Nochmal die kleine Guß-Scheppach

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Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Nochmal die kleine Gu?-Scheppach

Beitrag von Dietrich »


Hallo Oliver, hallo Dieter,

da kauft man sich was deutsches, denkt, das ist für die nächsten 25 Jahre gut, und dann sowas, wenigstens 5 Jahre nach Produktionsende hätten sie Zubehör vorhalten müssen!
Für mich ein Skandal!!!

Werde meinem Unmut bei denen Luft machen!

Mit ärgerlichem Gruß
Dietrich



Dieter Macher

Re: Kleine Guß-Scheppach-erste Erfahrungen

Beitrag von Dieter Macher »

[In Antwort auf #7796]
Mahlzeit!

Gestern war es so weit, die "Kleine" ist angekommen.
Hier die ersten Erfahrungen:
Fakt: Ein Import-Produkt.
Zuerst die Minuspunkte, welche bis jetzt bekannt sind:
1.) Die Lackierung ist typisch für ein Import-Produkt - Note 3.
2.) Die Handkurbel zur Pinolenverstellung am Reitstock hat im entspannten Zustand mindestens 2 mm Spiel - mit samt dem Pinolenende - das ist deutlich zu spüren und zu sehen. Seltsamer Weise hat die Pinole nur auf der Handradseite Spiel, vorne an der Körnerspitze ( ? ) ist die Pinole spielfrei.
3.) Die orginale mitlaufende Körnerspitze kann man getrost vergessen. Es ist nicht anderes als ein stärkerer "Blechkegel", welcher auf ein Lager gepresst ist, man kennt diese Dinger von den billigen Baumarkt-"Drechselmaschinen" - weg damit.
4.) Der Motor ist nach max. 30 Minuten Laufzeit so heiß, das man sich daran die Finger verbrennen könnte. Aber warum soll man den Motor auch anfassen?
Laut Beschreibung ist er mit einem Überhitzungsschutz ausgerüstet. Ich habe die Maschine gestern 2 Stunden im Leerlauf "arbeiten" lassen, abgeschaltet hat er noch nicht.
4.) Drehzahl wechseln / Riemen umlegen.
Steht die Maschine " frei zugänglich" ist durch jeweiliges lösen von zwei Schlitzschrauben und das Aufdrehen der kleinen Kunststoffsternschrauben an der linken und hinteren, schwarzen Kunststoff-Abdeckplatte am Spindelstock der Riemenantrieb freigelegt. Jetzt noch die Klemmung vorne rechts-unten öffnen, und der Riemen kann umgelegt werden.
Der " Mini-"Spindelkasten bietet nicht gerade viel Platz für eine Erwachsenen-Hand, aber mit etwas Übung geht´s bestimmt bald recht flott.
5.) Das Heben und Tragen der Maschine.
Nun, rechts unten am Gußbett kann man recht gut anfassen, auf der Spindelstockseite würde ich die Maschine zum heben nicht Anfassen. Die Versuchung ist groß, das Teil an der unteren Kante der schwarzen Kunststoffabdeckung des Riemen-Gehäuses ( Spindelstock ) zu packen, mir ist das zu risikoreich. Bricht das Kunststoffteil aus / weg, fallen mir gut 34 Kilo Gußeisen auf die Zehen. Am besten trägt man die Maschine als Rechtshänder mit der linken Hand unter dem ( kalten ) Motor, mit der rechten Hand rechts außen am Gußbett, unten an der "hinteren Unterkante".
6.) Einstellung des Handauflagen-Unterteils.
