Konstruktion Stoßlade

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Konstruktion Stoßlade

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #152585]
Hallo Andreas,

die alte Diskussion...

1. Eine schräge Rampe an der Stoßlade ergibt keinen ziehenden Schnitt! Für einen ziehenden Schnitt muss die Schneide schräg zur Bewegungsrichtung angeordnet sein. Die gibt der Hobelkorpus vor, das Eisen müsste also schräg im Hobel eingebaut sein.

2. Ein schräg eingebautes Eisen hat auch beim Bestoßen von Hirnholz Vorteile. Einmal durch den ziehenden Schnitt (ich habe den Eindruck, dass dadurch auch ein nicht mehr ganz scharfes Eisen noch eine saubere Fläche schneidet). Und außerdem kommt das Eisen nicht mit ganzer Breite schlagartig ins Holz (das Werkstück ist ja meist rechtwinklig). Ich hatte lange einen LN #9, da rumste es immer ordentlichordentlich, jetzt habe ich den großen Veritas Bestoßhobel, der schneidet viel weicher und angenehmer.

3. (war nicht von Dir, ich weiss) Die zweite Führung (eine Leiste oder Ähnliches, die den Hobel zwangläufig führt): Meinen LN #9 habe ich mit dem "Hotdog" versehen und händisch an die (eine) Führungskante links gedrückt, das ging. Dann habe ich zum Veritas gewechselt, bei dem wird an vielen Stellen im Net eine 2. Führung an der Stoßlade empfohlen. Ich habe aber festgestellt, dass man, wenn man den Griff in der weiter ausgeschwenkten Position benutzt, (es gibt zwei Stellungen), den Hobel auch gut an die eine Führungskante drücken kann. So benutze ich jetzt die alte Stoßlade weiter.

Grüße, Friedrich



Wolfgang J
Beiträge: 353
Registriert: Fr 26. Apr 2019, 21:49

Re: Konstruktion Stoßlade

Beitrag von Wolfgang J »

[In Antwort auf #152586]
Hallo Mario,
Danke für das Bild. So in etwa hatte ich es mir vorgestellt. Aber das müsste auch mit einem normalen Bankhobel funktionieren. Wenn die linke Seite und mindestens ein Punkt an der rechten Seite geführt werden dürfte der Hobel nicht mehr kippeln.
Die „Zirkelschläge“ von vorne links zum Punkt rechts und von unten links zum Punkt rechts treffen sich und stabilisieren. (Hoffe meine Erklärung ist verständlich)

Gruß Wolfgang

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Uwe.Adler
Beiträge: 1267
Registriert: So 27. Dez 2020, 22:52

Re: Konstruktion Stoßlade

Beitrag von Uwe.Adler »

[In Antwort auf #152582]
Hallo Wolfgang,

Danke für die Kommentierung.

Die Führung an der Seite habe ich nie vermisst. Mit dem Druck auf die obere Hobelwange und der flächigen Auflage auf der Rückseite ist sie meiner Meinung nach nicht notwendig. Scharfer Hobel ist Voraussetzung.

Herzlicher Gruß

Uwe

Torger Fink aka ToFi
Beiträge: 89
Registriert: Mi 29. Mai 2019, 20:08

Re: Konstruktion Stoßlade

Beitrag von Torger Fink aka ToFi »


Guten Abend an alle
die Führung habe ich aus 2 Gründen weggelassen: wenn ein neuer Hobel mal kommt, kann ich einfacher wechseln (ohne umbau) und ich bin mir auch nicht sicher, ob auf einer Holzplatte als Unterlage wie bei mir der Abstand wirklich exakt gleich bleibt. Eine Führung macht für mich nur Sinn, wenn sie wirklich spielfrei ist und nicht klemmt.
Und bis jetzt (nur ein wenig getestet, ist ja noch neu) stimme ich Friedrich zu, das es mit leichtem Andruck auch so gut geht. Die Führungsfläche (Eiche) wurde übrigens (wie auch meine Hobelsohlen) mit Paraffin und Fön zur Rutschbahn umgestaltet.
TOFi

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Konstruktion Stoßlade - ziehender Schnitt?

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #152587]
Hallo Georg,

Nein, Pedder hat recht.

Das Hobelmesser bewegt sich zwar nach vorn und nach unten (also schräg), aber der Hobel ist dabei geneigt. Die Bewegung (relativ zum Holz) erfolgt rechtwinklig zur Schneide. Das ist kein ziehender Schnitt.

Grüße, Friedrich.

