Wie lange benötigt Ihr für das Hobeln einer Bohle

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Johannes F
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Wie lange benötigt Ihr für das Hobeln einer Bohle

Beitrag von Johannes F »


Liebe Holzwerker,

seit geraumer Zeit frage ich mich, ob mein Zeitbedarf für das Abrichten, Fügen und Dickenhobeln einer Bohle nicht exorbitant zu hoch ist - deshalb wollte ich fragen, wie lange Ihr braucht um, sagen wir mal ein sägeraues Brett 1,2m lang 20cm breit von allen Seiten herzurichten?
Bis alles hinreichend plan, auf Maß und fertig geputzt ist, vergehen bei mir da schnell ein paar Stunden. Ich weiß, dass ich nicht mit einer Abricht-/Dickenhobelmaschine konkurrieren kann oder muss. Obwohl mir das Hobeln sehr viel Spaß bereitet, sollen die Möbel ja auch irgendwann mal fertig werden.

Vielleicht liegt es schlicht an noch fehlender Routine. Evtl. ist mein Vorgehen noch nicht optimal, deshalb erläutere ich es mal schnell:

- zuerst bekommt die konkave (hohle) Seite des Brettes ein paar Schrupphobelstöße, dass diese einigermaßen plan aufliegt - das geht noch sehr schnell

- Anschließend sehe ich mir die konvexe (bauchige) Seite an und bestimme welche "Unebenheit" (in Richtung Breite oder Länge, Verwerfung) am gravierensten ist (in der Regel die Wölbung über die Breitseite) und gleiche diese mit dem Schrupphobel aus. Ich beginne mit dicken Spänen und reduziere anschließend die Spandicke etwas, als Zwischenschritt zum "schlichten".

- Dann nehme ich mir die jeweils verbleibenden "Unebenheiten" vor. Je nachdem wie viel noch zu tun ist kommt der Schrupphobel oder mein #5 zum Einsatz. Ich prüfe nach ca. 5 "Spanschichten" (also wenn der Hobel auf der gesamten Fläche insgesamt fünf mal einen Span abgenommen hat) wieder die Planheit in Längsrichtung (Wasserwaage, als Richtscheit) in Breitenrichtung (Stahllineal) und die Verwerfung (Richtleisten). Oft muss ich hierbei auch punktuell nachbessern.

- Wenn alles grob passt kommt jetzt die hölzerne Rauhbank. Ich nehme Späne aus der Brettmitte ab und verlängere langsam die Späne, um das Hobeln eines Buckels zu verhindern

- Danach wird die Fläche mit meinem #4 geputzt (ein Ulmia-Reformputzhobel liegt zur Restaurierung bereit ;) )

- Dann folgen die Schmalseiten mit #5, Rauhbank und #4, wieder Kontrolle des Winkels und Planheit in Längsrichtung nach einigen Hobelstößen. Den Winkel muss ich sehr häufig nachkorrigieren, obwohl die Hobeleisen (scheinbar) gerade eingestellt sind und ich mir Mühe gebe nicht abzukippen

- Anschließend reiße ich die Brettdicke an und arbeite mich mit dem Schrupphobel auf 3-4mm Überstand vor. Wieder #5, Rauhbank - Kontrolle Breitseite. Die letzten 1-1,5mm macht dann der Putzhobel

- Zu guter Letzt folgt das Abrichten des Hirnholzes, mein Hirnholzhobel ist noch in der Erpobung

So weit so gut. Würde mich freuen, wenn Ihr mir mitteilen könntet, was Ihr ggf. anders macht und wie lange Ihr dafür benötigt. Ich kann nicht bestreiten, dass mich aufgrund des enormen Zeitbedarfs, schon die Versuchung beschlichen hat, eine befreundete maschinelle Werkstatt aufzusuchen und anschließend nur noch die Ausrisse und Rattermarken mit der Hand zu putzen. Noch bin ich standhaft ;)

Frohes Werkeln und einen schönen Herbst

Johannes

Oskar Sedell
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Re:

