Holz vor Stockflecken schützen - Schelllack

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Thomas.M
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Holz vor Stockflecken schützen - Schelllack

Beitrag von Thomas.M »


Hallo in die Runde,

ich würde gerne ein Regal bzw. eine Kommode für den Keller bauen. Leider ist der Keller, in dem das Teil stehen soll - wie so oft - nicht unbedingt trocken. Es handelt sich um einen alten Kohlenkeller, in dem die Luftfeuchtigkeit meist eher hoch ist.
Bisher habe ich die Erfahrung gemacht, dass unterschiedliche Materialien vor allem im unteren Bereich bis ca. 50cm Höhe mit Stockflecken besiedelt werden.
Nun ist es ja so, dass man Holz auch mittels Lack vor dem Eindringen von Feuchtigkeit schützen kann.

Nun meine Frage: Würde Lack (im allgemeinen) ausreichen, um Holz vor entsprechenden Flecken bzw. Besiedelung durch Schimmel zu schützen?

Allerdings würde ich sogar eigentlich ganz gerne mal Schelllack ausprobieren. Dieses Projekt würde sich dafür eignen, da es mir hier nicht ganz so auf die Optik ankommt, falls etwas schiefgeht. Würde sich also auch Schelllack im speziellen für diesen Zweck eignen?

Gibt es jemanden, der damit bereits Erfahrungen gemacht hat? Ich würde mich über einige Berichte sehr freuen.

Vielen Dank und schöne Grüße
Thomas

Pedder
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Re: Holz vor Stockflecken schützen - Schelllack

Beitrag von Pedder »


Hallo Thomas,

da man Schellack mit Feuchtigkeit sehr gut zerstören kann, wäre das nicht mein Mittel der Wahl.
Ich würde Holz für den Außenbereich nehmen: KDI-Fichte Tanne oder Robinie.

Liebe Grüße
Pedder

David
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Re: Holz vor Stockflecken schützen - Schelllack

Beitrag von David »


Hallo Thomas,

von Schellack würde ich auch abraten, ist nicht für feuchtes Klima geeignet.

KDI ist sicherlich eine Möglichkeit, ist aber weder schön noch umweltbewußt noch gesund.

Neben der erwähnten Robinie ist Eiche sicherlich auch verwendbar, beides aber deutlich kostenintensiver als Nadelholz und Eiche ist unbehandelt auch wenig widerstandsfähig gegen Pilzbefall.

Was die Behandlung angeht ist eine Option das Holz oberflächlich zu verkohlen (auch als Shou Sugi Ban bekannt) und entweder so zu belassen oder zu ölen (aushärtende Öle wie Leinöl, Tungöl). Das dürfte die Oberfläche für eine ganze Weile wesentlich unattraktiver für Pilze machen.

Dann gibt es ein Produkt namens boat soup (zu erhalten bei einer gewissen Farbmanufaktur), das aus Kiefernholzteer, Leinöl und Tungöl besteht und damit ökologisch ist und zumindest pilzhemmend sein sollte. Ich habe das schon mehrfach eingesetzt, wenn auch nicht in deinem Anwendungsbereich, und bin zufrieden damit.

Ölfarbe ist eine weitere Möglichkeit, das bin ich mir aber bei der Widerstandsfähigkeit gegen Pilzbefall nicht sicher und ist auch recht aufwändig wegen der Trockenzeit.

Schöne Grüße,
David

Bernd Grunwald
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Re: Holz vor Stockflecken schützen - Schelllack

Beitrag von Bernd Grunwald »

[In Antwort auf #153874]
Hallo Thomas,

Lack (im allgemeinen) wird wohl eine gewisse Verzögerung der Durchfeuchtung des Holzes bewirken, besser wäre in diesem Fall allerdings Bootslack. Um das Eindringen von Feuchtigkeit jedoch mit Sicherheit auszuschließen, muss man wohl zu einer 2K Beschichtung greifen, z.B. eine Beschichtung mit Epoxidharz. Diese Beschichtung (2 bis 3 mal aufgetragen) versiegelt das Holz vollständig. Es kann dann keine Feuchtigkeit mehr ins Holz eindringen und auch keine Feuchtigkeit mehr abgegeben werden. Ist allerdings nicht ganz billig - und für ein Regal im Keller (je nach Verwendungszweck) vielleicht auch ein wenig übertrieben.

Gruß
Bernd



Konrad Holzkopp
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Re: Holz vor Stockflecken schützen - Schelllack

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guuden,

chemischer Holzschutz verzögert mehr oder weniger das Wirken von Schädlingen,
verhindern kann er es nicht.
Die Ölschiene habe ich bisher eher als Beschleuniger erlebt.
Schön fettige Kiefer oder Lärche wäre mein preisgünstiger Vorschlag.

Gut Holz! Justus.

