Fugen im Blockhaus abdichten

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Fabi
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Fugen im Blockhaus abdichten

Beitrag von Fabi »


Hallo zusammen!

Hat hier jemand Erfahrung mit Blockhäusern?

Ich bin auf der Suche nach einer Lösung für folgendes Problem:
Es geht um ein kleines Häuschen in dem ich leben werde, bis das richtige Haus fertig ist. Die Wände sind aus 18cm Rundholz gebaut. Nach dem Trocknen der einzelnen Lagen haben sich zwischen ihnen hier und da Fugen gebildet. Die grössten sind 1,5 cm. Die Glaswolle die der Erbauer zwischen die Lagen gelegt hatte ist völlig unzureichend. Heize ich mit meinem Holzofen schön warm ein, so entweicht die Wärme nach einigen Stunden. Decke und Fussboden sind vernünftig gedämmt, der Schwachpunkt liegt in den Wänden.
Nun habe ich diese Fugen so gut es ging mit Hanfwolle zugestopft. Es ist schon um einiges besser, doch noch lange nicht zufriedenstellend.

Klar könnte ich auf Chemische Geschichten wie PU-Schaum oder Schaum-Kork zurück zu greifen. Viel spannender: Die Suche nach einer giftfreien, umweltverträglichen und innovativen Möglichkeit.

Auf alten Fotos, von Blockhäusern (z.B. das Geburtshaus von Abraham Lincoln) ist oft zu sehen, dass die Häuser "gestreift" sind: Dunkle Balken und helle Fugen.
Was haben die verwendet? Lehm ?
Lehm dürfte sehr hart und wenig elastisch sein. Ich mache mir da etwas Sorgen: Auch wenn das Haus nun getrocknet ist und sich inzwischen gesetzt hat, so wird das Holz weiterhin, wenn auch in geringerem Masse arbeiten. Also brauch ich etwas elastisches.
Leinölkitt ist mir in den Sinn gekommen. Das hält die Spannung zwischen Glas und Holz über Jahre hin aus. Aber für mein Anliegen?

Hmmm.... falls jemand Erfahrung damit hat, ich würde mich über die ein oder andere Idee sehr freuen.

Liebe Grüsse, und bleibt gesund!

Fabien

MaxS
Beiträge: 1552
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Re: Fugen im Blockhaus abdichten

Beitrag von MaxS »


Hallo Fabien,

Hanf scheint schon nicht ganz falsch zu sein: https://www.hanffaser.de/uckermark/index.php/produkte/dichtungsband
Hast Du die Fasern ordentlich in die Fugen gestopft, also z.B. mit einer steifen Spachtel? Ich habe bei meiner kurzen Recherche auch einen Hinweis darauf gefunden, dass die dazu verwendeten Hanf- oder Sisalseile / Faserbündel mit Firnis zu tränken sind. Das erscheint mir logisch, weil es zum Kalfatern bei Holzschiffen ja nicht unähnlich ist.

Synthetische Dichtstoffe wie Silikon oder PU-Schaum dürften langfristig eher Schaden anrichten, davon würde ich (wie zu Mineralfasern) Abstand halten.

Lehm mit ausreichender Strohbeimengung könnte bei sehr großen Fugen klappen, aber ich befürchte, dass auch dort eine Fugenbildung zu erwarten wäre. Die oben genannten Faser+Firnis-Variante erscheint mir aussichtsreicher.

Viele Grüße
Max

Ralf Scholz
Beiträge: 37
Registriert: Mo 20. Aug 2012, 14:57

Re: Fugen im Blockhaus abdichten

Beitrag von Ralf Scholz »

[In Antwort auf #154088]
Vielleicht hilft das weiter? https://de.decorexpro.com/srub/konopatka/ Im Spreewald werden die Fugen mit Lehmstroh verschmiert....

Carsten Rödiger
Beiträge: 139
Registriert: Fr 26. Okt 2018, 16:39

Re: Fugen im Blockhaus abdichten

Beitrag von Carsten Rödiger »


Hallo Fabien,

beim Kalfatern von Schiffsplanken wird die Baumwolle oder Werg erst nach dem kalfatern mit Farbe (früher Bleiweiß/ Menninge, da das elastisch bleibt und fungizid wirkt) gestrichen (bevor der erste Tau des Abends fällt). Da, wo das Werg / Baumwolle dichten soll, muß rohes Werg auf rohem Holz stehen, sonst quilt das nicht dicht. Auch wäre in Leinöl getränktes Werg viel zu rutschig; Hauptaufgabe des Kalfaterns ist es, die Längsfestigkeit des Schiffsrumpfes zu erhöhen, das die Planken sich nicht in Längsrichtung verschieben (aufeinander "sägen"). Das Kalfat wird mit einem Kalfateisen und-hammer in die Plankenfugen reingehämmert (bei 5cm Planken und 2 Lagen Werg ist das eine Aufgabe für 2, der eine hält das große Kalfateisen mit Stiel, der andere schwingt einen 6kg Hammer), wenn das Werg vorher mit Leinöl getränkt würde, gäbe das eine Sauerei sondergleichen.
Ich würde die Abdichtung trocken und mit gleichmäßigem Druck von Außen einbringen und dann dafür sorgen, daß das nicht naß wird.

Viel Erfolg!

Carsten

André Meisenbaum

Re: Fugen im Blockhaus abdichten

Beitrag von André Meisenbaum »

Fabi
Beiträge: 134
Registriert: So 5. Sep 2021, 14:39
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Re: Fugen im Blockhaus abdichten

Beitrag von Fabi »

[In Antwort auf #154088]
Hallo zusammen!