Das geht wie bei "meiner Dicken". Die Arretierung ist schnell, sehr exakt und bombenfest. Alle Kunstsoff-Feststellhebel sind mit " Raster-Einstellung " versehen, ein großer Pluspunkt. Das einzige was ich ändern mußte ( bedingt durch das Drehen von kleinsten Teilen war´s mir im Wege ) war die Endstellung des verchromten Klemmhebels der Handauflagen-Arretierung. Bei meiner Kleinen war diese so, das der Griff bei festgeklemmter Auflage nahezu waagerecht nach rechts stand, in dieser Position war er meiner rechten Hand in Wege. Die Einstellung geht folgendermaßen ab: Zunächst entfernt man die rechte Abdeckung am rechten Ende des Maschinenbettes, 10er Inbus erforderlich. ( Hier kann man auch die optionale Bettverlängerung ansetzen ) Dann schiebt man den Reitstock aus der Maschine, anschließend das Auflagenunterteil ebenfalls heraus schieben. Dreht man dieses um, sieht man eine selbstsichernde Mutter, welche die Klemmung auf der Exzenterwelle hält. Dreht man diese Mutter etwas auf,verändert man die Endstellung des Klemmgriffes. Nach 5. Min. hatte ich meine " Arbeitsposition" erreicht. Zusammenbau dauert keine 2 Minuten.
7.)Präzision, Laufkultur und Drechseln
Zunächst: wie schon erwähnt, die mitgelieferte mitlaufende Körnerspitze verwendet man am besten garnbicht. Ich hab´s probiert - war ein Fehler. Erstens fluchtet diese Spitze micht mit der Spindelwellenmitte/ Spitze von Vierzackmitnehmer, zweitens hat sich dieses Teil nach gut 25 Minuten festgefressen, sprich das Lager selbt war fest und glühend-heiß.
Ich tauschte diese Schrottspitze gegen eine hochwertige aus ( Org. dmv 200 Spitze ) und siehe Da: Die Flucht von Körnerspitze und Mitnehmer war perfekt!
Die Klemmung von Reitstock in genauso wie die des Handauflagenunterteils:ebenfalls nicht im geringsten zu beanstanden. Das Spiel am Reitstockhandrad verschwindet bei eingespannten Werkstück und festgezogener Pinolen-Fixierung komplett.
Die Maschine läuft erstaunlich ruhig und leise. Das Laufgeräusch läst sich am besten mit dem eines herzkranken Haarföhns im gesetzteren Alter vergleichen. Ein etwa hoher aber relativ leiser Ton.Eine Unterhaltung in normalen, ruhigen Gesprächson ist auch während der Werkstück-Bearbeitung möglich.Vibrationen sind kaum zu spüren, allerdings hatte ich noch keine großen Schalen-Rohlinge gespannt, sondern nur Langholzteilchen - D 20 mm / L 100 mm.
Die Mini-Handauflage ist Ihr Geld echt wert - sie ermöglicht feinstes Arbeiten nahezu direkt und unmittelbar am Werkstück, die Verstellung der Handauflage reicht auch quer ( Schalendrehen ) über das ganze Bett in alle Himmelsrichtungen.
Als " Teststück" drehte ich einen Zylinder, 15 x 90 mm und spannte diesen dann ins Vierbackenfutter der " Dicken" ein, und den exakten Rundlauf zu
" überprüfen": Die " Kleine " dreht genauso exakt rund wie die "Dicke".
Was ich allerdings nicht unbedingt machen würde, in Anbetracht der recht kurzen Spindelwelle und der kleinen Lager ist das montieren des großen, über 3 kg schweren Vicmarc-Futters.
Fazit:
Die beschriebenen Mängel stehen meiner Meinung nach in keinem Verhältnis zu den Vorteilen der Maschine, betrachtet man sich das Preis-Leistungs-Verhältnis.
Über die fehlerhafte Lackierung ( Lackläufer, Maschinenbett nur außen lackiert ) sehe ich großzügig hinweg, spätestens nach zwei Stunden in meiner W-statt liegt sowieso ein feiner, geschlossener Staubfilm über der Maschine.
Körnerspitzen sollte man eh immer mind. eine gute auf Reserve haben.
Das mit dem heißen Motor.......er hat ja einen Überhitzungschutz.......
Die Einstellung des Feststellhebels des Handauflagen-Unterteils ist individuell. Das " eiern" des Reitstockhandrades lässt sich mit Sicherheit noch beheben, obwohl es eigentlich nur "das Auge stört".

