Neubau der Werkbank, Dicke der Platte

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Sebastian51
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Registriert: Fr 20. Jul 2018, 09:22

Neubau der Werkbank, Dicke der Platte

Beitrag von Sebastian51 »


Hallo zusammen,

ich möchte meine Werkbank neumachen. Die Dicke der Platte von 4,5 cm ist einfach zu laut bei Stemmarbeiten, die Löcher für die Benchhooks sind ausgeleiert und die Werkbank ist mir zu wackelig, obwohl Sie bereits an der Wand angeschraubt ist. Beim Auftrennen mit der Rahmensäge oder beim Hobeln wackelt einfach zu viel.

Mir steht ja nur eine kleine Kellerwerkstatt zur Verfügung. Daher wird die Werkbank 1,60 x 58 cm groß werden. Ich habe noch Esche Bohlen von 7,5 cm. Auch wenn das deutlich schwerer ist, vermute ich, dass das immer noch nicht besonders stark ist. Dazu hätte ich mal gerne Eure Meinungen. Welche Stärke würdet ihr mir empfehlen. Natürlich kann ich die auch auftrennen und verleimen. Daher sind auch andere Stärken denkbar.

Von der Bauweise schwanke ich zur Zeit zwischen drei Varianten. Die folgende Roubo Bank gefällt mir optisch sehr gut. Auch wenn ich vermutlich zunächst nur einen Tischlerschraubstock verwenden würde. Eine Beinzange kann ich ja später noch anbringen.

https://www.theenglishwoodworker.com/build-a-french-workbench-video/

Diese Roubovariante mit den Schlitzen auf der Platte und den schönen Verbindungen. was haltet ihr von den beiden Schlitzen in der Platte? Ich fand das nützlich, um Benchhooks oder Anschläge zu befestigen. Ich habe diverse Werkzeuge mal verbessen und bei 1,5 cm fallen die meisten Sachen nicht durch.

https://www.youtube.com/watch?v=XhAEbklxJME&t=1039s

Oder eine Monravian Workbench. Meine Hoffnung wäre, dass die schräg stehenden Beine zur Stabilität beim Hobeln beitragen.

https://woodandshop.com/moravianworkbench/

Über Meinungen und Anregungen würde ich mich freuen.

Viele Grüße

Sebastian



Johannes M
Beiträge: 1587
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Re: Neubau der Werkbank, Dicke der Platte

Beitrag von Johannes M »


Hallo Sebastian,
also ich finde die Idee mit den schrägen Beinen schon interessant. Ich würde das aber nie bauen, denn erstens bin ich gerne faul und außerdem kann man dann nicht so gut einen Schrank zwischen die Beine bauen.
Wenn ich das aber mal außen vor lasse: Eine Mischung von einigem also die Monravian Workbench als Grundlage, aber ohne Ablage sondern mit einer zweiten Bohle. Und zwischen den Bohlen einen Schlitz lassen um eine Zwinge einstecken zu können. Eventuell mit einer Leiste verschließbar, so das die Leiste seitlich versetzt als Anschlag dienen kann und Schlitze hat, wo man Stechbeitel oder Winkel reinstecken kann.
Vorne eine Schürze drunter leimen, vielleicht 100mm hoch dann kann man da stemmen und mit Schraubzwingen Werkstücke senkrecht einspannen.
Zu den schrägen Füßen würde dann gut eine Beinzange passen, wie Reinhold sie vor ein paar Jahren vorgestellt hat.
http://woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/md/read/id/63494/sbj/spannstock-bzw-vorderzange/

Soweit mal für den Anfang

Es grüßt Johannes

MarkusB
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Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Neubau der Werkbank, Dicke der Platte

Beitrag von MarkusB »


Hallo Sebastian,

zur Bankfindung kann ich dir das Buch von Christoph Schwarz empfehlen.

