kleiner Hocker aus Baudiele

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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David
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Registriert: Di 22. Jun 2021, 11:31
Wohnort: Rhein-Sieg

kleiner Hocker aus Baudiele

Beitrag von David »


Moin zusammen,

bissel ruhig hier in den letzten Wochen, daher hier ein paar Fotos eines eher schlichten Projektes, ein Hocker aus Bauholz, 4x20cm Diele aus dem Baumarkt.

Ich habe schon darauf geachtet, dass ich halbwegs enge Jahresringe bekomme. Wenn man perfektes Holz sucht passt das nicht, aber brauchbares (mit merklich Verschnitt) ist sicherlich zu finden. Die Beine habe ich aus einem Brett mit stehenden Jahresringen geschnitten, hier war der Kern mit drin, daher ist das als Sitzfläche ungeeignet. Diese ist wie man erkennt aus einem Brett mit Fladerschnitt.

Die Beine sind auf der Wippdrehbank gedrechselt und mit konischen Zapfen eingepasst, das Zapfenloch ist durch Bohrung mit dem Schlangenbohrer und anschließendem Aufreiben mit einer selbstgebauten Kegelreibahle (engl.: Reamer) entstanden.

Der Sitz ist von unten stark panelliert (wie sagt man dem doch gleich? von einer Fase kann man da kaum noch sprechen) um ein etwas weniger klobiges Aussehen zu erreichen. Oberfläche ist noch unbehandelt, aber Öl oder Schellack wären hier meine Wahl, evtl. auch Kalk-Kaseinfarbe (milkpaint).

Dimensionen sind ca 19x40x30cm, die Beine verjüngen sich auf ca 23mm. Mit genügend Gewalt bekommt man die Beine sicherlich auseinander- oder zusammengedrückt bis der Sitz reißt, aber bei bestimmungsgemäßem Gebrauch sollte der sehr stabil sein, zumal der Faserverlauf in den Beinen sehr parallel ist.

Schöne Grüße,
David








(PS: sorry für die übergroßen Bilder, hab in den Forumsregeln keinen Hinweis zum Skalieren gefunden; ja ich weiß wie man die selbst skaliert, aber besser wäre eine skalierte Darstellung, so dass HiDPI Displays auch was von haben)

Dirk_Holzarbeiter
Beiträge: 50
Registriert: Mi 17. Nov 2021, 12:19

Re: kleiner Hocker aus Baudiele

Beitrag von Dirk_Holzarbeiter »


Der gefällt mir.
Dass die Ausrichtung der Maserung der Beine gleichmäßig ist, ist ein Detail, das ich wahrscheinlich vernachlässigt hätte und mich dann auch darüber im Nachhinein geärgert hätte.

Viele Grüße Dirk

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: kleiner Hocker aus Baudiele

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo David,

gefällt mir richtig gut, Dein Hocker. Ich hätte ein bißchen die Befürchtung, dass er, so ganz ohne Gratleiste, irgendwann durch Rissbildug im Sitzbrett versagt, aber vielleicht ist das Unsinn. Die Erfahrung wird es zeigen. Oder hast Du nach einem Vorbild gebaut, das schon lange hält?

Grüße, Friedrich

David
Beiträge: 142
Registriert: Di 22. Jun 2021, 11:31
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Re: kleiner Hocker aus Baudiele

Beitrag von David »


Hallo Friedrich,

deine Befürchtung ist nicht ganz unbegründet, ein Brett seitlich des Marks mit stehenden Jahresringen wäre hier sicherlich am stabilsten. Mein Eindruck ist, dass so ein Hocker der nicht höher als 30cm ist und nicht schon wesentliche Schäden in der Holzstruktur hat der Belastung standhalten sollte. Hängt sicherlich auch noch von dem Spreizwinkel der Beine ab. Die Stärke ist wie gesagt mit 4cm ja nicht gerade wenig.

Bei Stühlen stellt sich das für mich so dar: entweder Gratleiste oder Unterkonstruktion, um dem Durchbiegen der Sitzfläche entgegenwirkt. Die Windsor-Stühle haben auch nur ca 45mm Stärke, oft Kiefernholz und haben Jahrhunderte überdauert.

