Hobel für Stoßlade gesucht

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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David B
Beiträge: 1
Registriert: Mi 9. Dez 2020, 11:22

Hobel für Stoßlade gesucht

Beitrag von David B »


Hallo,
ich bin neu hier im Forum, wobei ich durch fleißiges mitlesen hier schon einige sehr hilfreiche Informationen finden konnte. Ich habe mich dem Thema Hobeln (und Schärfen! :)) mit gebrauchten Holzhobeln genähert, und mir mittlerweile auch eine sehr einfache Stoßlade gebaut.

Dazu habe ich nun eine Frage, und zwar welche Art von Hobel für die Arbeit mit einer Stoßlade, vor allem beim bestoßen von Hirnholz, am besten geeignet ist. Meinem Verständnis nach sollte der Hobel für diese Aufgabe genügend Masse haben, und das Hobeleisen einen möglichst flachen Schnittwinkel. Bei den Hobeln aus Gusseisen gibt es da zum Beispiel von Veritas einen extra Bestoßhobel, der beide Kriterien erfüllt. Aber auch mit einem No 62 (also Fase nach Oben) und einem passend geschliffenem Eisen sollte das Bestoßen ja gut funktionieren.

Wie sieht das denn aber bei deutschen Holzhobeln aus? Die Rauhbank bringt das größte Gewicht auf die Waage, hat aber dafür mit 45° (Ulmia) einen viel steileren Schnittwinkel. Muss man da dann einfach darauf achten das Eisen immer möglichst scharf zu halten, oder gibt/gab es bei den deutschen Hobeln ein besser passendes Examplar?

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Hobel für Stoßlade gesucht

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo David,

ein Hobel zum Bestoßen von Hirnholz sollte recht viel Masse haben, ja. Der Schnittwinkel sollte nicht zu groß sein, auch das würde helfen. Es ist aber ein Trugschluss, dass Flachwinkelhobel diesen kleinen Schnittwinkel mitbringen, weil zum Bestußen von Hirnholz (auch von der härteren Sorte) das Hobeleisen einen recht großen Keilwinkel braucht, dann ist man mit dem Schnittwinkel schon wieder im Bereich der Fase- unten- Hobel. Sehr hilfreich ist ein ziehender Schnitt, also ein schräg eingebautes Eisen. Ich hatte mal den LN #9 (kastenförmig mit rechtwinklig eingebautem Eisen) und jetzt den großen Veritas- Bestoßhobel. Ein enormer Unterschied! Das Rummms, rummms, rummms des LN gibt es bei dem Veritas nicht mehr. Ein PM-V11- Eisen hält bei dem Hobel mit einer Mikrofase von 35° und einer 3°- Gegenfase, also 38° Keilwinkel. Ist aber leider mühsam zu schärfen.

Grüße, Friedrich


MarkusB
Beiträge: 1195
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Hobel für Stoßlade gesucht

Beitrag von MarkusB »


Hallo David,

meines Wissens gibt es keinen extra Bestoßhobel aus Holz für eine Stoßlade.
In allen Filmen, die ich zu diesem Thema gesehen haben, verwendete der Holzwerker eine liegen Rauhbank.

Ich habe mit Friedrich zusammen mir aus einer Rauhbank einen Bestoßhobel mit ziehenden Schnitt gebaut.
http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/md/read/id/69606/sbj/umbau-rauhbank-bestosshobel/
Der Winkel könnte ruhig größer sein, aber dadurch verringert sich natürlich die maximale Bestoßhöhe.
Ich arbeite damit jetzt seit 4,5 Jahren und bin sehr zufrieden.
Ich kann nicht sagen, dass ich besonders darauf achte, dass das Messer scharf ist.
Im Gegenteil: Manchmal wundere ich mich, wie sauber die Schnittfläche geworden ist, obwohl das Messer total stumpf war.
Ich bestoße damit alles, was die Höhe der Schnittfläche her hergibt.

Nebenbei:
Ohne die Stoßlade und meinem Bestoßhobel wäre ich nicht in der Lage, exakte Rahmen herzustellen.
Mit ihr kann ich absolut genau ablängen und habe auch eine absolut rechtwinkelige Referenzfläche für das Streichmaß, was ja sehr wichtig ist, wenn man keinen windschiefen Bilderrahmen oder Schubladenkasten haben möchte.

Viele Grüße

Markus



Jürgen Endemann
Beiträge: 32
Registriert: Sa 6. Mai 2017, 12:15

Re: Hobel für Stoßlade gesucht

Beitrag von Jürgen Endemann »

[In Antwort auf #154325]
Hallo David,

die Fa. ULMIA stellte früher einen Bestoßhobel her. Es war im Grunde nichts anderes als ein hölzerner Putzhobel mit Eisensohle. Die Eisensohle um der stärkeren Abnutzung der Hobelsohle beim Hirnholzhobeln entgegen zu wirken. Die Bearbeitung fand in einer Gehrungsstosslade statt, einem großen hölzernen Schraubstock mit Hirnholzbacken. Die einzige liegende Anwendung eines Holzhobels gab es bei der Fügebank, mit der Leimfugen bei Massivholz und Furnier mit einer Rauhbank hergestellt wurden. Das Bestossen in der Gehrungsstosslade war bei weitem nicht so komfortabel wie mit einem liegenden Eisenhobel, da man immer höllisch aufpassen mußte, nicht in die Hirnholzbacken zu hobeln.

