Sägefeilkluppe Eigenbau *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
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Sägefeilkluppe Eigenbau *MIT BILD*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo,

ich habe mir, als ich vor 10 Jahren mit dem Sägenschärfen anfing, eine hölzerne Kluppe gebaut. Die funktionierte zwar, war aber zu labil, neigte also zum Rattern und Vibrieren. Eine später angeschaffte gusseiserne amerikanische war zu klein und auch recht instabil. Mit einer gusseisernen Ulmia war ich dann schon deutlich besser ausgestattet. Leider ist die auch nur 270mmm breit, die meisten Sägen müssen darin versetzt werden. Außerdem neigt sie beim Schärfen von einer Seite (was ich seit eniger Zeit praktiziere, die überarbeitete Sägenschärfanleitung die das auch behandelt wird bald fertig) doch deutlich zu Schwingungen, macht auch viel Lärm, und die Spannung über Exzenter ist ärgerlich (zwischen auf und festgespannt geht gar nichts, es ist sehr mühsam das Blatt auszurichten).

Ich habe mich darum daran gemacht eine neue Kluppe selbst zu bauen. Nach Vorversuchen wieder mit Holzbacken (dämpft eben doch viel besser als Metall). Um ein gleichmäßiges Spannen über die Breite sicherzustellen, sind die dünnen Holzbacken aus Buche auf dicke Flachstähle (20 x 60mm) geklebt, die bringen auch die für Vibrationsfreiheit förderliche wünschenswerte Masse. Die Backenbreite beträgt 350mm, für die meisten meiner Sägen reicht das. Die Holzbacken klemmen auf einer Breite von 8mm, unter ihnen ist durchgehend Platz für 30mm breite und 160mm hohe Griffe und was sonst noch am Sägeblatt dranhängt.

Das Gestell ist für optimale Steifigkeit und Dämpfung ein rundum geschlossener Kasten aus 24er Birke Multiplex, stumpf geleimt und nachträglich mit Dübeln von außen verstärkt. Es wird mit einem zentralen M12- Zuganker auf die Werkbankplatte gezogen, die dafür eine Bohrung hat. So kann die ganze Kluppe in die gewünschte Arbeitsposition gedreht werden. Das Frontbrett des Gestells, das die Rückseite der Kluppe bildet und vor das der ganze Rest geschraubt wird, ist 310 mm hoch und 210 breit. Das erste Bild: Gestell mit augeschraubtem Flachstahl, noch ohne aufgeklebte Holzbacke, war schon in der 27. KW im Forum zu sehen.

Die Gelenke der beiden Spannarme (Buche, 50 x 40) sind einfach zwei 50mm breite 12mm- Multiplexstreifen, die unten mit den untenliegenden waagerechten vierkantigen Träger verklebt und oben mit dem Spannarm verschraubt sind. Sie lassen eine Biegung nur nach innen zu. Die Spannkräfte wirken nicht auf diese Blattfedern. Ihre Beweglichkeit reicht für den minimalen Spannweg an den Backen völlig aus, Vorteil ist ihre Einfachheit und Spielfreiheit.

Gespannt wird mit je einer M10- Spindel an jedem Spannarm. Ich wollte eigentlich die Spindeln drehen weil ich glaubte, dass eventuelle Fluchtungsfehler dann weniger leicht zum Klemmen führen. Als Spindelmutter war je eine Einschlagmutter (Ausführung mir Befestigungssschrauben, für Kletterwände üblich) hinter dem Frontbrett vorgesehen. Weil das Klemmproblem aber nicht auftrat, habe ich die Spindeln dann mittels Scheibe und Kontermutter am Frontbrett festgeschraubt. In den Spannarmen sitzt (für eine reibungsgsarme Durchführung der Spindel gedacht, wahrscheinlich aber überflüssig) eine auf 10,5mm aufgebohrte gleichartige Einschlagmutter. Der Sterngriff mit M10- Gewinde ist aus Gusseisen, das ist mit der relativ harten (8.8) Stahlspindel eine gut gleitfähige und hoffentlich dauerhafte Paarung. Die Spannung lässt sich jedenfalls sehr feinfühlig betätigen, nichts klemmt. Und Bären- Spannkräfte werden gar nicht gebraucht. Die Druckfedern auf der Spindel helfen, die Backen vollständig und gleichmäßig zu öffnen.

Die Justierung der Backen zueinander erfolgt durch Verschieben des Trägers (Vierkantholz) auf der und damit des ganzen beweglichen Teils der Kluppe auf dem Frontbrett. Die beiden M8- Schrauben mit denen der Träger auf das Frontbrett geschraubt ist sind dort durch eine 10mm- Bohrung gesteckt, das reicht.