Schönen Gruß,
David

Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: kleiner Hocker aus Baudiele

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Hallo David,
mir gefällt Dein Hocker auch sehr gut. Sauber und ordentlich gearbeitet hast Du da. Für eine Wippdrechselbank
sind die Beine auch toll,...! Einen Tipp hab ich für Dich bevor Du mit dem Finish beginnst:
Du solltest diesen Harzgallen unbedingt ausfräsen oder ausstemmen, denn Du wirst nicht glück-
lich damit. Egal, was du aufträgst, das Harz wird dir Schwierigkeiten bereiten.
Ansonsten top!
Beste Grüße Andreas

Bernd Pfeffer
Beiträge: 84
Registriert: Do 31. Dez 2015, 16:03

Re: kleiner Hocker aus Baudiele

Beitrag von Bernd Pfeffer »

[In Antwort auf #152735]
Aus meiner Kindheit fällt mir da der Melkschemel meiner Großtante ein.
War auch nur ein Stück Planke mot vier Beinen, uralt und unverwüstlich.
Ich glaube, damit hatte schon meine Urgroßmutter gemolken.
Auch die anderen benachbarten Kleinbauern hatten diese Dinger in den Ställen.

Grüßle
Bernd

David
Beiträge: 142
Registriert: Di 22. Jun 2021, 11:31
Wohnort: Rhein-Sieg

Re: kleiner Hocker aus Baudiele

Beitrag von David »


Hallo Andreas,

danke für den Tipp, das Harz würde sicherlich eine Auswirkung haben. Ich glaube es sollte sich mit z.B. Terpentin wegwaschen lassen, aber da es im Grunde nur ein Teststück war und voraussichtlich einfach ein Gebrauchsgegenstand wird, werde ich ihn vielleicht ölen, das lässt sich dann nach und nach leicht überarbeiten.
Ich hab die Eisen jetzt wieder geschärft, müsste also wieder eine bessere Oberfläche hinbekommen. Schleifen hatte ich auch ausgelassen, da ist noch Luft nach oben.

Beste Grüße,
David

Michl
Beiträge: 482
Registriert: Di 4. Sep 2012, 18:20

Re: kleiner Hocker aus Baudiele

Beitrag von Michl »

[In Antwort auf #152731]
Die Form der Unterseite würde mich interessieren. Kannst Du davon mal ein Foto zeigen?

Zur Oberflächenbehandlung: Ich würde entweder ölen oder warscheinlich eher einfach gar nix machen. Das geht nämlich auch seht gut bei solchen Dingen. War bei z.B. bäuerlichen Gebrauchsgegenständen früher gang und gäbe. Bei Fichte kann sich so, bei häufigem Gebrauch, eine extrem glatte, glänzende Oberfläche ergeben. Ist aber irgendwie aus der Mode. Weiss nicht warum.

Grüße,

Michl

David
Beiträge: 142
Registriert: Di 22. Jun 2021, 11:31
Wohnort: Rhein-Sieg

Re: kleiner Hocker aus Baudiele

Beitrag von David »


Hallo Michl,

klar, kein Problem, so sieht es von der Unterseite aus. Inzwischen habe ich den Grat bei der Kegelreibahle angezogen, so dass ich hoffentlich weniger Ausbrüche habe auch in grobem Nadelholz.

2. Foto ist das Profil.

Ich hatte den Hocker ein paar Tage auf dem Ofen stehen, um zu versuchen das Harz zu lösen, hat aber kaum geholfen, war schon zu trocken. Ich werd's wohl auskratzen und Füllen. Interessant allerdings das Schwinden an den Zapfen zu sehen und auch den Riss entlang des Keils, den ich nur einseitig angeleimt habe. Das Prinzip ist, es soll verhindert werden, dass er sich an den Seiten löst. Bei den anderen Zapfen sah es nicht ganz so optimal aus. Sind übrigens ca 0,03mm Überstand jetzt, wenn ich mich nicht vermessen habe (ca 1 Karteikartenstärke), vorher war das plan gehobelt.

Schönen Gruß,
David





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