Beitrag von Oskar Sedell »


interessante Frage. Ich bin gar nicht schnell, oder besonders geübt, aber mir kommt die 3-4 mm Übermass nach dem Schruppen, und die 1-1.5 mm fürs Putzen viel vor. Ich versuche möglichst nah am Endergebnis mit meiner Schrupphobel/Jackplane/Kurzraubank zu kommen. Ich stelle den Spanbrecher so, dass ich grobe Späne machen kann, mit ein bisschen Ausrisse, aber der Spanbrecher verhindert sehr tiefe Ausrisse und -brüche. ich versuche dabei so nah an meine Linien zu arbeiten, dass mein Raubank nur die Hobelspuren, und die grunde ausrisse wegnehmen muss, nicht mehr. Mein Raubank ist mit der Spanbrecher sehr nah an der Schneide gestellt, und damit hobele ich praktisch Ausrissfrei, auch über Äste. Mit dem Raubank arbeite ich bis zum gewünschte Dimension (+ ein haarbreite :) ) Für viele zwecke reicht das, und ich muss nicht mal putzen. Wenn ich zusätzlich mit dem Putzhobel die Fläche verfeinert, versuche ich so wenige Späne wie möglich zu machen. Dann bleibt das Eisen lange scharf, und ich nehme nur sehr wenig material weg (weit weniger als 1 mm).

Christoph Schmitz
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Re: Wie lange benötigt Ihr für das Hobeln einer Bo

Beitrag von Christoph Schmitz »


Hallo Johannes,

eine Zeitangabe habe ich nicht parat, zumal ich meist kleinere Werkstücke habe.

Zwei Dinge fallen mir ein: die Eisen von Schrupphobel und auch Schlichthobel sollten deutlich gerundet sein, und ich arbeite damit quer und dann schräg zur Faser. Damit kann man dann schnell und kraftsparend auch größere Mengen Holz abtragen, wenn nötig.

Besonders beim Schlichthobel war das für mich ein Aha-Effekt, den habe ich früher immer viel zu fein eingestellt.

Viele Grüße
Christoph



Konrad Holzkopp
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Re: Wie lange benötigt Ihr für das Hobeln einer Bo

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guuden,

das quere oder diagonale Hobeln nennt sich "Abzwerchen" und beschleunigt das Abrichten ungemein.
Dazu werden neben dem Werkstück mit etwas Abstand je eine parallele Leiste fixiert und die wirkliche "Rauhbank" so geführt,
dass die eisenfreien Bereiche der Sohle auf den Leisten einen Anschlag für die maximale Hobeltiefe finden.
Das Eisen schruppt dann alles weg, was über die Ebene der Leiten hinausragt.
Übermäßig überstehende Bereiche werden natürlich mit dem kurzen Schrupphobel vorher reduziert.
Die zweite Fläche wird mit beigelegten Leisten im Wunschmaß parallel geebnet.
Zum Fügen der Leimflächen und Kanten wird der "Fügehobel" eingesetzt.

So erklärt sich der häufig falsch verwendete Begriff "Rauhbank" als kurze Ausführung des kaum bekannten "Fügehobels".

Zu den Werkzeugen lässt sich Wolfgang Jodan hier sehr schön aus:
https://www.holzwerken.de/werkzeug/rauhbank.phtml

Gut Holz! Justus.

MarkusB
Beiträge: 1200
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Wie lange benötigt Ihr für das Hobeln einer Bo

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #150167]
Hallo Johannes,

das hört sich schon recht lange an, wie du das beschreibst.

Aber ich habe das gleiche Problem.
Aus diesem Grund hatte ich auch meinen Thread zum Schlichthobel geschrieben.

2 Dinge würde ich auf keinen Fall so machen, wie du es machst:
1. Was soll nach der 5. Spanschicht anders sein als nach der ersten?
Wenn ich die Fläche mit der Rauhbank einmal vollständig gehobelt habe, suche ich die Stellen, die noch weg müssen.
Dabei versuche ich von Anfang an, das Holz zu lesen, um Ausrisse zu vermeiden.

2. Den Putzhobel verwende ich nach Möglichkeit gar nicht, meine Rauhbank macht eine genauso glatte Oberfäche.
1-1,5 mm ist für einen Putzhobel in jedem Fall zu viel.
Meines Wissens nach nimmt man beim Putzen nur im 1/100 mm Bereich was weg

Eine schönes Video zum Schruppen und Zwerchen hat Tischlermeister Jakob Thomsen gemacht.
http://tischlermeisterjakob.de/roemische-hobelbank-2

Ich habe in letzter Zeit viele Bretter abgerichtet, die ich aus einer Bohle gesägt habe. Der größte Teil sind für Füllungen, einige aber auch für Schubläden und Böden.
Mein größtes Problem waren Ausrisse mit der hölzernen Rauhbank, die bei schwierigem Holz (Buche) Ihrem Namen alle Ehre macht.
Ohne meine Flachwinkelrauhbank mit 45 Grad Fase wüsste ich nicht, wie ich solches Holz glatt hobeln sollte.
Mit ihr richte ich ab und putze gleichzeitig.
Nur mit hölzernen Hobeln müsste ich schleifen.

