Frequenzumrichter und Funkschaltung *MIT BILD*

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Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Frequenzumrichter und Funkschaltung *MIT BILD*

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo,

Anfang des Jahres hatte ich meinen Frequenzumrichter schon mal vorgestellt, nach kurzer Zeit Pedder aber gebeten, den Beitrag wieder zu löschen, weil nach Falk’s Meinung die elektrische Sicherheit partout nicht gewährleistet war.
Nachdem ich mich inzwischen etwas bei Fachleuten umgehört habe ist die Sache wohl nicht so heiß, wie sie damals hochgekocht wurde – und ich habe auch etwas nachgerüstet.

Vorab möchte ich darauf hinweisen, daß dies eine auf meine persönlichen Verhältnisse zugeschnittene Lösung ist, die in manchen Punkten die von der VDE geforderten Bedingungen nicht erfüllt, also z.B. nicht idiotensicher ist wie das für eine allgemein zugängliche elektrische Anlage gefordert und sinnvoll ist. Aber: ich bin allein in der Werkstatt und kann also nicht mehrere Maschinen gleichzeitig bedienen und Kinder laufen da auch nicht rum. Nachbauten erfolgen also auf volles eigenes Risiko!

Ausgangslage:
In meiner Werkstatt tummeln sich einige Gussmaschinen von Bäuerle. Diese stehen nicht fix sondern werden nach Bedarf mit dem Hubwagen rangiert. Ein fester elektrischer Anschluß für jede einzelne Maschine ist also nicht sinnvoll machbar. Es wird also jeweils umgesteckt, lästig, aber reicht mir.
Zur Bauzeit der Maschinen waren offenbar genug Lehrjungen da, um die elektrische Schalter an den Maschinen zu bedienen. Anders ist es z.B. nicht zu erklären, daß der Schalter bei der Dreifach-Kombi rechts unten ist und man von ihm beim Sägen durch die Laufstange für den Schiebeschlitten weit, weit getrennt steht. Also keine Chance, im Notfall die Säge auszuschalten ohne in den „Wurfbereich“ des Sägeblattes zu treten.

Weiter steht da ein 600er Dickenhobel, der es bei voller Drehzahl lärmmäßig mit jedem Starfighter aufnehmen kann, bei ca. 60 % der Normdrehzahl aber erstaunlich ruhig wird. Ähnlich, wenn auch auf viel niedrigerem Niveau verhält es sich mit der Abrichte.

Vor langer Zeit habe ich einige Frequenzumrichter en bloc zum kleinen Preis in der Nähe gekauft und lange gebraucht, ehe ich da wirklich rangehen konnte. Schnell wurde mir klar, daß ich nicht für jede Maschine einen FU installieren kann, wie ursprünglich geplant – dafür fehlt einfach der Platz an den Maschinen bzw. in der Werkstatt. Also habe ich mir mit einem befreundeten Elektriker, der auch mit FU’s zu tun hat mal die Motoren besehen und da die Bäuerles alle ähnliche Kaliber haben bestanden keine Bedenken, alle Maschinen über einen FU zu betreiben, also wie bisher jeweils „umstecken“. Nebenbei: Die Absaugung, die neueren Datums ist will mit den Einstellungen für die alten Motoren nicht so richtig, aber die soll ja auch nicht gedrosselt werden.

Hier nun ein Blick in die „Elektrokiste“.



Rechts der FU, daneben die Bremseinheit (die Bandsäge will ohne diese nicht in absehbarer Zeit still stehen).
Rechts neben der „Elektrokiste“ ist ein Hauptschalter, der die ganze Einheit stromlos schaltet.
Gegen Grobstaub ist oben und seitlich eine Haube – auspusten mit Druckluft von Zeit zu Zeit also nötig, dafür keine Hitzeprobleme.
Auf dem Bild nicht sichtbar, aber seinerzeit schon geplant wurde jetzt noch eine Erdung des Metallrahmens installiert.
Auf Anraten von Falk wurde ein allstromtauglicher FI-Schalter eingebaut – wenngleich die von mir befragten Elektriker und die vorliegenden Schaltpläne so was nicht fordern. Aber schaden wird es ja nicht.

Funktionsweise:
Da ich nicht zusätzlich zur Stromversorgung der Maschinen auch noch ein Steuerkabel in der Werkstatt rumliegen haben wollte hatte ich mich nach einer Funkschaltung umgesehen. Das ging auch wunderbar mit dem kleinen (schwarzen) Handsender, der unten links zu sehen ist. Ich konnte die Maschinen da ein- und ausschalten, wo ich gerade bei der Arbeit an ihnen stehe.
Nach wenigen Versuchen habe ich eine neue Funkschaltung mit zwei Kanälen gekauft und in die Elektrokiste noch ein Schaltrelais für die Absaugung eingebaut.
Jetzt kann ich den Handsender, der mit Magneten versehen wurde z.B. hinten auf den Schiebeschlitten legen, also quasi vor meiner Nase und bequem Absaugung und Kreissäge von dort schalten. Ähnlich geht es bei den anderen Maschinen.



