Hobel und Stoßlade sinnvoll für mein Projekt? *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Martin Darm
Beiträge: 23
Registriert: Di 11. Aug 2020, 21:00

Hobel und Stoßlade sinnvoll für mein Projekt? *MIT BILD*

Beitrag von Martin Darm »


Hallo zusammen,

mein Name ist Martin und ich habe mich eben hier angemeldet, weil ich Ratschläge von erfahrenen Holzwerkern - also von euch - hinsichtlich der korrekten Werkzaugauswahl suche. Konkret denke ich über die Anschaffung eines Hobels nach, dessen Anschaffung aber aufgrund des Preises und Folgekosten für Schleifsteine doch überlegt sein sollte. (Immerhin habe ich plane Kanalklinker, Danke an Herrn Kollenrott!)

Zu meinem "Projekt":
Ich bin Angler und habe von Jahren durch Zufall angefangen, meine Angelköder selbst zu bauen. Solche Angelköder bestehen bei mir aus kleinen Holzkörpern, in die Drahtöse, und Blei eingeklebt werden. Bemalt und beschichtet sehen die fertige Werke bspw wie auf dem angehängten Bild aus. Damit kann man dann tatsächlich Fische fange.
Das Bauen der Köder ist praktisch ein unwirtschaftliches Hobby im Hobby, was ich aus der Spaß am Basteln betreibe.

Über die Zeit habe ich die Konstruktion und damit auch die Fertigung immer etwas geändert. Bei der aktuellsten Konstruktion fange ich mit zwei Holzbrettchen (derzeit Abachi, Paulownia und Balsa) an, die ich mit Doppelseitigem Klebeband aufeinander klebe und sie damit vorläufig fixiere. Ich erhalte so also einen Holzklotz mit Klebefuge, der in die finale Köderform überführt werden soll. Die Klebefuge stellt die Symmetriebene dar, bzgl. der der fertige Holzkörper möglichst symmetrisch sein soll. Dies erreiche ich durch eine Papierschablone, die ich auf die gehefteten Brettchen aufklebe, siehe Draufsicht. Jetzt wird die Form des Holzkörpers bis auf den "Anriss" der Schablone ausgearbeitet. Für diesen Schritt habe ich bishlang möglichst viel Holz mit einem Schnitzmesser weggeschruppt (siehe linkes Modell in der Draufsicht). Sind noch etwa 1 bis 2 mm übrig, habe ich auf Schleifpapier gewechselt und senkrecht zur Papierschablonenebene geschliffen. Der mittlere Holzkörper in der Draufsicht zeigt einen Zwischenstand beim Schleifen. Am Ende sieht es bspw. wie beim rechten Körper aus. Ist dies alles geschaft, wird der Holzkörper auf die Seiten gelegt und die Seitenansicht ausgearbeitet. Weil hier die Symmetrie keine Rolle spielt, eignet sich das Schnitzmesser ganz gut dafür.

Mein "Problem" ist nun, dass das Ausarbeiten der Draufsicht recht viel Zeit in Anspruch nimmt, wenn man die Holzkörper manuell auf den Anriss schleift. Das möchte ich nun mit neuen Werkzeugen verbessern.
Zuerst kam mir ein Tellerschleifer in den Sinn, den ich auch mal in einer örtlichen Werkstatt ausprobieren konnte. Das ging wirklich schnell und präzise, allerdings stört mich dabei die enorme Staubentwicklung. Das ist für mich so nicht umsetzbar, da ich keine Werkstatt habe und alles in der Wohnung machen muss. Das heißt also, dass laute Elektrowerkzeuge und Fertigungsverfahren mit viel Staubentwicklung rausfallen.

Eine andere Idee war also nun, einen Hobel zuzulegen und eine Art Stoßlade zu bauen, damit die gehobelte Fläche stets senkrecht zur Papierschablonenebene ist. Mir ist klar, dass ich dann noch Vorrichtung zum Aufspannen und Ausrichten der Holzkörper bauen müsste, also eine etwas modifizierte Stoßlade.
Was ist euer Bauchgefühl? Könnte der Hobel das richtige Werkzeug dafür sein, um die Draufsicht recht schnell und ohne Staub herzustellen? Falls ja, welchen Frei-, Keil- und- Schnittwinkel sollte der Hobel haben?