Georg Pfab
Beiträge: 235
Registriert: Mi 6. Nov 2019, 19:01

Re: Konstruktion Stoßlade

Beitrag von Georg Pfab »

[In Antwort auf #152589]
Hallo Friedrich,
ich behaupte, bei einem ziehenden Schnitt erfolgt zusätzlich zur Vorschubrichtung eine Bewegung in Richtung der Schneidkante.
Das ist bei einem Hobel mit schrägem Eisen oder einem schräg gehaltenen Hobel, bezogen auf die Vorschubrichtung, nicht der Fall. Daraus folgt, es handelt sich hier im eigentlichen Sinne nicht um einen ziehenden Schnitt.
Warum dies dann doch als ziehender Schnitt bezeichnet wird, liegt meiner Ansicht nach an der Tatsache, dass die Holzfaser beim Durchtrennen an der Schneide abgleitet und dadurch eine Bewegung in Richtung Scheidkante erfolgt, also man wieder von einem ziehenden Schnitt sprechen könnte.
Der eigenliche Vorteil eines Hobeleisens mit schrägem Eingriff liegt meiner Ansicht nach in einer Verkleinerung des relativen Schnittwinkels, der Veränderung der Zerspanungsrichtung (Schälen) und im fließenden Eingriff ins Holz.
VG
Georg Pfab

Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: Konstruktion Stoßlade

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Hallo Friedrich und Georg,
Bewegungsrichtung hin oder her, das Eisen trifft schräg auf die Holzfaser demnach ist es ein ziehender Schnitt! Wenn ich
meinen Putzhobel schräg stelle beim Fügen eines Brettes, dann hab ich auch OHNE eine Schrägeisenposition eben
einen ziehenden Schnitt wegen dem Auftreffwinkel.
Die schiefe Ebene verschafft mir diesen Winkel, nur sollte er groß genug sein, so um die 20 Grad, dann ist es nicht nur
eine " geringfügige seitliche Abwinklung".
Gruß Andreas.


Colin M.
Beiträge: 6
Registriert: Di 6. Jan 2015, 19:31

Re: Konstruktion Stoßlade - ziehender Schnitt?

Beitrag von Colin M. »

[In Antwort auf #152593]
Um's noch etwas verrückter zu machen: ich lege den Hobel auf einen (ausgearbeiteten) Keil und schiebe den Keil mitsamt dem Hobel.
Das ist dann wirklich ein ziehender Schnitt wie bei einem echten Bestosshobel.

Pedder
Beiträge: 5672
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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Re: ziehender Schnitt

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #152587]
Hallo Georg,

wenn Du meinen Leidensweg der Erkenntnis nachvollziehen möchtest.
http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/md/read/id/55509/sbj/bestosssystem-etwas-anderes/

Ziehender Schnitt beschreibt etwas: Wenn man die Schneide schräg zur Schneidrichtung stellt, ist das das Gleiche, als wenn man ein Messer durch die Wurst zieht.
Wenn man das macht, verringert sich der Schnittwinkel. Aus einem Hobel mit Schnittwinkel 45° wird ein Schnittwinkel von 35° oder 40 °. Und das schneidet leichter.
(Du gehst den Berg schräg zum Hang, dann ist er nicht so steil.)

Wenn die Schneide nicht schräg zur Schnittrichtung geführt wird, passiert das nicht. Dann drückst Du mit dem Messer einfach auf die Wurst.

Liebe Grüße
Pedder

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Konstruktion Stoßlade

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #152594]
Hallo Georg,

es ist, wie Du sagst:

ich behaupte, bei einem ziehenden Schnitt erfolgt zusätzlich zur Vorschubrichtung eine Bewegung in Richtung der Schneidkante.


Ja. Zwei Bewegungen gleichzeitig. Und das ist genau das gleiche wie eine schräge Bewegung. Lass das mal sacken, dann leuchtet Dir das auch ein. Ich muss vielleicht hinzufügen: Ich bin Konstriuktionsingenieur (Maschinenbau), da ist das Zerlegen von Bewegungen in orthogonale Komponenten ein übliches Vorgehen. Aber ich erinnere mich noch, dass man sich daran gewöhnen muss.

Der eigenliche Vorteil eines Hobeleisens mit schrägem Eingriff liegt meiner Ansicht nach in einer Verkleinerung des relativen Schnittwinkels, der Veränderung der Zerspanungsrichtung (Schälen) und im fließenden Eingriff ins Holz.


Ja, der Schnittwinkel wird verkleinert. Ich vermute, dass die erzwungene Bewegungskomponente entlang der Schneide (was Du als "Schälen" bezeichnest), noch einen größeren Einfluss hat, vor allem wenn die Schneide nicht mehr perfekt scharf ist. Aber da gibt es wohl keine gesicherten Erkenntnisse. Hauptsache, es funktioniert ;-)

Grüße, Friedrich


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