Welcher Einhandhobel ist der beste zum Einstieg?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Mondo88
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Welcher Einhandhobel ist der beste zum Einstieg?

Beitrag von Mondo88 »


An alle Hobelexperten,

ich würde mir gerne als nächstes einen Einhandhobel (Preis ist erstmal unwichtig) zulegen und hätte dazu gerne eure Meinung zu folgenden Sachen:

1. Flachwinkler Ja oder nein?
2. Welches System zur Eisenfeinjustierung?
3. Mit Simsfunktion oder ohne?
4. Gebraucht oder neu?
5. Welcher Hobeleisenstahl?
...diese Liste dürft ihr gerne ergänzen :-)

Bin gespannt mit was ihr euch so durchschlagt ... Sascha



reinhold
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Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Welcher Einhandhobel ist der beste zum Einstie

Beitrag von reinhold »


hallo Sascha,

auch wenns Geld glücklicherweise keine Rolle spielt, sollte man wenigstens wissen, was man will, das hilft bei der Fragestellung.

Ich versuche trotzdem zu antworten:

zu 1. die Antwort ist hier relativ einfach. Wenn schon Einhandhobel, dann Flachwinkler.

zu 2. da gehen die Meinungen auseinander. Mir gefällt das modifizierte Norris-System, weil es sehr geringes Spiel bei der Längsverstellung aufweist und eine Querverstellung zulässt. Und wenn wir schon dabei sind, ein verstellbares Maul muss sein. Beachte, dass manche teuren Einhandhandhobel keine Querverstellung zulassen oder ein festes Maul haben.

zu 3. eierlegende Wollmilchsäue gibt es in der Realität keine. Wenn Du einen Simshobel brauchst, dann kauf dir einen.

zu 4. wenn einer ein gebrauchtes Werkzeug verkauft, dann ist es garantiert das, mit dem er am wenigsten zufrieden ist. Warum soll es für dich gut genug sein?

zu 5. auch da gehen die Meinungen auseinander. Zumal die Wahl eines bestimmten Stahls gleich wieder die Frage nach den geeigneten Schleifsteinen aufwirft. Und entscheidend vom beabsichtigten Anwendungszweck abhängt. Wenn an deinem Rohstoff auch mal beschichtete Kanten oder Oberflächen dran sind, ruinierst du in 0,nichts deine teuren Kohlenstoffstahleisen. Dann hilft nur HSS oder gleich Rali.

zu 6. ich hatte hier die Frage nach einer Kaufempfehlung vermisst. Also: geh allem aus dem Weg, was rote oder grüne Farbreste aufweist. Für richtig feines Arbeiten habe ich den Veritas DX60 mit A2 Eisen. Für die 100erlei kleinen Arbeiten, die jeden Tag anfallen, habe ich einen Record 60 1/2. Da könnte auch zur Not ein Stanley 60 1/2 gehen.

viel Spass beim Einkaufen
reinhold


Rolf Richard
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Re: Welcher Einhandhobel ist der beste zum Einstie

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Sascha!


1. Flachwinkler Ja oder nein?
2. Welches System zur Eisenfeinjustierung?
3. Mit Simsfunktion oder ohne?
4. Gebraucht oder neu?
5. Welcher Hobeleisenstahl?


Schwer zu sagen!

zu 1: Flachwinkler sind sinnnvoll,weil man auch über Hirn arbeiten wird. Andererseits ist auch der ECE 649 P ein interessantes und gut funktionierendes Werkzeug.
zu 2: natürlich mit fein justierbarer Tiefeneinstellung und Lateralkontrolle. Eisenhobel sind dabei zumeist besser.
zu 3: braucht man nicht, dafür hat man einen Simshobel
zu 4: würde ich nur neu kaufen
zu 5: eher uninteressant - ich würde einen schnell schleifbaren Stahl vorziehen.

