Suche Rat zur Instandsetzung von Beiteln *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Johannes B
Beiträge: 4
Registriert: So 6. Dez 2020, 20:31

Suche Rat zur Instandsetzung von Beiteln *MIT BILD*

Beitrag von Johannes B »


Hallo zusammen,

- VORGESCHICHTE -
nachdem ich bereits eine Menge Wissen hier im Forum an mich nehmen durfte habe ich nun doch beschlossen mich zu Registrieren um Antworten auf einzelne Fragen zu bekommen.
Tatäschlich habe ich seit meiner Jugend kaum mehr Holzarbeiten gemacht. Kürzlich nun habe ich einen Stuhl günstig erstanden, der einen Riss am Stuhlbein aufweist - Irgendwie bin ich dann in den tiefen des Internet darauf gestoßen, dass man dies elegant mit einem "butterfly joint" lösen kann, wodurch ich mich auf die Reise begeben habe Stechbeitel zu erstehen. Seitdem sind mir noch ein paar andere Ideen in den Kopf gekommen, die ich nach und nach umsetzen möchte.

Da ich keine Neuware benötige um meine Fähigkeiten zu verbessern und Projekte umzusetzen, habe ich mich auf den Kleinanzeigen umgeschaut und habe tatsächlich mehr gefunden, als für den Anfang nötig. Habe ein Konvolut zu einem recht günstigen Preis (unter einem Euro je Werkzeug) in mittelmäßigem Zustand gefunden. Ich mag es, dass die Beitel bereits eine Vorgeschichte haben und von unterschiedlichen Fabrikaten sind (Lema Favorit, ULMIA, Format, W. Schmitt & Co, Ward, etc.) und werde bestimmt nach Instandsetzung Spaß damit haben.
- ENDE VORGESCHICHTE -

Nun suche ich Tipps um die Beitel wieder flott zu bekommen. Zum Schärfen habe ich genug gefunden - jedoch zum reinigen und entrosten teils widersprüchliche Aussagen oder noch nicht genug Infos.
Anbei mal ein paar Bilder um einen Überblick zu haben.

Details


Mein Ziel ist es möglichst viel Patina zu erhalten - sie sollen/müssen nicht neu aussehen.

Die Hefte würde ich abschleifen und ggf. Leinölfirnis auftragen, wie bereits hier im Forum gelernt.

Fraglich für mich noch, wie ich mit der Klinge verfahre. Hier stellt sich für mich auch die Frage, ob ich neuere Klingen (Chrom-Vanadium u.ä.) und ältere aus Gussstahl unterschiedlich behandeln muss?

Als erstes möchte ich Farbkleckse und Verunreinigungen entfernen. Habe hier von Aceton gelesen. Würde auch Universal-Verdünner oder Waschbenzin funktionieren?

Danach würde ich gerne den Rost entfernen, wo vorhanden. Liege ich richtig, dass die dunklen Stellen (vor allem bei Gussstahl) eine Schutzschicht ist und bleiben darf/sollte?
Habe zu Entrostungsmethoden hier schon so einiges gelesen (Elektrolyse, Molke, div. Säuren, Sandstrahlen, mechanische Verfahren). Elektrolyse und Sandstrahlen kommt für mich leider nicht in Frage.
Was wäre das nächste Mittel der Wahl? Bei leichten Roststellen wäre meine Tendenz zu Schleifvlies/Messingbürste gegangen. Bei größeren Rostflächen wäre ich mit Einlegen in Essigessenz (25%) vorgegangen und danach mit Lauge (Spüli) neutralisiert. Musste nur leider schon ab und an lesen, dass Säure den Stahl angreift - gibt es da eine Tendenz, ab welchem Zeitraum in Säure es für den Stahl schädlich wird? (2h unbedenklich?)

Abschließend würde ich alle Metallteile mit Ballistol abreiben.

Würde mich über jegliche Ratschläge in dieser Sache freuen!

Viele Grüße und einen schönen Sonntag Abend,
Johannes

PS: Dass 2-3Beitel noch eine neue Zwinge/Heft benötigen ist mir bewusst, hat aber nicht die Priorität für mich.

