PM-V11 zügig Schärfen (Ein Erfahrungsbericht)

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Mondo88
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PM-V11 zügig Schärfen (Ein Erfahrungsbericht)

Beitrag von Mondo88 »


Ich schmeiss erstmal an Alle ein frohes neues Jahr in die Runde.

Neben diversen anderen Hobeln habe ich einen LA-Jack von Veritas mit PM-V11 Eisen (57mm breit / 5mm dick !!!), dessen Schnitthaltigkeit ich sehr schätze.
Ich habe das stumpfe Eisen bisher auf einem grünen Naniwa Professional 400 geschruppt und bin anschließend auf den 8000er Naniwa Gelb und habe beide Mikrofasen angezogen, so wie Friedrich das macht.
Das war nur möglich, weil der grüne sehr gut die Form hält, trotz hohem Abtrag und der gelbe direkt weitermacht, wo der grüne aufgehört hat. Wo ist nun das Problem? Es dauerte einfach alles zu lange :-) Außerdem war der grüne sehr weit abgenutzt, ich hatte jetzt zum Schluß nur noch 4mm drauf. Der gesamte Schärfvorgang dauerte etwa 10 Minuten pro Eisen.

Zu Weihnachten gab es den weißen 120er Shapton (Hano-Kuromaku-Seria von Dieter), der sollte den grünen ersetzen.
Ich habe den weißen zuerst ordentlich abgerichtet und bin dann mit dem Hobeleisen drauf um die stumpfe Mikrofase weg zu schruppen - absolut keine Chance ! Das Eisen ist nahezu über den Stein gerutscht, trotz heftigem Druck meinerseits. Bei einem Kohlenstoffstahl Eisen aus einem Holzhobel ging der weiße allerdings wunderbar. Da ich aber hauptsächlich mit PM-V11 arbeiten möchte, war das nur ein guter Vergleich, der mir nicht viel gebracht hat. Das hätte ich mir nie träumen lassen, mann war ich enttäuscht. Ok, nach dem ich mich wieder gefangen hatte bin ich dem Problem auf den Grund gegangen. Der weiße ist einfach zu hart gebunden, er greift den harten PM-Stahl nicht gut an und rutscht. Es muss also ein Stein her, der etwas weicher gebunden ist, aber dennoch formstabil ist und gut abträgt. Genau diese Eigenschaften hatte ich mir vom weißen erhofft. Ich schrieb eine Mail an den Veritas Support. Eine Antwort kam am selben Abend. Veritas meinte, das PM-V11 genauso leicht zu schärfen sei, als A2. Und das man dafür handelsübliche Schleifsteine benutzen sollte.

Also dem ist absolut nicht so! Ein A2 Eisen braucht nach meiner Methode, mit meinen Steinen höchstens 3 Minuten, dann ist das wieder gebrauchsfertig. Es half alles nichts, ich musste
Friedrich anrufen! Gesagt getan. Nach dem netten Telefonat mit Friedrich war ich schlauer ...(warum hab ich das nicht gleich gemacht ... hmmm)

Ein 220er Shapton "Moos" (Hano-Kuromaku-Serie") musste her. Hab den noch am selben Abend bestellt.
Der Stein ist etwas weicher gebunden, merkt man schon beim Abrichten auf dem Klinker, und er schlämmt gut, ähnlich dem grünen Naniwa.
Ich habe nun mein Eisen eingespannt und hab es mit dem gleichen Enthusiasmus Vorwärts bewegt wie auf dem weißen, dabei hätte sich das Eisen fast "überschlagen", so krass hat dieser Stein ins Material gegriffen. Echt Heftig!
Nach ein paar Zügen habe ich die Ebenheit der Schneide immer wieder kontrolliert, alles gerade. Nach dem die stumpfe Mikrofase weg war, bin ich direkt auf den gelben 8000er und habe beide Mikrofasen angezogen, perfekt !
Nachdem die Schneide wieder stumpf war, habe ich die Zeit erneut gestoppt. Ich brauche ca. 6 Minuten um das Eisen zu schärfen - ist schon ne Hausnummer, vorher 10 Minuten. Nochmal: Das Eisen ist 5 mm dick !
Genau so wollte ich das haben - zwei Steine für das PM-V11, einen formstabilen Schruppstein und einen Abziehstein, mehr nicht. Geile Sache. Nun war ich wieder happy.

