Ziehklingentester:in gesucht *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Ziehklingentester:in gesucht *MIT BILD*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Uwe,

der Ulmia Gratzieher macht genau so einen Grat wie hier gezeigt. Die kommaförmigen, spitzwinkligen Grate sind eine Legende, es gibt sie an einer Ziehklinge, deren Kante 90° hatte, nicht (ich würde mich freuen, wenn jamand das Gegenteil beweist, weil ich es selbst unglaublich finde)

Ein Grat wie hier dargestellt kann wunderbare, zusammenhängende Späne machen, z.B.:



Grüße, Friedrich



David
Beiträge: 142
Registriert: Di 22. Jun 2021, 11:31
Wohnort: Rhein-Sieg

Re: Ziehklingentester:in gesucht

Beitrag von David »


Hallo Friedrich,

es ist offenbar möglich diese Form zu erzeugen:

https://scienceofsharp.files.wordpress.com/2019/05/scraper_first-burr_06.png (von https://scienceofsharp.com/2019/06/08/what-does-steeling-do-part-2-the-card-scraper/)

aber brauchbar scheint das nicht; Foto weiter unten (https://scienceofsharp.files.wordpress.com/2019/05/scraper2_burr_turned_21.jpg) zeigt dann eher ein Bild ähnlich dem deinen. Steht aber dabei, dass hier kein Holzwerker unterwegs war, jedenfalls aber jemand der sich mit Metallverformung und Schärfen etwas auskennt.

Schönen Gruß,
David

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Ziehklingentester:in gesucht

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo David,

ich kenne diese Bilder. Mal abgesehen von ihrer tollen Qualität (isr ein REM, da kommt kein Lichtmikroskop mit, meines schon gar nicht) : Der Autor zeigt irgendwo (ich finde es jetzt nicht) auch seinen Ziehklingenstahl. Ein handelsübliches, vermutlich ziemlich grob geschliffenes Ding. Meine Vermutung ist: Wenn man damit andrücht und eine streichende Bewegung macht, kann man einen rauen dünnen Grat "über die Kante schmieren". Ob der brauchbar ist, steht auf einem anderen Blatt.

Mit meinem Zienklingenstahl (Hartmetall, feinstgeschliffen) habe ich immer nur solche Grate erhalten wie auf meinen Fotos. Deren verblüffende Fähigkeit, bei 90° Keilwinkel und negativem Spanwinkel feinste Späne abzutrennen (abzuscheren!) beruht offenbar darauf, dass der Andrückvorgang jegliche Verrundung, die bei einem geschliffenen und abgezogenen Schneidkeil unvermeidbar ist, beseitigt.

Grüße, Friedrich

Uwe Behle
Beiträge: 266
Registriert: Fr 22. Sep 2017, 12:12
Kontaktdaten:

Re: Ziehklingentester:in gesucht

Beitrag von Uwe Behle »


Hmm - interessant, ich kriege ausschließlich solche Grate hin - erkennbar daran, daß man z.B. mit einem Skalpell auch mit etwas Druck innen an der Kante entlang fahren kann, ohne daß man über dieselbe rutscht.
Ich benutze allerdings auch keinen geraden Abziehstahl, sondern dieses Ulmia Werkzeug mit den zwei Hartmetallröllchen, durch die man die Ziehklinge durchzieht.
Anschließend muß ich den Grat noch etwas aufrichten, damit er vernünftig "hobelt". So halt mir das mal ein befreundeter Schreinermeister erklärt.
Das hält natürlich nicht sehr lange. Entscheidend ist auch der Winkel Ziehklinge - Werkstück.
Wie hältst Du die Klinge? Ich vermute nicht weit von 90° vom Werkstück? Ich muß sie sehr flach halten, damit das funktioniert.

Uwe


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Ziehklingentester:in gesucht

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Uwe,

ein Ulmia- Gratziehwerkzeug "mit 2 Hartmetallröllchen" kenne ich nicht. Gibts davon ein Bild? Ich drücke den Grat nur von der Kantenfläche her an, so wie es auch das aktuelle Ulmia- Gerät macht.

Ich schick Dir mal die entsprechenden Kapitel meiner im Entstehen befindlichen Schärfanleitung als PDF. Wenn diese Diakussion im Forum weitere Interessenten findet, gibt es ja vielleicht jemanden mit Website der das allgemein zur Verfügung stellen kann.