Horst Entenmann
Beiträge: 1156
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Suche Rat zur Instandsetzung von Beiteln

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Johannes,

Eine recht umfangreiche Sammlung hast du da. Sind wohl alle Größen dabei die man so braucht.
Aber zuallererst würde ich da mal sortieren.

Die Hohlbeitel sehen zum Beispiel ganz gut aus und auch die Abstufung ist nicht schlecht.
Aber bei den anderen Beiteln sind doch viele Größen, dreifach oder sogar vierfach vorhanden. Da würde ich erstmal sortieren und von jeder Größe nur den besten behalten.
Die anderen mußt du ja nicht gleich wegwerfen, die könnten aber warten, oder du überlegst dir die umzuschleifen (z.B. Schneiden schräg).

Dreck bekommt man recht schonend ab indem man den zum Beispiel mit WD40 einweicht, das löst sehr gut altes Fett und alten Schmier. Ganz schonend geht es mit einem Küchentuch.
Das mache ich immer mit meinen Schraubendrehern, danach sehen die Griffe wieder wie neu aus und sind nicht mehr schwarz nach dem Auto schrauben.
Aber man kann auch mal mit so einem rauen Spülschwamm drüber. Um oberflächlichen Rost oder hartnäckigere Verschmutzungen zu entfernen geht auch Stahlwolle. Ich würde die eh nicht so ganz blank schleifen.
Und getrocknete Farbe kann man auch mal vorsichtig mit einem anderen Stemmeisen abkratzen, wenn es schlimm ist gibt es auch diese Rostradierer.
Auf jeden Fall würde ich da nicht gleich mit Chemie rangehen, das halte ich für unnötig und ungesund.

Gruß Horst



Sebastian51
Beiträge: 167
Registriert: Fr 20. Jul 2018, 09:22

Re: Suche Rat zur Instandsetzung von Beiteln

Beitrag von Sebastian51 »


Hallo,

ich benutze zum Säubern Sandpapier, dass ich mir auf ein Stück Kantholz lege. Ich finde, dass das schnell geht und man kann leicht entscheiden, wann es sauber genug ist. Farbe habe ich von Holz auch schon mit Ziehklingen entfernt.

Viele Grüße

Sebastian

Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: Suche Rat zur Instandsetzung von Beiteln

Beitrag von Andreas Ranogajec »

[In Antwort auf #154298]
Hallo Johannes,...
denn Kopp würd ich mir nicht machen, was die diversen Beitel angeht, und ihre Verfassung,....
Alles über eine rotierende Drahtbürste ziehen, egal in welchem Zustand die einzelnen Teile sind.
Der Großteil davon wird eh Chrom Vanadium Stahl sein, der diese Prozedur locker übersteht,....
Damit bekommst Du Rost, Farbflecken, Leim und sonstige Anhaftungen weg, mit dem besten
Aufwand-Preis-Endergebnis etc. -Effekt.
Patina ist eh bei legierten Stählen nicht viel..
Das einzige worauf du achten solltest, dass Du mit der Bürste nicht die Griffe beschädigst,...
dann eher mit 120er Schleifpapier Schmalstreifen die Zwingen rundherum sauberschleifen.
Von Chemie jeglicher Art würde ich abraten, zuviel Aufwand und Gefahr, dass der Rost wieder-
kommt,...Firnis wird unansehnlich gelb, Klarlack dagegen schützt und bleibt "transparent".
Ölen geht, sofern harzfrei und in unfeuchter Umgebung gelagert,...
Sorry wegen dem stichwortartigen Schreibstil,...is schon etwas spät zeittechnisch
Beste Erfolge wünsch ich dir
Andreas


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Suche Rat zur Instandsetzung von Beiteln

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #154298]
Hallo Johannes,

Stahl entroste ich immer mit einer rotierenden Bürste (Stahl oder Schleifnylon) in der Bohrmaschine. Farbe vorher abkratzen mit einem alten Messr o.Ä. Chemie nehme ich gar nicht, auch keinen Verdünner nicht. Es gibt beim Reinigen / Entrosten keine Unterschiede zwischen verschiedenen Stählen, Du weisst sowieso nicht welcher Stahl das ist. Zwingen auch mit der Bürste und dann, damit es gleichmäßiger aussieht, in einem Stück Schleifpapier drehen. Die Holzhefte: Lackschichten lassen sich besonders gut mit kleinen Ziehklingen entfernen. Danach noch schleifen (oder mit Stahlwolle, das geht gerade bei unregelmäßigen Formen sehr gut). Zuletzt Leinöl oder Firnis.