Mich würde an dieser Stelle EURE ERFAHRUNGEN beim Schärfen von PM-V11 interessieren. Bitte schreibt doch mal was dazu.

Vielen Dank an Friedrich für die großartige Empfehlung. Damit hat sich das Schärfen von PM-V11 erheblich verbessert.



Andreas Ranogajec
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Re: PM-V11 zügig Schärfen (Ein Erfahrungsbericht)

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Hallo Mondo,...
wenn ich dich richtig verstanden hab, dann hat dir das Schleifen per Hand zu lange gedauert!?!... Da ich kein Steine-Purist bin, gehe ich sowas pragmatisch an.
Ich würde eine leichte Hohlfase auf dem Schleifbock anschleifen und hätte dann nur die mehr oder minder verkleinerte Schnittkante der Fase handzuschleifen...
Unter 1000 schleif ich gar nicht...für mich ist das vergeudete Zeit. Wenn man die Spiegelseite abzieht, nimmt man auch nur den vorderen Bereich in Angriff und
zieht nicht vollflächig ab.

Beste Grüße


Mondo88
Beiträge: 63
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Re: PM-V11 zügig Schärfen (Ein Erfahrungsbericht)

Beitrag von Mondo88 »


Hi,

warum ist das vergeudete Zeit, wenn ich mit einem schruppstein (220) die stumpfe Mikrofase wegarbeite und das zügiger geht als mit einem Schleifstein (1000)? Danach kommt die Mikrofase, zwischendrin gibts da nichts mehr. Die Anmerkung, eine Hilfsfase anzubringen finde ich gut, das hat mir Friedrich auch geraten. Vielleicht mache ich das auch noch, mal sehen. Eine Schleifmaschine habe ich nicht, und bisher habe ich auch keine gebraucht bzw. vermisst. Ich versuche so nachhaltig wie möglich zu arbeiten, eben ohne Strom.

Grüße vom Sascha

Friedrich Kollenrott
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Re: PM-V11 zügig Schärfen (Ein Erfahrungsbericht)

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #150699]
Hallo in die Runde,

ich wurde hier ja schon erwähnt. Ich habe ein einzigen PM-V11 Eisen, für den Veritas Bestoßhobel (den großen), also das gleiche Eisen mit dem Sascha sich plagt. Ich kenne auch die Aussage, PM V11 sei nicht oder nur unwesentlich mühsamer zu schärfen als übliche Stähle (wie A2). Und ich meine: Das ist so einfach nicht wahr ( D2 ist auch so ein Thema, aber ich bleibe hier mal beim PM V11).

Der Zeitaufwand zum Schärfen meines zum Glück einzigen PM-V11- Eisens beträgt das Mehrfache aller sonstigen Eisen, die ich habe. (2- bis 5-mal, nach Gefühl). Ich will ja nicht bestreiten, dass dieses Eisen auch auffallend schnitthaltig ist, aber das bekommt man eben nicht geschenkt.

Einen Schruppstein (vorzugsweise den erwähnten 220er Shapton) setze ich von Zeit zu Zeit ein, um an sehr dicken Eisen die mit dem Schleifstein zu bearbeitende Fasenfläche zu verkleinern (kann man in schöner Ausführlichkeit in meiner Anleitung nachlesen). An dem Eisen für den Bestoßhobel also: Eine geschruppte 25°- Fase, im Neuzustand etwa 8mm breit, damit ist der meiste Stahl schon mal weg. Die geschliffene Fase (1000er Shapton) unter 30°, für die bleibt noch etwa 3mm Breite übrig. Im Laufe der Zeit wird die immer breiter, irgendwann wird dann die geschruppte Fase nachgearbeitet. Und die Mikrofase (mit dem 8000er Cerax oder Naniwa), 35°. Gegenfase 3°. Somit 38° Keilwinkel, damit treten auch beim Bestoßen von Nadelholz usw. keine Schäden auf, das spricht für das Eisen, mit A2 ging das nicht.

