Schleifen mit einem Schleifbock

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Christof Hartge
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Schleifen mit einem Schleifbock

Beitrag von Christof Hartge »


Ich hatte ja bei Euch mal angefragt, wie ihr das macht, wenn die Schneiden größere Beschädigungen aufweisen. Einen von Euren Ratschlägen habe ich jetzt verwirklicht. Ich habe mir einen Schleifbock angeschafft. Es ist einer dieser der Geräte, die als Schärfwerkzeuge für Drechsler angeboten werden.
Die Hersteller werben damit, dass sie langsamer drehen (1500 /Um) und breite Scheiben (40mm) haben.

Trotzdem hatte ich viel Respekt, und hab erstmal ein Eisen genommen, bei dem es nicht so schlimm gewesen wäre, wenn es anschließend hinüber gewesen wäre.
Inzwischen habe ich eine ganze Reihe Schärfvorgänge hinter mir und kann sagen: Mit ein bisschen Übungen kann man schnell und präzise die Eisen schruppen.
dabei habe ich mich immer an Friedrichs guten Rat gehalten und das Eisen je nur einmal über den Stein geführt und dann in kaltes Wasser getaucht.

Die Auflagen für die Eisen sind breiter und stabiler, als bei normalen Schleifböcken,
das ist sehr hilfreich. Die Einstellung und Fixierung der Auflagen, würde ich mir exakter wünschen.
Aber am Ende funktioniert es doch. Ich schwärze die Fase mit einem Edding und drehe den den Stein händisch entlang der Fase. Dann stelle ich die Auflage so ein, dass die Scheibe gerade in der Mitte, den Stahl abnimmt.

Unschön ist der Abrieb. Der Staub der Korundscheiben fliegt in der Gegend herum. In der eigentlichen Holzwerkstatt stelle ich das Ding nicht auf.
Die Mschine wird mit einer 60er und einer 100er Edelkorundscheibe geliefert. Es hat sich herausgestellt, dass für meine Zwecke die 100er vollkommen ausreicht.

Dennoch: Bisher ist alles gut gegangen. Keine weichen Eisen Sollte es mal anders sein, melde ich mich.
Mein Problem mit den groben Arbeiten ist damit endlich gelöst. Hobeleisen und auch große Stemmeisen sind sehr schnell wieder in Form gebracht.
So vorgeschliffen brauchen die Eisen nur wenig Zeit mit dem 1000er und anschließend dem 8000er Wasserstein.
Der 120 er Stein von Shapton, den ich noch habe, ist erstmal arbeitslos geworden.

Grüße, Christof.



MaxS
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Re: Schleifen mit einem Schleifbock

Beitrag von MaxS »


Hallo Christof,

danke für Deinen Bericht!
Die geschilderten Erfahrungen decken sich mit den meinen - bei mir ist es allerdings als alter Schnellläufer von AEG mit 200er Scheiben. Das klappt trotzdem. Auch hoffnungslos aussehende Klingen von Gartenscheren (tiefe Ausbrüche und Macken vom Draht schneiden) bekommt man damit frei Hand geführt wieder hin, stumpfe Messer vom Gartenhäcksler ebenso. Es hat schon seinen Grund, dass ein Doppelschleifer in jeder Werkstatt stand und auch heute irgendwann meist steht.

Viel Freude damit - und trotz des ruhigen Laufs immer auf die Finger aufpassen!

Grüße
Max

Konrad Holzkopp
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Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Schleifen mit einem Schleifbock

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guuden,

so schärfen fast alle Profis, die noch scharfes Handwerkzeug verwenden.
Ich kurz mit Schleifbock und ein paar Zügen über einen Belgischen Brocken,
wenn's für den Belgier alleine zu stumpf geworden ist.

Gut Holz! Justus.

Pedder
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Re: Schleifen mit einem Schleifbock

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #154048]
Hallo Christoph,

an einem Langsamläufer habe ich auch 'rumgedacht. So wie Du arbeitest, würde wahrscheinlich auch am Schnellläufer nichts schief gehen.
Magst Du noch verraten, ob es ein Creusen oder die Dictum Hausmarke ist?

In der Kellerwerkstatt habe ich diese Abreiten immer im Flur gemacht. Heute gehe ich damit auf die Terasse.

Liebe Grüße
Pedder

Christof Hartge
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Re: Schleifen mit einem Schleifbock

Beitrag von Christof Hartge »


Es ist der Schleifbock von Dictum.

Die höheren Ansprüche, die Drechsler vielleicht haben, habe ich ja nicht.
Deshalb habe ich nicht die Creusen genommen.

Die Tormek scheint mir wiederum für das Schärfen und Polieren ausgelegt sein.
Das ist bestimmt auf hohem Niveau gemacht, aber dafür brauche ich keine Maschine.
Dafür komme ich mit dem 1000er und 8000er Wasserstein gut und schnell hin - wenn die Vorbereitung stimmt.

Ich habe vor vielen Jahren mal einen Messerschärfer gesehen.
Der baute ein Gestell auf, das etwa so aussah, als würde man einen Holzschlitten hochkant stellen.
Oben, zwischen den Hörnern quer lag eine Welle, auf der sich ein Schleifstein in einem Wasserbad drehte.
Daneben hatte er noch einen feinen Schleifstein zum Abziehen liegen.

