Jack und Jointer - Hobelbau *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Matthias E
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Registriert: So 23. Jun 2019, 19:39

Jack und Jointer - Hobelbau *MIT BILD*

Beitrag von Matthias E »


Hallo zusammen,

Anfang des Jahres habe ich zum ersten mal einen Hobel gebaut. Als blutiger Anfänger im Hobelbau und fortgeschrittener Anfänger im Holzwerken, habe ich einen sanften Einstieg gewählt und mich für eine laminierte Bauweise entschieden. Die üblichen Hobel im Krenov-Stil sagen mir ästhetisch und haptisch aber nicht so zu. Daher habe ich ausprobiert, ob sich diese Bauweise auch für Hobel im englischen Stil des 18. Jahrhunderts eignet. Um das Ganze weiter zu vereinfachen, habe ich als erstes Projekt einen Jack-Plane gewählt, da hier etwas weniger Präzision (z.B. in Bezug auf das Hobelmaul) notwendig ist. Mit dem Ergebnis bin ich recht zufrieden. Ich habe viele kleine Fehler gemacht und daher ist die Ästhetik nur mittelmäßig geworden. Funktional ist der Hobel aber überraschend gut. Ich habe ihn in den letzten Monaten für alle groben Arbeiten verwendet und er gefällt mir in diesem Bereich besser als die Alternativen, die ich im Regal stehen habe. Insbesondere war ich überrascht, wie feinfühlig sich der Hobel, trotz der einfachen Bauweise mit einem 12mm Rundstab als Cross-Pin, einstellen lässt. Das funktioniert bei meinen gekauften Holzhobeln auch nicht besser.



Von diesem ersten Erfolg motiviert, habe ich vor ein paar Wochen ein zweites Hobel-Projekt begonnen. Passend zum Jack-Plane habe ich mich für einen Jointer bzw. Try-Plane im englischen Stil entschieden.

Am Anfang steht das Hobeleisen. Es bestimmt die Breite des Hobelkörpers. Ich wollte ein altes laminiertes Eisen aus Gussstahl und bin im Auktionshaus fündig geworden. Leider war der Übergangsbereich vom weichen Trägereisen zur harten Schneidlage in einem zweifelhaften Zustand. Auf dem zweiten Bild ist dies als ungleichmäßige schwarze Linie zu erkennen. Daher habe ich das Eisen zunächst bis auf Weiteres weggepackt.



Als Ersatz habe ich erst mal genommen, was noch so rumlag: ein 60mm Eisen von Veritas (2,8mm dick) in Kombination mit einem Juuma-Spanbrecher. Die Kombination gefällt mir nach den ersten Tests recht gut.



Den ersten Teil des Baus habe ich leider nicht dokumentiert, es existieren davon nur zwei Fotos. Zunächst habe ich ein Eiche Kantholz mit Handhobeln dimensionert und im zweiten Schritt gleich die Regeln des Handwerkzeugforums verletzt und die Seitenteile für die Laminierung mit der Bandsäge zugesägt. Anschließend die Seitenteile wieder mit Handhobeln dimensioniert und das Hobelbett (45°) und die Front (60°) gesägt. Das Hobelbett per Blockhobel optimiert um an dieser entscheidenden Stelle möglichst perfekte Planheit und Rechtwinkligkeit herzustellen. Das Ganze dann verleimt und dabei das Hobelmaul zunächst geschlossen gehalten.




Dann blieb der Hobel aus Zeitmangel ein paar Wochen in diesem Zustand liegen. Heute habe ich aber endlich den freien Vormittag genutzt, um das Projekt weitestgehend abzuschließen. Als Erstes habe ich den laminierten Hobelkörper nochmals auf Rechtwinkligkeit, Planheit und Verwindungen geprüft und wo notwendig korrigiert.




Dann den Griff ausgesägt und mit Raspel, Feile und 180er Schleifpapier geformt. Das ist nun der zweite Griff den ich auf diese Art herstelle und ich bin wieder überrascht, wie viel Spaß dieser Teil der Arbeit macht und wie gut die Anpassung auf die eigene Hand per Augenmaß und Greifgefühl funktioniert.




Anschließend habe ich den Schlitz für die Aufnahme des Griffzapfens gestemmt, mit dem Grundhobel auf die richtige Tiefe gebracht und den Griff eingepasst.






Nun den Hobelkörper verputzt und dabei das Hobelmaul geöffnet.



Jetzt zur groben Orientierung ein paar Hilfslinien für die Gestaltung der „Zierfasen“ an den Kanten angebracht.



Die horizontalen Zierfasen gehobelt und die gestoppten vertikalen, mit dem Stecheisen ausgearbeitet. Die Rundungen an Front und Heck mit dem Blockhobel ausgearbeitet.



Und hier ist das vorläufige Ergebnis. Demnächst kommt noch die Oberflächenbehandlung (Leinöl) und das finale Tuning der Eisenbettung. Dann schaue ich mal wie sich der Neue im Vergleich zu seinen Kollegen so macht.




Beste Grüße,
Matthias

Matthias E
Beiträge: 45
Registriert: So 23. Jun 2019, 19:39

Re: bitte Bild ersetzen *MIT BILD*

Beitrag von Matthias E »


Beim Upload der Bilder ist etwas schief gelaufen. Vielleicht kann ein Moderator das korrigieren und das zweite Bild durch Folgendes ersetzen.



Erledigt, ich kann nur diesen Beitrag nicht rausnehmen, da sonst das Bild verschwinden würde.