Ich besitze gleich 3:
- den erwähnten ECE als Holzhobel
- Stanley 60 1/2
- den Juuma-Einhandhobel von Feine Werkzeuge

Am handlichsten sind die beiden Eisenhobel, aber es gibt auch Situationen, da ist der ECE besser!

Gruss
Rolf

Pedder
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Re: Welcher Einhandhobel ist der beste zum Einstie

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #150721]
Hallo Sascha,

ich antworte, ohne Hobelexperte zu sein.

Das war mal meine Auswahl:



Mit den klassichen Einhandhobeln der Größe 9,5 oder 60,5bin ich nie warm geworden. Mein Lie-Nielsen 60,5 (und vorher andere) habe ich wieder verkauft.
Mir liegt die Größe nicht gut in einer Hand (Dabei trag ich Handschuhgröß 12) und der LN war mir zu schwer!

Ich mag die Größe drunter richtig gern:
Kunz 100, Lie-Nielsen 102, Veritas Apron Plane.
Alles, was Größeres braucht, mache ich lieber mit einem Putzhobel.


Ich mache aber auch wirklich nicht viel mit Hobel. Von daher ist meine Aussage sicher nicht wirklich relevant.

Liebe Grüße
Pedder


Horst Entenmann
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Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Welcher Einhandhobel ist der beste zum Einstie

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #150721]
Hallo zusammen,

Ich würde ja sagen: Flachwinkler auf jeden Fall.
Entweder ein alter Stanley 60,5 oder ein Verwandter bzw. Juuma oder Veritas. So einen Hobel braucht man immer wieder, kann man eigentlich nichts falsch machen.
Gebraucht gerne, wenn was verfügbar ist. Meine Juuma haben mich bezüglich der Verarbeitungsqualität positiv überrascht, da würde ich mir das überlegen ob ich relativ viel Geld für einen neuen Veritas drauflege.

Sims- oder normal ist eine Frage was man so machen will. Um auch mal Zapfen zu verputzen oder so was, ist die Simsversion von Juuma gar nicht schlecht, aber da kann man sich ordentlich die Finger anschlagen weil man da den Hobel kaum noch halten kann.
Ein richtiger Simshobel ist, wenn man so etwas öfter macht, dann doch wohl besser.

Wenns ein gebrauchter ist, dann halt mit dem Stahl der drin ist, auch bei den Juumas. Bei Veritas würde ich wohl den PM-V11 nehmen. Ein gebrauchter mit A2-Stahl wäre aber auch nicht der Beinbruch.

Gruß Horst



Tom B.
Beiträge: 413
Registriert: Mi 20. Mär 2019, 14:18

Re: Welcher Einhandhobel ist der beste zum Einstie

Beitrag von Tom B. »

[In Antwort auf #150721]
Schönen guten Morgen Sascha,

ich gebe mal - meine - Meinung dazu:

1. Flachwinkler Ja oder nein? => Flachwinkler; damit bist Du flexibler beim Schnittwinkel (zumindest in der Theorie)
2. Welches System zur Eisenfeinjustierung?
3. Mit Simsfunktion oder ohne? => finde ich als Einstiegshobel ungeeignet; zwar (vornehmlich) flexibler, in der Praxis find ich ihn aber unangenehm, weil (meine) Hand/Finger immer in dem "Loch" an der Seite ist
4. Gebraucht oder neu? ) => Gebraucht setzt ein gewisses Wissen um Hobel voraus; "geht" aber natürlich. Einfacher & schneller ist aber wohl "neu"
5. Welcher Hobeleisenstahl? => die in meinen Augen besten Eisen macht Gerd Fritsche (D2); danach kommt Lie Nielsen und dann Veritas mit dem PM-V11 Stahl

Persönlich habe ich den Lie Nielsen Nr 102 (Bronze) praktisch bei jedem Projekt in der Hand; meist für die Kanten/Fasen. Danach kommt (gleicher Rang) mein selbst gebauter Einhand Hobel von Gerd Fritsche und der Lie Nielsen Nr. 60 1/2 zur Anwendung. Der eine ist eher "grob" eingestellt, der andere eher "fein".

