Schale und Beitel dafür *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Bernd Grunwald
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Re: Schale und Beitel dafür

Beitrag von Bernd Grunwald »


Hallo Volker,

mit "System Koch" meine ich ein Schärfsystem, das von dem Holzbildhauer Kurt Koch speziell für das schnelle Schärfen von Bildhauereisen entwickelt wurde. Es ist keine Schwabbelscheibe, sondern vermutlich eine Weiterentwicklung der von den alten Holzschnitzern benutzten, rotierenden Holzscheibe, auf der sie früher ihre Eisen geschärft und abgezogen haben. Ich habe das System Koch seit Jahren bei mir im Einsatz und bin sehr zufrieden damit. Auf youtube kann man sich dazu auch Videos anschauen. Das Schärfen von Hohleisen etc. geht damit wirklich ratz fatz. Ich kenne kein schnelleres Schärfsystem. Für Schnitzeisen eine echte Alternative zu Tormek oder zu Öl- und Wassersteinen etc. Für Hobeleisen etc. meiner Meinung nach eher nicht zu empfehlen. Für Letztere dürften die bekannten Wassersteine unschlagbar sein.

Gruß
Bernd

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Volker Hennemann
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Re: Schale und Beitel dafür *MIT BILD*

Beitrag von Volker Hennemann »


Hallo Bernd,

vor Jahren war ich mal auf einem Drechselkurs bei Martin Adomat.
Der hatte für seine Röhren den Schleifbock umgebaut.


Hier zu sehen auf der rechten Seite eine Holzscheibe aus Multiplex in die er jede Form die er für seine Röhren benötigt angedrechselt hat.
Er verwendet sie mit Schleifpaste.
Die Maschine läuft natürlich rechts rum.

Gruß
Volker


Bernd Grunwald
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Re: Schale und Beitel dafür

Beitrag von Bernd Grunwald »


Hallo Volker,

ja, sowas habe ich auch schon mal auf einer Drechselbank gesehen. Da ich das Schärfsystem von Koch ja sowieso habe, schärfe ich damit auch meine Drechseleisen. Hat bisher immer gut geklappt, obwohl ich außer einigen Klüpfeln und Feilenheften etc. noch nicht besonders viel gedrechselt habe.

Gruß
Bernd

MarkusB
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Re: Schale und Beitel dafür

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #151721]
Hallo Friedrich,

sehr interessant.
Würde ich gerne mal ausprobieren...
Welche Holzart hast du gewählt?
Sieht für mich aus wie Eiche, fände ich aber ungewöhnlich, da Eiche doch für Lebensmittel eigentlich nicht verwendet wird, oder?

Viele Grüße

Markus


Friedrich Kollenrott
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Re: Schale und Beitel dafür

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hsllo Markus,

wer liest, ist im Vorteil ;-) . Erle. Aber ob da Lebensmittel reinkommen, weiss ich nicht. Könnten auch Wollknäuel werden oder sonstwas.
Aber bevor Du auch damit anfängst: Der Zeitaufwand ist immens, hatte ich nicht so krass in Erinnerung. Dafür ist es aber sehr kontemplativ, deutlich entspannender als z.B. Schwalbenschwanzverbindungen.

Grüße, Friedrich

beate_r
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Re: Schale und Beitel dafür

Beitrag von beate_r »

[In Antwort auf #151728]
Hallo Friedrich,

interessantes Werkzeug. Zum Verrundungsradius hast Du aber keine Hinweise gegeben...


Selbstverständlich kann ein Beitel mit flacher Spiegelseite nur anstelle von "richtigen" Hohleisen mit sehr flacher Krümmung eingesetzt werden, also etwa Stich 5 und darunter. Bei stärker gekrümmter Fase wird die Schneidengeometrie außerhalb der Mitte problematisch (sehr großer Keilwinkel).

Wenn ich flache Innenwölbungen ausarbeite (Archtopdecken und -Böden) komme ich mit herkömmlichen Hohleisen ganz schnell an meine Grenzen. Ich habe regelmäßig das Gefühl, dass die Fase auf der falschen Seite ist - auch bei dem vergleichsweise flachen Fasenwinkel meines breiten Bildhauer-Eisens (Stubai).

Und tatsächlich gibt es da ja spezielle Eisen mit umgekehrtem Anschliff - Geigenbau-Löffel. Einsatz genau so wie Du es auch für Deine Lösung beschreibst.

