Eichebohlen abrichten

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Wolfgang Kueter
Beiträge: 532
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 12:16

Re: Eichebohlen abrichten

Beitrag von Wolfgang Kueter »


Hallo,

bei 2,6 m benötigte Länge bleibt bei 3 m Ausgangslänge nicht viel vorher abzuschneiden. Da hätte ich schon gerne eine in voller Länge abgerichtete Bohle die ich erst nachher passend schneide. Es kommen ja schon mal kleine Überraschungen zu Tage beim Hobeln.


Ja. Trotzdem verstehe ich nicht, wieso Du die Bohlen nicht auftrennst und neu verleimst. Wenn Du dann beim Verleimen abwechselnd die rechte und die linke Seite nach oben legst, hast Du auch deutlich weniger Neigung zum Schüsseln.

Ich würde so vorgehen:

1. An der Kreissäge: Die Bohlen in ca. 10 cm breite Streifen auftrennen, eventuell ca. 2 cm Mitte aus der Mitte und den Splint wegwerfen.
2. Die Streifen abrichten und grob von Dicke hobeln (Endmaß + 3 mm oder so)
3. aus dem grob dimensionierten Holz Leimholz von ca. 2,65 m Länge herstellen dabei auf möglichst wenig Höhenversatz achten (Dübel, eingeleimte Federn oder Lamellos sind nützlich dabei), abwechselnd rechte und linke Seite nach oben
4. Höhenversatz entfernen, sollte notfalls mit Handhobeln machbar sein wenn Dein Abrichter nicht breit genug ist, Dickenhobel funktioniert wahrscheinlich auch
5. Von Dicke auf Endmaß hobeln
6. Zuschnitt der Platte auf Endmaß

Wolfgang

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1743
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Eichebohlen abrichten

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guude,

Meine Vorgehensweise wäre:
Im Kernbereich auftrennen, bzw. auf die maximale Dicktenbreite.
Flächen ausarbeiten, Winkelkante anschlagen und mit Dübeln, oder besser mit
Lamellos oder Dominos flächenbündig verleimen.

Oder: Wenn die Eiche gerade, kaum verdreht, mild und gut getrocknet ist:
Die hohle Seite mit Handhobel und/oder -Maschine so gut wie möglich Abrichten.
Dann bei einem mit einer entsprechenden Maschine durch eine entsprechend breite Dickte lassen.

Zum Schluß in beiden Fällen auf Länge schneiden.

Gut Holz! J.

Heinz Kremers
Beiträge: 2786
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Eichebohlen abrichten

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo,

im Lauf der Woche will ich mir zusammen mit Uwe die Bohlen noch mal näher besehen.

Es läuft wohl zumindest auf ein Auftrennen im Kernbereich hinaus, denn da sind ansatzweise Risse. Ob weitere Trennschnitte erforderlich sind? Wenn ich eine total astfreie Platte haben will sicherlich, aber eigentlich kann ich mit den kleinen Rissen in den Ästen leben - werd ich ähnlich den Fugen beim Korkboden mit Schleifmehl zukleben. Die Bohlen haben fast 10 Jahre trocken gelegen und sind kaum verzogen, zwei könnte man fast so auflegen.

Ja, Justus, mit dem Dickenhobel ist das so ne Sache: Ich hab nen 600er, aber die Platte wird knapp 1 m breit. Meine Idee ist: sauber abrichten und so weit verleimen, daß zwei Teile bleiben, die dann durch die Dickte gehen. Anschließend diese beiden noch verleimen und fertig. Zum Schluß nochmals glattschleifen und auf Maß schneiden.

Ich werd berichten bzw. bei Zweifeln nochmal fragen.

Gruß
Heinz



Konrad Holzkopp
Beiträge: 1743
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Eichebohlen abrichten

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Ei guude Heinz,

"Die Bohlen haben fast 10 Jahre trocken gelegen und sind kaum verzogen" sagt nicht viel aus, in der trockenen
Scheune ist von 12-16% auszugehen, wenn die Platte in einem geheizten Raum kommt, sollten es max. 8% sein.

Andererseits ist Eiche recht gutmütig, besonders wenn sie "froh" gewachsen ist. Das lässt sich an schmalem Splint
und relativ breiten Jahresringen erkennen.
Ein paralleler Maserungsverlauf zu den Flächen lässt außerdem auf wenig bis keinen Drehwuchs schließen.

Ein paar Bilder der Bohlen von verschieden Seiten wären schön!

Gut Holz! J.


Heinz Kremers
Beiträge: 2786
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Eichebohlen abrichten für Werkbank *MIT BILD*

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo,

was aus einer dummen Frage (von mir) so werden kann.

Aber erst mal ein herzliches „Danke schön“ an alle, die versucht haben, mich auf den richtigen Weg zu weisen.

