Hammerstiel *Bilder*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
HELLE
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Richtig einstilen ... (mit Bild)

Beitrag von HELLE »


Hallo Andreas,

also einen Stil heraus machen geht natürlich am Einfachsten durch Absägen und Aufbohren mit Metalbohrer. Will man jedoch nur den Stil neu einsetzen kann man ihn im Sommer in die direkte Hitze legen oder im Winter an die Heizung bzw. Hammer und Keilhölzer in der Backofen des Werkstattherdes (sofern vorhanden).

Aufbohren und Herausarbeiten eines Holzkeiles mit einem Stechbeitel geht natürlich auch --- es gibt solche ganz schmale, mit stärkerem Rücken, für Fenster und Türbauer.

Naja, mit dem Entrosten des Eisens und Abreiben mit dem Öllappen gibt es einen Schutz und beim Abgeben der handwerklichen Leistung einen Qualitätsbonus, welcher sich oft in der Bezahlung niederschlägt ("sieht ja aus wie neu!").

Der Stil dieser Feldharke ist übrigens gekauft im Landhandel, ist Esche, und die neue Besitzerin freut sich immer noch an dem "gescheiten" Werkzeug --- hat auch gemerkt, das die modernen Geräte mit dem Wechselsystem für's richtige Arbeiten nicht gedacht sind
(sorry, wenn ich jetzt ein paar Freizeitgärtnern auf die Füsse treten --- aber ich halte gar nichts von Werkzeug, welches ich beim Arbeiten schonen muß).

Als Anschauung, das versprochene Bild, normal fotografiere ich so etwas nicht, da es aber eine Auftragsarbeit war, ging es als Beleg in mein Bilderarchiv.

Gruß, Helle





Ludwig Mörl

Re: Richtig einstilen ...

Beitrag von Ludwig Mörl »

[In Antwort auf #116434]
Hallo Helle,

ich habe leider etwas Mühe deinen Tipp zu verstehen. Da der Stiel meines Schmiedehammers, der einiges aushalten muss und leider schon Risse zeigt, wahrscheinlich demnächst einen neuen Stiel braucht, bin ich an dem Thema sehr interessiert.
Es geht um diesen Satz:
"Beim Einstilen schlägt man mit einem großen, ich meine Groß --- so die Anzapfteile --- natürlich selbstgemacht --- auf das Stilende --- dadurch "zieht" sich der Kopf ins Holz."
Mit einem großen Was schlägt man? Was meinst du mit Anzapfteile? Stielende ist bei dir das Ende, das nicht im Hammerkopf steckt, oder? Wie was beim Einschlagen "ziehen" kann, kann ich mir auch nicht vorstellen, wird aber wahrscheinlich sofort klar, wenn ich es mal selber mache.
Wie verkeilst du den Stiel, wenn überhaupt?
Ich sehe beim Verkeilen die Gefahr, dass man eine Sollbruchstelle schafft, da der Stiel notgedrungen gespaltet wird. Außerdem ist mir nicht klar, welches die beste Variante ist: Form und Größe des Keils, aus Hartholz oder Metall (rund, flach, kreuzförmig) oder gar eine Kombination.
Der Rest ist verständlich und eigentlich nahe liegend, aber wie oft bei solchen Dingen braucht es den Hinweis.
Bei meinem Schmiedehammer ist der Original-Stiel verklebt mit einer weißen, gummiartigen Masse. Es ist ein Hammer von Uri Hofi, von dem ich weiß, dass er sich bei seinen Arbeiten viel überlegt und dass er viel praktische Erfahrung hat. Ich kann mich mal erkundigen, was das für eine Masse ist und wie das gemacht wird.

Gruß

Ludwig



HELLE
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Richtig einstilen ...

Beitrag von HELLE »


Hallo Ludwig,

ja,ja, hab's auch gemerkt --- großen Schreinerhammer ;^>

Also zum Ziehen --- wenn man auf Holz schlägt beim Einstielen merkt man irgendwann, das das Holz fest sitzt, der Klang ändert sich --- die Verbindung hat sich gesetzt. (Anmerkung: Habe ich eine so bunte Sprache? --- hmmm).

Für Hämmer nehme ich runde Einschlaghülsen, die Kraft verteilt sich gleichmäßiger im Kopf, beim Spaltbeil und Spalthammer solche Eisenfinger (sitzen satter), und bei Feld und Gartengeräten nehme ich Buchenkeile.

Falls du gewerblich deine Hämmer einsetzt, wäre ein Stielwechsel von einem Profi ratsam, da du immer eine etwas kompliziertere Haftung hast, wenn etwas passiert --- also dein Schmiedehammer jemand an den Kopf fliegt (3* auf Holz klopfen).

