Flugrost!!

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Flugrost!!

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Gestern erlebte ich eine unangenehme Überraschung, als ich einen meiner Stahlwinkel benutzen wollte, stellte ich bestürzt fest, das er heftig von Flugrost befallen war, sofort richtete sich mein Blick besorgt auf meine Pfeilen-Schnitzeisen und tatsächlich, auch die waren arg befallen.
Dabei kann ich mich genau erinnern, das ich im vergangenen Winter gewohnheitsgemäß die Eisen mir vorgenommen hatte und auch eingeölt hatte, so waren noch an einigen Eisen zumindest die unter Partie der hängenden Eisen rostfrei, es hatte sich wohl ein Öltropfen hängend etwas länger gehalten.

Es ist das zweite Mal, das ich so was erlebe und ich habe auch einen Verdacht, wie beim ersten Anfall hatte ich im Vorfeld mit Grünholz gearbeitet, so auch dieses Mal, ich hab dabei an der Bandsäge, Tischsäge und Hobel gearbeitet, gestern eine prüfender Griff auf den Dicktentisch meiner Kitty bestätigte mir, auch der ist befallen.

Es ist schon erstaunlich, wie dieses Phänomen funktioniert, Wikipedia gibt darüber nicht viel her.

Mir wäre es nun wichtig, zumindest Teile wie die Eisen besser zu schützen, denn den Rost zu beseitigen verlangte gestern fast einen ganzen Tag Arbeit, etwas über 20 Eisen hab ich mittlerweile, die herzurichten fällt mir immer wieder schwer, vor allem die vielen Hohleisen machen mir Probleme, wobei ich noch Glück hatte, den meisten Rost konnte ich durch leichtes schmiergeln entfernen, wobei natürlich die Schneide vom Schmiergeln ausgeschlossen werden musste.

Ich stelle mir die Frage, ob meine Praxis Motorenöl zum Schutz zu benutzen, die richtige Methode ist, oder ob es nicht besser wäre endlich mir Ballistol zu kaufen.

Mit dem Herrichten der Eisen ist das Dilemma auch noch nicht aus der Welt, andere Werkzeuge aus Stahl gibt es noch einige.

Grundsätzlich hab ich in meiner Hütte ein gutes Klima, das viele Holz ( viel zu viel) sorgt da bestimmt für ein ausgleichendes Element, aber was ich da gestern entdecken musste war schon heftig.

In diesem Zusammenhang, hat schon jemand Eisen mal schärfen lassen, ich hab zwar schon einiges gelernt, aber ich gebe zu, dass ich vor allem bei den Formeisen nie so ganz zufrieden bin.

Gruß Franz

Gerd Fritsche
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Re: Flugrost!! *MIT BILD*

Beitrag von Gerd Fritsche »


Hallo Franz,
das beste Mittel gegen Flugrost ist meiner Meinung nach:
Surface Shield.
Dieser Schutz greift auch Buntmetalle nicht an.
Viele Grüsse
Gerd.

reinhold
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Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Flugrost!!

Beitrag von reinhold »


hallo Franz,

Motorenöl hat eben andere Aufgaben als Rostschutz.

Das Mittel von Gerd Fritsche kenne ich nicht, möchte auch daher nichts dazu sagen.

Ich würde dir das Mittel ProTec empfehlen, von der Firma Ballistol. Damit habe ich jahrelange gute Erfahrungen in Bezug auf Rostschutz gemacht. Meine Werkstatt ist leider nicht heizbar und weist ziemliche Temperatursprünge auf. ProTec verhindert bei mir zuverlässig den Flugrost.
Das normale Ballistol Universal verwende ich auch, als Alltagsöl.
Die Ballistol-Produkte sind unbedenklich, wenn mal was auf die Haut kommt.

WD40, das hoch beworben wird und im Baumarkt ganz vorne steht, verwende ich nicht mehr. Es bildet nach einiger Zeit eine harte Schicht aus, die vom Rost unterwandert wird. Ist also in meiner Werkstatt kontraproduktiv. Laut dem WD40 Datenblatt (Punkt 4.2) können eine lange Liste von Nebenwirkungen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen auftreten.

viele Grüsse
reinhold



Ralf Scholz
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Registriert: Mo 20. Aug 2012, 14:57

Re: Flugrost!!

Beitrag von Ralf Scholz »

[In Antwort auf #149991]
Ich habe gute Erfahrungen mit unterschiedlichsten Mittel gemacht. Je nach dem was zu schützen ist. Z.B. Metall Guard Ultra, Kamelinöl oder auch Leinölfirnis. Gute Mittel gibt es auch aus dem Bereich Jagdwaffen - Pflegemittel.

