Vorstellung und Werkbankpläne *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Michael Krämer
Beiträge: 28
Registriert: So 29. Sep 2019, 22:46

Vorstellung und Werkbankpläne *MIT BILD*

Beitrag von Michael Krämer »


Hallo Holzwerker,

nachdem ich hier schon eine Weile mitlese, habe ich mich neulich endlich registriert und möchte mich kurz vorstellen. Zuerst aber mal ganz herzlichen Dank und Glückwunsch an Alle, ihr pflegt hier einen Umgang miteinander wie man es online nur selten findet, das ist sehr angenehm.

Ich bin Anfang 40 und lebe mit meiner Familie am Südrand des Schwarzwalds in Waldshut-Tiengen. Mit Holz arbeite ich schon seit 20 Jahren immer wieder mal, aber mit sehr wechselnder Intensität, seit gut einem Jahr versuche ich etwas regelmässiger Zeit zu finden und auch meine Arbeitsweise und Ergebnisse zu verbessern. Da mein Arbeitsreich ein kleiner Keller in einem gediegenen Mehrfamilienhaus ist, muss ich leider so einige Kompromisse eingehen. Immerhin ist aber positiv zu erwähnen, dass mich diese Umstände zu den Handhobeln gebracht haben und ich damit schon sehr viel über Holz lernen konnte, was mir sonst wohl verborgen geblieben wäre. Ich verfüge zwar über Handmaschinen, aber im Moment versuche ich einige Projekte komplett in Handarbeit umzusetzen.

Das bringt mich auch zu einem konkreten Thema: Ich bin dabei mir eine Werkbank zu bauen. Ich habe mich dabei an dem Vorschlag von Paul Sellers orientiert, aber die Dimensionen für mich angepasst. Die Werkbank wird eine Lade haben und insgesamt 120 breit, ca. 70cm tief und 95cm hoch. Ich hänge euch eine Zeichnung an.

Die Bankplatte aus Fichte 4x8 Hölzern habe ich schon hergestellt, aktuell arbeite ich an den Füssen. Ich muss allerdings zugeben, dass ich insbesondere Dickenhobeln von Hand nicht als so befriedigend empfinde. Bei der Verarbeitung von 12x14er Pfosten (zu den 9x12 Endmass für die Füsse) habe ich denn auch meinen Meister gefunden und sie nach ersten Versuchen doch in einer grossen Werkstatt auf der Bandsäge und dem Abrichtdickenhobel in Form gebracht. Ich hoffe das ist kein Ausschlusskriterium für das leise Forum..

Wenn mir jemand Ratschläge für den weiteren Bau mitgeben möchte, würde mich das sehr freuen. Insbesondere möchte ich das Innere der Werkbank noch mit Schubkästen ausstatten, bin mir allerdings noch sehr unschlüssig wie genau ich das gestalte.




Viele Grüsse und einen schönen Sonntag Abend
Michel

Torger Fink aka ToFi
Beiträge: 89
Registriert: Mi 29. Mai 2019, 20:08

Re: Vorstellung und Werkbankpläne

Beitrag von Torger Fink aka ToFi »


Hallo Michel und herzlich willkommen
ich freue mich über jeden, der (wie ich ) den Sprung vom Leser zum aktiven Mitmacher findet. Und eine Werkbank ist ein super Einstieg, da mit deren guter Ausführung die Arbeitsmöglichkeiten und diie Qualität der Ergebnisse deutlich ansteigt (Auf einem Tisch zu hobeln, den man mit jedem Zug durch die Gegend schiebt, ist der beste Weg das Holz"basteln" schon am ersten Tag wieder zu beenden ;-) ).
Deshalb auch 2 Vorschläge: Ob man eine Banklade braucht, wurde schon viel diskutiert und soll jeder selbst entscheiden, aber ich würde den Platz hinter der Vorderzange lieber als durchgehende Arbeitsfläche lassen und dann eine Lochreihe für Bankhaken bis hinten bohren, dann hast du mehr Spannmöglichkeiten für etwas breitere Teile.
Und am rechten vorderen Bein soltest Du überlegen, die Ebene der Vorderkante der Arbeitsplatte durchlaufen zu lassen (durch eine Aufdoppelung?) und dort ebenfallsdie gleichen Löcher (19 oder 20mm - je nach Zubehör) zu bohren, dann hast du beim Abrichten oder einlassen von Beschlägen in der schmalen Kante noch eine Abstützung neben der Spannzange.
Und zuguterletzt: da Fichte jetzt eher nicht das schwerste aller Hölzer ist, würde ich die Werkbank auf jeden Fall stabil an der Wand befestigen, damit nix wackelt oder schwingt, das hilft enorm!