Dir eine gute Entscheidung.

Herzliche Grüße

Tom

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Welcher Einhandhobel ist der beste zum Einstie *MIT BILD*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #150721]
Hallo Sascha,
ich "schlage mich durch" mit dem, was da an der Wand hängt:



von links: ein LN 100, ein alter Stanley 102, ein Juuma Flachwinkel- Simshobel und ein Veritas Flachwinklel- Einhandhobel.

Der kleine LN ist nützlich, wenn man wirklich wenig Platz hat, aber die Einstellung ist wegen des schlecht zugänglichen Eisens mühsam, und das stummelig kurze Eisen auch schweirig zu schärfen.
Der Stanley 102 ist fürs Grobe, draußen beim Zimmern mal Kanten anfasen (dafür sehr gut, aber nur dafür).
Der Juuma Flachwinkel- Simshobel ist bei mir geblieben, nachdem ich eine Gebrauchsanleitung für die Juuma- Flachwinkler verfasst hatte.
Den Veritas Flachwinkel- Einhandhobel habe ich seit geschätzt 15 Jahren, als ich mir den kaufte gab es von Veritas gar keinen anderen.

Ich kenne außerdem die anderen Juuma- Einhandhobel und hatte auch mal einen Veritas mit schräg eingebautem Eisen hier (Overkill, als Ergänzung für schwierige Anwendungen aber denkbar).

Zu Deinen Fragen:

Flachwinkler ja oder nein? Eigentlich gibt es ja fast nur Einhandhobel mit Fase oben, und ich würde auch nichts anderes empfehlen, weil variabler im Schnittwinkel. Damit fällt der ECE raus, den würde ich aber auch nicht wollen wegen der Holzsohle; ich benutze die kleinen oft zum Anfasen und würde Rillenbildung an einer hölzernen Sohle befürchten.

Eisenfeinjustierung: Ich habe den Veritas mit der kombinierten Zustellung/ Lateralverstellung. Das ist nicht das Gelbe vom Ei, weil es eigentlich gar keine Übersetzung des Einstellweges (lateral) ist. Ärgert mich an allen Veritas- Hobeln die das haben. Viel einfacher und besser ist eine Zustellung (Spandickeneinstellung) per Spindel und dann lateral indem man direkt am Eisen drückt. Geht hier auch deswegen gut weil Flachwinkler bei der Lateraleinstellung sehr unempfindlich sind.

Simsfunktion: Besser nicht. Flachwinkler mit Simsfunktion habe als Bett einen ganz dünnen, freistehenden Keil. Der ist erstens empfindlich und macht die Bettung des Eisens auch elastischer als sie sein müsste. Wenn man das nicht unbedingt braucht...

Gebraucht oder neu: Ein guter gebrauchter ist auch teuer, und wenn das Eisen verpfuscht ist, schleift man sich zu Tode. Also besser neu, es muss ja gar nicht der teuerste sein.

Stahl: Ich habe gute Erfahrunge sowohl mit A2- Eisen (Veritas, LN) als auch mit den T10-Eisen der Juuma- Hobel gemacht. Die lassen sich auch gut schärfen. Das härteste und schnitthaltigste Eisen meiner Einhänder hat der alte Stanley 102, das ist also alles kein Hexenwerk. PM wäre mir zu mühsam zu schärfen.

Was ich Dir empfehlen würde? Auf jeden Fall einen Hobel, der nach modernen Qualitätsmaßstäben gefertigt ist. Die billigen grünen würden mir nicht ins Haus kommen, über sowas habe ich mich schon geärgert, das tu ich mir nicht mehr an. Das andere Extrem sind die Edelprodukte von Veritas (bis hin zu komplett rostfrei) oder LN ( in Bronze und was es da noch so gibt). Das muss man sicher nicht haben, aber schaden tut es auch nicht.