Ein Schärfen des PM-V11- Eisens von Hand nur mit 1000er Stein (ohne geschruppte Hilfsfase) ist eigentlich unzumitbar- es sei denn, es gibt einen Stein der mit diesem Eisen eine erheblich höhere Abtragsleistung erbringt. Hat jemand Erfahrungen in diese Richtung? Wie geht es mit Diamantplatten?

Würde mich auch sehr interessieren.

Grüße, Friedrich


Georg Pfab
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Re: PM-V11 zügig Schärfen (Ein Erfahrungsbericht)

Beitrag von Georg Pfab »

[In Antwort auf #150699]
Hallo,
ich verwende fast ausschließlich PM und D2 Eisen und finde nicht das der Schärfaufwand dafür deulich höher wäre. In der Summe spart man sich mit diesen Eisen, durch die hohe Standzei, viel Zeit für das schleifen.
Ich schleife wie bereits in einem früheren Beitrag beschreiben.
http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/md/read/id/77254/sbj/setup-schleifen/
Da spielt der Schneidwerkstoff kaum eine Rolle. Bis jetzt kenne ich noch kein Verfahren mit dem man sein Werkzeug schneller schleifen könnt, dabei schleiße ich bei PM und D2 Schneiden sogar den Handschliff mit ein.
VG
Georg Pfab

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
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Re: PM-V11 zügig Schärfen (Ein Erfahrungsbericht)

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Georg,

damit ich das richtig verstehe: Du schleifst erst den größeren, schneidenfernen Teil der Fase ("das Hintergrundmaterial") auf dem Schleifbock (Ähnliches mache ich ja händisch mit dem Schruppstein auch). Und dann drei Fasen hintereinander (mit wachsendem Winkel zur Spiegelseite) auf den treppenförmig angeordneten Steinen. Der letzte Stein müsste der feinste sein und eine Mikrofase direkt an der Schneide erzeugen. Richtig?

Fragen dazu:
Was sind das für Steine?
Machst Du den Arbeitsgang auf dem Schleifbock jedes mal oder schärfst Du zwischendurch auch nur auf der Steintreppe?

Grüße, Friedrich

Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: PM-V11 zügig Schärfen (Ein Erfahrungsbericht)

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #150699]
Hallo zusammen,

Ich habe manchmal den Eindruck daß manche Leute viel zu viel wegschleifen. Wenn bei mir ein Hobeleisen stumpf ist, dann ziehe ich nur die Mikrofase ab. Das heißt ich spanne das Eisen in meine Schleifvorrichtung (Veritas) und fange meist mit der feinen Diamantplatte an.
Da selbst die Vorrichtung von Veritas nicht so genau ist, daß man da nicht ganz kleine Abweichungen zur vormaligen Einstellung hätte, überschleife ich die vorherige Mikrofase bis ich eine neue einheitliche Fase habe und wechsle dann gleich auf die Wassersteine (1000, 3000 und 8000) und überschleife die neue Fase bis die Oberfläche einheitlich aussieht..
Damit hatte ich noch nie Probleme. Ich bilde mir zumindest ein, daß ich das sehen kann wenn genug abgeschliffen ist bis vorne an die Schneide. Man könnte sich jetzt darüber streiten ob das noch eine Mikrofase im eigentlichen Sinne ist, denn genau genommen schleife ich eine sehr grobe Grundfase (z.B. 35°) an, an die ich dann eine kleinere und feiner geschliffene Schneidfase (z.B. 40° bei einem konventionellen Stanley) anlege. Wenn die Schneidfase dann größer wird, wird der Schleifaufwand auch größer und irgendwann vergrößere ich dann wieder die Grundfase.

Ich lese auch immer wieder daß manche schleifen bis ein deutlicher Grat sichtbar ist oder die Grundfase ganz neu anschleifen und dann wieder neu eine Mikrofase anschleifen.
Das kann man natürlich machen, aber eigentlich hat man nach meinem Verständnis genug abgeschliffen wenn sich ein Grat anfängt zu bilden. Meine Meinung ist, wenn der Grat einen halben Millimeter lang ist, dann hat man schon einen halben Millimeter zu viel abgeschliffen.
Natürlich hatte ich das auch schon. Ein Eisen, das schief angeschliffen war, bildet zumindest einseitig einen Grat bis man es endlich wieder im Winkel hat. Und bei beschädigten Eisen mit einem Ausbruch oder einer Scharte muß natürlich mehr abgeschliffen werden, dann bleibt auch mal ein Grat übrig, als Idealzustand sehe ich das aber nicht.

