Gebrauchte Hobelbank kaufen

[HeikoBe]

Hallo,
zuerst möchte ich mich kurz vorstellen, da ich hier bisher nur mitgelesen habe. Ich komme aus der Gegend von Aschaffenburg und beschäftige mich nun seit etwa 1-2 Jahren intensiver mit der Holzbearbeitung. Aktuell renoviere ich einen alten Ölraum der dann meine Holzwerkstatt werden wird. Genau hierfür bin ich gerade auf der Suche nach einer guten Hobelbank.

Ich habe nun eine Ulmia Hobelbank in meiner Größe in meiner Gegend Online gefunden und werde sie am Wochenende besichtigen. Da ich aber keine großen Erfahrungen mit einer richtigen Hobelbank habe, möchte ich euer Fachwissen in Anspruch nehmen. Auf was muss ich bei der Besichtigung achten? Mir fallen hier spontan folgende Punkte ein:
- paralleles Schließen der Vorder. und Hinterzange
- generell stabile Bauweise und ordentliches Gewicht
- Zustand der Bankhakenlöcher
- Genereller Holzzustand (Bohrlöcher, Holzwurmlöcher,...)

Fallen euch noch weitere Punkte ein, die mir eine böse Überraschung und einen Fehlkauf vermeiden helfen?

Vielen Dank
Heiko

[Dirk Boehmer]

Hallo Heiko,

erst einmal herzlich Willkommen hier im Forum. Schön, dass Du nicht nur mitliest, sondern auch selber
schreibst. Schön wäre es natürlich, wenn Du am Ende noch berichten wirst, was auch der ganzen Sache
geworden ist.

Da Du Dich ja schon eine Weile mit dem Thema Holz beschäftigst, solltest Du in der Lage sein, den
Zustand einer Hobelbank bewerten zu können. Da würde ich mich einfach nach guter Durchsicht auf mein Bauchgefühl
verlassen. So viel falsch machen kannst Du da nicht. So eine Ulmiabank ist ja an sich schon mal was Solides.
Wenn die total runtergekommen wäre, würde ich nicht kaufen, die Nacharbeit ist da nicht unerheblich. Bei gutem
Allgemeinzustand einfach kaufen, wenn der Preis stimmt.

Gruß
Dirk

[MarkusB]

Moin Heiko,

auch von mir ein herzliches Willkommen.

Ich würde so vorgehen, wie Dirk es schon beschrieben hat, dazu gehören natürlich auch deine aufgeführten Punkte.

Was mir aber speziell dazu einfällt, ist, dass man darauf achten sollte, dass die Hinterzange nicht hängt.
Wenn sie das macht, ist der Reparaturaufwand soviel ich weiß sehr groß.
Ich habe davon nicht wirklich viel Ahnung, aber das habe ich von einen anderen Bericht noch so im Hinterkopf.
Mach dich da mal hier schlau.

Grundsätzlich würde ich mir aber auch überlegen, eine HB selber zu bauen.
Anleitungen gibt es hier dafür haufenweise.
Die Behauptung, dass man eine HB braucht, um eine HB zu bauen, teile ich nicht.
Wichtiger ist, dass man weiß, was man will.

Viele Grüße

Markus

[Georg]

Grundsätzlich würde ich mir aber auch überlegen, eine HB selber zu bauen.

Man hört aber immer zum Bauen einer Hobelbank braucht man eine Hobelbank. ???
Ich würde mir auch erst einmal eine günstige gebrauchte Hobelbank zulegen. Bei der Suche die Punkte meiner Vorschreiber beachten. Spontan würde mir noch der Zustand des Gestells einfallen. Die Verbindungen sollten nicht ausgeleiert sein, denn sonst hast du beim Hobeln einen Wackeldackel.
Wünsche dir viel Erfolg bei der Suche.

[Claus Keller]

[In Antwort auf #151127]
Servus, Heiko,

mit einer Ulmia kannst Du nicht viel falsch machen. Lass Dich nicht von Äußerlichkeiten abschrecken, das kann man alles wieder hübsch machen. Auch Bohrlöcher, Sägespuren etc. sind nicht tragisch, sondern nur ein optischer Mangel. In einer Schreinerei kann man oft arg mitgenommene Bänke finden, wenn die damit arbeiten können, kannst Du es auch. Damit Du gleich mit ihr arbeiten kannst, sollte sie allerdings fest stehen, also die Verbindungen in Ordnung sein.

Viel Glück mit der ersten Hobelbank wünscht

Claus Keller, der an einer vom Vater ererbten Ulmia-Bank aus den 1930er-Jahren arbeitet

[David]

[In Antwort auf #151129]
Hallo Heiko,

ich würde dir auch empfehlen den Selbstbau zu erwägen. Sicherlich ist es leichter, wenn man schon eine Bank hat eine zu bauen, aber es geht auch mit zwei Böcken, so habe ich meine gebaut (siehe Foto). Ich hatte dann allerdings einen Schraubstock zum Stemmen zur Verfügung, aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich den verwendet habe. Gehen tut es jedenfalls auch mit ein paar Zwingen und dürfte günstiger werden als der Kauf, es sei denn man findet wirklich ein Schnäppchen.