Zum Thema Maschineneinsatz und Zeitaufwand:
Ich habe mir ganz ohne schlechtes Gewissen eine Kombiabrichte von 1979 für 85 € geholt.
Ein Freund (auch Holzwerker) sagte dazu, dass das OK ist, da ich ja noch jung sei (naja...) und was schaffen muss.
Er hat Recht.
Ich werde weiterhin stromlos abrichten, aber wenn ich Masse produzieren muss, dann ist mir meine Lebenszeit doch wichtiger.

Viele Grüße

Markus



MarkusB
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Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Zurichten von J. Thomsen

Beitrag von MarkusB »


Hallo Johannes,

ich hatte es gestern nicht mehr auf dem Schirm, aber Herr Thomsen hat den gesamten Arbeitsprozess des Zurichtens beschrieben.
http://tischlermeisterjakob.de/zurichten

Viele Grüße

Markus

Micha P
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Registriert: Di 16. Jun 2020, 22:16

Re: Wie lange benötigt Ihr für das Hobeln einer Bo

Beitrag von Micha P »

[In Antwort auf #150167]
Hallo Johannes,

ein paar Stunden erscheint mir auch schon recht heftig. Ich arbeite beim Abrichten nur mit Holzhobeln. Auch spielen Holzart- und volumen eine wichtige Rolle.

Wo es Sinn macht, setze ich vor dem Hoben Sägen ein.
Mein 2. Grundsatz "so grob, wie möglich, so fein, wie nötig". Soll heißen, ich arbeite soviel wie möglich mit einem Schrupphobel. Dabei fahre ich auch das Eisen zunächst so weit wie möglich aus und je nach Hobelfortschritt wieder ein. Dann kommt i.d.R ein Schlichthobel, und/oder ein Doppelhobel, den ich ja nach Situation auch mal weglasse und zum Schluss meist eine Kurzrauhbank. Deren Eisen steht im selben Winkel wie ein Putzhobel. Ich verwende ausschließlich Holzhobel. Bei 120 cm x 20 cm sind das vielleicht 1 bis 1,5 Stunden, was mir auch schon relativ viel vorkommt. Wichtig ist ein guter Anriss und dann so nah viel wie möglich mit dem Schrupphobel.

Ich habe aber eine gute Feuertaufe, was das Hobeln anbelangt erhalten, als ich meine Hobelbank fast ausschließlich mit Handwerkzeugen gebaut hatte. Bei massiver Buche, die sich als Bohlenware schon ganz schön verzieht, entwickelt man relativ viel Gespühr.

Das war mein Standardwerk zum Hobeln http://www.woodworking.de/schaerfprojekt/brett1.html

LG MIcha



Johannes F
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Hobeln einer Bohle - Sammelantwort

Beitrag von Johannes F »

[In Antwort auf #150168]
Guten Abend liebe Holzwerker,

herzlichen Dank nochmals für Euere Antworten.

@Oskar, Christoph und Micha: Zusammenfassend lese ich heraus, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Mit zunehmender Übung schruppt man näher an das "Soll" heran und die (Kurz-/)Rauhbank kann den Putzhobel ersetzen. Meine mm-Angaben waren auch nicht gemessen, sondern ganz grobe Richtwerte - ich wollte nur verdeutlichen, dass ich mich dem Sollmaß etwas zaghaft nähere, da ich in der Vergangenheit auch schon mal über das Ziel hinausgeschossen bin, und dann muss man das Brett entweder verwerfen oder alles andere ggf. auch dünner machen. ... Aber der Grundtenor war hier, mit dicken Spänen von Schrupp- und Schlichthobel knapp bis zum Anriss arbeiten und erst später die feinen Hobel auspacken.