Grüße, Friedrich

Bernd Kraft
Beiträge: 73
Registriert: Di 15. Jan 2013, 22:42

Re: Ziehklingentester:in gesucht

Beitrag von Bernd Kraft »

[In Antwort auf #154997]
Hallo Maximilian, hallo Friedrich,
ich könnte ein altes Leitz-Mikroskop beitragen, vielleicht könnt Ihr etwas damit anfangen. Zwei Objektive (eines A=0,25, 10:1; eines A= 0,10), ein Okular 10x. Nicht mehr Stand des Könnens, aber vielleicht hilft es. Wem soll ich es schicken?
Viele Grüße
Bernd

David
Beiträge: 142
Registriert: Di 22. Jun 2021, 11:31
Wohnort: Rhein-Sieg

Re: Ziehklingentester:in gesucht

Beitrag von David »


Hallo Friedrich,

ich hätte Interesse an der Schärfanleitung in Arbeit und könnte sie auch zum Download bereitstellen.

Interessant finde ich noch die Variante von Phil Lowes, der einen 30° Winkel an der Spitze seines Ziehklingenstahl angeschliffen hat und damit senkrecht den Grat entlangzieht um ihn aufzurichten. Hier in diesem Video ist das anschaulich dargestellt (Zeitpunkt schon gesetzt): https://youtu.be/f7DflhyGFDU?t=897 . Hier ein Foto des besagten Stahls: https://www.highlandwoodworking.com/productimages/scraping/lowe/455601.jpg (von https://www.highlandwoodworking.com/phil-lowe-burnisher.aspx)

VG, David

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Du hast eine Mail *NM - Ohne Text*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

Uwe Behle
Beiträge: 266
Registriert: Fr 22. Sep 2017, 12:12
Kontaktdaten:

Re: Ziehklingentester:in gesucht *MIT BILD*

Beitrag von Uwe Behle »

[In Antwort auf #155085]
Hallo Friedrich,

danke für's Zuschicken der Anleitung!
Du hast natürlich Recht, das Ulmia-Werkzeug hat nur ein Rad - hab's lange nicht mehr benutzt und hatte wohl diese billigen Messerschärfer im Hinterkopf.
Ich habe heute morgen schnell versucht eine Ziehklinge mit diesem Werkzeug scharf zu kriegen.
Dazu hab ich meine Ziehklinge (0.75mm dick) mittels einer Feile (vom Hausherrn mal vor Jahren zu diesem Zweck angeschafft) vom alten Grat befreit und die Seitenflächen ebenfalls mit 800er SiC Papier verschliffen.
Bei dem Werkzeug ist auch eine Anleitung dabei:


Die Kante hab ich soweit wie möglich poliert und auf 90° gebracht - hier eine langsam laufende (100rpm) Diamantscheibe mit 3000er Körnung (geschmiert mit Isopropanol); im Vordergrund die liegende Ziehklinge:


Anschließend sieht die Kante so aus:



Anschließend nach Anleitung an dem Werkzeug einen Grat angebracht - ich muß sagen, es ist kraftraubend und recht langwierig, bis sich überhaupt etwas tut. Hier das Ergebnis:


Es ist schwer zu erkennen, weil ich mir den Seitenanschliff, wie Du ihn in Deiner Anleitung vorgenommen hast, gespart habe.
Hier noch eine Ansicht der Ziehklingenseite:


Leider kann man es auf dem Bild nicht sehen. Dort wo die schwarzen Punkte eine schwach erkennbare Linie markieren befindet sich eine Metallkante, die mit fast 90° aus der Ziehklinge heraussteht.

Ich habe ein 40 Jahre altes russisches Stereomikroskop und nur durch ein Okular fotografiert. Wenn man mit beiden Augen durchguckt und die Klinge neigt, ist das deutlich zu sehen.
Die Schneide ähnelt also tatsächlich einer Rundniete.

Dennoch waren die Ergebnisse auf Fichtenholz eher ernüchternd - es gibt zwar kleine Kräusel und man fühlt, daß die Klinge beißt, aber so ein Ergebnis wie Du konnte ich mit dieser Methode nicht erreichen.

Ich habe die andere Seite der Klinge versuchsweise mal mit einem alten VHM-Fräserschaft (fein poliert) angedrückt - aber vielleicht mit zu steilem Winkel - und auch hier muß ich mit viel Kraft arbeiten, um überhaupt eine Verformung zu erzielen.

Jedenfalls sind Deine Ergebnisse schon überraschend - wie lang ist die Standzeit? wie oft muß man nachdrücken/schärfen?

Uwe


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Ziehklingentester:in gesucht

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #155086]
Danke fürs Angebot. aber mir bitte nicht.
Grüße, Friedrich

Antworten