Trend Diamantstein hinterlässt Macken *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Martin Bartsch
Beiträge: 4
Registriert: So 17. Mär 2019, 12:09

Trend Diamantstein hinterlässt Macken *MIT BILD*

Beitrag von Martin Bartsch »


Hallo zusammen,

dieses ist mein erster Beitrag, auch wenn ich hier schon seit einigen Jahren immer mal wieder mitlese und schon so manche wertvolle Information bekommen habe. Vielen Dank dafür also an dieser Stelle!

Nun zu meinem Problem:

Ich habe seit einigen Tagen einen Trend Diamantstein (Doppelseitig mit 300/1000 Grid).Damit wollte ich die Ssuerei umgehen, die mein Wasserstein hinterlässt. Meine Stechbeitel habe ich mit dem neuen Stein erfolgreich geschärft. Erst mit 300, dann 1000 und zum Schluss auf Leder mit Polierpaste abgezogen. Die sind so scharf, dass ich damit Haare vom Arm rasieren kann.

Mit meinem Juuma Einhand Simshobel hatte ich leider kein Glück.
Beim schleifen des Eisens scheint der Stein kleine Macken an der äußersten Vorderseite zu erzeugen, die ich nicht wegbekomme. Erst dachte ich, dass es sich nur um den Grat handelt, bei dessen Entfernung dann auch die Schneide glatt und mackenfrei wird, aber auch nach dem Polieren von Phase und Spiegelseite bleiben die Macken. Die Klinge wird nicht richtig scharf, die „Rasierprobe“ besteht sie nicht und das Hobeln von Hirnholz klappt auch nicht zufriedenstellend.

Was mache ich falsch? Oder kann es an den relstiv neuen Diamansteinen liegen?

Auf dem angehängten Foto sieht man die Macken.

Horst Entenmann
Beiträge: 1156
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Trend Diamantstein hinterlässt Macken

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Martin,

Zuerst dachte ich auch an einen Grat als ich dein Bild gesehen habe, aber das hast du ja ausgeschlossen.
Eine andere Sache wäre evtl. ein Härtefehler. Also kleine Ausbrüche aufgrund von Rissen beim Abschrecken.

Zuerst könntest du vielleicht nochmal den Wasserstein rausholen und den probieren. Nur um sicher zu sein, daß es nicht an der Diamantplatte liegt. Wenn es aber bei dem Stemmeisen ging, dann sollte es bei Hobeleisen eigentlich auch funktionieren.
Vielleicht könntest du auch ein anderes Eisen schärfen und schauen ob es da auch auftritt.

Ansonsten könnte ich mir nur vorstellen daß du die grobe Seite der Diamantplatte meiden solltest. Ich habe eine sehr grobe Platte, die ich nur für größere Flächen verwende und nicht für Schneiden oder Spitzen. Die müsste aber deutlich grober sein als 300.
Ich habe hier schon mehrfach gelesen, daß es bei dem einen oder anderen Eisen zu Ausbrüchen kam und es besser wurde nachdem etwas mehr Material abgenommen wurde.

Gruß Horst

Martin Bartsch
Beiträge: 4
Registriert: So 17. Mär 2019, 12:09

Re: Trend Diamantstein hinterlässt Macken

Beitrag von Martin Bartsch »


Hallo Horst,
vielen Dank für deine schnelle Antwort! Dass die Klinge selbst nicht (mehr) hart genug ist, würde die Ausbrüche erklären. Ich hatte sie fürs Grobe nur kurz auf dem Bandschleifer, allerdings immer mit den Fingern relativ weit vorn, sobald es warm wurde, habe ich die Klinge in Wasser abgekühlt.

Was meintest du mit „abschrecken“? Das „ins Wasser tauchen“, was ich eben beschrieben habe?

Ich werde deine Tipps mal ausprobieren.