Die Holzbacken sind L- förmig vorprofiliert, dann mit „Uhu Kontakt“ (wie Pattex) auf die Metallträger geklebt, jedoch nicht im Kontaktklebeverfahren, sondern nass zusammengepresst. Epoxy kam wegen der nötigen Austauschbarkeit der Holzbacken nicht in Frage weil nicht mit Lösungsmittel entfernbar. Fertigprofilierung dann mit Einhand- und Profilhobel. Die schmalen Spannflächen wurden ebenfalls nach dem Kleben mit der Raubank noch einmal ganz leicht nachbearbeitet (gerade, nicht hohl). Die Schwärzung der Backen von oben verbessert die Sichtbarkeit der Bezahnung.

Ich wollte die Metallbearbeitung minimieren (ist ja doch ein Schweinkram in einer Holzwerkstatt) und habe mit die beiden Flachstähle (gezogener „Blankstahl“) auf Mass schneiden und zuschicken lassen. Ein seitliches Abschrägen der Flachstähle und Ähnliches habe ich mir nicht angetan, und es geht auch ohne. Selbst gemacht habe ich nur das Bohren der 8 Befestigungsgewinde in die Flachstähle und das Ablängen der Spindeln.









Erste Betriebserfahrungen:

Die Kluppe ist so stabil, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Beim Feilen ist sie perfekt. Da rattert nichts, da quietscht nichts. Das Feilen ist auffallend leise, auch ein schöner Effekt. Insgesamt ein Erfolg!
Wenn sich doch noch die Notwendigkeit irgendwelcher Veränderungen herausstellt, werde ich davon berichten.

Friedrich

Klaus Kretschmar
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Teutonisch! :-)

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Friedrich,

da hast Du aber hingelangt. Weder an Dimensionierung noch gar an Gewicht wurde gespart. Das Ergebnis ist entsprechend. Wenn diese Kluppe nicht still hält, macht es keine. Für meine Begriffe zwar etwas überdimensioniert aber funktional sicherlich erstklassig.

Na dann frohes Schärfen.

Klaus

Pedder
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Masse kann man durch nichts ersetzen,

Beitrag von Pedder »


außer durch mehr Masse, oder?*

Hallo Friedrich,

vielen Dank für Deinen Bericht. Man sieht der Kluppe an, dass da ein Menge Erfahrung und
Gedanken verarbeitet sind. Ich würde die schon gern mal ausprobieren.

Deine Probleme beim Feilen der zu einem zeigenden Zähne kann ich spontan nicht nachvollziehen.
Vielleicht muss ich mal drauf achten. Vielleicht aber auch lieber nicht. Vielleicht unterscheiden sich unsere
Ulmias auch. Meine hat eine "laute" Strecke von ca 3-4cm spannt ansonsten aber sehr fest.

Gerade bei dünnen Blechen würde man Excenterspannungen gerne noch etwas weiter drehen, oder?

Liebe Grüße
Pedder

* ja, ich weiß, es heißt Hubraum....

MarkusB
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Re: Sägefeilkluppe Eigenbau

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #144567]
Hallo Friedrich,

da kann man nur sagen: wow, was für eine Kluppe.
Mit den Flachstählen und der Kastenkonstruktion hast du dir wirklich was einfallen lassen.
Habe ich so noch nie gesehen und sieht sehr funktional aus.
Ich freu mich schon, sie mal testen zu dürfen.

Eine konstruktive Frage habe ich doch:
Warum zwei Drehknöpfe und nicht einen mittig angeordneten?
Gibt es dafür einen echten Grund bzgl. der Handhabung oder ist es konstruktiv einfach nur einfacher herzustellen?
Aus meiner Sicht ist ein Drehknauf besser in der Handhabung. Eine Hand hält die Säge, die andere spannt.
Und bei den Dimensionen der Flachstähle geben die kein bisschen nach, was einen zweiten Drehknauf rechtfertigen würde.

Dann habe ich noch 2 Fragen:
Wie schwer ist die Kluppe und wie teuer war der Selbstbau?

Viele Grüße

Markus



Gerd Fritsche
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Re: Sägefeilkluppe Eigenbau *MIT BILD*

Beitrag von Gerd Fritsche »

[In Antwort auf #144567]
Hallo Friedrich,
ein gigantisches Gerät, da sieht meine Kluppe ja richtig mickerig aus.
Eine tolle Umsetzung.
Viele Grüsse
Gerd.

Rolf Richard
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Re: Sägefeilkluppe Eigenbau

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #144567]
Hallo Friedrich,

das ist zwar eine Vorrichtung, die ich (derzeit) nicht brauche, aber gelungene Vorrichtungen sind immer interessant und ggf. auch Quelle für Anregungen. Die hier finde ich gut!

Gruss
Rolf

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
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Also,

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #144567]
für die freundlichen Kommentare bedanke ich mich.

