selbstgemachte Holzgewinde an einer Hobelbank *LINK*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Fabi
Beiträge: 128
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selbstgemachte Holzgewinde an einer Hobelbank *LINK*

Beitrag von Fabi »


Hallo zusammen!
Schon eine Weile her, da hatten wir uns hier über die Fertigung von grossen Holzgewinden (und vor allem dem Eigenbau der entsprechenden Werkzeuge) ausgetauscht.
Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an die Werkzeuge und Gewinde, die seit ca. 1 ½ Jahren fertig sind.
Einige Fragen sind dabei mir und anderen Forumsmitgliedern noch offen geblieben:
- War eine Steigung von 2 cm zu steil angesetzt?
- Stört Spiel im Gewinde?
- Wie sieht es mit der Haltbarkeit solcher Holzgewinde aus?
Soweit erinnere ich mich noch. Vielleicht habe ich aber auch etwas vergessen.
Ich hatte jedenfalls versprochen, mich zum gegebenen Zeitpunkt nochmals zu melden.

Kurze Zusammen Fassung:
Die Gewinde haben einen Aussendurchmesser von 60 mm, innen 40 mm, eine Steigung von 2 cm, und ein Trapezgewinde. Die angesprochenen Werkzeuge sind vor allem ein Gewindebohrer und ein Gewindeschneider.

Nun habe ich mir eine Hobelbank gebaut bei der diese Gewinde in den Zangen zum Einsatz gekommen sind. Sie ist inzwischen in Gebrauch und ich fühle mich in der Lage diese Fragen nun zu beantworten:

- Zur STEIGUNG: Ja, da hatte ich mir selbst etwas gezweifelt, ob es nicht zu steil angesetzt war und jemand hatte es per Mail angemerkt. Doch, ich kann bestätigen, dass es eine gute Wahl war: Man bekommt die Zangen “im Handumdrehen” geöffnet/geschlossen und sie halten ohne Probleme. Auch nach längerem Rütteln, Hobeln, Bohren, Stämmen… löst sich nichts.

- Mit meinem Werkzeug kann ich selber entscheiden, wieviel SPIEL im Gewinde ist. An meiner Hobelbank ist nicht alles 100% plan und im rechten Winkel. Ich weiss, dass ich damit meist auf Unverständnis stosse, doch für meine Arbeit brauche ich das nicht. Ich improvisiere gerne und bau gerne “organisch” ausserdem steht die Bank in einem klimatisch instabilen Raum…
Jedenfalls war es mir unmöglich, die Löcher in der Voerde/Hinterzange wirklich senkrecht zu bohren, bzw. die Vorderzange bewegt sich nicht exact parallel zur Bank, wenn man sie öffnet/schliesst.
Wenn nun gar kein Spiel im Gewinde ist, dann würde die Mechanik aus diesem Grund nicht geschmeidig laufen. Ich habe also die Gewinde etwas (wirklich wenig ist genügend) lose gestaltet.
In der Anwendung stört dies nicht. Auch mit Spiel hält das Gewinde fest. Ich habe an antiken Werkbänken beobachtet, dass mit der Zeit sowieso Spiel ins Gewinde kommt, da sich das Holz abnutzt. Auch wenn diese Gewinde wirklich extrem lose sind beeinträchtigt das die Funktion nicht.

- Die HALTBARKEIT beweist sich an den angesprochenen antiken Gewinden (die hier in Finnland meist aus Birke sind) als völlig ausreichend. Ich habe bei der Hobelbank auf Eberesche und Erle gesetzt. Besonders zweiteres nicht wirklich das härteste aber ich denke, dass ich damit einige Jahrzehnte auskommen sollte. Mal sehen.
Wenn man in der Lage ist ein solches Gewinde auszutauschen, dann spielt die Haltbarkeit eigentlich eh eine untergeordnete Rolle.
Die Fähigkeit etwas zu reparieren ersetzt das Bedürfnis an bombenfester Unsterblichkeit :-)

Ich habe die Herausforderung angenommen den Ablauf mit der Kamera fest zu halten. Wen es interessiert, der finde die Filme unter folgenden Links:
Vorderzange:
https://www.youtube.com/watch?v=MBqH7QTPKxY&t=105s
Hinterzange:
https://www.youtube.com/watch?v=PGf9N_82i8o&t=43s

Fotos wurden von Bernd auf Feinewerkzeuge.de unter der Hobelbanksammlung hochgeladen. Danke dafür:-)

Sodenn, hoffe ich konnte damit den ein oder anderen Zweifel an der Machbarkeit eines solchen Projektes beseitigen;-) Falls noch Fragen oder Anregungen offen sind, ich bin gespannt!