Vielen Dank im Vorraus für eure Meinungen!
Martin





Bernd Pfeffer
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Registriert: Do 31. Dez 2015, 16:03

Re: Hobel und Stoßlade sinnvoll für mein Projekt? *MIT BILD*

Beitrag von Bernd Pfeffer »


Ich glaube, ein Schabhobel
und ein kleiner Schraubstock
wären für Dich da besser geignet
wegen der geschwungenen Form.
Ich habe damit Hammerstiele
Gemacht

Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Hobel und Stoßlade sinnvoll für mein Projekt?

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Martin,

Ich sehe da nicht wie dir eine Stoßlade helfen könnte. Stoßlade und Bestoßhobel sind hilfreich wenn man zum Beispiel Bilderrahmen machen möchte und die Gehrungen ganz genau und sauber passen sollen.
Für dich wäre eher eine Schnitzausrüstung zu empfehlen. Schabhobel, kleines Ziehmesser, evtl. noch eine Spannvorrichtung. Aber da kenne ich mich selber auch nicht so gut aus.

Aber auf jeden Fall interessant was du so machst.

Gruß Horst

Ernst Spangenberger
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Re: Hobel und Stoßlade sinnvoll für mein Projekt?

Beitrag von Ernst Spangenberger »

[In Antwort auf #151944]
Du verwendest doch extrem weiche Hölzer, die kannst du doch mit einem Schnitzmesser bearbeiten. Du musst nur darauf achten, dass du nicht in die Maserung schneidest, sondern aus der Maserung heraus. Um die Grundform auszusägen ist eine Dekupiersäge ideal, zum Not tut's aber auch eine Laubsäge. Endschliff erfolgt mit feinem Schmirgelpapier.
Anleitungen zum Bau von Kunstködern findest du z.B. auf meiner Homepage:
https://ernsts-anglerseiten.hpage.com/

Pedder
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Re: Eher Raspeln und Bildhauerfeilen.

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #151944]
Hallo Martin,

ich würde mir an Deiner Stelle ein paar Raspeln und vor allem Iwasaki Bildhauerfeilen zulegen.
Und erst formen und dann vom langen Stock abschneiden.

Liebe Grüße
Pedder

Michael Weisser
Beiträge: 90
Registriert: So 21. Feb 2021, 16:17

Re: Hobel und Stoßlade sinnvoll für mein Projekt?

Beitrag von Michael Weisser »

[In Antwort auf #151944]
Hallo Martin,

Schnitzen ist doch die perfekte Nebenbeschäftigung zum angeln. Besorg dir ein vernünftiges Schnitzmesser, z.B. Ein Mora., und versuch dich an grünem Holz. Infrage kommt eigentlich jedes Holz am Angelplatz. Bei deinen Beispielen würde ich einen ca. 4-5 cm dicken und 30cm langen Ast nehmen. Diesen mit dem Messer in der Mitte spalten. Dann hast Du zwei Rohlinge. Kontur auf die flache Seite zeichnen und dann immer mit der Faser schnitzen. Mit etwas Übung sollte die Grundform in 15-20 Minuten ausgearbeitet sein. Dann ca. 1-3 Wochen trocknen lassen und weierbearbeiten. So brauchst du neben dem Messer und einer Möglichkeit zu schärfen gar nichts. Wenn du noch keine Erfahrung im Schnitzen hast lohnt sich evtl ein Blick in Bücher wie „Swedish carving techniques „ von Lindquist(nur Englisch). Trockenes Holz würde ich hierfür vermeiden. Viel schwieriger zu bearbeiten.
Grüße

Dirk_Holzarbeiter
Beiträge: 50
Registriert: Mi 17. Nov 2021, 12:19

Re: Hobel und Stoßlade sinnvoll für mein Projekt?