Erstmal allgemein: Natürlich ist die Kluppe sehr groß und schwer. Das rührt zu einem großen Teil aber auch daher, dass sie ein Gestell hat (wegen der gewünschten Drehbarkeit), sich also auf eine Tischplatte stellen lässt. Liesse man das kastenförmige Gestell weg, beliesse davon nur das vordere Brett un d verlängerte es um es in die Vorderzange zu klemmen, dann sähe es schon deutlich anders aus.
Ziel war schlicht die Beantwortung der Frage, ob eine Kluppe mit viel Masse, viel Steifigkeit und viel Dämpfung besonders gut funktioniert (ich denke das Ergebnis bejaht die Frage). Da ist es dann nicht sinnvoll, an einem Kilo Eisen (oder auch fünfen) zu sparen, zumal das den Aufwand nur wenig verringert hätte.
Da ich mit dem Ding nicht auf Reisen gehen will und unter meiner Werkbank Platz für sie habe, machen mir Größe und Gewicht keine Probleme.

Im Einzelnen:

@Klaus: Überdimensioniert? na klar. Und hat mir auch noch Spass gemacht. Mit den Teutonen bin ich mir nicht sicher, waren die so dick?
@Pedder: Ja, Masse hilft (was für den Hubraum ja nicht mehr so gilt, gottseidank, da jedenfalls verkleinere ich mich gerade). Ich bin ja gar nicht sicher, ob meine Probleme beim "gegen die Schränkung feilen" nur an der Kluppe lagen oder auch an der Feilenqualität. Es ging dann mit der Ulmia auch, aber man konte bei jeder Zahnlücke genau hören in welche Richtung gefeilt wurde. Bei der Neuen nicht. Probefeilen wird sich bestimmt mal ergeben.
Dass der Exzenter einer Ulmia die Festigkeit der Einspannung vorgibt, ist tatsächlich blöd, manchmal hätte man mehr. Da sind Spindeln wirklich besser.
@Markus: Zwei Drehknöpfe waren konstruktiv einfacher, ja. und man könnte ggf nachstellen wenn es an einer Seite rutscht. Außerdem kann man so auch kurze Sägen mit sehr dicken Griffen an einer Seite der Kluppe spannen.
Gewicht: 12 kg. Kosten: Außer Kleinkram den ich da hatte ungefähr 80 oder 90 €.
@ Gerd: Ist Deine Kluppe aus einer früheren Schaffensphase? Ihr fehlt irgendwie das Metallene, damit auch das Gewicht ;-) Ansonsten: Danke.
@ Rolf: Danke.

Grüße
Friedrich

Rolf Richard
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Re: Also, (OT)

Beitrag von Rolf Richard »


Ja, Masse hilft (was für den Hubraum ja nicht mehr so gilt, gottseidank, da jedenfalls verkleinere ich mich gerade).


Friedrich, viel Glück!

Unsere Erfahrungen sind damit nicht nur positiv. Meine Frau fährt 1367 cm³ mit 110 kW (turbo), ich 2959 cm³ mit 126 kW. Der grosse Motor fährt sich für mich viel angenehmer. Bei ähnlichem Fahrprofil unterschieden sich die Verbräuche auch nicht so sehr. Sehr positiv hingegen ist, dass der kleine mit LPG betrieben wird. Kann man nur dringend empfehlen.

Gruss
Rolf

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Thomas.M
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Registriert: So 3. Jan 2021, 20:57

Re: Sägefeilkluppe Eigenbau

Beitrag von Thomas.M »

[In Antwort auf #144567]
Guten Morgen liebe Woodworker,

Ich hätte eine Frage zur Sägefeilkluppe. Ich würde mir auch gerne bald eine Sägefeilkluppe selbst bauen. Nun überlege ich, wie breit diese werden soll/muss. Mir erschließt sich sofort, dass eine breite Kluppe natürlich weniger Umspannen während des Schärfens nötig macht. Aber wie ist es bei schmaleren Kluppen. Vom Prinzip her würde ich gerne etwas bauen wie Friedrich. Also die beiden Metallbacken mit Holzauflage. Allerdings hätte ich es gern etwas schmaler und kompakter, da ich so oder so schön viel Zeug rumfliegen habe und die Kluppe dann im besten Fall zusammen mit meinem anderen Schärfwerkzeug in einer Kiste verstauen würde. Ich weiß...kommt ja nur auf die Größe der Kiste an ;-)
Gibt es sonst außer dem Umspannen noch andere gravierende Nachteile einer schmalen Kluppe? Z.B. dass der nicht eingespannte Teil der Säge rappelt oder ähnliches? Oder spricht nichts dagegen?

Besten Gruß Thomas ‎

Pedder
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Re: Sägefeilkluppe Eigenbau

Beitrag von Pedder »


Hallo Thomas,

das Umspannen ist der einzige, meiner Meinung nach allerdings der entscheidende Umstand.
So richtig gut werden meine Blätter nur, wenn ich nicht umspannen muss. 30-35cm fände ich
daher ideal für jemanden, der nur ab und zu schärft. Damit kann man alle Rückensägen abdecken
und den wesentlichen (Mittel-)Teil bei Fuchsschwänzen.

Liebe Grüße
Pedder

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