MAFELL KSP 85 beim Kerven

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Helle

MAFELL KSP 85 beim Kerven

Beitrag von Helle »


Hallo Leute,

ich überlege mir eine MAFELL KSP 85 zu zulegen. Nach dem Auftrennen von bis zu 80er Massivholz und dem 45er Schrägschnitt von 60er Festdämmmaterial möchte ich halt auch die Säge in Zukunft zum Erstellen von Kerven bei Kleingebäuden und Anbauten einsetzen.

Hat jemand in Verbindung mit dieser Maschine Erfahrungen ? Wie gut geht das wirklich? Wie mißt man, gibt es Anschlagmarken an der Maschine?

Falls sich jemand dazu äußern könnte, wäre das toll. Leider habe ich die Chance verpasst mir das alles von Robert und Stefan bei Gero zeigen zu lassen ... ;^>

Viele Grüße aus der Kurpfalz, Helle

PS: Vielleicht weiß ja auch der ein oder andere einen guten Link zum Kerven oder ein gutes Buch als Vorschlag - ich muß mich da halt einfach Einarbeiten.



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Thomas Kaes
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Re: MAFELL KSP 85 beim Kerven

Beitrag von Thomas Kaes »


Tag Helle,

vorweg:
ich habe eine KSP 85 (+MKS 55+ SP 6000), super Säge, 60° Neigung möglich, stabil, Sanftanlauf, nicht zu schwer, Absaugung funktioniert, Flippkeil zum Eintauchen, präzise Höhen- und Neigungseinstellung und der beste Seitenanschlag den ich kenne. Führungsschiene brauchst du noch dazu.
Negativ: Mafell Preis (habe meine gebraucht in neuwertigem Zustand 5 Jahre Zimmerei/Holzbau/Denkmalpflege)



Robert Hickman
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Re: MAFELL KSP 85 beim Kerven

Beitrag von Robert Hickman »


Servus Helle,

die KSP85Fc dürfte in dieser Klasse das Maß der Dinge sein. Fast brachialer Durchzug in allen Lagen und dabei sehr robust. Nicht umsonst die wichtigste Maschine fast aller Zimmerer. Leider sind diese Maschinen gebraucht nur schwer und wenn dann meist in erbärmlichem Zustand zu bekommen. Deshalb habe ich mich nach langem Zögern für eine Neumaschine entschieden. Erst erwog ich den Umbau einer etwas schwächeren (1800W) aber sonst weitgehend baugleichen KSP65F. Es wären nur 5 Teile umzubauen: Untere, bewegliche Sägeblatthaube, Spaltkeil, Skala, Umlenkhebel und natürlich Sägeblatt. Die KSP65F gibt es nämlich sehr oft im Netz für um die 450€, die Teile würden um die 80€ kosten.
Eine Metabo KS85 wäre auch noch denkbar, die passt aber nicht auf die Mafell-Schienen, weil sie die beiden Nuten für 0° und 60° nicht hat. Letztlich war nach sorgfältigem Abwägen und schlucken des Preises von rund 700€ die Entscheidung doch anders gefallen. Ich wollte Sanftanlauf und den starken Motor. Helle, ich wünsche Dir viel Spaß beim Grübeln.

Gruß
Robert



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Thomas Kaes
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Re: MAFELL KSP 85 beim Kerven

Beitrag von Thomas Kaes »


Da ist durch den Link der 2. Teil von meinem Beitrag untergegangen:
Wenn ich regelmäßig damit zimmern würde (Schifter, Kerven, große Querschnitte), das ganze mobil und nur 220V zur Verfügung, dann vielleicht alternativ Schwertsäge mit Führungsschiene.

Gruss
Thomas



justus

Re: MAFELL KSP 85 beim Kerven

Beitrag von justus »


guude,

die zimmerer, die ich kenne, kerven, indem sie sich eine sparrenschblone zum anreißen der sparren erstellen,dann die sparren einzeln anreißen und mit der handband- oder bei kleineren stärken mit der stichsäge die kerven ausschneiden. die kervenmschinen liegen bei denen in einer ecke.
vereinzelt habe ich auch schon das einscheiden bis 45° mit der handkreissäge im paket gesehen mit nachfolgendem gegenschnitt mittels handband- oder stichsäge am einzelnen sparren.
so muß nicht der ganze abfall zerspant werden.

gut holz! justus.



