Schärfen mit 800 und 8000 Naniwa möglich?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Antworten
Martin Darm
Beiträge: 23
Registriert: Di 11. Aug 2020, 21:00

Schärfen mit 800 und 8000 Naniwa möglich?

Beitrag von Martin Darm »


Hallo zusammen,

ich brauche euren Rat fürs Zulegen von Wassersteinen, womit man prinzipiell Hobel, Stechbeitel etc. schärfen kann. Ja, ein schon viel diskutiertes Thema, aber für mich gibt es eine neue, wesentliche Randbedingung.

Ich besitze ein Rasiermesser, welches langfristig auch mit den Wassersteinen geschärft werden soll. Nun habe ich mich sowohl bei den Holzwerkern als auch bei den Messerrasieren informiert, welche Steine jeweils empfohlen werden.
Dabei wurde schnell klar, dass die Naniwa Super Stones die Wahl der Rasiermesserfraktion ist und andere Steine meist als unnötiges Exeriment mit ungewissem Ausgang betrachtet werden.
Die empfohlene Steinserie ist: 800, 2000, 5000, 8000 der Naniwa Super Stones bzw. Sharpening Stones.

Fürs Schärfen von Holzbearbeitungswerkzeugen würde ich Friedrichs Mikrofasenmethoden anwenden und zunächt nur zwei Steine anschaffen. Als Abziehstein eben den 8000er Naniwa, auch wenn ich weiß, dass es dabei durchaus Probleme mit dem Einschneiden geben könnte. Dass ich den teuren Stein auch für das Rasiermesser verwenden kann, welches vermutlich höhere Anforderungen an die Schneide stellt, ist mir also wichtiger. Die Frage ist daher, welcher Stein - am liebsten einen aus der oben genannten Naniwa Serie - für das Schleifen der Fase verwendet kann. Könnte es mit dem 800er Naniwa funktionieren, oder ist er doch zu grob und damit der Sprung von 800 zu 8000 zu groß?

Was denk ihr dazu?

Vielen Dank und beste Grüße
Martin


Pedder
Beiträge: 5672
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
Kontaktdaten:

Re: Schärfen mit 800 und 8000 Naniwa möglich?

Beitrag von Pedder »


Hallo Martin,

das Problem bei der Kombination sehe ich im Herrichten von Spiegelseiten. Da ist der Sprung von 800 zu 8000 zu groß.
Da schleift man sich dann auf dem 8000 einen Wolf. Oder man wendet konsequent Mikrofase auch auf der Spiegelseite an.
Zumindest bei Stechbeiteln wird das allgemein als Nogo angesehen.

Liebe Grüße
Pedder

Michael Krämer
Beiträge: 28
Registriert: So 29. Sep 2019, 22:46

Re: Schärfen mit 800 und 8000 Naniwa möglich?

Beitrag von Michael Krämer »


Hallo Martin,

ich habe einen 1000er Shapton und den 8000er Naniwa und schärfe damit seit etwa zwei Monaten meine Werkzeuge. Ich konnte mit der Beschreibung im Shop, dass man darauf schleift wie auf einem weichen Stein obwohl er hart ist, nicht so unglaublich viel anfangen. So ging es mir bei anderen Steinen auch und ich habe letzten Endes den Naniwa genommen. Vorher hatte ich einen 1000/6000er Kombistein, irgendein Noname.

Es ist absolut korrekt dass man mit dem 8000er sehr feine Schneiden erzielen kann und er poliert auch sehr gut (wenn das für irgendetwas wichtig ist). Ich habe allerdings nur den Vergleich zu meinem 6000er Noname, dazwischen liegen vom Ergebnis tatsächlich Welten. Und er schleift sich nicht wesentlich schneller hohl als der Shapton, auch das ist deutlich besser als bei meinem Noname-Stein. Das ist allerdings auch keine grosse Kunst.

Was ich sehr schlecht an den Steinen finde ist dass ein Verkanten des Werkzeugs sofort dazu führt dass man sich eine ordentliche Riefe in den Stein haut. Bei z.B. meinem Lochbeitel, für den ich keine Führung habe, bin ich dazu übergegangen auf diesem Stein nur noch ziehend zu arbeiten und nicht hin und her. Selbst mit einer günstigen Schleifführung habe ich beim schnellen Schleifen einmal verkantet und den Stein verschandelt. Liegt sicher auch an mangelnder Übung. Wenn man die Mikrofase jedesmal ganz wegschleift und komplett neu anzieht ist auf dem 8000er so wenig zu tun dass es nicht fatal ist, es langsamer und nur in eine Richtung machen zu müssen. Von daher ist das schon ok. Es würde evtl. nochmals leichter, wenn man noch einen weiteren Stein dazwischen hätte, ist mir aber zu kompliziert.