Die Bohlen waren schön gerade, nicht winsch, mit stehenden Jahresringen und knapp 7 cm dick, 50 – 60 cm breit und zwischen 6 und 7 m lang und lagen so, daß man erst mal den Eindruck haben konnte, glatthobeln würde reichen. Umdrehen mochte/konnte ich die nicht bei dem Gewicht. Grob abgelängt und mit viel Kraft konnte man auch mal die andere Seite sehen und da war klar: ohne Auftrennen geht es nicht. War also nix mit einer Arbeitsplatte von 1 m Breite aus zwei Bohlen :-(

Uwe (Adler), der in Schlagweite im Süden Kölns wohnt und mit dem ich auch außerhalb des Forums (aber auch mit Holz) Kontakt hatte bot sich an, mir beim Hantieren der „Klötze“ zu helfen.

Gemeinsam haben wir dann mit der HKS mit Alu-Latte getrennt und besäumt – der Splint war schon länger ab. Sodann auf der Abrichte eine Seite in Form gebracht und schließlich – Uwe hat nur gestaunt, daß die Maschine nicht umfiel (600er Bäuerle) – durch den Dickenhobel geschoben und auf ein einheitliches Maß gebracht.
Mit Duodübler und Dübelllehre haben wir sodann Dübel gesetzt für’s Verleimen und zwei Bohlen mit ca 50 cm Breite verleimt. Das sah dann schon mal ganz gut aus und war sozusagen glatt auf der Oberfläche, Duodübler sei dank.

Leider war ich dann wohl vor lauter Begeisterung über den Duodübler etwas voreilig und hatte die Dübellöcher für das Zusammenleimen der beiden Bohlen schon gebohrt und nicht bedacht, daß beide verleimten Bohlen nochmal durch die Dickte sollten. Messen und Dickte haben das Problem dann aber doch nahezu perfekt gelöst.

Der Bau war allein schon gewichtsmäßig so anstrengend, daß keiner von uns den Fotoapparat bei der Arbeit gezückt hat. So will ich wenigstens einige Bilder der (fast) fertigen Werkbank – Hobelbank mag ich sie nicht nennen – zeigen.



Bild 1 zeigt die Stirnseite der Platte mit Zollstock



Bild 2 zeigt die Platte von oben. Kleine Fehler durch Äste wurden mit Bona Mix + Fill und Schleifstaub verschlossen.



Bild 3 zeigt die Werkbank seitlich. Es fehlen noch Schubladen und die Beinzange



Bild 4 zeigt die Befestigung mit Nutklötzchen, die hier nicht in eine Nut sondern einfach unter den Rahmen greifen.

Es fehlen noch die Schubladen im Unterbau, eine Beinzange und ach ja - der Frästisch.

Ja, den Frästisch wollte ich ursprünglich in die Werkbank integrieren: an einer Stirnseite die Beinzange (natürlich längs) und an einer Stirnseite das Loch für die Fräseinheit mit Anschlägen. Aber wenn ich mir die Platte so ansehe finde ich es eine Schande, da so ein Loch und Nuten für den Frästisch reinzumachen.
Derzeit denke ich über einen abklappbaren Frästisch nach, aber erst sind mal die vielen Schubladen dran, denn die Auszüge stehen schon im Karton hier.
Und wenn die Schubladen drin sind hat die Beinzange Vorrang…… Aber für Anregungen zum Frästisch bin ich dankbar.

Schön ist, daß man bei den einzelnen Arbeitsschritten über viele weitere Ideen grübeln kann, wobei natürlich das Grundgerüst unverrückbar ist – oder auch nicht :-) : Erste Idee war eine 50 mm Buche-Multiplexplatte mit ca 5 cm Kante aus Massivholz als „Verschleißkante“. Aber dank Uwe’s Hilfe hab ich mich dann doch an selbst gemachtes Leimholz getraut – es war das erste Mal, zumindest wenn man etwas Ansprüche stellt. Arbeitsplatten aus verleimten Gerüstdielen tun noch heute ihren Dienst als Arbeitstische, und das mit ganz, ganz wenigen Zwingen seinerzeit.

Herzlichen Dank an Uwe, der mit angepackt und mit überlegt hat und ohne den ich längst noch nicht so weit wäre.

Gruß
Heinz


MaxS
Beiträge: 1583
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Re: Eichebohlen abrichten für Werkbank

Beitrag von MaxS »


Hallo Heinz,

das sieht nach einem ordentlichen Stück Arbeit (ein zweiter Mann ist oft Gold wert) aus, aber das Ergebnis sprich für sich. Ich würde da wohl auch keinen Frästisch integrieren, die Abklapplösung hört sich für mich sympathischer an.

Die Platte ist stärker als die vieler einfacherer Hobelbänke, das Untergestell sieht im Vergleich dazu relativ filigran aus. Soll das fertige Möbel "nur" als Arbeitstisch dienen oder werden da auch Handwerkzeuge in größerem Umfang zum Einsatz kommen?