Mir ist klar, daß ich mit einem Steuerkabel über ein Poti auch die Drehzahl ändern könnte, aber das vermisse ich nicht: läuft die Kreissäge in Holz geht das mit 50 Hz, säge ich Alu stell ich vorher auf ca. 25 Hz. Ähnlich bei den anderen Maschinen. Einen echten Bedarf, während der Arbeit die Drehzahl zu ändern habe ich noch nicht gefunden.

Vorteile für mich:
Meine Maschinen haben jetzt einen Sanftanlauf und eine Motorbremse, die bei den alten Maschinen noch nicht verbaut war. Innerhalb von ca. 7 Sekunden stehen die Maschinen still. Ohne Bandsäge ginge das sogar noch schneller, aber da rotiert doch eine gewaltige Masse, die gebremst werden will und wenn ich hier kürzere Zeiten eingebe geht der FU trotz Bremseinheit auf Störung und bremst dann gar nicht mehr.
Angenehmer Nebeneffekt des FU: Wird ein Motor überlastet (z.B. Kreissägeblatt klemmt) geht der FU auf Störung und schaltet den Motorstrom ab.
Weiter muß ich nicht mehr z.T. um die Maschinen rumrennen, um sie ein- und auszuschalten und ich kann Absaugung und Maschine ohne besondere Wege schalten.

Gruß
Heinz

PS.:
Eine Wiederanlaufsperre für die gesamte Werkstatt (Drehstromkreis) ist lange vorhanden in Form eines selbsthaltenden Relais, d.h. nach Stromausfall muß ich an die Verteilerkiste und ein Knöpfchen drücken.

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1722
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Frequenzumrichter und Funkschaltung

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guude,

FUs sind toll.
Allerdings ist zu beachten, dass bei niedriger Drehzahl häufig hohe Leistungen
abgefordert werden und die Kühlluftversorgung gleichzeitig stark reduziert ist.
Das sollte bei Hobbybetrieb jedoch selten vorkommen.

An der gezeigten Anlage fehlen mir große Notauspilze, die man auch per
Fuß oder Knie betätigen kann.
Erst nach dem Schalter an unterschiedlichen Stellen zu suchen,
und das Werkstück loslassen zu müssen, ist nicht so mein Ding.

Gut Holz, und das immer unfallfrei! J.


Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Frequenzumrichter und Funkschaltung

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Justus,

bei der Drehzahl gehe ich nicht unter 20 Hz, also 40 % der Normaldrehzahl. Plastik oder dünnes Alu-Blech wird den Motor nicht überlasten. Bei der Dickte sieht das schon kritischer aus: ich fahr zwar mit 60 % der Normaldrehzahl, aber wenn da wirklich mal volle Breite mit guter Spanabnahme gefragt ist werd ich sicher auch mit der Drehzahl höher gehen oder entsprechende Pausen einplanen. Die Wärmeentwicklung der Motoren hab ich jedenfalls auf dem Schirm und werd versuchen, entsprechend zu handeln.

Anders sieht es beim Not-Aus-Schalter aus. Lange hab ich überlegt wie ich das realisieren kann; mir ist aber nichts Vernünftiges eingefallen außer zusätzlichem Kabelgewirr:
Bring ich Not-aus-Schalter an der Maschine an, also z.B. zwischen Eingangsstecker und Stern-Dreieckschalter kann ich zwar die Maschine damit ausschalten, aber die Bremsfunktion ist dann auch nicht mehr gegeben.
Theoretisch kann ich auch zusätzliche Sender an den Maschinen anbringen, aber bei der jetzigen Konstellation würde man dann mit dem Not-aus auch von anderen Maschinen aus die gerade angeschlossene Maschine starten/stoppen können - die Funkschalter sind reine Taster, keine Ein-Aus-Schalter! So ist nur ein Sender da und Irrtümer nahezu ausgeschlossen.
Ich müßte schon einen dritten Funk-Schaltkreis in die Steuerleitung des FU einbauen. Aber ob das Sinn macht?

Gruß
Heinz



Konrad Holzkopp
Beiträge: 1722
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Frequenzumrichter und Funkschaltung

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guude,

einfach mehrere Notauspilze-taster in die Öffnerleitung
einschleifen, die der Funkempfänger öffnet.
Dass von mehreren Stellen gestoppt werden kann
ist ein Sicherheitsvorteil.

Gut Holz! j.

Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Frequenzumrichter und Funkschaltung

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Justus,

die Maschinen stehen -wie schon gesagt - nicht fest sondern werden je nach Platzbedarf mit dem Hubwagen rangiert. Insofern scheidet die Lösung mit den eingeschleiften Pilzschaltern leider aus. Das würde ein schönes Kabelgewirr. Trotzdem danke für den Hinweis. Bei fest angeschlossenen Maschinen wär das sicher eine gute Lösung.

Ein dritter Funkkanal, eingeschleift in die Steuerleitung und mit einer Selbsthaltung wäre vielleicht eine Lösung. Leider fehlen dafür vernünftige Schalter - das sind alles nur Handsender ähnlich dem von mir benutzten.