Liebe Sommergrüsse aus dem Norden,

Fabien

Johannes F
Beiträge: 172
Registriert: Di 26. Sep 2017, 22:18

Re: selbstgemachte Holzgewinde an einer Hobelbank

Beitrag von Johannes F »


Hallo Fabien,

sehr schön! Mir gefällt die Bank und vor allem die Video-Dokumentation dazu sehr. Das sieht nach sehr viel Arbeit aus. Und dem selbstgebauten Gewindeschneidsatz gebührt ordentlich Respekt. Ich finde auch das "nicht-perfekte" Eichenbrett und manche pragmatische Lösung geben der Bank Charakter. Wahrscheinlich hätte ich eher eine klassische Hinterzange verbaut, aber das ist natürlich Geschmackssache. Vor allem finde ich Holzgewinde sehr reizvoll, auch wenn Stahlspindeln durchaus einige Vorteile bieten.

Dann habe ich mit Verlaub noch eine Frage (auch an alle)
Ich stelle gerade selbst Holzgewinde (Werkzeug jedoch von Dieter) her für eine Zwinge wie die "Winkelvariable Holzzwinge" - nur eben nicht winkelvariabel. Dabei hab ich das Problem, dass sich eine Gewindestange nur mit größter Anstrengung drehen lässt (die andere ist wesentlich leichtgängiger). Weiß jemand, was zu tun ist? Mit Schleifpapier das Gewinde bearbeiten? Ich hatte alle Teile in Öl eingelegt und hab jetzt zuletzt auch etwas Wachs auf die Gewinde.

Danke im Voraus.

Johannes



Fabi
Beiträge: 128
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Re: selbstgemachte Holzgewinde an einer Hobelbank

Beitrag von Fabi »


Hallo Johannes!

Schön, dass Du aus den Filmen etwas gewinnen konntest :-)

Zu Deiner Frage:
Das passiert mir manchmal auch. Manche Gewinde passen einfach nicht vernünftig. Meist tritt das Problem erst nach einer Weile ein. Ich benutze trockenes Holz, aber wer weiss, vielleicht nicht immer trocken genug? Oder zu trocken im Winter und im Sommer quilt es dann nochmal etwas? Allerdings sollte sich das in Grenzen halten, wenn es vorher in Öl eingelegt wurde. Also schliesse ich dieses Problem mal aus.
Was in meinem Fall relativ einfach ist, ist den Gewindeschneider nochmals zu benutzen. In Deinem Fall müsste es sogar möglich sein, mit dem Gewindebohrer nochmals nachzuschneiden!? Leider bin ich nicht in den Genuss gekommen solches Werkzeug mal aus zu probieren.

Seit mir das ein paar Mal passiert ist, habe ich mich entschieden einfach immer etwas Spiel zu geben. Das heisst, ich schiebe das Messer des Gewindebohrers beim letzten Durchgang einfach einen Hauch zu tief. Der Funktion des Gewindes steht das meiner Meinung nach nicht im Wege. Ob das mit Deinem Werkzeug möglich ist?
Du hast auch etwas Wachs benutzt. Ich finde, als Gleitmittel eignet sich Seife am besten (nicht die flüssige, sondern normale harte Handseife).

