3-Klinker-Methode - experimentelle Analyse

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
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!!!Bitte ausprobieren!!! *MIT BILD*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #152846]
So,

ich habe mir jetzt ein Vorgehen ausgedacht (und erprobt) mir dem man beim Läppen der Klinker soviel Drehung wie möglich realisiert. Damit, so vermute ich, müsste die Bildung von Windschiefe unterdrückt werden und eine leichte vorhandene Windschiefe beseitigt werden können. Es sieht so aus:



So sollen also zwei Klinker, die im Zyklus dran sind, geläppt werden. (Sie werden nicht um 180° gedreht!) Dann wird zur nächsten Paarung gewechselt.Ein wirklicher Mehraufwand ist das nicht, man miss sich nur umgewöhnen.

Ich habe das mit meinen Klinkern (die allerdings schon nicht mehr windschief waren) so gemacht. Sie sind jetzt so plan wie ich es wohl noch nie hatte. Sogar mein harter genuteter 6000er, der beim Abrichten auf dem Klinker immer sehr hakelig und kratzig war, lässt sich jetzt seidenweich über den Klinker schieben.

Mehr kann ich im Moment nicht tun, mehr als plan kann ich meine Klinker nicht machen und bis das wieder erforderlich ist, dauert es sicher Monate.

Es wäre darum toll und würde zur Erkenntnis beitragen, wenn andere Klinkerbenutzer das auch mal ausprobieren würden.

Das ideale Vorgehen wäre:

1. Klinker abrichten ohne Drehen (so wie in meiner Anleeitung beschrieben) um die Deformation durch Gebrauch zu beseitigen.

2. Prüfen: Ist der Klinker windschief? (eine Diagonale ist konkav, die andere konvex)

3. Klinker neu abrichten mit Drehen so wie oben gezeigt

4. Prüfen: Ist der Klinker jetzt noch windschief oder ist das beseitigt?

Auf gelegentliche Rückmeldungen (im Forum oder per Mail) freue ich mich.

Grüße, Friedrich



Carsten Griewatsch
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Re: !!!Bitte ausprobieren!!!

Beitrag von Carsten Griewatsch »


Moin Friedrich,

in der Kippelstellung liegen hohe Ecken übereinander, ein Schleifen in dieser Position ist daher sinnvoll. In der anderen Stellung liegen jedoch tiefe Ecken übereinander und alle vier hohen Ecken liegen komplett in der Luft. Ich bin überzeugt, daß ein Schleifen in dieser Stellung nicht nur überflüssig, sondern sogar eher kontraproduktiv sein wird, weil man einen vorhandenen Sattel tiefer gräbt.

Deswegen besteht mein Rat darin, unbedingt als erstes eine möglicherweise vorhandene Kippelstellung zu identifizieren und nur diese zusammen mit der Normalstellung zu verwenden. Und wenn die Steine so plan sind, daß man die Kippelstellung nicht mehr zweifelsfrei von der zweiten Stellung unterscheiden kann, dann weiss man auch automatisch, daß man fertig ist. Dieses Verfahren hat bei mir sehr gut funktioniert. In deinem Bild würde ich also 1. oder 2. auslassen, je nachdem in welcher Stellung die Steine kippeln.

Wenn wir schon bei einer Umfrage sind. Interessant wäre es ja auch, wo bei euch die hohen Ecken liegen. Bei mir war es vorne links/hinten rechts in der Normalstellung und ich bin Rechtshänder.

Gruß

Carsten

Friedrich Kollenrott
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Re: !!!Bitte ausprobieren!!!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Moin Carsten,

wenn es um dei Beseitigung einer vorhandenen "Windschiefe" geht, hast Du wahrscheinlich recht. Ich habe ja auch meine "Hohen Ecken" gezielt aufeinandergelegt und weggeläppt, das funktionierte. Den vorgeschlagenen Ablauf hatte ich mir auch ausgedacht als Methode, die Planheit zu erhalten oder zufällig auftretende winzige Windschiefheiten von vornherein zu unterdrücken.

Bei mir lagen, wie schon in der Skizze gezeigt, die Hohen Ecken vorn (an der mir zugewandten kurzen Seite) rechts, hinten links. Rechtshänder bin ich auch. Vielleicht ist es doch die Mondanziehung. Oder Freie Energie ;-)

Na, die Interessierten lesen ja mit, denke ich. Mal sehen, ob da was kommt.

Grüße, Friedrich


Carsten Griewatsch
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Re: !!!Bitte ausprobieren!!!

