen.

Das ist aber nur sehr selten wirklich notwendig, weil die SE-77 ja eine entsprechende Anschlagkante hat. Die Vorrichtung ist schon sehr durchdacht und meiner Auffassung nach auch nicht überteuert.

Gruss
Rolf

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