Fabi
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Re: Holz vor Stockflecken schützen - Schelllack

Beitrag von Fabi »

[In Antwort auf #153874]
Hallo Thomas,

Holz mit Lack vor Feuchtigkeit schützen... Das hört sich immer so einfach an (den Herstellern kommt dies zugute;-)
Meiner Erfahrung nach ist es allerdings in den meisten Fällen, vielleicht sogar immer, eher kontraproduktiv.
Es ist ein etwa so, wie wenn man sich in eine Plastiktüte einwickelt, um sich vor Regen oder Feuchtigkeit schützen zu wollen. Selbst wenn man sich nicht bewegt und somit nicht schwitzt weiss jeder, dass dieses Unterfangen eher aussichtslos ist: Irgendwo wird es eine Stelle geben, in der das Wasser (egal ob als Tropfen oder Dampf) eindringt. Und dann ist es drinnen und kann nicht mehr raus. Deswegen wurden in den letzten Jahren diese Hightech Jacken erfunden. Sie lassen Wasserdampf entweichen.
Eine Lackschicht lässt kein Wasserdampf entweichen.
Nun kannst Du eine Oberfläche noch so sorgfältig behandeln, irgendwo wird es eine Stelle geben, auch wenn sie noch so klein ist, durch die Wasser in das Holz eindringen wird. Besonders dann, wenn das Holz trocken ist und die Umgebung nicht. Und dann ist es im Holz und kann nicht mehr raus. Pilze lieben das!

Folgende Möglichkeiten würde ich in jedem Fall vorziehen:
- Glücklicherweise gibt es Hölzer, die besser mit Pilzen umgehen als andere, das wurde schon erwähnt.
- Ansonsten gibt es verschiedene Möglichkeiten des "konstruktiven Holzschutzes". Baue so, dass z.B. das Holz den Boden nicht berührt. Schrauben in die Füsse eines Möbels drehen, sodass etwas Abstand zustande kommt ist einer dieser (meist sehr einfachen Tricks).
- Wenn Du Dich für Holzschutz auf natürlicher und giftfreier basis interessierst, kann ich das Buch "natürliche Farben" sehr empfehlen. Du findest es auf der Homepage von Kreidezeit Farben. Dort gibt es viele Rezepte, ja man kann sich vieles wirklich selber machen. Das ist günstig macht Spass, vertieft das Verständnis und liefert meiner Erfahrung nach viel bessere Ergebnisse als Epoxy und sonstige giftige, industrielle Produkte.

Hoffentlich ist Dir und den anderen Lesern dieser Beitrag hilfreich.

Ganz liebe Grüsse,
Fabien

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Uwe.Adler
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Registriert: So 27. Dez 2020, 22:52

Re: Holz vor Stockflecken schützen - Schelllack

Beitrag von Uwe.Adler »

[In Antwort auf #153874]
Hallo Thomas,

Schellack ist als Holzschutz gegen Feuchtigkeit nicht geeignet. Ein Glas mit einem kalten Getränk auf einen warmen Schellackbearbeiteten abgestellt zeigt schnell visuell die Auswirkung, wenn Feuchtigkeit ins Spiel kommt.

Als eventuelle Möglichkeit und auch zur eigenen Erprobung wäre „Shou Sugi Ban“ – oder „Yakisugi“ eine Möglichkeit. Das wird auch zur Fassadenverkleidung eingesetzt. Sollte aber bei Nadelhölzern verwendet werden.

Herzliche Grüße

Uwe



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Thomas.M
Beiträge: 163
Registriert: So 3. Jan 2021, 20:57

Danke für die vielen Antworten - Projektupdate *MIT BILD*

Beitrag von Thomas.M »

[In Antwort auf #153874]
Hallo zusammen,

vielen Dank erstmal für die zahlreichen Antworten! :-)

Erstmal möchte ich auf die Vorschläge bzgl. Holz eingehen. Da bin ich leider festgelegt bzw. habe ich mich schon festgelegt. Es liegen bei uns im Keller ganz viele Buchenholz-Reste als Brennholz rum, aus denen ich das Möbel baue. Da das ganze relativ kleine Stücke waren, musste ich zumindest die aufrechten Streben zusammenleimen. Sicherlich nicht die eleganteste Art, aber ich wollte eben recyclen.

Ich finde, dass das auch ganz gut gelungen ist. Der aktuelle Stand sieht so aus. Mir fällt gerade auf, dass der Begriff "Kommode" ziemlich unpassend ist. Aber ein Hocker ist es irgendwie auch nicht...



Das ganze soll dazu dienen, dass ich beim Schlagzeugspielen meine Musikstücke abspielen kann und alles gut erreichbar ist. Dabei soll auf dem "Regalbrett" im unteren Bereich ein Mischpult stehen. Dazu werde ich noch Auszugleisten anschrauben, damit ich das ganze etwas herausziehen kann. Darüber eine Ablage für Noten und oben auf steht mein Notebook, von dem ich die Musik spiele und ggfs. Aufnahmen machen kann.
Mir ist bewusst, dass das Möbel vielleicht nicht allen Konventionen des Möbelbaus entspricht. Dennoch freue ich mir auch über Kommentare zur Ausführung (auch wenn das hier nicht das Hauptthema ist).