Markus
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: MAFELL KSP 85 beim Kerven/ Kervenkopf

Beitrag von Markus »

[In Antwort auf #64009]
Servus,

jetzt hast du mich neugierig gemacht und ich hab mir die Maschine mal angeschaut. Allerdings konnte ich keinen Kervenkopf dazu finden. Deshalb meine Frage:
wie werden die Kerven damit angefertigt?

gruß
Markus


Stefan Krieger
Beiträge: 294
Registriert: Mo 19. Feb 2018, 23:08

Re: MAFELL KSP 85 beim Kerven/ Kervenkopf

Beitrag von Stefan Krieger »


Hallo Helle,

die Mafell ist bestens dazu geeignet, Kerven anzufertigen (und eine der verbreitetsten Maschinen in der Zimmerei, zusammen mit der nächstgrößeren 125er bzw. 130er Mafell). Allerdings ist die 85er Mafell nur bei bestimmten Abmessungen ausreichend.

Meine Zimmerer-Ausbildung ist schon ein paar Jährchen her und ich arbeite leider nicht mehr in dem Bereich; aber ich meine jetzt aus dem Bauch heraus, ca. 1/6 der Sparrenstärke als Klauentiefe wäre Standard. Ferner ist die Dachneigung entscheidend: Zwischen 30° und 60° sollte alles mit der Mafell realisierbar sein, aber wenn es flacher (oder noch steiler, aber das ist relativ unwahrscheinlich...) sein sollte, dann kriegst Du den einen Klauenschnitt nicht mehr so einfach hin.

@Justus:
Schon während meiner Ausbildung (2001-2003) wurden keine Sparrenschablonen mehr erstellt, sondern alle Sparren hochkant auf stabile große Böcke gelegt und dann im Pack bearbeitet (also z.B. 30 Stück hochkant mit Spanngurten zusammengezurrt). Dann wird einmal angerissen, wo die Klauen sitzen und dann wird da einmal längs (bzw. genau genommen eher "quer" über den Verbund) die Mafell drübergeschoben und dann noch einmal in der anderen Richtung wieder zurück. Und fertig sind 30 Klauen=Kerven. auch der Gegenschnitt kann (passende DAchneigung vorausgesetzt) mit der HKS erfolgen.
Abschnitte an First- und Kopfende entweder im Block mit Handbandsäge oder Kettensäge (je nachdem wie genau es werden muss, bzw. ob nachher sichtbar), oder halt einzeln mit der HKS.

@Markus: Es gibt für die Mafell HKS Kervenfräsköpfe bzw. früher gab es auch eine richtige Kervenfräse. Ich weiß nicht, ob die heute überhaupt noch vertrieben wird. Fast jeder Abbund geschieht heute meist auf den großen Maschinen, leider! :-(
Aber wie schon beschrieben, lassen sich bei vielen Dachneigungen die Klauen auch so anfertigen...

@Helle:
Wie gut das wirklich geht? Meine 85er Mafell habe ich mir 2002 gekauft, das ist noch eine KSP 85F ohne Cuprex-Motor. Bereits deren Motor ist bärenstark und nur beim Längsauftrennen von 65er Bohlen (Ahorn oder Kirsche oder Kernbuche) kann es schon mal etwas langsamer und anstrengender werden, wenn zuviel Spannung im Holz ist und man mit dem Keilen kaum hinterherkommt. Sonst kommt man mit der Maschine kaum an ihre Grenzen. Und sonst: Die nächstgrößere 125er bzw. 130er ist noch besser - aber auch noch viel teurer... ;-)
Meine Mafell hat zwei Nuten für die FS, einmal für 90° Schnitte und einmal für schräge Schnitte (45 oder 60°, weiß ich gerade nicht auswändig). Keine Ahnung, ob das heute immer noch so ist. Vorne an der Säge sind jedenfalls mehrere Markierungen zum Sägen am Riss für verschiedene Winkel. Da sind auf jeden Fall 90°, 45° und 60° dabei. Und mal ehrlich: Die FS braucht man für die Zimmerei nicht, da wird auf Riss per Hand gesägt... ;-)

Was das Kerven bzw. Abbinden betrifft: Solange es nur um ein Satteldach geht, ohne Walm-, Kehl- oder Grat-geschichten, ist das alles noch ziemlich harmlos und simpel. Aber wenn dann irgendwelche Gauben oder halt ein Walm oder Krüppelwalm oder ähnliches dazukommen wirds kompliziert. Denn Schiften und Schifterschnitte macht man nicht mal eben so... ;-)