Das Verkeilen spaltet den Stiel wirklich auf, deshalb hebe ich den Keil neben den Stiel und säge zu 2/3 diesen Keil heraus --- damit erreiche ich weniger Spannung beim Einkeilen --- ich darf aber auch nur zu einem 2/3 den Keil eintreiben, den Rest säge ich ab. Das hat den Vorteil, das ich während des Einrichtens evtl. den Keil nochmal mit dem Schraubstock heraus bekomme.

Im Anhang eine Collage über die Hämmer (für das Beil schäme ich mich, aber solange es fest sitzt --- hat halt wahrscheinlich schnell gehen müßen) --- und ein Bild von meiner Keilsägeeinrichtung (nichts besonderes, aber praktisch).

Gruß, Helle







Ottmar
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Re: Richtig einstilen ...

Beitrag von Ottmar »


Hallo Forumsfreunde,

vielen Dank fuer das ausfuehrliche Beschreiben des „Einstielens“

@Helmut, danke fuer die Abbildung deiner Keillehre, wieder etwas dazugelernt!

In dem Ort in welchem ich aufwuchs, besorgte das Einstielen ein Stellmacher. Bei diesem beobachtete ich, dass er die Keile in einem Topf aufbewahrte, welcher einen Einsatz wie ein Kartoffeldaempfer hatte. Der Topf mit den Keilen stand immer auf dem Leimofen. Die so getrockneten Keile, vergroesserten ihr Volumen, nachdem diese in den Stiel eingetrieben wurden, dies bewirkte eine zusaetzliche Kraft gegen ein Lockern des Keiles.

Ich habe dies in Ermangelung eines Leimofens im Microwellenherd ausprobiert und konnte den Tocknungseffekt, durch Wiegen der Keile vor und nach feststellen.

mfg

Ottmar

PS: Der Stellmacher fertigte die Stiele aus frischgefaelltem Eschenholz durch Spalten her. Die richtige Form wurde auf der Schnitzelbank mit dem Ziehmesser erreicht, das gruene Holz wurde grob vorgeformt und nach dem Trockenen fuer das entsprechende Werkzeug fertig bearbeitet.



Johannes Müllerheim

Re: Richtig einstilen ...

Beitrag von Johannes Müllerheim »

[In Antwort auf #116434]
Hallo,
noch ein Tip zum Einstilen. Egal ob gekaufter oder selbstgemachter Stil, wichtig ist, daß das Holz in Schlagrichtung stehende Jahresringe hat und das die Fasern von Kopf bis Ende möglichst gerade und ganz durchlaufen. In Baumärkten sind meist nur 3-5% der Stile akzeptabel, aber das Suchen lohnt sich.

Ich verkeile meist diagonal mit einem eingeleimten Holzkeil und ab ca. 800g
Kopfgewicht zusätzlich mit 1-2 kleinen Eisenkeilen.

Frohes Einstilen wünscht Johannes



Andreas N.
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Re: Richtig einstilen ...

Beitrag von Andreas N. »


Das Mit dem Absägen kann ja jeder;-).
Ich dachte da gäbs was, damit der Stiel nicht kürzer wird.
Bei der Hacke hätte ich Bedenken. Bisher sind alle Stiele die ich so hergestelt habe nach kurzer Zeit am Öhr gebrochen da ein Starker Querschnitsunterschied (der Absatz den du anscheinend eingebaut hast) als soll Bruchstelle funktioniert. Bei der Hacke wohl nicht so schlimm (außer das da Erde drin hängen bleibt) aber bei Hämmern währ der Bruch vorprogramiert. Ich habe die (gekauften) Stiele für Hämmer immer almählich, auf etwa 10cm, dünner gemacht.
Esche hat sich da als viel besser als diese "Hikory" Stiele erwiesen.
In nem Alten Schlosserbuch steht, dass nur Weißdorn gut ist und Esche für Schmiedehämmer ein grade noch brauchbarer Ersatz.
Das "Ins Wasser" stellen von Hämmern (machen manche Schlosser/Schmide) kann tödlich sein, da das Holz brüchig wird. Die Zellen wollen sich ausdehnen können aber nicht so recht, wiel das Öhr drum ist und dann kolabieren die Zellwende- knaks.