Den Vorschlag von Fabien bzgl. des "konstruktiven Holzschutzes" versuche ich schon so gut wie möglich umzusetzen. Wie auf dem Bild zu sehen, befinden sich auf Bodenhöhe schonmal keine Fächer, da ich dort auch keine Materialien aufbewahren möchte, die Schaden nehmen könnten. Außerdem werde ich das Möbel noch mit Rollen ausstatten, sodass das ganze nochmal 5cm höher kommt.

Nun zur Oberfläche:
Schelllack ist dann ja wohl schonmal raus. Hätte ich mir wohl auch selbst denken können...dann muss ich das bei einem anderen Projekt ausprobieren :-)
„Shou Sugi Ban“ ist wohl auch schwierig, weil es da um Nadelholz geht. Außerdem scheint mir das nicht ganz unaufwendig und ohne zusätzliche Hilfsmittel nicht mal eben so zu machen. Nebenbei finde ich die Optik auch nicht so schön.
Alles was mit Epoxy und 2K zutun hat kann ich mir eigentlich auch nicht vorstellen. Da habe ich auch nicht so viel Lust mit dem Zeug rumzupöttkern. Und der Aufwand ist viel zu groß. Der Einwand von Fabien bzgl. der Feuchtigkeit, die sich ihren Weg rein sucht, kann ich auch gut nachvollziehen. Das wäre ja auch nicht gewollt.

Was die Behandlung mit einfachem Ölfirnis angeht, bin ich auch nicht so sicher. Ich könnte mir auch vorstellen, dass das den Prozesse eher anfeuert als ihn zu verhindern.

Das Buch "natürliche Farben" finde ich interessant. Vielleicht besorge ich es mir mal auch für zukünftige Projekte. Da könnte es ja wirklich noch ein paar Ideen geben. Danke für den Tipp!

"boat soup" finde ich interessant. Finde ich auch gar nicht so teuer, wie ich befürchtet hatte. Als Inhaltsstoff ist ja Kiefernholzteer drin. Wird das Holz dadurch gefärbt? Hat da jemand Erfahrung mit? Und wie lang ist wohl die Trocknungszeit von dem Zeug - vergleichbar mit Leinölfirnis?

Nach den ganzen Kommentaren bin ich am überlegen, ob es vielleicht auch einfach "keine Oberflächenbehandlung" wird. Das hätte den Charme, dass der Aufwand geringer ist und der Ärger nicht so groß, falls das ganze Ding doch das Faulen anfängt.

Zum Schluss nochmal vielen Dank für euren Rat!
Besten Gruß
Thomas

Fabi
Beiträge: 128
Registriert: So 5. Sep 2021, 14:39
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Re: Danke für die vielen Antworten - Projektupdate

Beitrag von Fabi »


Hallo Thomas!

Schönes Teil geworden! Mir gefällt Deine Holzauswahl sehr gut. Und Du bist Musiker... hoffentlich werden Deine Instrumente nicht zu feucht...

Du hattest noch einige Fragen, wobei ich zumindest teilweise Klarheit verschaffen kann:

- Ja, mit Holzteer wird das ganze verfärbt. Es wird dunkel, rötlich braun. Boat soup selber kenne ich allerdings nicht.
- Wenn Du Richtung Leinöl tendierst, manche Anbieter haben Leinöle auch für den Aussenbereich im Sortiment. Diese sind entschleimt (das was Pilze so gerne mögen ist weg) und teilweise haben sie eine kleine Menge Fungizid mit drinn. Wenn das gute Stück im Keller stehen soll, denke drann, dass Leinöl nur unter Lichteinwirkung "trocknet". Wirklich trocknen tut es nämlich nicht, es reagiert unter UV-Licht und Sauerstoff, so zumindest habe ich es in Erinnerung. Wenn es Firniss (gekochtes Leinöl) ist, dann sollten ein paar Tage in der Sonne oder zumindest im Licht reichen, ungekochtes würde einige Wochen, vielleicht sogar Monate benötigen.

Ansonsten denke ich, dass wenn so schöne Buche in einem Keller steht, dem Du auch Dein Schlagzeug anvertraust, sollte es auch völlig unbehandelt zumindest nicht sofort wegrotten :-)

Hoffe, ich konnte weiterhelfen; Viel Erfolg Dir!

Fabien


Johannes M
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Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Re: Danke für die vielen Antworten - Projektupdate

Beitrag von Johannes M »


Hallo Thomas,

im Keller ist oft der Fußboden kalt. Dies führt dann bei Holz manchmal zu Feuchteschäden. Vorbeugen ist relativ einfach, in dem man Kunststoffgleiter unter die Füße klebt.

Es grüßt Johannes

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