Der Vergleich zwischen PM-V11, dem D2-Stahl von Gerd, dem A2 und anderen Hobeleisen die ich bisher in den Händen hatte fällt schwer, da ich weder bei dem PM-V11 noch dem D2 viel schleifen musste. Mehr vom Gefühl her hatte ich den Eindruck daß der A2 schneller und leichter abträgt als die beiden anderen und man das schon merkt. Aber sowohl die Diamantplatten als auch meine Naniwa-Wassersteine greifen und tragen ab.So ein richtiges Problem hatte ich damit nicht.

Gruß Horst

Bert Wallraff
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: PM-V11 zügig Schärfen (Ein Erfahrungsbericht)

Beitrag von Bert Wallraff »


Hallo Friedrich,

es sind die Glass-Stones von Shapton. Ich benutze eine 1000er und 8000er Stein. Schruppen mache ich auf den Schleifbock mit einer Diamantscheibe. Die Steine halten bei mir im gewerblichen Einsatz ca. 3-4 Jahre.
Mit PM Eisen habe ich keine Erfahrung. Aber lamilierte Eisen und das blau HSS Eisen lassen sich gut schleifen.

Beste Grüße

Bert

Georg Pfab
Beiträge: 235
Registriert: Mi 6. Nov 2019, 19:01

Re: PM-V11 zügig Schärfen (Ein Erfahrungsbericht)

Beitrag von Georg Pfab »

[In Antwort auf #150706]
Hallo Friedrich,
du hast mein Vorgehen richtig erfasst.
Ich verwende für PM und D2 Stähle Shapton Steine mit harter Bindung auf Glasträger in den Abstufungen 500, 2000 und 8000.
Diese laufen kaum ein, werden trocken gelagert und können sofort eingesetzt werden, sind aber für weichere Stähle ungeeignet (setzen sich zu).
Der Trockenschliff erfolgt immer dann, wenn die handgeschliffene Fasenlänge mehr als 2-3mm beträgt und wird dann wieder auf 1-2mm zurückgesetzt.
Nur so ist es meiner Ansicht nach möglich, diese harten Stähle schnell, gründlich, schonend und zugleich so sehr sparsam wie beim reinen Handschliff zu schleifen.
VG
Georg Pfab


Tom B.
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Registriert: Mi 20. Mär 2019, 14:18

Re: PM-V11 zügig Schärfen - DiaPlatten

Beitrag von Tom B. »

[In Antwort auf #150699]
Schönen guten Abend in die Runde,

ich verwende die Diamant Platten in diversen Abstufungen und die Shapton Steine (mit der Glasplatte). Einen - für mich "messbaren" - Unterschied konnte ich beim Schärfen diverser Stähle (A2, PMV-11, D2 und O2) nicht feststellen. In der Haltbarkeit der Schärfe allerdings sehr deutlich.

Der Test ist hier zu finden: https://holzwerkstattblog.wordpress.com/werkstatt-2/das-werkzeug/stahlsorten-fur-hobeleisen-ein-test/

Erstaunt bin ich, dass es bei den anderen, durchaus üblichen Steinen am Markt offensichtlich solch große Unterschiede gibt.

Ich bin mit beiden verwendeten Schärfstein - Arten zumindest so zufrieden, dass keine Wechselambitionen entstehen. Die DiaPlatten sind Anfanges - sehr - scharf/greifen sehr gut, lassen dann relativ schnell nach und halten dann eine ordentliche Schärfe recht lange. Man darf nur nicht zuviel Druck ausüben. Freunde haben mir allerdings berichtet, dass es bei ihren Platten Probleme mit dem Schärfbelag gegeben hat oder dass die Schärfe nicht gehalten hat. Das ist in meinen Augen entweder subjektiv oder der Qualitätsstreuung geschuldet.

Herzliche Grüße

Tom

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