Viel erfolg und mit Hoffnung auf rege Beteiligung
ToFi

David
Beiträge: 142
Registriert: Di 22. Jun 2021, 11:31
Wohnort: Rhein-Sieg

Re: Vorstellung und Werkbankpläne

Beitrag von David »


Hallo Michael,

ich habe mir vor ein paar Jahren diese Art Werkbank gebaut und bin damit sehr zufrieden.

Was die Dimensionen angeht, würde ich mich eher am Ausgangsmaterial orientieren, wenn du die Beine aus den 12x14er Kanthölzern gemacht hättest, wäre das sicherlich statisch nicht nachteilig gewesen. Ansonsten ist das Beil für's Grobe nicht zu verachten und der Schrupphobel auch sehr hilfreich.

Falls du es noch nicht gesehen hast, Paul hat zum Thema Schublade eine Reihe auf Youtube bereitgestellt: https://www.youtube.com/watch?v=kIdutuqiOGw - ausserdem hat er einige Beiträge in seinem Blog dazu. Die rechte Seite bietet sich für zusätzliche Schubladen an, da gibt es auch einen kurzen Artikel zu: https://paulsellers.com/2015/01/more-views-from-the-hub-of-woodworking/

Ohne Maße zu haben, bei deiner Zeichnung sieht es mir aus als ob die linken Beine etwas zu weit aussen sind. da würde ich zumindest mal 10cm Abstand von Aussen einplanen, damit ein wenig Masse hinter den eingelassenen Beinen ist, da sonst eine gewisse Gefahr besteht, dass du dir das ausbrichst, sei es durch zu knappes Maß, sei es später in der Verwendung oder beim Befestigen mit Keilen (wenn ich das richtig sehe). Könnte dann etwas knapper mit der Schublade sein, aber so viel kleines Werkzeug braucht man normal nicht im direkten Zugriff, in meiner ist noch einiges an Platz. Du kannst auch die Beine symmetrisch anlegen, dann gewinnst du wieder Platz, auch wenn links du weiter nach innen gehst.

Schöne Grüße und viel Erfolg,

David

Sebastian51
Beiträge: 167
Registriert: Fr 20. Jul 2018, 09:22

Re: Vorstellung und Werkbankpläne

Beitrag von Sebastian51 »

[In Antwort auf #152025]
Hallo Michael,

die Konstruktion von Paul Seller halte ich für sehr gut, weil die Schürze viel Stabilität gibt. Ich bin damals einer Idee von Christopher Schwarz gefolgt, der zwei Böcke verwendet hat, als Basis für die Oberplatte. Das war nicht stabil genug und ich habe nach und nach die Streben und Verschrauben ergänzt, die in der Paul Seller Bank schon drin sind. Wie in einem anderen Beitrag schon steht, ist eventuell das Gewicht nicht hoch genug. Das stört bei meiner Bank zum Beispiel beim Hobeln. Heiko Rech hat mal eine Bank gezeigt, bei der Sand in die Seitenteile eingelassen worden ist.

Viele Grüße

Sebastian



Horst Entenmann
Beiträge: 1156
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Vorstellung und Werkbankpläne

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #152025]
Hallo Michael,

Sieht gut aus dein Entwurf.
Was mich allerdings ein bißchen stutzig macht, ist daß du zwischen den hinteren und vorderen Beinen jeweils eine Strebe hast und von links nach rechts keine. Dabei ist das ja gerade die Richtung in der man normalerweise hobelt. Ich würde zumindest hinten auch eine einsetzen.