Liebe Grüße
Jürgen

Johannes M
Beiträge: 1587
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Re: Hobel für Stoßlade gesucht

Beitrag von Johannes M »


Hallo Jürgen,

ich habe in meiner Ausbildung, mit dem Ulmia-Bestoßhobel gearbeitet. Allerdings wurde mir ein anderer Zweck erklärt. Wir haben ihn zum Beihobeln von aufgeleimten Resopalplatten genutzt, da diese Hartschichtstoffplatten die Holzsohle zerstören würden. Aus diesem Grund hat dieser Hobel auch ein HSS-Messer. Die Gehrungsstoßlade wurde meist mit der Rauhbank benutzt, da hier die Backen am wenigsten verletzt werden.

Es grüßt Johannes

Jürgen Endemann
Beiträge: 32
Registriert: Sa 6. Mai 2017, 12:15

Re: Hobel für Stoßlade gesucht

Beitrag von Jürgen Endemann »


Hallo Johannes,

das mit der Rauhbank auf der Gehrungsstosslade kannte ich noch nicht. Ist das bei kleineren Teilen nicht zu unhandlich ?
Es gibt 2 verschiedene Bestoßhobel von ULMIA: Nr. 43 für Holz, Nr. 43 SK mit HSS-Messer für die von dir beschriebenen Arbeiten.
Wir haben früher ( Tip vom Altgesellen ) rechts und links vom eingespannten Werkstück einen Streifen Paketklebeband aufgeklebt, als Indikator für
"obacht" und dann mit dem Bestoßhobel oder Reformputzhobel gearbeitet.

Mit der Rauhbank muss ich mal ausprobieren, danke dür den Tip.

Liebe Grüße
Jürgen

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Thomas.M
Beiträge: 163
Registriert: So 3. Jan 2021, 20:57

Re: Hobel für Stoßlade gesucht

Beitrag von Thomas.M »

[In Antwort auf #154325]
Hallo David,

abgesehen davon, dass ich nicht wüsste, wo ich einen Bestoßhobel herkriege, würde ich ihn mir schon wegen des Preises und der eingeschränkten (nur Bestoßen) Nutzbarkeit nicht kaufen. Zudem gibt es wunderbare Alternativen, die gleichzeitig auch als "normaler" Hobel zu nutzen sind.
Ich nutze an meiner (mehr oder weniger gut eingestellten Stoßlade) den 62er Metallhobel. Ich hatte ihn damals nicht beim Hausherren gekauft, sondern bei einem anderen Online-Shop - aber das macht nicht so den Unterschied denke ich. Es gab da praktischerweise einen Griff für die Seite mit dabei. Dann ist er leichter zu führen und man muss nicht nur an der schmalen Seite anfassen. Das kann man sich aber für den 62er Juuma sicher auch gut aus Holz bauen. Die Qualität der Juuma-Hobel soll ja auch sehr gut sein.
Ich muss sagen, dass ich mit diesem Hobel an der Stoßlade sehr zufrieden bin - was mich stört ist die Stoßlade, die ich noch nicht 100% präzise hinbekommen habe. Wenn die Stoßlade und der Hobel gut gewachst/geschmiert sind, lässt sich super damit hobeln. Ich nutze sowohl ein A2-Eisen von Gerd Fritsche wie auch ein werksseitiges SK-4-Eisen. Mit beiden bekomme ich wunderbare Hirnholzlocken hin und habe auch nicht das Gefühl, dass das Eisen fürchterlich schnell stumpf wird (und so oft muss man ja dann doch nicht bestoßen).
Was sicher auch möglich ist, ist mit der Nr. 60 1/2 Einhandhobel kleinere Teile zu bestoßen. Aber das habe ich noch nicht probiert. Außerdem gibt es von Veritas einen Metallhobel mit schrägem Eisen.

Mit hölzernen Bestoßhobeln habe ich überhaupt keine Erfahrung. Es wird wohl gehen, hat aber wahrscheinlich auch seine Nachteile, wenn man sich an dem Grundsatz flacher Schnittwinkel orientiert. Das ist mit einem Holzhobel eben nicht möglich. Unter anderem deswegen werden Friedrich und Markus zugesehen haben, dass sie einen ziehenden Schnitt mit ihrem Hobelprojekt umsetzen. Das Ausfransen an der am Anschlag liegenden Seite kann ich mit meinem 62er aber auch nicht verhindern. Das einzige was da helfen könnte, wäre an der entsprechenden Seite eine kleine Fase anzuhobeln.

Besten Gruß
Thomas

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Thomas.M
Beiträge: 163
Registriert: So 3. Jan 2021, 20:57

noch was...Zeig doch mal deine Stoßlade

Beitrag von Thomas.M »

[In Antwort auf #154325]
Mich würde interessieren, wie du die Stoßlade umgesetzt hast. Wie gesagt, bin ich auch noch nicht wirklich zufrieden mit meinem Teil...

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