Beitrag von Carsten Griewatsch »


Moin Friedrich,

da sich windschiefe Steine durch Schleifen in der Normalstellung nicht beeindrucken lassen, wie wir beide festgestellt haben, und man sie daher so nicht plan bekommen kann, wird es wohl gleichzeitig ganz sicher auch so sein, daß man plane Steine nur durch Schleifen in der Normalstellung wie gewohnt plan halten kann. Das Abrichten mit Schleifsteinen wird die Klinker sicher nicht windschief machen, sondern Löcher in deren Mitte erzeugen.

Die Ursache für windschiefe Steine wird gute Gründe haben, das Schleifen in der Normalstellung wird es wohl an sich eher nicht sein. Ich vermute inzwischen folgenden Mechanismus:

Gekaufte Steine sind ganz sicher im Allgemeinen irgendwie windschief, entweder links, oder rechts, mit viel Glück auch fast plan. Wenn man nun drei Steine kauft, hat man in der Summe irgendeinen Mittelwert für die gemeinsame Windschiefe.
Und beim Schleifen in der Normalstellung, wie wir es bislang ja immer gemacht haben, wird dieser Mittelwert wahrscheinlich einfach nur auf alle drei Steine gleichmässig übertragen, gleichzeitig wird die Oberfläche geglättet, die Sattelform optimiert. Wie wir ja festgestellt haben, kann das Schleifen in der Normalstellung die Windschiefe nicht wirklich beheben, d.h. ich glaube auch nicht, dass es sie verursachen kann. Die Windschiefe muss irgendwie von vornherein vorhanden gewesen sein, Unebenheiten und Löcher wurden eingeebnet, die mittlere Windschiefe ist geblieben.
Der Mechanismus würde problemlos erklären, warum es unterschiedlich windschiefe Klinker nach dem Schleifen gibt, und dass man auf Dauer keine Verbesserung feststellen kann.

Bei deiner neuen Schleifmethode schlägst du vor, die drei Stellungen 1., 2. und 3. mit der gleichen Häufigkeit zu verwenden. Wie du selber festgestellt hast, konnte sich die Windschiefe mit sehr wenigen Zyklen in der Kippelstellung beheben lassen, insbesondere sehr wenig im Vergleich zu den vielen Zyklen, die man benötigt, um gekaufte Steine überhaupt erstmal soweit abzuschleifen, daß man etwas damit anfangen kann. Wenn man zudem bedenkt, daß das Schleifen in der Normalstellung viel effektiver ist, insbesondere weil es 0%-Überstand gibt, dann wird der schnellste Weg zu brauchbar planen Steinen ganz sicher darin bestehen, wie gewohnt erstmal nur in der Normalstellung zu schleifen, bis die Oberfläche auf dem schnellsten Weg schön glatt geworden ist. Wer will, nimmt ein Lineal, um die Längs- und Querrichtung zu kontrollieren. Und ganz zum Schluss, schaut man sich die Diagonalen an, und korrigiert mit einigen wenigen Zyklen gezielt nur in der Kippelstellung, die genau den vorhandenen Fehler behebt. Und wenn man beim Kauf der Steine Glück hatte, dann kann man diese Korrektur eventuell sogar komplett unterlassen.

Wenn man von Anfang an 2/3 der Zeit mit Diagonalstellungen verbringt, bei denen ca. 38% der Steine in der Luft hängen, wird das ganze deutlich länger dauern.

Wenn man schon von Anfang an korrigieren will, dann müsste man bei jedem Paar, das sich beim durchrotieren bildet, immer sofort auf Kippelstellung untersuchen, und diese dann zusätzlich zum Schleifen in der Normalstellung mit bearbeiten. Das könnte eventuell am schnellsten plane Steine produzieren. Vom Arbeitsablauf ist es aber wohl eher angenehmer, die Korrektur erst am Ende vorzunehmen.

Gruß

Carsten

Friedrich Kollenrott
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Re: !!!Bitte ausprobieren!!!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Moin Carsten,

ich bin dabei, für meine Schärfanleitung ein überarbeitetes Kapitel "Klinker" zu erstellen. Derzeit sieht es vor, dass man bei neuen Klinkern erst mal in der Parallelstellung anfängt und erst gegen Ende mit den verdrehten Stellungen arbeitet. Mal überlegen, ob ein Zwischenschritt "Läppen in der Kippellage" sinnvoll ist.
Auf jeden Fall steht da jetzt drin, dass man drehen muss. um zuverlässig Planflächen zu erhalten, das ist ja bisher falsch dargestellt und sowas darf nicht sein.