Wie schätzt Du Dein Eisen im Vergleich zu Geigenbaulöffeln oder den Kirschen 1481 ein?

Für erste Experimente damit könnte es ja Sinn haben, ein chinesisches Biligst-Eisen umzuschleifen (meine schneiden gar nicht mals so schlecht, wenn sie erst mal halbwegs ordentlich geschliffen sind...)

Bernd Grunwald
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Re: Schale und Beitel dafür

Beitrag von Bernd Grunwald »



Wenn ich flache Innenwölbungen ausarbeite (Archtopdecken und -Böden) komme ich mit herkömmlichen Hohleisen ganz schnell an meine Grenzen. Ich habe regelmäßig das Gefühl, dass die Fase auf der falschen Seite ist - auch bei dem vergleichsweise flachen Fasenwinkel meines breiten Bildhauer-Eisens (Stubai).


Hallo Beate,

Eine Archtopdecke habe ich zwar noch nicht geschnitzt (bin ja auch kein Instrumentenbauer), aber flache Innenwölbungen werden in der Regel mit Flacheisen geschnitzt (Stiche 1, 2 oder 3). Stich 1 ist fast noch ein Balleisen, aber doch schon ein wenig gewölbt, sodass man damit sehr flache Vertiefungen ausarbeiten kann. Hohleisen sind für flache Innenwölbungen keine gute Wahl.

Welchen Stich und welche Breite hat denn dein breites Bildhauer-Eisen?

Gruß
Bernd

Bernd Grunwald
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Re: Schale und Beitel dafür

Beitrag von Bernd Grunwald »


kleine Korrektur: Stich 1 ist ein Balleisen, die Flacheisen beginnen erst ab Stich 2.

Gruß
Bernd

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
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Re: Schale und Beitel dafür

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #151747]
Hallo Beate,

ich hab mich erst mal schlau gemacht, was ein "Geigenbaulöffel" ist. Also: Ein kurzes Hohleisen mit langem Stiel. Die Fase ist innen. Das Eisen selbst ist gebogen (daher "Löffel" und gleitet beim Ausarbeiten konkaver (hohler) Flächen auf der torusförmigen Außenseite. Alles richtig? Dann kann ich mir die Eignung für die präzise Bearbeitung von Hohlflächen gut vorstellen, weil die Führung durch die Außenseite gut ist.

Ein Kirschen 1481 (auch nur vom Bild bekannt) ist auch ein Hohleisen mit Fase innen. Aber das Eisen selbst ist gerade. Damit kann man selbstverständlich überhauprt keine konkaven Flächen bearbeiten, wie sollte das gehen.

Übliche Hohleisen haben die Fase außen. Beim Schneiden gleiten sie auf der Fase. Die ist kurz, es gibt darum keine präzise Führung. Das hat aber den Vorteil, dass konkave Flächen mit sehr unterschiedlichen Radien bearbeitet werden können.

Mein "Flach-Hohleisen" (nenn ich jetzt mal so) schneidet ähnlich wie ein Übliches, also auf der Fase gleitend. Also nicht wie ein Geigenbaulöffel! Es kann Ähnliches wie ein flaches Standard- Hohleisen (etwa Stich 3 oder 4). Sein Vorteil: Es ist einfacher zu schärfen.

Wenn Du das mal ausprobieren willst, fang nicht an irgendwas umzuschleifen. Ich kann Dir gern das gezeigte Eisen schicken (Schale ist bald fertig). Ich habe es inzwischenauf 25°/30° umgeschliffen, es schneidet sehr, sehr gut. Bitte ggf. PM, ich würd mich freuen.

Grüße, Friedrich



beate_r
Beiträge: 102
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Re: Schale und Beitel dafür

Beitrag von beate_r »


Hallo Friedrich,

danke für das Angebot. Dir ist aber bewusst, dass ich nur "so ungefähr" nachschärfen kann (seit ich mich an Mikrofasen versuche, ist das aber besser geworden). Wenn Du dieses Risiko eingehen möchtest (also das des gründlichen Nachschärfens), würde ich das Angebot gerne annehmen; ich bin ohnehin kurz davor, mit der Archtopdecke weiterzumachen, die sich ja in meiner werdenden Werkstatt befindet. Details natürlich weiterhin per PM.

Unabhängig davon suche ich allerdings auch noch nach einem Geigenbaulöffel zu einem erschwinglichen Preis - der Faktor 3 gegenüber einem hochwertigen größeren Stecheisen mag sich mir nicht so recht zu erschließen.

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