Frohes Spanen

Johannes

Johannes F
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Registriert: Di 26. Sep 2017, 22:18

Hobeln einer Bohle - Abzwerchen mit Leisten

Beitrag von Johannes F »

[In Antwort auf #150170]
Hallo Justus,

Das klingt sehr interessant mit den Leisten und der Rauhbank. Aber wie genau werden die Leisten mit Abstand fixiert? - Die Bohle spanne ich zwischen einem Bankhaken und nem Wonderdog (Ersatz für Hinterzange). Damit liegt die Bohle schon fast an der Vorderkante der Hobelbank. ... Ich müsste dann je gewünschter Stärke zwei Leisten mit gewissem Übermaß (wieviel?) für das Abrichten der rechten Seite sowie 2 Leisten im Sollmaß für das Dickenhobeln der linken Seite zurechtmachen oder?

Bzgl. Fugbank: Ja ich kenne den Eintrag auf Wolgang's Seite und finde es auch interessant, dass es noch einen längeren Hobel als die Rauhbank gibt; nur habe ich nicht so ganz verstanden, worauf Du hinauswillst - Sollte das nur zusätzlich Hintergrundinfo sein? Oder bist Du der Meinung, dass man für zu verleimende Fugen etc. ab einer gewissen Brettlänge auch eine Fugbank verwenden sollte? Weil abgesehen von der Bestimmung ist doch der Hauptunterschied die Länge und ggf. noch die Form des Eisens. (Meine Rauhbank schärfe ich auch gerade nur mit gerundeten Ecken - auf der Schmalseite merkt das Brett ja dann den Unterschied gar nicht). Diese langen Hobel gibt es nicht besonders oft zu erwerben ...

Gut Holz

Johannes


Johannes F
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Hobeln einer Bohle - Tischlermeister Jakob

Beitrag von Johannes F »

[In Antwort auf #150171]
Hallo Markus

Ja das häufige Nachkontrollieren kommt einfach daher, dass die Hobel manchmal nicht das zu machen scheinen, was ich will ... aber ich schätze das wird mit zunehmender Routinge besser.

Den Tischlermeister Jakob kannte ich auch und finde Ihn ganz wunderbar. Erstens weil er mit kontinentaleuropäischen Werkzeugen arbeitet, was in Youtube ja nicht so viel vorkommt und zweitens, weil man bei Ihm das Gefühl hat, einfach unverbindlich über die Schulter schauen zu dürfen ohne im nächsten Moment mit Premium-Memberships, Special-Tool-Advises und dergleichen bombadiert zu werden. Ich bin dafür, dass man für gute Bildung auch gutes Geld zahlen kann, jedoch gefällt mir die Art und Weise der Vermarktung seiner amerikanischen (englischen) Kollegen nicht so sehr. Ein Paul Sellers beispielsweise, von dem ich auch schon viel gelernt habe und auch grundsätzlich sehr gut finde, was er macht, lässt keine Möglichkeit aus, Bermerkungen anzubringen wie "das habe ICH erfunden", "das hat noch niemand vor mir gemacht" etc. ... Ein Jakob Thomsen lässt die Werkzeuge sprechen - und da höre ich gerne zu ..
Der Tatsache geschuldet, dass er häufiger mit Zeitraffern arbeitet, entnehme ich, dass auch er "länger als 10 Min" zum Brettzurichten benötigt ;)

Du hast von Ausrissen bei der hölzernen Rauhbank gesprochen. Da kann ich vielleicht auch einen Tipp geben. Für die Fase-unten-Hobel ist die Einstellung des Spanbrechers essentiell. Ein paar Videos von Richard Maguire haben das ganz gut illustriert:
https://www.youtube.com/watch?v=1bhh6kxXZOQ&t=168s
Nachdem ich das gesehen hatte, stelle ich den Spanbrecher sehr eng. Am #4 ca. 0,1 mm (für den Anfang kann man mit Fühlerlehre arbeiten). Damit hatte ich bisher keine Ausrisse auch nicht an der Birke (welche meiner Meinung nach schlimmer ist als Buche). Bei dieser Einstellung lassen sich halt nur sehr dünne Späne abnehmen. Deshalb stelle ich bei den anderen Hobeln ca. 0,4 mmm Abstand Spanbrecher - Schneide ein. Probier es doch mal aus.

Hast Du echt eine Abricht-Dickenhobelmaschine für 85€ bekommen? Oder fehlt da ne "0"? Mit der Lebenszeit hast Du Recht. Als ich anfing, hatte ich auch gar nicht vor, so dogmatisch auf Maschinen zu verzichten. Nur irgendwie hat mich ein (vielleicht nicht ganz rationaler) Ehrgeiz gepackt. Aber ich werde vermutlich auch immer hin und wieder mal abkürzen.

Viel Spaß beim Hobeln

Johannes

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