Die Vorderzange wäre zwar nicht unbedingt mein Favorit, aber das ist wahrscheinlich Geschmacksache. Ich habe die alte deutsche Version und bin damit ganz zufrieden.
Und eine Hinterzange ware auch empfehlenswert. Ich hielt die auch mal für nicht so wichtig und benütze die doch viel häufiger als gedacht.

Gruß Horst

Micha P
Beiträge: 279
Registriert: Di 16. Jun 2020, 22:16

Re: Vorstellung und Werkbankpläne

Beitrag von Micha P »

[In Antwort auf #152025]
Hallo Michael,

zunächst einmal - herzlich willkommen im Club!

Ich finde die Sellersbank auch nicht so verkehrt.

Drei kleine Kritikpunkte habe ich:

1. Sie hat keine Hinterzange, denn die ist überaus nutzlich. Bei deiner geplanten Breite von 1,2 m weiß ich nicht, ob eine Hinterzange und Bankhakenlöcher überhaupt Sinn machen. Bei einer entsprechenden Breite ist das Hobeln aber deutlich komfortabler, als wenn alles in der Vorderzange geschehen muss. Deine geplante Breite glaube ich, ist ein Minimum.
2. Vermutlich fehlt es ihr an Masse - bei 1,20 sowieso und bei 1,60 bis 1,80, wie Paul Sellers sie baut vermute ich, ist sie unwesentlich schwerer. Bei der Masse kann man nur wenig trixen. Masse braucht man, wie schon geschrieben wurde, um die Bank standsicher zu machen und sie nimmt auch Schwingungen beim Sägen oder Stemmen viel besser auf. Letzteres bekommst du auch nicht mit Sand hin. Der würde lediglich die Standsicherheit erhöhen.
3. Die eine Backe des Tischlerschraubstücks sollte mit der Arbeitsplatte bündig abschließen.

Ansonsten ist die Konstruktion sehr stabil. Ich würde aber, um die Masse der Bank zu erhöhen, die Bankplatte, die du fertig hast eventuell aufdoppeln. Ein weiterer Vorteil ist damit verbunden - die Beilade wird tiefer.

Für mich ist eine Beilade auch ein Muss.

Viel Spaß mit deiner werdenden Bank!

LG Micha

Michael Krämer
Beiträge: 28
Registriert: So 29. Sep 2019, 22:46

Re: Vorstellung und Werkbankpläne

Beitrag von Michael Krämer »

[In Antwort auf #152028]
Hallo ToFi,

ja, da sprichst du genau das an. Ich habe tatsächlich bisher alles auf so einem Wackel-Spanntisch gearbeitet. Neben der handlichen Grösse von ca. einem Bierdeckel ist er halt auch nicht stabil. Im Moment ist meine Bankplatte auf den Spanntisch gezwingt und das Gestell an der Wand den Schienen von zwei Zwingen an der Wand abgestützt. Ist schon ein Riesenschritt nach vorne, aber natürlich immer noch weit entfernt von optimal..

Dein Argument mit den Spannmöglichkeiten hinter der Vorderzange ist gut. Ich habe die Lade schon verkleinert auf 17cm Tiefe und die Platte vergrössert auf ca. 47cm (+4cm für das vordere Brett). Bei der Lade werde ich auch bleiben, aber evtl. könnte man die Lade hinter der Zange sozusagen bündig mit der Oberkante der Bank füllen, dann ist sie dort eben unterbrochen. Ich wollte dort eh keine Besenstiele ablegen.

Was das rechte Bein angeht, darüber hatte ich auch schon nachgedacht. Aber das bringt mir doch auch wieder nur was, wenn die Stücke dann ~80cm lang sind, ein 60cm Stück z.B. kommt gar nicht bis zum Bein. Da dieses vordere Brett 25cm hoch ist, dachte ich evtl. dort noch eine Lochreihe bohren zu können um zu stützen. Das widerum wäre natürlich unpraktisch wenn meine Werkstücke breiter als 30cm sind, aber ich weiss keine gute Allroundlösung. Oder denke ich da zu kompliziert?