Bedeutet im Klartext:

Ich werde " die Kleine" behalten, der Kauf hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt.Zum Drehen " meiner Miniaturen" ist sie ideal, die einmal "festgelegte Drehzahl" - bei mir z.Z. 3000/U-min, also Maximum kann für meine Teile beibehalten werden. (Auf Grund meiner Platzverhältnisse müsste ich das Teil jedesmal umsetzen, um den Riemen umzulegen)
Für Alle, die sich dieses Angebot von Scheppach ebenfalls nicht entgehen lassen wollen: bestellt euch gleich eine gute mitlaufende Körnerspitze MK2 mit, dann habt Ihr ungetrübte Freude an den kleinen Maschinchen.
Kosten inkl. Fracht: 321.- Öcken.

Gruß Dieter M.



Dieter Macher

Re:Guß-Scheppach-Erste Erfahrungen/ Nachtrag

Beitrag von Dieter Macher »


So, schreiben macht hungrig.
Fahr´jetzt nach Hause.
Euch allen noch einen schönen Abend.

Mit "hungrigen" Gruß

Dieter M.

MaxS
Beiträge: 1549
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Guß-Scheppach *MIT BILD*

Beitrag von MaxS »


Genau die Sache mit dem Motor heißlaufen ist etwas, was mich an so etwas maßlos ärgern würde. Zum Vergleich: Bei meiner dmv200 wird der Motor selbst im 5-stündigen Dauerbetrieb bei Eiche nicht heiß; höchstens gut warm. Was Maschinen, vor allem auch die Antriebsmotoren, betrifft, bin ich sehr auf Perfektion aus [soweit finanziell realisierbar :-)].

Auch die Sache mit der Körnerspitze ist einfach nur sch... . Da zeigt sich eben der Unterschied. Es würde mich interessieren, wieviele Betriebsstunden die Spindelstocklager verkraften. Das ist nämlich auch manchmal so ein Problem.

MfG

Maximilian Schreiegg

PS: Ich würde vermutlich den Motor gegen einen ordentlichen austauschen:

Dieter Macher

Re: Guß-Scheppach & Unterschiede

Beitrag von Dieter Macher »


Hallo Maximillian,

Vorab: es war mir von vorne herein klar, das Die Kleine niemals bei Scheppach selbst gefertigt wird, sondern das es sich um ein Import-Gerät handelt.
Bei der Körnerspitze gebe ich dir recht - das mit dem heißen Motor....darüber sehe ich großzügig hinweg. A.) Ich habe Garantie. B.) hat der Motor angeblich einen Überhitzungsschutz.
Zu deiner dmv 200: Nun, ich habe ja auch auf einer 200er angefangen, bei meiner allerdings wurde auch da der Motor bei mehrstündiger Dauerbelastung richtig ordenlich heiß!
Aber Moment, nur damit ich nichts durcheinander bringe: Bist Du derjenige, mit der von Grund auf modifizierten dmv 200?
Wenn ja, wundert es mich nicht mehr, das bei deiner Maschine der Motor
n i c h t mehr heiß wird.
Mittlerweilen habe ich einige Stunden mit der Kleinen gearbeitet, fliegend Drehen von kleinen und kleinsten Teilen im Bohrfutter ( komisch, da hält der Morsekonus im Spindelkonus ) geht perfekt und macht tierisch Laune.
Wie gesagt: das schwere Vicmarc würde ich N I C H T auf die Kleine setzen.
Bei zahlreichen Vorführungen sieht man es ja oft, das das große 120er auf solch Kleinen Import-Gußmaschinchen ( Jet usw. )zum Drehen von Schalen im Maximal-Durchmesser verwendet wird. ( Nun, ich bin nur von ganz wennigen Maschinen dieser Größen-Ordnung überzeugt, welche das große Futter samt unwuchtigen, schweren Rohling locker wegstecken. Diese liegen aber im Preis deutlich über 1000.- Zecken.) Ich werde dies nicht tun, der Verwendungszweck der Kleinen Maschine ist sehr eingegrenzt und vorbestimmt. Dafür reicht die locker, was anderes kommt nicht drauf.In der Nacht von Freitag auf Samstag habe ich zwei kleine Dosendeckel-Knöpfe aus Ebenholz damit gedreht, fliegend im Bohrfutter. Problemlos.
Für mich hat sich die Anschaffung gelohnt.

Grüße Dieter M.


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