Viele Grüße
Martin

Horst Entenmann
Beiträge: 1156
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Härten von Stahl

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Martin,

Stahl wird härtbar wenn genügend Kohlenstoff enthalten ist. Daneben gibt es auch noch andere Legierungselemente die die Härtbarkeit beeinflussen können.
In deinem Fall dürfte es sich um einen relativ einfachen kohlenstoffhaltigen Stahl handeln ohne besondere Legierungszusätze.
Der Härtevorgang sieht in etwas so aus, daß man das Eisen genügend hoch erhitzt und die Temperatur kurze Zeit hält. Dabei passiert etwas mit dem Gefüge das wir jetzt nicht näher diskutieren.
Wenn man zu langsam abkühlt, dann geht der Stahl wieder in das frühere Gefüge zurück und bleibt weich. Wenn man aber ausreichend schnell abkühlt (man nennt das Abschrecken) dann bleibt das Gefüge wie im heißen Zustand, der Stahl wird hart.
Einen ganz einfachen Kohlenstoffstahl muß man sehr rasch abkühlen, das macht man oft in Wasser. Andere Stähle werden in Öl abgeschreckt oder sogar einfach nur an der Luft gelassen. Auf Meisseln sieht man manchmal den Hinweis: "Lufthärter".

Dabei gibt es zwei Probleme. Das Eisen verzieht sich gerne, vor allem wenn man es einseitig abschreckt, da ein Stab im heißen Zustand länger ist als im kalten. Wenn er einseitig abgekühlt wird, dann krümmt sich der Stab.
Das zweite Problem ist damit verwandt: Das Eisen kühlt von außen nach innen ab, das heißt die Außenhaut verkürzt sich, das Innere ist noch heiß. Die auftretenden Spannungen können so hoch werden, daß sich an der Oberfläche kleine Risse bilden. Das könnte bei dir der Fall sein und für die kleinen Ausbrüche sorgen.

Du hast geschrieben daß du das Messer am Bandschleifer angeschliffen hast und regelmäßig in Wasser getaucht hast. Das nennt man nicht Abschrecken sondern kühlen. Wenn man trocken schleift und dabei das Eisen zu warm wird, dann verliert es wieder einen Teil der Härte. Das nennt man Anlassen und wird teilweise bewußt gemacht. Der Stahl verliert dadurch an Härte, wird aber wieder zäher was die Neigung zu brechen reduziert. Wenn das passiert wäre, dann hättest du keine Ausbrüche sondern die Schneide würde sich umbiegen bzw. einfach schnell ihre Härte wieder verlieren. In dem Fall könnte es ebenfalls helfen etwas mehr vom Eisen abzuschleifen bis du wieder in härterem Material bist.

Gruß Horst

Martin Bartsch
Beiträge: 4
Registriert: So 17. Mär 2019, 12:09

Re: Härten von Stahl *MIT BILD*

Beitrag von Martin Bartsch »


Hallo Horst,
vielen herzlichen Dank für deine interessanten Ausführungen! Ich habe die Klinge nun nochmal mit meinem Kombi-Wasserstein geschliffen. Erstmal mit der gröberen Seite so weit, bis die Kerben verschwunden sind. Die Schneide wurde dadurch deutlich „ebener“, allerdings ist auch eine neue Macke dazugekommen. Nach dem Polieren und Abziehen der Phase auf dem Leder sah es zunächst sehr gut aus, allerdings hat das Abziehen der Spiegelseite (auf Multiplex mit Polierpaste) dann wieder neue Bruchstellen erzeugt (siehe Foto). Ich vermute also, dass – trotz der deutlich besseren Ergebnisse mit dem Wasserstein statt der Diamantplatte – mit dem Material tatsächlich etwas nicht stimmt.
Ich habe dann noch einen Stechbeitel mit Diamant und Abziehleder rasiermesserscharf geschliffen (ohne Ausbrüche) und auch meine Stanley #4 Schneide hat mit dieser Methode keine Ausbrüche bekommen. Sie wurde allerdings erst mit dem Wasserstein wirklich scharf – eventuell ist die 1000er Seite des Diamantsteins noch nicht fein genug, weil ich damit ja erst seit wenigen Tagen arbeite und hauptsächlich die 300er Seite der Platte verwendet habe. Möglicherweise liegt es aber auch an anderen Dingen wie z.B. dem Anpressdruch beim Schleifen (relativ schmaler Stechbeitel vs. breites Hobelmesser) oder daran, dass ich den Stechbeitel freihand abgezogen habe, das Hobelmesser dagegen in der Schleifführung gelassen habe.

