Ausbrüche beim Schärfen *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Tobias Kreitel
Beiträge: 127
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Ausbrüche beim Schärfen *MIT BILD*

Beitrag von Tobias Kreitel »


Hallo,

ich bin mit dem Bau von Windsor-Stühlen beschäftigt und wollte das Messer meines englischen Travisher (im Prinzip ein gebogener hölzerner Schweifhobel) schärfen. Ich bin eigentlich ziemlich sattelfest was das Schärfen angeht, habe selten Probleme etwas scharf zu bekommen. Nun ist es aber bei diesem Messer so, dass egal was ich probiere schon beim Schleifen winzige Ausbrüche an der Schneidkante entstehen. Ich schleife zunächst die Fase grob mit einem rotierenden Schleifkörper vor, bleibe aber von der Schneidkante zunächst weg. Dann bearbeite ich mit feiner werdenden Ölsteinen die Fase und ziehe zwischendurch den entstehenden Grat mit einem feinem harten Arkansas-Stein ab. Schon beim Abziehen auf der konvexen Spiegelseite passt das Geräusch nicht. Üblicherweise höre ich einen Unterschied sobald der aufgestellte Grat weggeschliffen bzw. wieder zurückgebogen ist. Bei diesem Messer gibt es knirschende Geräusche, als wären grobe Partikel auf dem Stein. Dem ist aber nicht so - ich halte die Schleifsteine stets sauber. Sieht man sich die Schneide genauer an, bzw. streicht mit der Fingernagelkante an ihr entlang, bemerkt man die zahlreichen winzigen Ausbrüche.
Leider erkennt man es nur schemenhaft auf dem Bild:



Ich habe folgendes versucht:

Anschleifen eines größeren Fasenwinkels - selbes Ergebnis.

Dann habe ich das Messer eine Stunde bei 250°C im Backofen angelassen - keine Veränderung, die Ausbrüche bleiben bei weiteren Schleifversuchen bestehen.

Als letztes habe ich die Ausbrüche restlos durch rechtwinkliges Abrichten entfernt und erneut die Fase geschliffen und abgezogen - keine Verbesserung. Dann habe ich frustriert aufgegeben.

Hat jemand eine Idee was man noch probieren könnte? Oder ist das Eisen reif für den Schrott?

Mit freundlichen Grüßen,

Tobias

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Ausbrüche beim Schärfen

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Tobias,

dazu ist aus der Ferne kaum was zu sagen. Mein Angebot: Schick mir das Ding (mit Hinweis auf die erforderliche Schärfgeometrie) , ich probier es auf meinen Wassersteinen, dann habe ich auch eine Meinung, und schick es Dir zurück. Wenn Du zustimmst, mail ich Dir meine Adresse.

Grüße, Friedrich

Gerd Fritsche
Beiträge: 592
Registriert: Do 30. Aug 2018, 08:37
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Re: Ausbrüche beim Schärfen

Beitrag von Gerd Fritsche »


Hallo Tobias,
dein Problem scheint mir durch Überhitzen beim Schmieden oder Härten entstanden zu sein, wenn das so ist kann man leider nichts machen.
Viele Grüsse
Gerd.

Tobias Kreitel
Beiträge: 127
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Ausbrüche beim Schärfen *MIT BILD*

Beitrag von Tobias Kreitel »

[In Antwort auf #153975]
Hallo,

ich habe das nette Angebot von Friedrich angenommen und ihm den Hobel zugeschickt - leider mit ernüchterndem Ergebnis. Friedrich schreibt:

"Ich habe mich heute dran gemacht, das Eisen zu schärfen, auf der leicht gerundeten schmalen Kante eines 1000er Shapton. Im Prinzip ging das gut. Das Eisen fühlte sich sehr hart an. Ein Grat bildete sich nicht.

Und dann: So, wie Du es im Forum beschrieben hast, tauchten an der Schneide schon beim Schleifen immer neue kleine Ausbrüche auf. Unter dem Mikroskop kann man sehen: Der Stahl ist einfach weggebröselt.

Offenbar ist der Stahl nicht in Ordnung. Wäre er nur zu spröde, könnte man den Schaden vielleicht durch Anlassen beheben, aber das hast Du ja schon versucht. Und auch ein zu spröder Stahl sollte sich schleifen lassen (und dann vielleicht im Gebrauch Ausbrüche zeigen).

Offenbar liegt da ein krasser Härtefehler vor (zu lange auf Härtetemperatur gehalten oder Härtetemperatur viel zu hoch). Da ändert sich dann das Gefüge: Grobkornbildung, evtl. sogar eine Schädigung der
Korngrenzen (des Kornzusammenhaltes).

Schlussfolgerung: Das Eisen ist verdorben, endgültig. Das wird nichts mehr. Schade."

Ich habe mir in der Zwischenzeit selber geholfen und einen anderen Travisher gebaut. Hier ein Bild im Bau mit ersten Spänen:



Und noch zwei vom fertigen Werkzeug:




So konnte ich an meinem Stuhlprojekt weiterarbeiten. Das ist nun der Stand der Dinge:



Schöne Grüße,

Tobias



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Volker Hennemann
Beiträge: 781
Registriert: Fr 25. Sep 2015, 23:02
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Re: Ausbrüche beim Schärfen

Beitrag von Volker Hennemann »


Hallo Tobias,

na der Stuhl sieht doch schon mal sehr vielversprechend aus.
Freue mich auf einen Bericht!

Herzliche Grüße
Volker

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