Meine Empfehlung:
Durchgehend gleichstark Platte mit 8 cm breiten Schlitz in der Mitte und Beine und Schwingen, die mit der Vorderkante abschließen.
So findet eine Zwinge immer ihren Halt.
Der Schlitz ist auch zum Sägen, egal ob HKS oder Fuchsschwanz, sehr hilfreich. Und er stört nur, wenn man mal ein Stuhl oder Hocker auf der steht.
Du brauchst aber eine Auffangplatte unterhalb der eigentlichen Arbeitsplatte, falls mal ein Beitel o.ä. in den Schlitz rein fällt, wenn der herausnehmbare Boden nicht drin ist. Die Auffangplatte liegt bei meiner HB lose auf den oberen Schwingen.
Die schmalen Schlitze von Mr. Checkende machen für mich keinen Sinn. Für eine Zwinge viel zu schmal. Kann einem nur was durchfallen...

Meine Platten sind 10 cm stark. Weniger würde ich nicht nehmen, mehr kann nicht schaden.
Jede wiegt wenn ich mich recht entsinne 43 kg. Sie liegen nur auf, horizontal gehalten von 2 Dornen, aber mehr ist auch nicht notwendig.

Schräge Beine sind nicht notwendig.
Es wird beim Hobeln nichts wackeln.
Wenn doch, dann sind deine Verbindungen lose.
Und bei schweren Stemmarbeiten ist es schön, direkt über dem senkrechten Bein zu arbeiten.

Ich hatte den Bau meiner HB hier beschrieben
http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/md/read/id/72091/sbj/meine-hobelbank-ist-fertig/
Bzgl. der Zangen gibt es bessere Lösungen, aber Gestell und Platte würde ich genau so wieder bauen, wobei die Schwingen dann aber genauso breit werden würde wie die Beine.

Viele Grüße

Markus

Micha P
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Registriert: Di 16. Jun 2020, 22:16

Re: Neubau der Werkbank, Dicke der Platte

Beitrag von Micha P »

[In Antwort auf #153481]
Hallo Sebastain,

wenn es eine Roubo werde soll, würde ich dir die Nr. 2 empfehlen. Dies nicht weil sie 2 Schlitze, sondern weil sie eine Hinterzange hat. Das ist m.E viel wichtiger als die Plattenstärke.
Sicherlich ist es bei deinem Vorhaben etwas anders, weil du Masse brauchst und die Bank sehr kurz wird. Dann rate ich dir zu 10 cm. Du solltest schon auf eine Mindestmasse von 100 kg.
kommen (vielleicht sogar noch etwas drüber).

Markus's Bank bringt es auf über 170 kg. Meine http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/page/1/md/read/id/66555/sbj/hobelbank-fertig-viele-bilder/ ist, obwohl die Platte nur 7,5 cm dick ist noch schwerer. Da konzentriert sich die Masse auf die Bankhakenleiste. Die ist, glaube ich 15 x 18 cm im Querschnitt. Ich denke, du würdest in punkto Masse keinen Unterschied beim Arbeiten an den beiden Bänken bemerken.

Aber rein funktionell geht nichts über eine Kombination von Vorder- und Hinterzange, egal, wie diese ausgeführt wird. Das sind die beiden wichtigsten Kriterien für eine Hobelbank.

1. Masse
2. Vorder- und Hinterzange

Bankhaken sind m.E. eine angenehme Ergänzug, sollten aber nicht als Hauptspannelemente dienen. Da sind wir mit den Zangen technisch einfach weiter.

Schräge Beine, gerade Beine - Alles Geschmackssache. Mir erschließt sich kein Vorteil der schrägen Beinen aus dem Beispiel 3.

LG Micha

Johannes M
Beiträge: 1587
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Re: Neubau der Werkbank, Dicke der Platte

Beitrag von Johannes M »

[In Antwort auf #153481]
Hallo Sebastian,
ich noch mal. Du könntest 7 Streifen 69 x100mm und 1 Streifen 69x140mm aushobeln und daraus 2 mal 4 Streifen zu je einer halben Platte zusammenleimen. Vorne die 140mm zum festspannen vor der Bank. Und in der Mitte dann einen Schlitz wo man mit der Zwinge rein kann.
Siehe auch: http://woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/md/read/id/77738/sbj/bau-einer-roubo-hobelbank/

Es grüßt Johannes

Sebastian51
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Registriert: Fr 20. Jul 2018, 09:22

Re: Neubau der Werkbank, Dicke der Platte

Beitrag von Sebastian51 »


Hallo,

erstmal vielen Dank für die vielen Hinweise.