Hoffe, ich konnte weiterhelfen.
Ganz liebe Grüsse,
Fabien

Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: selbstgemachte Holzgewinde an einer Hobelbank

Beitrag von Andreas Ranogajec »

[In Antwort auf #155163]
Hallo Fabien,
ganz allein so eine Hobelbank auf die Beine zu stellen ist eine Leistung für sich.
Die Zangen dann auch noch selbst zu konstruieren und die Holzgewinde selbst zu schneiden
ist nicht minder hervorhebenswert! Respekt,...
Ich hab meine Hobelbank auch selbst gebaut nach einem Plan von Frank Klausz ( entnommen
aus " The workbench book") und weiß daher nur zu gut, wieviel Geduld und Arbeit dazu nötig
ist, wenn man alles mit der Hand macht incl. des Abrichtens der Bohlen und Bretter.
Ich würde es jederzeit wiedertun, hat man doch die Möglichkeit viel zu lernen und Erfahrung zu
sammeln.
Beste Wünsche für dich und deine Bank
Andreas

Johannes F
Beiträge: 172
Registriert: Di 26. Sep 2017, 22:18

Re: selbstgemachte Holzgewinde an einer Hobelbank

Beitrag von Johannes F »


Hallo Fabien,

danke für Deine Antwort. Also der Gewindebohrer ist nicht einstellbar.
Was ich jetzt gemacht habe, war sowohl mit dem Schneider als auch dem Bohrer nochmal über die Gewinde zu gehen et voila - es geht schon sehr sehr viel besser, den Rest wird das einlaufen erledigen können. Es hatten sich vermutlich in der Gewindebohrung einige Fasern nochmal aufgestellt.
Ich glaube mittlerweile das eigentliche Problem erkannt zu haben:
Aufgrund meiner geringen Erfahrung im Drechseln ist die Spindel nicht perfekt gleichmäßig sondern hat so zwischen 32,15 und 31,7mm. An den Stellen mit Übermaß ist es etwas schwergängig. Die nächsten Spindeln werde ich gleich mit 32 +0/-0,4 versuchen zu drehen.
Ja das alte Kernseife ein gutes Gleitmittel ist, habe ich auch schon öfter erfahren. Ich benutze jedoch auch gerne ein selbst zusammengemischtes Wachs aus Carnauba-, Bienenwachs und Balsamterpentinöl u.a. für Holzhobelsohlen. Das gleitet ziemlich gut und reibt sich meiner Meinung nach nicht so schnell ab wie die Seife.
Ich freue mich schon auf weitere Neuigkeiten von Dir.

Johannes

Pedder
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Re: selbstgemachte Holzgewinde an einer Hobelbank

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #155163]
Halloo Fabien,

das ist so ein Beitrag, der mich staunened und ohne Fragen zurücklässt. Nicht ideal für viele Reaktionen, aber schön!

Vielen Dank für die Beschreibung und auch den link zu den Videos. Sehr schön, ohne Gesabbel.

Mir gefällt es sehr gut, wie Du einige Flächen an Deiner Bank unebarbeitet gelassen hast .
Bei der Vorderzange habe ich gedacht, ob es nocht besser wäre, noch eine Führung außer der Schraube zu haben.
Aber vielleicht würde das mehr Probleme schaffen, als beseitigen.Dein selbst erdachter Schewrenabstandhalter ist eine Wucht!

Liebe Grüße
Pedderr


Thomas Heller
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Registriert: Di 29. Aug 2017, 10:26

Re: selbstgemachte Holzgewinde an einer Hobelbank

Beitrag von Thomas Heller »


Hallo Fabien,
es ist ein grosses Vergnügen Deine Filme zu sehen! Vielen Dank dafür!!!

Deine Hobelbank ist ein großartiges und vorbildliches Beispiel für echte Handwerksarbeit.
Gerade die vielen improvisierten Abläufe, die unkonventionellen Problemlösungen und die dann verblüffenden Ergebnisse machen Deine Arbeit so spannend!

Wie geschickt Du mal eben mit Hobel und Säge eine Drechselbank ersetzt und die Nut für ein Wiederlager der Zange herstellst.......,-oder den Zangenschlüssel..... Sehr cool!
Das regt den Betrachter an, über die Wichtigkeit mancher Werkzeuge neu nachzudenken. Das gefällt mir!

Ich wünsche Dir an Deiner Hobelbank viele schöne Momente und uns noch den ein oder anderen schönen Film von Dir!