Es gibt zwei gute Videoserien von Paul Sellers zu dem Thema:
- für eine Massivholzbank die man rein mit Handwerkzeugen bauen kann: https://www.youtube.com/watch?v=yiCnhVgVD5E&list=PLqyeNiM0BJuWNDgY1FpyxjveO2Y90CvD9
- für eine aus Multiplex/Sperrholz unter Zuhilfenahme einer Bandsäge: https://www.youtube.com/watch?v=wVjhhV9ivvk&list=PLqyeNiM0BJuUPM0NC5m7iQxK4XoszovPp

Gruß,
David

[Rolf Richard]

[In Antwort auf #151127]
Hallo Heiko,

was die Vorredner schrieben kann man bestätigen.

Es ist schon richtig - man braucht nicht unbedingt eine Hobelbank um eine solche zu bauen, aber es hilft sehr. Das sage ich, obwohl meine eigene Bank auch ohne Vorhandensein einer anderen Hobelbank entstand - aber das war eine üble Plackerei. Das macht man nur einmal!

Also gar keine schlechte Idee, eine halbwegs vernünftige Bank gebraucht zu kaufen....und wenns dann sein soll, eine neue Eigenkonstruktion darauf selbst zu bauen.

Bei einer Gebrauchten würde ich auf folgendes achten:

- hohes Gewicht - deutlich über deinem eigenen Körpergewicht!
- stabiles Gestell. Wenn es wackelt ist das nicht unbedingt ein Beinbruch,man sollte aber herausfinden, ob es sich einfach nachspannen lässt. Schraubverbindungen sind da ein klarer Vorteil.
- starke Bankplatte - mindestens 60mm. (Das führt auch zu einem hohen Gewicht.)
- Ebenheit der Bankplatte. Dabei gehts nicht um die (üblichen) Schrammen und Schmarren, sondern darum, dass die Platte über alles eine Ebene darstellt. Eine lange Wasserwaage gibt ersten Aufschluss.
- Gängigkeit der Zangen, ggf. auf Risse im Metall prüfen
- darauf achten, dass die Bank in den vorhandenen Raum so passt, dass man auch davor bzw. rechts/links genug Raum übrigbehält.
- Zerlegbarkeit der Bank wg. Transport

Nice to have:
- runde Bankhakenlöcher: Runde Bankhaken spannen besser und man kann Werkstückniederhalter oder Wonder Dogs einsetzen. Vorsicht - es gibt mehrere unterschiedliche Bohrungsdurchmesser! Auch wenn ich an sich sehr "metrisch" eingestellt bin - die 3/4'' (19,05mm) Bohrungen sind IMHO ein Vorteil, weil es dafür das meiste Zubehör gibt. Sie sind bei alten Bänken selten - man kann sie aber auch nachtäglich einbohren.

- Vorderzange mit Schnelleinstellung
- Hinterzange mit Doppelspindel
- höhenverstellbare Füsse zum Ausgleich von Unebenheiten am Boden (stabil müssen diese sein)

( Meine Bank: https://www.feinewerkzeuge.de/G10026.html) (Mehr Bilder: http://hatchcanyon.eu/Navigation/Sonstiges/Holz/Hobelbank/index.php

Viel Erfolg!

Rolf

[Pedder]

[In Antwort auf #151127]

Fallen euch noch weitere Punkte ein, die mir eine böse Überraschung [...] vermeiden helfen?

Schnell sein, die Dinger sind oft schneller weg.

Darauf achten, dass die Zangenmechaniken in Ordnung sind, den Rest kann man selber richten.

Leichter Lauf, fester schneller Schluss.

Die guten Mechaniken zeichnet aus, dass sie sehr lange leicht laufen und dann in einm kurzen Weg vollständig spannen.
Bei schlechten Zangen, kann (und muss man dann in der Praxis ) man noch immer weiter drehen.

Ich würde nicht mehr Geld ausgeben, als den Preis für gute neue Zangen + max. 100 €. Dann machst Du immer ein gutes Geschäft.
Selbst wenn Du irgendwann den Sirenen verfällst und Dir eine Bank baust.

Liebe Grüße
Pedder

[Tobias Lich]

[In Antwort auf #151129]

Die Behauptung, dass man eine HB braucht, um eine HB zu bauen, teile ich nicht.
Wichtiger ist, dass man weiß, was man will.

Wobei das genau der springende Punkt ist: Erst wenn man mal eine Hobelbank eine zeitlang im Einsatz hatte weiß man was einem selbst daran wichtig ist, was verbessert werden sollte und worauf man verzichten kann.
M.M.n. ist erst dann ein Selbstbau sinnvoll.

Gruß
Tobias Lich

[Horst Entenmann]

[In Antwort auf #151130]
Hallo Georg,

Man sollte nicht alles glauben was man so hört ;-)
Wenn man natürlich die Platte aus einzelnen Stäben zusammenleimt und von Hand abrichtet wird es schwer.
Ich habe zum Beispiel eine alte Hobelbankplatte auf ein neues Gestellt montiert und dann die Platte noch etwas kosmetisch bearbeitet.
Dazu braucht es nicht so viel. Eine Hobelbank wäre zwar schön gewesen, es ging aber auch ohne.

Die alte deutsche Vorderzange die dran war, wäre nicht meine erste Wahl gewesen, aber mit der bin ich jetzt vollauf zufrieden und könnte mir nicht vorstellen eine andere zu haben.
Ich habe auch die Löcher für die Bankhaken auf das runde System geändert und habe das nicht bereut.

Und bei mir war der Platz für eine normale Hobelbank nicht vorhanden. Ich war froh daß ich überhaupt etwas in der richtigen Größe gefunden habe. Ursprünglich dachte ich deswegen auch an einen Eigenbau.
Und man kann sich auch gleich ein paar Besonderheiten einbauen, wenn man schon mal dabei ist.

Gruß Horst