Ich benutze nur Holzkeile und hatte damit noch keine Probleme. Ich säge einen Schmalen Schlitz längs und je nach größe ein oder zwei schlitze Quer ein. Da Schlage ich dann die Selbstgespaltenen und geschnitzten Keile ein, so das das Holz nach allen Seiten gespreitzt wird. Die Keile mache ich meist etwas flacher, als die, die es zu kaufen gibt, kommt natürlich auf die Winkel im Öhr an. Ich passe den Siel genau an in dem ich den öfters einstecke und nach arbeite, wenn der weit genug reicht, Säge ich die Schlitze ein und schlag ihn ein, so das er mindestens 5mm übersteht. An den Spalten kann man dann gut sehen welche Keildicke man braucht, bei welcher Länge. Nur ein Keil, füllt mir das Öhr nicht gut genug.
Gruß
Andreas N.



HELLE
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Re: Keilsägelehre ...

Beitrag von HELLE »

[In Antwort auf #116440]
Hallo Ottmar,

freut mich, das ich dir mit dieser Lehre eine Freude machen konnte --- oft sind es alltäglich genutzte Hilfen, welche andere gebrauchen können.

Ich habe diese Lehre von einem Freund aus der Nachbarschaft, dessen Vater eine Wagnerei betrieben hat, direkt kopiert --- die hing dort an der Wand. Ich kannte diese Werkstatt schon als Kind und merkte selbst da schon, das das keine gewöhnliche Schreinerei war (wenn ich jetzt überlege gab es in unserem kleinen Dorf extrem viele Handwerker --- Wagner, Schreiner, Glaser, Spengler, Schmiede --- und alles mehrfach bei ca. 1500 Einwohnern).

Für mich ist die Wagnerei eine der letzten Handwerkstände, bei dem Holz in ihrem Ursprung und mit hohem Wissen zum Holzwerkstoff verbaut wird --- auch aus diesem Grunde habe ich mir diese Monsterbandsäge geleistet --- sie gehört für mich noch zu den "Handwerkzeugen" --- außer Anschlag und Tischneigung läuft da eigendlich nur eine endlose "Handsäge", welche man sogar zur Not selbst noch mit der Hand feilen kann.

Ich möchte auf jeden Fall mehr mit ihr machen, als zur Zeit nur mein Brennholz sägen (obwohl ich heute wieder mein 30er Kaminholz "Die Unspaltbaren" hochkant aufgesägt habe --- früher liesen wir die im Wald liegen --- aber jetzt mit dieser Säge wäre das eine Schande --- wo die doch so schön lange anhalten :^> ).

Grüße aus der Kurpfalz bei Heidelberg, Helle



Heinz Roesch
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Re: Keilsägelehre ...

Beitrag von Heinz Roesch »


Hallo Helmut,

wozu ist der vordere Einschnitt in der Lehre?
Fixierst Du die Holzstück noch irgenwie beim
Sägen?

Viele Grüße

Heinz


HELLE
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Anwendung Keilsägelehre ...

Beitrag von HELLE »


Hallo Heinz,

man kann auf die Fragen warten, wenn man nicht gleich alles erklärt ;^>

Also ich richte mir so Blöcke aus 10 Jahre abgelagerten Buchenbrennholz her; so ca. 100*50*40 mm. Dann lege ich sie in die Lehre und mache den ersten Schnitt, danach drehe ich das Klötzchen um 180° rum und mache den zweiten Schnitt --- seitlich hebe ich ein kleines Abfallbrett gegen das Holzklötzchen während des Schneidens. Wenn man einmal vergisst umzudrehen oder an der falschen Seite absägt, bekommt man so einen überstumpfen Keil. Durch 90° Drehen der Lehre auf ihre breitere Seite und einlegen in diesen Ausschnitt, kann man den Keil halbieren und wieder verwendbar machen.

Mit Hilfe der größeren Keillehre kann man natürlich größere Keile produzieren, ich werde mir oben bei der kleinen Keillehre auf der Seite noch eine kleinere hineinsägen --- für 50mm Keile.

Mit dieser Lehre kann man sehr viele Keile in kürzester Zeit recht gefahrlos sägen --- auf der Kreissäge geht sie übrigens nicht, da durch den entgegen gesetzten Lauf sich der abgeschnittene Keil zwischen Sägeblatt und Abdeckung drückt und so im harmlosesten Falle eine Zwangsbremsung auslöst. Also --- Keile sägt man mit der Bandsäge.

Grüße aus der verregneten Kurpfalz, Helle



HELLE
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Neue Bilder Keilsägelehre ...

Beitrag von HELLE »


Hallo alle zusammen,

ich habe mal noch zwei Bilder von Keilsägelehren:

Das Erste ist von einem Merkblatt der BG Holz, welches an meiner Bandsäge Bäuerle BS 630 hängt.



Und das nächste ist nochmals meine Lehre in der Zweiseitenansicht --- kann sein das ich das Bild nochmal neu einstelle mit Bemaßung
--- mal sehen ob Bedarf besteht.

Gruß, Helle





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