Beitrag von Dirk_Holzarbeiter »

[In Antwort auf #151944]
Ich weiß jetzt nicht, wie sich die Hölzer beim verarbeiten verhalten, ob sie leicht ausreißen z.B.
Bei ähnlichen Anwendungen, ich habe u.a. Kirsche,Hasel und Birne verarbeitet, habe ich schon einen Schweifhobel angewendet.
Selbst bei einem mit planer Hobelsohle kann man damit leichte innenwölbungen herstellen.
Ansonsten würde ich auch zur Raspel greifen. Macht zwar auch Staub aber der ist lokal begrenzt.
Nach dem Raspeln entweder mit einer Ziehklinge oder einem scharfen Messer die Riefen wegschaben und schon ist auch nicht mehr viel zu Schmirgeln.
Und wie Ernst sagt. Immer die Maserung beachten.

Ernst Spangenberger
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Re: Hobel und Stoßlade sinnvoll für mein Projekt?

Beitrag von Ernst Spangenberger »

[In Antwort auf #151944]
Du verwendest extrem weiches Holz. Bei diesem musst du mehr Blei einarbeiten, und es besteht die Gefahr, dass die Schraubösen ausreißen, selbst wenn sie eingeklebt sind. Bei so weichem Holz ist nur ein durchgehender Draht mit Ösen sinnvoll.
Nimm doch etwas härteres, faseriges Holz, z.B. Weide, dann halten die eingeklebten Schraubösen auch, und du brauchst weniger Blei. Probiere mal den Bananenwobbler, der läuft super.

Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

PS: Dekupiersäge?

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #151947]
Hallo Martin,

Wenn ich so darüber nachdenke, wäre eine gute Dekupiersäge vielleicht etwas für dich. Die ist zwar nicht 100% staubfrei, produziert aber sicher weniger Staub als das ganze Material zu zerschleifen.

Gruß Horst


Martin Darm
Beiträge: 23
Registriert: Di 11. Aug 2020, 21:00

Re: Hobel und Stoßlade sinnvoll für mein Projekt?

Beitrag von Martin Darm »

[In Antwort auf #151944]
Vielen Dank für eure Antworten!

@Bernd: Ich dachte mir, dass ich den Hobel auf die Seite lege und durch eine Art Stoßlade eine Führung für den Hobel habe. Dann das Werkstück an die Hobelsohle drücken und die Seiten abhobeln, damit ich auf der Ober- und Unterseite die gleiche Breite habe.

Eure Werkzeugempfehlungen haben mich zum Nachdenken angeregt, da mir aufgefallen ist, dass man mit Raspel, Schnitzmesser, Schabhobel etc. letztendlich abgerundete Formen herstellt. Das passt natürlich auch zu meinem Werkstück, weil das in der finalen Form keine Kanten mehr hat. Die Kanten habe ich bislang vor dem finalen Schliff mit dem Messer weggeschnitzt. Der Zwischenschritt, die abfotografierten Formen herzustellen, hilft mir aber sehr, die Symmetrie beizubehalten. Vermutlich ist das aber alles nur eine Übungssache, an die ich mich mit Schnitzmesser, Raspel etc, heranwagen muss. Zumindest gibt es auch Leute, die die Form direkt freihand schnitzen.
Dann spar ich mir das Anschaffen des teuren und vermutlich nicht sonderlich hilfreichen Hobels und lerne, mit meinen Werkzeugen besser umzugehen.

@Ernst: Genau, die Holzarten sind recht weich, weshalb ich sowieso eine durchgehene Drahtachse einklebe. Ich muss tatsächlich mal andere, dichtere Hölzer ausprobieren. Allerdings hab ich bei denen dann wieder keine Erfahrung, wie das mit dem Ausbleien ist. Aber Versuch macht ja bekanntlich kluch.

@Michael: Deinen Tipp mit dem Grünholz werde ich definitiv mal ausprobieren. Das hört sich wirklich sehr interessant an. Bislang habe ich eben nur trockenes Abachi, Balsa und Paulownia bearbeitet.

Also, noch mal besten Dank für eure Anregungen! Das ermutigt mehr freihand zu machen.

Liebe Grüße
Martin



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