Um auf deine Frage zurück zu kommen: Ich halte für Werkzeuge die Steine von Shapton für einfacher zu handhaben. Wenn du den 8000er Naniwa kaufen möchtest, würde ich eher einen Shapton zum Schleifen nehmen. Mit dem 1000er geht es. Grober würde ich nicht empfehlen da du auf dem 8000er nicht lange schleifen willst aus o.g. Gründen. Wie der 800er Naniwa mit den Körnungen von Shapton zu vergleichen ist weiss ich nicht. Auch nicht ob die groberen Naniwa sich ähnlich verhalten wie der 8000er. Was aber noch praktisch ist: Der Naniwa passt oben auf die Kiste des Shapton, die kannst du als Halter nutzen. Zumindest wenn du zwischendurch immer den Schlamm abwäschst um die Steine nicht zu versauen.

Für Werkzeug brauchst du langfristig etwas groberes als 1000, einen Schruppstein. Den wirst du evtl. für die Rasiermesser nicht nutzen wollen/können. Wenn du jetzt nur zwei kaufen magst, kannst du überlegen den Schleifstein feiner als 1000 zu nehmen, z.B. 1500 und dazu später einen Schruppstein. Kann ich aber nicht aus der Praxis sagen ob es eine gute Kombi ist.

Viele Grüsse, Michel

Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Schärfen mit 800 und 8000 Naniwa möglich?

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #152112]
Hallo Martin,

Ich schärfe mit folgender Ausrüstung:

Diamantplatte zum Schruppen (grob) => Naniwa 1000 => Naniwa 3000 => Naniwa 8000
Dazu noch ein paar MDF-Platten mit Diamantpaste bzw. ein Lederstreichriemen.
Außerdem habe ich mir noch einen 220er Schruppstein gekauft, der kam aber noch nicht zum Einsatz.
Der 3000er ist nach meinem Gefühl beinahe verzichtbar. Man kann den Unterschied zwar sehen, beim 1000er fein Riefen, beim 3000 wird es eher milchig, beim 8000 spiegelt die Fase, aber ein direkter Umstieg von 1000 auf 8000 ist auch möglich.

In deinem Fall erscheint mir der 8000er zum Abziehen eine gute Wahl, ich bin mit meinem auf jeden Fall sehr zufrieden.
Der 800er ist aber aus meiner Sicht zu fein um eine Scharte auszuschleifen oder einen anderen Fasenwinkel anzuschleifen aber andererseits zu grob um gleich auf den 8000er zu gehen.
Meine Empfehlung wäre mindestens einen 2000er zu nehmen. Ich hatte früher einen 2000/6000er Kombistein und fand den Sprung nicht zu groß. Aber Kombisteine würde ich nicht empfehlen.
Dazu noch einen groben Schruppstein. Wenn mal eine Schneide ausbricht muß man sonst ewig schleifen.

Gruß Horst



Alexander Frey
Beiträge: 82
Registriert: Di 29. Sep 2015, 21:33
Wohnort: Bahlingen

Re: Schärfen mit 800 und 8000 Naniwa möglich?

Beitrag von Alexander Frey »

[In Antwort auf #152112]
Hallo Martin,

ich habe mittlerweile einige Schärfsteine. Wenn ich davon nur 2 auswählen müsste würde ich zum Shapton 1000 und dem Naniwa 8000 greifen.
Aus meiner Sicht ist ein harter Stein wie der Shapton beim schleifen besser, da man mehr Druck geben kann und er sich nicht so schnell hohl schleift.
Zum Abziehen sind die weicheren Naniwa wiederum besser, da sie schöner polieren.
Wie schon geschrieben ist dazu wenig Druck erforderlich und damit bekommt man das Eingragen in den weicheren Stein bei schmaleren Eisen in den Griff.

Du benötigst noch etwas zum Abrichten der Steine. Meine Empfehlung sind grobe Atoma Diamantplatten.
Damit kannst du bei Bedarf auch mal den Grobschliff machen.

Gruß
Alexander

MarkusB
Beiträge: 1195
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Schärfen mit 800 und 8000 Naniwa möglich?

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #152112]
Hallo Martin,

zum 800er kann ich nichts sagen.
Ich habe einen King 1000, der funktioniert, nutzt sich aber auch schnell ab, macht relativ viel Schlamm.
Ich werde mir demnächst einen 1000er Shapton holen, den konnte ich bei Friedrich ausprobieren.
Der hat mich überzeugt.