Ich lass mir jetzt Zeit damit, mal sehen ob noch Rückmeldungen kommen. Und dann schick ich Dir das neue Kapitel.

Grüße, Friedrich

Pedder
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Re: 3- Klinker- Methode – die Wahrheit

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #152851]
Halo Friedirch,

Du hast mir vor 12 Jahren empfohlen, das grobe Abrichten auf einer Betonplatte zu machen. Hab ich gemacht.
Das eigentliche Läppen habe ich dann sehr schnell erledigt.

Wahrscheinlich wären Dir meine Steine nicht plan genug. Aber da ich fast nur noch Fasen schleife, macht das bei mir fast gar nichts.
Soll ic die Steine zu Ben mitbringen? Dann kannst Du sie mal vermessen. Aber sie waren jetzt 2 Jahre nicht im Einsatz.

Liebe Grüße
Pedder

Carsten Griewatsch
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Re: 3- Klinker- Methode – die Wahrheit

Beitrag von Carsten Griewatsch »


Moin Pedder,

der Witz ist ja eigentlich, daß man nicht wirklich messen muss. Wenn du zwei saubere Steine paarweise aufeinander legst und die beiden Diagonalstellungen vergleichst, dann

a) in beiden Stellungen kippelt nichts: Gratulation, du hast plane Steine
b) in einer Stellung kippelt es deutlich: Du hast windschiefe Steine

Die Größe deines Fehlers kannst du problemlos mit dem blossen Auge (oder Lesebrille) erkennen, da sich der Fehler wunderbarerweise beim Aufeinanderlegen der Steine in der Kippelstellung verdoppelt.

Gruß

Carsten

Friedrich Kollenrott
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Re: 3- Klinker- Methode – die Wahrheit

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


ja, bring sie mt.
Grüße, Friedrich

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Mario Zimmermann
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Re: 3- Klinker- Methode – die Wahrheit *MIT BILD*

Beitrag von Mario Zimmermann »

[In Antwort auf #152846]
Danke Friedrich und Carsten für diese sehr interessante Analyse.

Ich bin gleich mal in die Werkstatt gegangen und habe meine 3 Klinker mit dem Lineal überprüft. Ergebnis: Alle 3 sind vorne links (mir zugewandte Seite) und hinten rechts hoch.
Ein Kippeln beim diagonalen Übereinanderlegen konnte ich aber nicht deutlich feststellen. Daher kam ich auf die Idee, mit einem Hilfsmittel zu prüfen, das man auch beim Abrichten eines Brettes einsetzt: Winding Sticks.

Damit wird die Windschiefheit bei allen 3 Klinkern optisch deutlich bestätigt:



Ich werde die Klinker in den nächsten Tagen mal wie beschrieben abrichten.

Viele Grüße,
Mario

Michael C.
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Re: !!!Bitte ausprobieren!!!

Beitrag von Michael C. »

[In Antwort auf #152856]
Moin Friedrich, Hallo liebe Klinkerer!

Als ich diese Neuigkeiten gestern las, war ich überrascht, dass die 3-Klinker-Methode keine perfekten Planflächen erzeugt. Das, was ich hier dazu gelesen habe, ist in sich stimmig, so dass ich das Problem verstehe.
Allerdings hoffte ich, dass ich mir bei meinen Abrichtsteinen "viel Mühe" gegeben habe und diese perfekt eben seien.
Die Neugier packte mich heute morgen, so dass ich mit meinen 3 Steinen und einem Haarlineal aus dem Keller kam und vor einer hellen Lampe die Ebenheit der Steine prüfte. Auf einer Diagonale konnte ich einen kleinen Lichtspalt erkennen, der sicherlich unter 0,1mm Größe war. Zwei Steine übereinandergelegt passten perfekt zusammen, aber dann auf die Diagonale gedreht, war in der einen Richtung ein spürbares Kippeln zu merken, in der anderen aber nicht.

Ich kann also die Erkenntnisse aller Beteiligten gut nachvollziehen.

Ich werde später die Steine mit der modifizierten Methode mit den Drehungen nachläppen und das Ergebnis wieder prüfen.

Übrigens verwende ich keine Klinker, sondern quaderförmige Granitpflastersteine, die schon eine geschliffene Oberfläche hatten. Das geht sehr gut zum Abrichten der Schleifsteine, sobald etwas Schleifschlamm entstanden ist, den ich meist drauf trocknen lasse. Notfalls reibe ich den Schleifstein mit der Diamantplatte an.

Viele Grüße aus Bremen
Michael

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