Soweit erst mal, meld Dich mit konkreten Fragen gerne wieder,

schöne Grüße
Stefan

PS: Die 65er Mafell ist sehr wenig verbreitet, weil sie fast so groß und schwer wie die 85er ist, aber halt weniger Leistung und weniger Schnitttiefe besitzt. Bei uns in der Firma waren damals fast alle Autos mit 55er, 85er und 125er ausgerüstet. Und in der Firma gab es dann natürlich auch noch eine große 160er (oder war es ne 180er?) - auf jeden Fall ein Monster! :-)



Helle

Re: MAFELL KSP 85 beim Kerven/ Kervenkopf

Beitrag von Helle »


Hallo alle zusammen,

Danke erst einmal für eure Antworten - ganz speziellen Dank natürlich an Stefan für seine ausführliche Beschreibung - ich denke mal, du hast damit gleich mehreren geholfen.

Also mir geht's in erster Linie jetzt erst einmal um 60er Dämmung beidseitig kaschiert auf einem Dach mit zwei Megagaupen (7,5m)- fast ein Kreuzdach - zu schneiden - so das oben und unten sauber geschnitten ist (so das ich die Dämmung umdrehen kann und fast kein Abfall habe - das Zeug kostet nämlich richtig Geld).

Dann natürlich zuerst mal um einfache Schleppdächer und Gartenschuppen - später evtl. auch Pavillion.

Ich denke, ich muß jetzt mal die Rahmenbedingungen ab checken und dann ...

Also vielen, vielen Dank nochmals, viele Grüße aus der Kurpfalz, Helle



Andreas Winkler
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Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: MAFELL KSP 85 beim Kerven/ Kervenkopf

Beitrag von Andreas Winkler »


Moin Helle,

der Stefan hat ja schon sehr ausführlich beschrieben.

Vorteil Deiner geplanten Anschaffung sind auf jeden Fall die Möglichkeit zum Schwenken nach 60°, d.h. Du kannst damit Kerven in Sparren für Dächer mit einer Neigung von 30° schneiden. Dem richtigen Schnitt für die Kerve mußt Du allerdings vorher anreißen und Dich dann mit der Säge "annähern".

Ausdrücklich gebe ich Stefan recht, daß eine Handkreissäge nichts zum dauerhaften Auftrennen von Hölzern mit 6 oder gar 8cm Stärke ist (auch nicht die eines "Premium"herstellers). Da stößt jede HKS an ihre Grenze, schon wegen des 220 Volt-Motors. Kenn´ das von Arbeiten mit einer 85er-Säge von Festo, da wurde der Motor sehr schnell sehr "unnatürlich" warm. Bis nichts mehr ging.

Bei Deinem Vorhaben mit der Dämmung solltest Du beachten, daß Du die 60mm Stärke nicht in jeder Neigung mit der HKS durch bekommst. Im Notfall mit der Kettensäge oder auch einem Fuchsschwanz nachschneiden. Ungenauigkeiten natürlich hinterher mit Mineralwolle o.ä. ausstopfen oder ausschäumen.

Viele Grüße, Andreas



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Thomas Kaes
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Re: MAFELL KSP 85 beim Kerven/ Kervenkopf

Beitrag von Thomas Kaes »

[In Antwort auf #64024]
Mit den modernen (220V) Kreissägen gibt es keine Möglichkeit einen Hobel- oder Kervenfräskopf umzurüsten; das ist heute eine spezielle separate Maschine (z.B. ZK 115 Ec). Früher: z.B. Mafell FS 85: 380V Kreissäge konnte man auf Hobel- oder Fräsköpfe umrüsten.
Mit einer KSP 85 kannst du Kerven sägen (ab 30° Dachneigung) da sich die Maschine "nur" bis 60° neigen lässt. Für flachere Kerven an noch händelbaren Querschnitten stationäre Bandsäge, bei dünnen Hölzern gute Stichsäge, bei großen Hölzern Handbandsäge.
Schnell und grob: Elektrokettensäge;
Wenn nichts mehr hilft, eine scharfe Handsäge ;-)

Anreißen schnell und genau mit einem Alpha-Gerät

Gruss
Thomas



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