Eine größere Menge abzuschleifen, um das evtl. fehlerhafte Material der Juuma-Klinge abzutragen, fällt mir noch schwer. Den Bandschleifer möchte ich nur ungern wieder einsetzen, weil er durch die Ungenauigkeit noch viel Korrekturarbeit übrig lässt.. Auch mit Schleifpapier wurde es bei mir ziemlich krumm, trotz genügend planer Granitplatte als Unterlage. Diamant- und Wasserstein sind nicht aggressiv genug.
Da muss ich mir also noch etwas überlegen, und eventuell ein Doppelschleifer mit vernünftige Auflage / Schleifhilfe oder ähnliches besorgen.

Liebe Grüße
Martin

Horst Entenmann
Beiträge: 1156
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Diamantplatten und Wassersteine

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Martin,

Es freut mit zu hören, daß ich dir etwas weiterhelfen konnte. Daß du den Fehler so weit einschränken konntest ist ja schon ein Fortschritt.

Ich habe auch zwei Handhobel von Juuma und hatte keine Probleme mit den Eisen, das ist also sicher nicht der Normalfall.
Von dem Eisen etwas abzuschleifen wäre nur ein Versuch das nochmal zu retten, gut wäre natürlich ein Nassschleifgerät. Evtl. könntest du das Eisen reklamieren?

Meine Erfahrung mit Diamantplatten ist daß die sich hervorragend zum Schruppen eignen aber wenn es feiner wird kommt man nicht um Wassersteine herum. Ich habe das auch immer wieder von anderer Seite gelesen, daß für den Endschliff etwas anderes genommen wird.
Die Zahlen bezüglich der Körnung sind nur ein Richtwert, da die Normung da nicht einheitlich ist. Es könnte sein, daß deine Diamantplatte trotz der Angabe 1000 spürbar gröber ist als dein Wasserstein, was deine Beobachtung erklären würde.

Ich benutze drei Wassersteine mit den Körnungen 1000, 3000 und 8000. Zwischen 3000 und 8000 spüre ich in der Schärfe keinen Unterschied mehr, man sieht aber an der Schleiffläche daß die von matt auf nahezu poliert wechselt.
Etwas zwischen 3000 und 5000 wäre vielleicht für dich eine gute Ergänzung.

Eine kleine Ergänzung noch: Die schräge Anschlifffläche heißt Fase, aber das ist eine Phase durch die wir allem mal gehen. :-D

Gruß Horst

Gerd Fritsche
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Härtefehler

Beitrag von Gerd Fritsche »

[In Antwort auf #151050]
Hallo Martin,
der Fehler liegt meiner Meinung nicht am Schleifen sondern hier liegt ein Fehler im Stahl oder ein Härtefehler vor.
Reklamiere das Eisen beim Lieferanten, er wird dir ein neues schicken falls die Garantie nicht abgelaufen ist.
Viele Grüsse
Gerd.

Martin Bartsch
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Registriert: So 17. Mär 2019, 12:09

Re: Härtefehler

Beitrag von Martin Bartsch »


Hallo zusammen,

vielen Dank für eure Antworten. Leider ist die Gewährleistung schon abgelaufen. Außerdem ist aus Sicht des Verkäufers das Trockenschleifen auf dem Bandschleifer die Ursache für die Fehler im Material bzw. die Ausbrüche. Das wundert mich ehrlich gesagt etwas, da ja auch Fachleute wie Heiko Rech oder Paul Sellers mit Trockenschliff ihre Eisen bearbeiten, natürlich mit der gebotenen Vorsicht hinsichtlich der Temperatur.

Viele Grüße – Martin

Pedder
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Re: Härtefehler

Beitrag von Pedder »


Moin Martin,

das Ersatzeisen kostet € 11,50 Dafür würde ich mich nicht lang mit dem Eisen abgeben.
(Allerdings würde ich auch als Verkäufer nicht lange fackeln und Dir so ein Ersatzeisen senden.)

Liebe Grüße
Pedder



Rafael
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Re: Härtefehler

Beitrag von Rafael »


Gab es das Problem auch schon vor dem Einsatz auf dem Bandschleifer?

Rafael

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