Gruß
Max

Heinz Kremers
Beiträge: 2786
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Werkbank *MIT BILD*

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Max,

alleine wäre das nicht zu realisieren gewesen; dazu waren die einzelnen Bohlen viel zu schwer.

Nicht nur mit dem Loch für einen integrierten Frästisch tu ich mich schwer. Auch Löcher für Spannelemente widerstreben mir noch. Dann hätte ich noch eine dünne Zwischenplatte vorsehen müssen, damit mir nicht alles in die oberen Schubladen fällt.

Gedacht ist der Tisch für alles mögliche, aber am wenigsten für Arbeiten mit dem Handhobel. Meine Handgelenke machen das einfach nicht mehr mit und so besitze ich auch nur einen Rali und einen wenig brauchbaren Stanley. Schleifarbeiten mit Maschine und Hand, kleinere Sägearbeiten, Oberfräse und natürlich Montagearbeiten werden wohl Haupteinsatzgebiet sein.. Für viele dieser Dinge wird eine Antirutschmatte ausreichend sein, aber um Spannelemente werd ich auf Dauer sicher nicht rumkommen. Ideen hab ich schon aber die Verwirklichung wird noch etwas dauern wg. Schubladen und Beinzange.

Filigran sieht das Untergestell nur aus; es hat auch sein Gewicht! Beim ersten Auflegen der Platte und leichten Bewegungen in Längsrichtung bekam ich schon einen gewaltigen Schreck: Der Tisch schwang lange nach. Aber nachdem der Unterbau für die Schubladen drin ist schwingt da nichts mehr. Ohne Unterbau konnte ich den Tisch auch nicht mit dem Hubwagen bewegen: die unteren Winkeleisen, die den Unterbau tragen bogen sich durch.
Um ein Durchbiegen nach unten bei vollbeladenen Schubladen zu verhindern habe ich beidseitig eine Gewindestange eingebaut, mit der der Unterbau gegen die Tischplatte gespannt wird. Hierzu noch ein Bild:



Die Fächerbreite ist auf Systainer abgestimmt aber es kommen nicht mehr als nötig da rein. Da die Werkbank beidseitig Schubladen hat kommen da sicher auch Handwerkzeuge und was man so regelmäßig braucht rein, halt das, was andere an die Wand hängen wenn die Werkbank an selbiger steht.

Gruß
Heinz

Pedder
Beiträge: 5743
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
Kontaktdaten:

Re: Eichebohlen abrichten für Werkbank

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #81364]
Hallo Heinz.

Vielen Dank für die Bilder. Ich bekomme bei meinen Werkstücken oft zu hören:
Das wäre mir zu schade für die Werkstatt. Nun, Dein Tisch würde bei uns auch eher im Wohnzimmer stehen.

Liebe Grüße
Pedder

Benutzeravatar
Uwe.Adler
Beiträge: 1301
Registriert: So 27. Dez 2020, 22:52

Ichenwerkbankplatte, die Besondere

Beitrag von Uwe.Adler »

[In Antwort auf #81364]
Hallo Heinz,

Auch ich sehe die fertig bearbeitete Platte so zum ersten Mal. Sie ist toll gelungen. Das Finish wertet die Platte nochmals auf. Eine solche Arbeitsgrundlage zu haben und an ihr zu arbeiten macht auch richtig Spass. Es ist im Sinne "schönes Werkzeug" ein Aspekt, der sich auf die dann auf die Ergebnisse auswirken wird!

Zu der Arbeit, meine Hilfe wurde von Dir mit der Gastfreunschaft und der Möglichkeit an den tollen Maschinen zu arbeiten mehr als entlohnt. Es hat richtig Spass gemacht und das Team hat gut funktioniert. Es zeigt sich, dass wir zwei Männer der Tat mit Kopf sind. Die Ausgangsmaterialien waren aber auch sehr gut. So durfte ich die Großmaschinen einmal mit bedienen und kennenlernen. Die Kraft und Stärke ist imposant und wirkt nachhaltig. Jetzt weiß ich das Wort Eisenschwein noch besser einzuschätzen.

Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der weiteren Bearbeitung und die helfenden Hände warten,

herzliche Grüße

Uwe



MarkusB
Beiträge: 1256
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21
Wohnort: Bad Laer / Remsede
Kontaktdaten:

Ist Eiche als Arbeitsplatte geeignet?

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #81085]
Hallo Heinz,

eine tolle Arbeitsplatte hast da. Wie Pedder schon schrieb, die kannst du auch ins Wohnzimmer stellen.

Aber ist Eiche als Arbeitsplatte geeignet?
Ich habe mal gehört, dass bei Metallbearbeitung die Metallspäne/staub sich in die offenporige Eiche sammeln und Kratzspuren am Werkstücke hinterlassen können.
Warum hast du dich für Eiche entschieden?

Viele Grüße

Markus


Antworten