Vielen Dank für Eure recht hilfreichen Antworten!
Ich habe bei meinem ersten Versuch einfach nicht genug Gewalt angewendet. Reinstopfen reicht nicht, man muss das Material wie Ihr mir angeraten habt, bzw. auf den Links zu lesen war mit wirklich viel Kraft reindrücken.
Ich werde mich dann die nächsten Tage nochmal mit meinem Flachs, hm, nein, es ist eigentlich gar kein Flachs den ich verwende, sondern Leinfaser. Kommt meines Wissens aber auf das selbe raus und ist hier, wo ich lebe das Material das Verfügbar und traditionel genutzt wurde / wird.
Ich lass nochmal von mir hören, wenn es soweit gestopft ist, und es richtige Minusgrade gibt. Dann wird sich ja zeigen, wie erfolgreich ich war.

Bis dahin, liebe Grüsse und vielen Dank nochmals!

Fabien

Martin20a
Beiträge: 2
Registriert: So 23. Feb 2020, 07:21

Re: Fugen im Blockhaus abdichten

Beitrag von Martin20a »


Hallo Fabien,

Hallo Zusammen,
(schon seit langem Mitleser aber hier mein erster Beitrag)

Habe hier das Buch Blockhäuser und Hütten von
Sven-Gunnar Hakansson liegen.
Daraus geht hervor (S. 46), dass in Schweden traditionell Moos verwendet wurde.
Scheinbar ist nicht jedes dafür geeignet und ob es nachträglich ausreichend
eingebracht werden kann weiß ich nicht.
Wünsche dir dennoch, dass es erstmal mit der Leinfaser funktioniert.

Viel Erfolg
Martin

(im Nachbarforum alias Macchia)



Konrad Holzkopp
Beiträge: 1721
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Fugen im Blockhaus abdichten

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guuden,

ich kenne das Abdichten von Holzwänden mit Werg,
das vor dem Einbringen mit angewärmtem Bienenwachs verknetet wird.
Allerdings eher im Sommer.
Wie es allgemein geht wird auch hier beschrieben:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kalfatern

Gut Holz! Justus.

PS.: Danke dafür, dass die Antwortfunktion repariert wurde!



Rüdiger
Beiträge: 124
Registriert: Mi 16. Jun 2021, 12:17

Re: Fugen im Blockhaus abdichten

Beitrag von Rüdiger »


Moos wäre auch - jedenfalls bei 15mm breiten - meine Idee gewesen. Bei den kleineren würde ich auch ans Kalfatern denken.

Michl
Beiträge: 482
Registriert: Di 4. Sep 2012, 18:20

Re: Fugen im Blockhaus abdichten

Beitrag von Michl »

[In Antwort auf #154088]
Man sollte auch bedenken, daß es verschiedene Arten des Heizens gibt. Heute üblich in den meisten Deutschen Häusern ist das Aufheizen der Luft im Raum. Eine andere Methode ist das Heizen mit Strahlungswärme. Der Unterschied scheint nur wenigen bewußt zu sein, hab ich immer wieder den Eindruck. Öfen im Zimmer eignen sich in erster Linie für´s Heizen mit Strahlungswärme! Beides funktioniert vollkommen unterschiedlich. Isolierte Wände/Decken/Böden sind vor allem beim Aufheizen der Luft nötig (Heizkörper). Strahlungswärme funktioniert auch ohne gedämmte Räume. Da könntest Du im Winter sogar die Türen und Fenster offen lassen, und es wäre trotzdem Warm. Wärme speichert man dann nicht (oder nur untergeordnet) in Form von warmer Luft, sondern hauptsächlich im Ofen selbst. Kleine Zimmeröfen aus Metall sind zum Speichern der Wärme kaum geeignet. Dafür machen sie innerhalb weniger Minuten den Raum schön warm. Zum Speichern der Wärme, brauchst Du einen Ofen aus Stein oder Lehm oder nen Kachelofen. Der braucht länger, bis er heizt, aber dafür heizt er auch richtig lange, ohne daß man ständig nachschüren muss. Diese Öfen machen natürlich mit der Zeit auch die Luft ein wenig warm, aber in erster Linie wird´s durch die Strahlung warm. Wer so heizt, muß den Standort des Ofens im Raum gut wählen - und auch den der Möbel. Wärmestrahlung ist wie Licht und kann schon durch ein Blatt Papier abgeschirmt werden. Zwischen Ofen und Bewohner sollte also nichts stehen und im Bett braucht man eine gut isolierende Federdecke und ggf. ne lang haltende Wärmflasche, denn die Wärmestrahlung geht nicht durch die Bettdecke.

Ganz wichtig! Wenn Du einen Ofen im Zimmer hast, dann solltest Du auf keinen Fall alle Fugen des Raumes absolut abdichten!!! Der Ofen verbraucht ständig Luft. Die Abgase können nur durch den Kamin entweichen, wenn auch frische Luft in den Öfen nachströmt. Hast Du das Haus komplett abgedichtet, ist das nicht mehr möglich und giftige Gase entweichen aus dem Ofen in den Raum. Google-Suche nach Kohlenmonoxidvergiftung bringt da etliche Beispiele - oft verursacht durch zu sehr abgedichtete Räume. Öfen im Raum erfordern Ritzen in denen frische Luft nachziehen kann! Undichte Fenster und Türen sind notwendig! Perfektes Isolieren und Zimmeröfen passen nicht zusammen. Aber für Details fragste besser mal Deinen Kaminkehrer. Bin da nämlich kein Fachmann. Vielleicht weißt Du das alles auch schon. Ich dacht mir nur - lieber einmal zu oft gesagt, als ein mal zu wenig.

Grüße von neben dem warmen Ofen,

Michl

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