Eingebaut habe ich übrigens dieses Modell (und hatte dort auch eine sehr gute Beratung am Telefon):

http://www.rakuten.de/produkt/zamel-433mhz-2-kanal-funkschalter-set-rws-212-bis-350m-aussenbereich-ip56-338322366.html?_ga=1.99073879.835408602.1445274020

Vielleicht find ich ja doch noch was oder erhalte noch einen Hinweis auf was Brauchbares.

Gruß
Heinz

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1722
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Frequenzumrichter und Funkschaltung

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guude,

es geht auch mit einem Notaustaster auf einer Magnetplatte,
den Du mit einem längeren Kabel einfach auf die jeweils aktive
Maschine aufmagnetisierst.

Gut Holz! J.


Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Frequenzumrichter und Funkschaltung

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Heinz,

Ich habe auch mal gesehen wie Not-Aus über ein rotes Seil mit Endschalter realisiert wurde.
Das könnte man zum Beispiel unter der Decke in angenehmer Höhe spannen und wenn etwas passiert dann könnte man den selbsthaltenden Schütz abschalten.
Nur mal als Idee in den Raum gestellt.

Gruß Horst

Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Frequenzumrichter und Funkschaltung

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Horst,

das ist alles schön bei fest stehenden Maschinen, aber ich muß aus Platzgründen mit meinen Maschinen im Raum "wandern" und ich will neben dem Stromversorgungskabel nicht weitere Stolperfallen in Form von Kabeln rumliegen haben.

Aber trotzdem:
jede Idee ist willkommen denn manchmal bringt ein zunächst abwegiger Vorschlag den Weg zur Lösung.

Gruß
Heinz

P.S.:
Wenn ich meine jetzige Lösung mit dem vorherigen Zustand vergleiche hab ich ja sicherheitsmäßig schon gewaltig aufgerüstet, aber ein vernünftiges "Not-Aus" ist mir auch lange durch den Kopf gegangen - bisher leider ohne Ergebnis :-(

Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Frequenzumrichter und Funkschaltung

Beitrag von Walter Heil »


Hallo Heinz,

meine Erfahrungen und "Not-Aus" Taster:
1. Kreissäge-Fräse: Abschalten des jeweiligen Motors mittels eines Pilz-Tasters am Bedienpanel. Er sperrt lediglich den Unrichter. Es gibt keinen anderen "Ausschalter". Die Wirkung ist das Austrudeln des Antriebs. Die mech. Bremsen sorgen für schnellen Stillstand. Ein Trennen des Umrichters vom Netz hätte keine andere Wirkung.
2. Hobelmaschine: Kein spezieller Pilz-Taster. Am Bedienpanel sind lediglich Hauptschalter und zwei Tasten "Ein" und "Stop". Bei "Ein" wird die Hobelwelle hochgefahren, bei "Stop" wird mit Gleichstrom gebemst (ca 7sec). Vor kurzem machte sich ein Entstörkondensator des FU vom Acker, was sich zunächst durch einen leichten undefinierbaren aber Brandverdacht aulösenden Geruch bemerkbar machte. Maschine auf "Stop", danach den Hauptschalter ausgeschaltet. Inzwischen gab der Kondensator reichlich Rauchzeichen. Der LSS (16A) sprach nicht an. Hier wäre ein unmittelbares Trennen des Antriebs vom Netz theoretisch richtiger, im vorliegenden Fall war's egal.
3. Bandsäge: Hauptschalter (kein Taster). Ein-Aus mit Tasten, "Not-Aus" ist ganz einfach mit der normalen "Aus-Taste" parallelgeschaltet; ich benutze nur die Not-Aus-Taste, ist bequemer. Die Idee war, die Rollen so schnell wie möglich zum Stillstand zu bringen und das geht nur mit dem FU und der Abfahr-Rampe (5sec). Dass diese Idee nicht nur gut war, erwies sich vor einiger Zeit, als ich ein etwas sperriges Stück Buche ofentauglich machen wollte. Das Band und die Rollen standen, der Motor lief, der Keilriemen quietschte. "Not-Aus" betätigt, das Qietschen nahm kontinuierlich ab, bis die Abfahrrampe runtergefahren war. Hier wäre die Netztrennung mit "Austrudeln" des Motors richtiger gewesen. Ist mir jetzt aber nur einmal passiert.
4. LL-Bohrmaschine: Ein-Aus über Umrichter, Hochfahrrampe 3sec, austrudeln nach Abschalten, Motor steht nach wenigen sec. Kein Not-Aus, Ein-Ausschalter bequem erreichbar neben dem Motor.

Meiner Ansicht ist die Funktion eines "Not-Aus" (herunterfahren oder Netztrennung) nicht so wichtig wie die gute Erreichbarkeit der Taste. Dazu gehört, dass man aus Erfahrung weiß, wo die Taste ist und nicht unter Stress suchen muss.

Jetzt noch das Unvermeidliche: das ist meine persönliche Meinung und hat nichts mit irgendwelchen VDE-Vorschriften oder anderen gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen zur Unfallvermeidung zu tun; sollte es irgendwelche Übereinstimmungen geben, nehme ich sie in kauf.

Gruß, Walter



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