Ich meine, er sagte mir, dass das Gerät früher mit einem Pedal angetrieben wurde.
Nun hatte er einen Elektro-Motor.

Wenn ich mehr von Mechanik verstünde, würde ich sowas gerne planen und bauen.

Grüße, Christof.



Pedder
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Re: Schleifen mit einem Schleifbock

Beitrag von Pedder »


Hallo Christoph,

ich habe eine Wassergeühlten meschanischen Schleifstein mal vor Jahren bei einem Forumstreffen bekommen.
Geschenkt oder fast geschenkt, ich weiß es nicht mehr. Mit ähnlichen Plänen, wie Du.
Allerdings habe ich die nicht umgesetzt und vor zwei Jahren im Zuge des Verkleinerungsumzuges an einen
guten Freund meiner Tochter weitergegegben, der ihn hoffentlich einsetzt. Oder es wenigstens plant.

Ich hatte vor, en Antrieb mit einem alten Nähmschjinentisch zu kombinieren, das hätte ich passend gefunden.

Liebe Grüße
Pedder

Rainer Zinserling
Beiträge: 189
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Schleifen mit einem Schleifbock

Beitrag von Rainer Zinserling »

[In Antwort auf #154048]
Hallo zusammen.

Ich bin mit der kleinen Auflage meines Schleifbocks (auch) nie zufrieden gewesen. So richtig problemlos geht das Schärfen erst, nachdem ich auf der Platte auf der der Schleifbock steht von der Schleifscheibe wegführend eine gelochte Leiste angebracht habe. In die Leiste kann man ein einfach ausgekerbtes Teil über einen passenden Stift einsetzen. Dort wird das Heft der Werkzeuge angelegt. Durch den Abstand wird der Schleifwinkel festgelegt und die Stelle der Lohleiste wird auf dem Werkzeug angeschrieben. So kann man das Werkzeug locker an der Scheibe anlegen. Der Winkel ist festgelegt und kann später exakt wieder eingestellt werden.

Selbst Messer eines Häckslers hab ich in eine einfache Halterung eingebaut und so bearbeitet. Seitdem flutscht auch diese Gartenarbeit. Und auch hier: Nachschärfen schnell und genau. Davor habe ich mich früher meist gedrückt.

Klar, das funktioniert nur mit einfachen, geraden Schneiden. Aber selbst eine Drechsel-Schruppröhre habe ich so bearbeitet, die wird zwischen den Fingern hin und her gedreht, halt ist die Form des Anschliffs nicht optimal. Dafür braucht es anders geartete Führungen bzw ich habe noch nicht herausgefunden, wie ich das an der geschilderten Konstruktion umsetzen kann.

Herzliche Grüße
Rainer

Johannes F
Beiträge: 172
Registriert: Di 26. Sep 2017, 22:18

Re: Schleifen mit einem Schleifbock *MIT BILD*

Beitrag von Johannes F »


Hallo Rainer,

da ich seit kurzem unter die Drechsler gegangen bin und mir gleich eine 200er CBN Scheibe dazubestellt habe, habe ich so eine Vorrichtung auch für meine Drechselbank gebaut:



Die CBN Scheibe ist sehr angenehm, das Eisen wurde bei 1400 min-1 kaum warm und Abrieb gibt es auch nicht.

Ich werde sie hauptsächlich für ein paar Drechselseisen nutzen sowie für Härtefälle, wenn mal die SunTigers und Shaptons schlapp machen ;)
Falls Du Fingernagelanschliffe für Röhren schleifen willst, gibt es hierfür Schärfhilfen wie das Vari Grind von Oneway Wolverine. Man kann es sich aber auch recht einfach selbst bauen, eine Videoanleitung gibt es hier:

https://www.youtube.com/watch?v=sfmIv0iXjis

Gut Holz.

Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Schleifen mit einem Schleifbock

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Johannes,

das sieht gut aus und erfüllt sicher auch seinen Zweck. Aber die Physik solte man deshalb nicht verdrehen:

Die CBN Scheibe ist sehr angenehm, das Eisen wurde bei 1400 min-1 kaum warm und Abrieb gibt es auch nicht.


Also beim Schärfen wird Material abgetragen und das wird sich auch bei Dir als Abrieb niederschlagen, vielleicht nicht als der übliche schwarze Dreck den man vom Schleifen kennt, deshalb vielleicht im ersten Moment nicht sichtbar.

frohes schleifen
Heinz


Johannes F
Beiträge: 172
Registriert: Di 26. Sep 2017, 22:18

Re: Schleifen mit einem Schleifbock

Beitrag von Johannes F »


Hallo Heinz,

Danke für Deinen Kommentar. Du hast natürlich Recht und ich habe mich nicht klar ausgedrückt. Ich meinte Abrieb von der Schleifscheibe selbst, also den Korundstaub, den man sonst hat. Auch das CBN wird verschleißen nur eben merklich langsamer. Den Metallstaub des Werkstücks habe ich natürlich immer noch, wäre ja auch schlecht wenn nicht ;) Spanen ohne Späne wird schwierig.

Schönen Abend.

Johannes

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