Ein Aspekt noch: Die hochwertigen Flachwinkler der üblichen Größe sind alle sehr schwer. Beim Anfasen und anderen Arbeitsgängen, bei denen man den Hobel schnell hin- und herbewegt, stört diese Masse. Da wäre ein leichterer Hobel (z.B. der Veritas apron plane) günstig, da muss mann dann aber auf das einstellbare Maul verzichten, das sehr hilfreich ist wenn es darum geht Ausrisse zu vermeiden.

Ich war (als ich die Juuma- Flachwinkler hier hatte) sehr positiv überrascht von den Juuma- Einhandhobeln, besonders von dem mit 20° Bettung (300030 bei Dieter). Der liegt besser in der Hand als sein 12°- Kollege, hat eine robustere Eiseneinstellung und mit Gegenfase am Eisen noch einen reichlichen Freiwinkel. Und das Eisen ist sauber gefertigt, gut schnitthaltig und schärfbar. Wenn Du keine speziellen Anforderungen hast, wäre das meine Empfehlung.

Ich wünsche erfolgreiche Auswahl!

Friedrich



Pedder
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Re: Bettwungswinkel

Beitrag von Pedder »


Flachwinkler ja oder nein? Eigentlich gibt es ja fast nur Einhandhobel mit Fase oben, und ich würde auch nichts anderes empfehlen, weil variabler im Schnittwinkel.


Hallo Friedrich,

aber nicht jeder Faseoben Hobel ist ein Flachwinkler. Bei den Einhandhobeln gibt es welche mit 20° Bettungswinkel und 12,5 °.
Nur letzterer erlaubt bei einem normal geschliffenen Eisenen eine Schnittwinkel unter 40° und damit etwas, was ich als flachen Winkel bezeichnen würde.

Liebe Grüße
Pedder

Georg Pfab
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Re: Welcher Einhandhobel ist der beste zum Einstie

Beitrag von Georg Pfab »

[In Antwort auf #150721]
Hallo,
ich werfe jetzt noch den RALI Einhandhobel in den Ring.
Der Hobel ist nicht schlecht, vielleicht nicht unbedingt für feine Putzarbeiten und Hirnholz geeignet aber für den Rest um so besser.
Dieser hat eine große Schnittbreite, lässt sich sehr schnell und genau einstellen, das Messer ist immer parallel und durch die Wechselklingen immer einsatzbereit, ein idealler Hobel für die Montage.
Durch die Möglichkeit auch Hartmetallklingen einzusetzen, können auch Spanplatten und härtere Materialien bearbeitet werden.
Ich selbst habe den Veritas block plane an der Werkbank und den Rali in der Montagekiste.
Wie schon von Friedrich erwähnt ist der Veritas aber für viele Einhandhobelarbeiten recht schwer, weshalb ich mich noch nach einem deutlich leichteren und handlicheren umsehe.
Hat schon jemand den neuen Veritas Einhandhobel im Einsatz, sieht aus wie das Eichhörnchen von Kunz nur mit Feineinstellung.
Grüsse
Georg Pfab

Pedder
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Feineinstellung? e

Beitrag von Pedder »


Hallo Georg,

Hat schon jemand den neuen Veritas Einhandhobel im Einsatz, sieht aus wie das Eichhörnchen von Kunz nur mit Feineinstellung.


Feineinstellung hat mich interssiert. Habe ich nicht gefunden. Meinst Du den? http://www.leevalley.com/us/Wood/page.aspx?p=57205&cat=1,41182

Der hat nach meinem Verständnis keine Feineinstellung. Mit dem Rad wird nur das Eisen von unten gegen zwei Basen im Hobelkörper gedrückt und so gehalten.

Aber so ein geläpptes Eisen verbessert einen Kunz Moppl wahrscheinlich erheblich.

Liebe Grüße
Pedder

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