Im Allgemeinen bin ich überzeugt davon dass man alles mindestens zweimal machen muss, oder anders gesagt: Wenn man etwas zum Ersten Mal macht ist ein sehr wesentlicher Teil des Ergebnisses die Erfahrung und was man gelernt hat und eben ein anderer Teil das Produkt. Nachdem ich bereits Monate damit verbracht habe zu überlegen wie ich was mache, habe ich mich am Ende entschieden diese Bank einfach mal nachzubauen. Einen Plan zu haben ist gut, aber ich tendiere auch manchmal dazu nur zu grübeln und zu planen und nie anzufangen. Bisher bin ich ganz froh darüber wie das mit der Werkbank läuft (abgesehen davon dass es mir zu lange dauert..)

Michael Krämer
Beiträge: 28
Registriert: So 29. Sep 2019, 22:46

Re: Vorstellung und Werkbankpläne *MIT BILD*

Beitrag von Michael Krämer »

[In Antwort auf #152029]
Hallo David,

super positive Erfahrungen mit diesem Plan zu hören. Danke.

Die Beine sind ja mit 9x12 schon deutlich stärker als Paul Sellers vorgeschlagen hat und die Balken die ich hatte waren nicht gerade. Viel mehr hätte ich nicht rausholen können denke ich. Ich weiss allerdings auch gar nicht was das für Holz ist. Sieht schon aus wie ein Nadelholz, aber für Fichte ist es viel zu schwer. Sind natürlich auch die Kerne des Stamms, aber die Jahresringe sind unglaublich dicht. Das kommt bestimmt gut. Ich hab mal Fotos angehängt, vielleicht weiss jemand was für ein Holz das ist.






Das Letzte ist ein Abschnitt, den ich mit der Bandsäge gemacht habe. War auch viel mühsamer zu sägen als ich es von einem Weichholz erwartet hätte.

Mit den Schubladen da habe ich aktuell die Vorstellung, dass ich wirklich über 80cm Breite 4 Schubladen einbaue die je ca. 15cm hoch sind und 50cm tief. Vielleicht wäre es sinniger, sie in der Breite zu teilen. Ich habe etwa 6 Quadratmeter Platz in meinem Keller und ich muss die Fläche nutzen so gut es geht. Spricht was dagegen, so viele Schubladen in eine Werkbank zu bauen? Ich brauche zu dem Thema aber sowieso, auch abseits der Werkbank, aber noch ein paar Infos. Ich glaube ich komme nochmal separat mit allgemeinen Fragen zur Schubladenkonstruktion.

Die linken Beine sind tatsächlich 5cm vom Ende geplant. Ich dachte das reicht, aber vielleicht ist es etwas knapp. Hintergrund ist, dass ich den Platz für die Schubladen optimieren wollte und dass ich die Vorderzange nicht zu weit in die Mitte machen möchte. Denkst du 5cm sind zu knapp für die Verbindung mit dem vorderen Brett?

Viele Grüsse, Michel

Sebastian51
Beiträge: 167
Registriert: Fr 20. Jul 2018, 09:22

Re: Vorstellung und Werkbankpläne

Beitrag von Sebastian51 »

[In Antwort auf #152031]
Die breite Schürze hat bei Paul Seller eine Vertiefung für die Beine. Zusätzlich wird Sie auf die Beine aufgeschraubt. Vermutlich ist das ausreichend für die Querstabilität. Allerdings kenne ich die Bank in Natur auch nicht.

Torger Fink aka ToFi
Beiträge: 89
Registriert: Mi 29. Mai 2019, 20:08

Re: Vorstellung und Werkbankpläne

Beitrag von Torger Fink aka ToFi »

[In Antwort auf #152034]
Da stimme ich dir voll zu, ich plane auch meist so lange bis ich gar nicht mehr weiß, was ich eigentlich bauen wollte.
Also fang erst mal an, den perfekten Plan gibbs sowieso nicht.
Aber man kann ja auch eine gewisse "Änderbarkeit" einbauen, in dem man nicht alles verleimt, und so eine spätere Veränderung/Verbesserung etwas einfacher gestaltet (Stichwort modularer Aufbau)
Viel Erfolg noch
ToFi

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