Einen Riegel versetzen *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Ulrich Leimer
Beiträge: 473
Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:43

Re: Einen Riegel versetzen

Beitrag von Ulrich Leimer »

[In Antwort auf #153600]
Hallo Christof,

woher hast Du so genaue Informationen über Baujahr und vor allem Bauzeit? Haben die ihre Stundenzettel irgendwo liegen gelassen?
Ist ja doch schon einige Jahre her...

BG Uli

Thomas Heller
Beiträge: 683
Registriert: Di 29. Aug 2017, 10:26

Re: Einen Riegel versetzen

Beitrag von Thomas Heller »

[In Antwort auf #153596]
Hallo Christof,
schöner Beitrag!
Gerne mehr über die Arbeiten in deinem Haus....!

Mit freundlichen Grüßen,
Thomas

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Baujahr und Bauzeit

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Ullrich,

Stundenzettel haben die nicht herumliegen lassen. Trotzdem weiß man es bei diesem Haus ziemlich genau.
Am 3. Oktober 1763 war die ganze Bevölkerung des Städtchens auf den Feldern, als in einem Haus ein Brand ausbrach.

Als die Menschen zur Stadt kamen, war durch das einzige Stadttor nichts mehr zu retten. In drei Stunden war alles niedergebrannt.

Der Rähmbalken unseres Hauses verzeichnet:

"Gott segne dieses Haus und alle seine Einwohner solches wünschet von Hertzensgrundt Daniel Hesselbein den 30. Juli 1764"
Im selben Jahr wurden noch achtzehn andere Häuser fertig. Nach anderthalb Jahren war die Stadt wieder so aufgebaut wie sie im wesentlichen heute noch steht.

Der Baumeister des Landesherrn bestimmte eine neue Anlage der Grundstücke, bei der die Häuser schön barock geordnet auf Brandsicherheitsabstand von 8m gestellt wurden. Die Grundanlage und Maße sind immer ähnlich, es lassen sich aber verschiedene Vorlieben der Zimmermänner und ihrer Auftraggeber erkennen.

Das heißt in der Zeit zwischen dem 3. Oktober und dem 30 Juli, wurde zum mindesten die Stadtanlage geplant, die Grundstücksfragen geklärt, die Bäume gefällt und zu Balken gebeilt, der Keller ausgehoben, das Fundament gesetzt, das Haus aufgerichtet, die Fitzgerten eingesetzt, die Gefache mit Lehm verputzt und das Dach gedeckt.

Viele Grüße, Christof.

Micha P
Beiträge: 279
Registriert: Di 16. Jun 2020, 22:16

Re: Einen Riegel versetzen *MIT BILD*

Beitrag von Micha P »

[In Antwort auf #153602]
Hallo Markus,

der Begriff ist nicht offiziell und fachlich begründet - der ist von mir.

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte, darum hier eine kleine Skizze:


im oberen Bild ist der Zapfen "eingefahren", im unteren Bild ist er im Zapfenloch.

Über einen Hinweis, wie diese Verbindung richtig heißt, würde ich mich freuen.

LG Micha

Stefan Krieger
Beiträge: 294
Registriert: Mo 19. Feb 2018, 23:08

Re: Einen Riegel versetzen *LINK*

Beitrag von Stefan Krieger »


Hallo Micha,

das ist dann ein falscher Zapfen!

Siehe bspw. in dem angefügten Link...

Schöne Grüße,
Stefan

Dirk Baltzer
Beiträge: 129
Registriert: Sa 9. Feb 2013, 15:05
Wohnort: 61476 Kronberg

Re: Einen Riegel versetzen

Beitrag von Dirk Baltzer »

[In Antwort auf #153601]
Hallo Christof,

ich hoffe, dass nicht auch der grosse Balken mit der Aufschrift Mehrfachverwendung gefunden hat. Interessante Geschichte und man möchte wirklich mal bei der Errichtung und Bau dieses Hauses dabeigewesen sein. Sicher ist, dass viel mehr Leute zugange waren als heute. Jetzt werden Fertigdächer per Kran mit zwei Mann angeliefert und montiert in einem Nachmittag (vielleicht ein bisschen übertrieben).