Den 8000er habe ich, benutze aber lieber einen 5000er Shapton.
Der 8000er ist mir zu weich und mir passiert gerade bei schmalen Beiteln genau das, was Michael beschrieben hat.
Ein bisschen verdreht und schon hast du schönste Riefen im Stein.
Außerdem wird der relativ schnell hohl, wie ich finde.
Macht keinen Spaß.

Ich schärfe auch mit nur 2 Steinen.
Hobeleisen mit Mikrofase und Rulertrick, Beitel mit Mikrofase ohne Rulertrick.

Viele Grüße

Markus

Thilo_S
Beiträge: 9
Registriert: Sa 10. Aug 2019, 22:20

Re: Schärfen mit 800 und 8000 Naniwa möglich?

Beitrag von Thilo_S »

[In Antwort auf #152112]
Zu den Naniwa-Steinen kann ich leider nichts beitragen. Ich hatte mich damals für folgende Kombination entschieden:
- Shapton Moos (220 Schruppstein), damit bin ich sehr zufrieden und würde die Serie bei Bedarf wieder ins Auge fassen
- Imanishi Bester 1000/6000 Kombinationsstein, an diesen musste ich mich erst gewöhnen, häufig hatte ich das Gefühl dass nicht viel passiert, aber das täuscht gewaltig. Ich hatte mich wegen der Steingröße (Stärke) damals dazu entschlossen - das ergibt ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Er ist einfach dicker (mehr Material) wie die Konkurrenz. 1000er Seite zum schärfen. 6000er abziehen / polieren.
Eine noch feinere Körnung brauche ich (noch?) nicht bzw. schätze ich meine Fertigkeiten nicht so hoch ein 😁
Da ich regelmäßig spüle, abrichte und erst alle Werkzeuge Schleife bis ich auf die nächste Körnung gehe ist das Verschleppen von einen auf den anderen Stein bzw. Steinseite kein Problem für mich.
- Zum Abrichten hatte ich mit Schleifpapier (befeuchtet) auf großer Fliese angefangen. Das funktionierte, war aber nicht komfortabel. Daher habe ich mir den großen Naniwa-Abrichtblock (auch mit Wasser zu betreiben, Si-Karbitpulver vermisse ich nicht) gegönnt. Der ist top. Zum Abrichten brauche ich nichts anderes mehr.
Ein Hinweis noch: Die Körnungen der Hersteller sind nicht alle 1:1 zu verstehen.

Martin Darm
Beiträge: 23
Registriert: Di 11. Aug 2020, 21:00

Re: Schärfen mit 800 und 8000 Naniwa möglich?

Beitrag von Martin Darm »

[In Antwort auf #152112]
Da kam ja nun einiges an Meinungen zusammen. Vielen Dank dafür!

Ich kann für mich zusammenfassen, dass einige den 8000er Naniwa für gut empfinden, andere haben eben das Problem des Verkantens und setzen daher lieber auf andere Abziehsteine.
Und als Schleifstein wird eher der 1000er Shapton empfohlen. Den Sprung von 800 zu 8000 wird eher zu groß sein.

Ich denke, dass ich als Abziehstien auf den 8000er Naniwa setzen werde, eben weil der ja gut polieren soll und in Verbindung mit einem Rasiermesser ziemlich wichtig ist. Ansonsten muss ich mich wohl noch etwas mit der Rasiermesserschärfgemeinde auseinenadersetzen, um die beste Steinschnittmenge für Rasiemesser und Holzwerkzeuge zu finden.
Eine ganz kurze Recherche hat schon gezeigt, dass der 1000er Shapton bei den Rasierern als zu schnell abtragend empfunden wird und er deutlich tiefere Riefen im Stahl hinterlässt als andere Fabrikate derselben Körnung. Thilo hat damit wohl recht wenn er sagt, dass sich die Körnungen nicht 1:1 umrechnen lassen. Das wirft wieder die Frage auf, ob der Naniwa 800 dann mit dem Shapton 1000 vergleichbar sein könnte.

Aber ich denke mal, dass das nicht ohne ein Haufen Geld für enstprechende Wassersteine und Messtechnik zu beantworten sein wird. Es bleibt dabei: Ich recherchiere noch genauere Meinungen bei der Rasiermesserfraktion und werde dann nach Gutdünken die Steine zulegen.

Beste Grüße
Martin

Antworten