Ich würde mich erstmal auf die Eisen konzentrieren, die eine noch einigermaßen ordentliche Spiegelseite haben. Was nützt es Dir, den Rost zu entfernen und das Heft toll herzurichten, wenn Du Dir nachher an der Spiegelseite (die muss plan werden!) einen Wolf schleifst? Besonders bei Hohleisen: Ich wüsste nicht, wie man ein H. mit stark vernarbter Innenseite herrichten sollte.

Ich wünsche viel Erfolg! Friedrich

Johannes B
Beiträge: 4
Registriert: So 6. Dez 2020, 20:31

Re: Suche Rat zur Instandsetzung von Beiteln

Beitrag von Johannes B »

[In Antwort auf #154299]
Vielen Dank, das hilft schon sehr.

Plane tatsächlich erstmal nur 1-2 Hohlbeitel und etwa 4-6 Flacheisen gebrauchsfertig zu machen. Allerdings würde ich die anderen zumindest entrosten, damit ich zu einem späteren Zeitpunkt nicht noch mehr Arbeit habe. Umschleifen ist hier eine interessante Idee.

Stehe voll hinter dem Vorschlag erst einmal ohne größere Chemie ran zu gehen. WD40 in Kombination mit einem Lappen klingt hier für mich schonend für das Eisen und einfach in der Anwendung - das werde ich als erstes Versuchen.

Johannes B
Beiträge: 4
Registriert: So 6. Dez 2020, 20:31

Re: Suche Rat zur Instandsetzung von Beiteln

Beitrag von Johannes B »

[In Antwort auf #154304]
Danke für die Tipps. Schreibstil war problemfrei lesbar.

Bezüglich Eisen - zumindest bei 6 davon ist Cast Steel/Gussstahl eingestanzt.
Allerdings gehen bislang alle Ratschläge in Richtung mechanischer Reinigung oder sanfter Entfernung mit WD40 o.ä. - denke da spielt das Material tatsächlich keine große Rolle.

Werde erstmal schauen, was mit WD40/Ziehklinge weg geht. Falls das nicht hilft, oder ewig braucht, klingt die rotierende Bürste echt nach einer schnellen und einfachen Methode.

Johannes B
Beiträge: 4
Registriert: So 6. Dez 2020, 20:31

Re: Suche Rat zur Instandsetzung von Beiteln

Beitrag von Johannes B »

[In Antwort auf #154306]
Sehr gute, vollumfängliche Anleitung. Top, danke! Werde ich einiges daraus anwenden. Rotierende Bürste mit Schleifnylon werde ich mir auch etwas genauer anschauen - das hört sich etwas schonender als Stahlbürsten an.

Auch ein guter Hinweis mit den Spiegelseiten. Werde diese nochmals genauer betrachten bei der Auswahl der ersten Beiteln.



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Thomas.M
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Re: Suche Rat zur Instandsetzung von Beiteln

Beitrag von Thomas.M »

[In Antwort auf #154298]
Hallo Johannes,

willkommen im Forum. Zur Reinigung der Beitel hast du ja mittlerweile genügend Tipps bekommen. So in der Art habe ich es auch jeweils gemacht. Chemie ist völlig unnötig.
Falls du Schwierigkeiten mit Zwingen auf den Heften hast, weil sie lose oder verloren gegangen sind, kann ich dir folgenden Thread empfehlen. Ich hatte zwei gebrauchte Beitel ohne Zwinge und habe Messingfittinge aufgeschraubt:
http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/md/read/id/81957/sbj/stechbeitel-mit-neuer-zwinge-aufarbeiten/

Besten Gruß und viel Spaß beim Aufarbeiten (was ich manchmal mindestens genauso spannend finde wie das Arbeiten mit dem Werkzeug selbst)
Thomas

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