Viele Grüße
Dirk

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Einen Riegel versetzen

Beitrag von Christof Hartge »


Ich gehe davon aus, dass die Leute sich die Häuser gegenseitig hochgezogen haben. Es waren etwa 300 Menschen, die durch den Brand obdachlos geworden waren. Wenn man Kleinkinder und Alte und Gebrechliche abzieht, bliebt da immer noch eine Menge Arbeitskraft. Manches konnten nur die Fachleute tun: Lehm an die Decke schmeissen, der auch oben bleibt, zum Beispiel oder krummes Holz mit dem Faserverlauf zu Balken beilen und sinnvoll einbauen. Aber dann gibt es kleine Arbeitsschritte, da konnte sicher jeder helfen: Staken und Fitzgerten schneiden und einpassen viele mir da ein, oder Balken mit einer Rille versehen in die Staken geklemmt werden.

Grüße, Christof.

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1722
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Einen Riegel versetzen

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guuden,

dass
"Manches konnten nur die Fachleute tun: Lehm an die Decke schmeissen, der auch oben bleibt,
zum Beispiel oder krummes Holz mit dem Faserverlauf zu Balken beilen und sinnvoll einbauen.
Aber dann gibt es kleine Arbeitsschritte, da konnte sicher jeder helfen: [...]

dem nicht so sein muss, beweisen Foren wie dieses tagtäglich aufs Neue.
Merke: Unterschätze niemals den engagierten Laien!

Gut Holz! Justus.

Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: Einen Riegel versetzen

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Hallo,...
ich persönlich vermute mal, dass die Fachwerkskonstruktion und die damit einhergehenden Arbeiten das Komplizierteste
und organisationstechnisch Aufwendigste beim Hausbau in der Neuzeit bzw. Mittelalter waren. Holzschlagen, Transport,
mit der Axt Bearbeiten etc, etc.. Türen, Fenster und Treppen herzustellen war vermutlich den Zimmermännern vorbehalten,
aber selbst das konnten auch Laien damals zustande bringen. Man darf auch nicht vergessen, das Verwandschafts- und
Nachbarschaftshilfe damals gang und gebe waren, und besonders in Notzeiten an der Tagesordnung. Solidarisches
Handeln war damals überlebenswichtig!
In südeuropäischen Ländern kann man zum Teil heute noch erleben, dass eine Dorfgemeinschaft bei der Ernte oder dem
Heumachen hilft, oder dass Scheunen mit Nachbarschaftshilfe hochgezogen werden,....
Wir haben das längst verlernt...leider.
PS: Lehmarbeiten werden wohl was für die Kinder gewesen sein.

Gruß Andreas



Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
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Re: Interessant! Danke für die Geschichte!

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #153617]
Am 3. Oktober 1763 war die ganze Bevölkerung des Städtchens auf den Feldern, als in einem Haus ein Brand ausbrach.

Als die Menschen zur Stadt kamen, war durch das einzige Stadttor nichts mehr zu retten. In drei Stunden war alles niedergebrannt.


Solche Katastrophen kamen wohl des öfteren vor.
Unser Hauptort brannte am 19.4.1810 weitgehend nieder. 181 von 237 Häuser und um die 130 sonstige Gebäude. 10 Menschen starben. Ein Kaminbrand soll der Auslöser gewesen sein.
Auch hier erfolgte der Wiederaufbau in erstaunlich kurzer Zeit - weniger als 2 Jahre.

Da es in unserem Haus kein Fachwerk gibt, werden wir auf eine solche interessante Datierung nicht stossen. Aber etwas Bemerkenswertes gibt es im Keller: Eine Keramikfliese, die in der Wand eingelassen ist und den Kalender des Baujahrs zeigt. Fast schon ein Grundstein. :-)

Gruss
Rolf



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