Mit besten Grüßen aus Köln,
Thomas

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Uwe.Adler
Beiträge: 1267
Registriert: So 27. Dez 2020, 22:52

Re: selbstgemachte Holzgewinde an einer Hobelbank

Beitrag von Uwe.Adler »

[In Antwort auf #155163]
Hallo Fabien,

Hut gezogen - das ist eine ganz besondere Arbeit. Da kommt Deine Kreativität, das handwerkliche Geschick und die Intelligenz sehr zum Vorschein, mit einfachen Mitteln solch tolle Ergebnisse zu schaffen. Nun verstehe ich Deine geteilte Begeisterung für Caspar. Weiterhin viel Freude auf dem Weg, der sehr spannend sein kann!

Herzliche Grüße

Uwe

Fabi
Beiträge: 128
Registriert: So 5. Sep 2021, 14:39
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Re: selbstgemachte Holzgewinde an einer Hobelbank

Beitrag von Fabi »

[In Antwort auf #155168]
Moin!

Ja, die Idee mit der zweiten Führung (Vorderzange) hatte ich auch im Kopf. Zwischen Gewinde und Schere habe ich Platz gelassen um dort evtl noch ein Vierkant mit ein zu bauen, den man quasi mit der Zange hin und her schiebt. Es hat mich fast etwas überrascht, dass dies nicht nötig war. Zum Glück habe ich es erst ohne ausprobiert. Wie Du sagst, wer weiss ob es eher zu Problemen wie Klemmen oder so geführt hätte!?
Das ganze läuft mit Sicherheit nicht so geschmeidig, wie bei einer Ulmia Hobelbank, oder mit den Benchcrafted Mechaniken. Auf dem Video sieht man das: Es leiert ein bischen hin und her, macht ein paar Geräusche... Ein Freund hatte es ganz gut in Worte gefasst: "Dies ist der Lada unter den Hobelbänken" :-)

Eine andere Idee, die mir anfangs durch den Kopf gegangen ist war, mit zwei Gewinden zu arbeiten. Das zweite dort, wo jetzt die Schere sitzt, und beides mit einer Fahrradkette zu verbinden. Hätte vielleicht auch gut funktioniert? Irgendwie traute ich dieser Schere aus Holz nicht. Ich dachte, das wäre nicht stabil genug. Naja, probieren geht über studieren.

Schön, dass die Filme gut ankommen. Ich habe soviel Inspiration aus diesem Forum bekommen, da ist es schön, man kann etwas zurückgeben.

Liebe Grüsse von hier,
Fabien



Fabi
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Re: selbstgemachte Holzgewinde an einer Hobelbank

Beitrag von Fabi »

[In Antwort auf #155167]
Hallo Johannes!

Schön, dass das Nachschneiden geholfen hat!
Danke auch für Deine Antwort! Ich glaube, sie hat mir für etwas die Augen geöffnet:
Wenn ich die Schraube in die Mutter hineindrehe, dann kreisst das manchmal am Ende etwas herum. Je tiefer es in der Mutter steckt um so mehr. In etwa wie ein gekrümmter Bohrer. Bei manchen Gewinden stellt sich dies aber erst nach einiger Zeit ein...
Ich mache die Spindeln inzwischen mit dem Hobel. Zwar bekomme ist damit den Durchmesser wahrscheinlich gleichmässiger hin als auf einer Drechselbank, dafür ist es viel weniger Rund. Dort wo nun eine "Delle" in der Spindel ist wird das Gewinde auf der gegenüber liegenden Seite nicht tief genug. Vielleicht ist das das Problem!?

Ist es bei Dir auch so, dass manch ein Gewinde nach dem Schneiden perfekt läuft und dann nach einiger Zeit erst klemmt?
Du tauchst sie vorher auch erst in Öl ein? Leinölfirniss? Manchmal habe ich das Gefühl, da passier doch noch irgend etwas währen der Aushärtung. Weiss da jemand was dazu?

Danke auch für den Tip mit der Wachsmischung. Die Zutaten habe ich da, ich werde das auf jeden Fall mal probieren!

Liebe Grüsse,
Fabien


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