Die Tischplatte zu verleimen ist der logische Schluss auch aus Euren Empfehlungen wegen der Dicke. Ich überlege noch, ob ich meine Eschebohlen dafür verwende. Ich habe die eigentlich für den Stuhlbau gekauft und finde es etwas schade für eine schnöde Werkbank. Mein Ziel ist nicht die Werkbank so schön zu bauen, dass man sich kaum noch traut darauf zu arbeiten. Eine Option wäre vielleicht auch KVH Holz. Hier in der Umgebung habe ich das bisher nur in Fichte/Tanne gesehen. Zumindestens Kiefer wäre schön, um etwas mehr Festigkeit zu haben. Nachteil, die Kanten sind immer stark abgerundet und wenn ich mich daran störe, müsste man einiges weghobeln.

Die Option eine Beinzange ist eine gute Idee. Zur Zeit verwende ich einen Tischlerschraubstock. Das funktioniert auch gut, aber er hat natürlich eine starke Tiefenbeschränkung.

Eine Hinterzange habe ich bisher noch nicht vermisst. Ich habe heute mal wieder eine bei einem Bekannten verwendet und das Ein- und Ausspannen finde ich immer etwas nervig. Für viele Dinge arbeite ich lieber gegen einen Anschlag.

Das tiefere Kantholz an der Front für Zwingen, finde ich eine super Idee. Eine Schürze wie an den englischen Hobelbänken möchte ich nicht machen, aber das ist ein guter Kompromiss.

Viele Grüße

Sebastian



Johannes M
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Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Noch ein Tipp

Beitrag von Johannes M »

[In Antwort auf #153481]
Hallo Sebastian,

hier noch ein Hinweis zu einem Buch: im Sommer wird "The Anarchists Workbench" von Christopher Schwarz erscheinen - und diesmal gibt es die digitale Version umsonst:
https://blog.lostartpress.com/2020/06/22/the-anarchists-workbench-for-free-forever/

Es grüßt Johannes

Sebastian51
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Re: Neubau der Werkbank, Dicke der Platte

Beitrag von Sebastian51 »

[In Antwort auf #153481]
Kann ich eine Platte auch horizontal verleimen. Zum Beispiel zwei 30 cm breite Bohlen aufeinander leimen?

Viele Grüße

Sebastian

Johannes M
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Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Re: Neubau der Werkbank, Dicke der Platte

Beitrag von Johannes M »


Hallo Sebastian,

grundsätzlich ja. Du mußt dir aber überlegen, wie du den passenden Druck beim Verleimen aufbauen kannst. Hast du genügen Zwingen? Oder willst du von unten schrauben?
1,6m x 0,3m sind 4800 cm² bei 2kg/cm² sind das 9600kg, da reichen 6 Schraubzwingen nicht.
Falls du schrauben willst, würde ich in der Unterseite vorbohren und die Schrauben vorstecken, damit es beim Leimen schnell geht.Und dann von der Mitte zum Rand hin verschrauben.
Ideal wäre es natürlich wenn man eine Breitbandschleifmaschine und eine Plattenpresse zur Verfügung hätte.

Es grüßt Johannes

Martin Graf
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Registriert: Mo 15. Feb 2021, 20:33

Re: Neubau der Werkbank, Dicke der Platte

Beitrag von Martin Graf »


Hallo Sebastian,
das müsste funktionieren. Es gibt in der FWW Artikel von Garrett Hack dazu ("The workbench of a lifetime" und "A workbench 30 years in the Making").
Allerdings wäre es vielleicht konstruktiv besser, wenn die einzelnen Bretter nicht so breit sind.

Gruß Martin

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