Wolfgang Jordan
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Re: Jack und Jointer - Hobelbau

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Matthias,

dafür, dass "die Ästhetik nur mittelmäßig geworden" ist, gefallen mir deine Hobel ausgesprochen gut. Eiche ist sowieso ein schönes Holz und passt sehr gut. Einzig den Griff der Rauhbank finde ich etwas zu steil geraten, aber das wird Absicht sein, oder? Sehr schön auch die abgesetzten Fasen als Verzierung und - bei der Rauhbank - zum besseren Greifen. Nach dem Erfolg wirst du sicher noch weitere Hobel bauen, denke ich.

Warum dich die Naht bei dem Arns-Eisen gestört hat, kann ich nicht nachvollziehen. Solange die beiden Lagen stabil miteinander verbunden sind, hat das keinen Einfluss auf die Schneide.

Die Bandsäge gehört übrigens zu den Handwerkzeugen;-) Naja, fast.

Der Ordnung halber möchte ich noch erwähnen, dass deine Hobel auch deutsche Namen besitzen, nämlich Kurzrauhbank und Rauhbank. Und das Widerlager wird hierzulande als Bolzenwiderlager bezeichnet. Nix für ungut.

Gruß, Wolfgang

Matthias E
Beiträge: 45
Registriert: So 23. Jun 2019, 19:39

Re: Jack und Jointer - Hobelbau *MIT BILD*

Beitrag von Matthias E »


Hallo Wolfgang,

rein optisch gefällt mir Eiche für die Hobel auch sehr gut. Haptisch finde ich sie auf Grund der offenen Poren allerdings nicht optimal. Da fasst sich ein Hobel aus Buche, oder Birne im Vergleich doch angenehmer an. Ich war in der Holzauswahl recht eingeschränkt und froh überhaupt irgendein ein Hartholzkantel in den notwendigen Dimensionen und mit passendem Faserverlauf gefunden zu haben.

Der steile Griff war nur teilweise beabsichtigt. Ich arbeite an einer relativ hohe Hobelbank und komme daher mit vergleichsweise steilen Griffen gut zurecht. Gestern habe ich den neuen Hobel aber nach Bettung des Eisens (mit der Kerzenruß-Methode) ausgiebig getestet und dabei gemerkt, dass ich es beim Griff übertrieben habe. Ein wenig flacher wäre wirklich besser gewesen. Im direkten Vergleich mit meiner Ulmia Kurzrauhbank sieht man das auch optisch recht deutlich.





Im praktischen Einsatz bin ich noch auf ein zweites Problem bzgl. des Griffes gestoßen. Ich habe ihn für einen Dreifinger-Griff ausgelegt. Beim kürzeren und leichteren Jack habe ich damit gute Erfahrungen gemacht. Beim langen und vergleichsweise schweren Jointer erlaubt das aber kein komfortables Handling. Im Nachhinein ist mir in diesem Zusammenhang auch aufgefallen, dass ich meine anderen langen Hobel (im Gegensatz zu den kurzen) mit der ganzen Hand greife. Daher werde ich den Griff demnächst durch einen neuen ersetzen.

Der Zustand der Laminierungsschicht des Arns-Eisens hatte mich verunsichert, da ich dies in diesem Ausmaß bei anderen, vergleichbaren Eisen, bisher nicht gesehen hatte. Durch Korrosion war die Trennlinie tief eingefressen. Leider habe ich davon kein Foto gemacht, sondern nur nach dem Schruppen der Fase. Ich habe das Eisen aber noch nicht verloren gegeben, sondern komme demnächst bestimmt noch mal darauf zurück. Ich habe noch einen Bestoßhobel mit 40° Bett auf der Projektliste, für den es sich vielleicht eignen könnte.

Die Bandsäge ist, neben einer Ständerbohrmaschine, die einzige Maschine in meiner Holzwerkstatt. Für lange Schnitte längs zur Faser möchte ich sie nicht missen.

Was die deutschen Namen der Hobel betrifft, bin ich ein wenig skeptisch bzgl. der Kurzrauhbank. Von der Funktion her gesehen, hätte ich den Jack-Plane eher irgendwo im Bereich Schlicht- oder Schrupphobel eingeordnet. In Bezug auf die Länge hast Du sicher recht. Wobei da der sogenannte Halblang-Hobel von ECE vielleicht noch besser passt.

Viele Grüße und schöne Feiertage,
Matthias



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Volker Hennemann
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Re: Jack und Jointer - Hobelbau

Beitrag von Volker Hennemann »


Hallo Wolfgang,

Bolzenwiderlager hab ich bisher noch nicht gehört.
Ich kenne nur den Begriff Keilwiderlager der meines Erachtens die Bestimmung seines Daseins am besten beschreibt.
Bin aber überzeugt, dass du Recht hast und in alten Beschreibungen der Begriff Bolzenwiderlager zu finden ist.

Herzlichen Gruß
Volker

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Volker Hennemann
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Re: Jack und Jointer - Hobelbau

Beitrag von Volker Hennemann »

[In Antwort auf #151223]
Hallo Matthias,

sehr schöne Hobel! Danke fürs Zeigen!
Besonders die Kurzraubank sieht super aus!
Ich habe inzwischen einige Handgriffe aus Eiche. Die groben Poren schließen sich im Laufe der Zeit mit Staub und Schmutz und geben dem Werkzeug die richtige Patina.
Ich mag auch ihre Haptik sehr.

Gruß
Volker


Christoph Schmitz
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Re: Jack und Jointer - Hobelbau

Beitrag von Christoph Schmitz »

[In Antwort auf #151223]
Hallo Matthias,

eine schöne Raubank ist das! Mir gefällt diese schnörkellose Optik.

Viele Grüße
Christoph

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