Georg aus'm Westen
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Re: Flugrost!!

Beitrag von Georg aus'm Westen »

[In Antwort auf #149991]
Zum Thema Eisen schärfen:

Da ist es gar nicht so einfach, jemanden zu finden, der dies überhaupt macht. Ein Werkzeugschleifer in meiner Nähe, dem ich z.B. meine HM-Sägeblätter anvertraue, schleift keine Schnitzeisen. Zum Teil Fündig geworden bin ich bei einem alteingesessenen Messerschleifer ("Wir schleifen alles.."). Dort war ich aber mit dem Preis-/Leistungsverhältnis nicht wirklich glücklich. Die Eisen waren zwar schärfer als vorher, aber doch noch nicht so scharf wie zu Anfang, auch die Standzeit schien mir gelitten zu haben. Ein Löffeleisen von Hans Karlsson konnte man mir auch dort nicht schärfen (Die Klingenform ist aber auch wirklich knifflig). Sehr gute Erfahrungen habe ich bei Dictum gemacht: Bei etlichen Werkzeugen sind Schärfpässe beigelegt. Man sendet seine Werkzeuge mit den Pässen dort hin und bekommt sie nach ein paar Tagen hervorragend geschärft wieder zurück, die scheinen echte Experten dafür zu haben. Man trägt also nur die Versandkosten (Wenn man nicht in der Nähe eines Dictum-Shops wohnt, dort kann man die Werkzeuge auch abgeben/abholen). Wenn die Schärfpässe verbraucht sind oder man andere Werkzeuge schleifen lassen möchte, fallen Kosten nach einer Preisliste an, zu finden unter https://www.dictum.com/de/schaerfservice. Dann weiß man zumindest schon vorher, was da an Kosten anfällt.

Beim Hausherren habe ich einen solches Angebot nicht finden können, darum der Verweis auf den Mitbewerber.

Gruß aus dem Westen,
Georg

Bernd Zimmermann
Beiträge: 246
Registriert: Mi 15. Apr 2015, 20:15

Re: Flugrost!!

Beitrag von Bernd Zimmermann »

[In Antwort auf #149991]
Hallo Franz,
obwohl ich eine (unbeheizte) Kellerwerkstatt habe bin ich nur minimal von Flugrost betroffen. Um auch das bischen noch Abzustellen reibe ich seit längerem meine Werkzeuge am Feierabend mit Kamelienöl ein. Dazu steht ein kleines Pumpzerstäuberfläschchen griffbereit. Ein, zwei Pumpstöße auf das Werkzeug und mit einem Baumwolllappen verreiben.

Viele Grüße
Bernd

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1722
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Re: Flugrost!!

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guuden,

des do:
https://www.weicon.de/anwendungsbereiche/beschichten-und-schuetzen/oberflaechen-und-korrosionsschutz/konservierung-von-metallen/98/corro-schutz?c=52

Leider keine Tantiemen für mich, aber das Zeug ist super.
Wenn's Werkzeug benötigt wird, einmal Bremsenreiniger aufsprühen, abwischen und los geht's.

Immer schön glänzende Werkzeuge! Justus.

rene.
Beiträge: 50
Registriert: Sa 27. Feb 2016, 23:16

Schnitzer suchen - Re: Flugrost!!

Beitrag von rene. »

[In Antwort auf #149991]
Hallo Franz,

Schnitzeisen zu schärfen, folgt natürlich sehr individuell den eigenen Ansprüchen an die Eisen.
Deshalb schärfst du ja auch selbst - und wirst weiterhin üben.
Hast du dir bei Chris Pye, Mary May, Sean Hellmann oder Ben Orford schon mal Tipps angeschaut?
Im Internet gibt es eine Fülle von Infos - aber u.a. die vier schaffen es, auch mit "haushaltsüblichen" Schärfmitteln ihr Werkzeug scharf zu bekommen.

Vor einer ganzen Weile habe ich mal bei einer lokalen Schnitzgruppe vorbeischaut.
Der Gruppenleiter hatte eine Tormek da, mit der er für die Gruppe die Eisen in recht kurzer Zeit geschärft hat.
Vielleicht gibt es auch bei dir in der Nähe einen solchen Schnitztreff (Volkshochschule, Heimatverein, Seniorentreff [ohne Scherz: die Schnitzgruppe ist irgendwann in die Räumlichkeiten einer Seniorentagesbespaßungs-Einrichtung "eingezogen": günstige Räume für solch kleine Gruppen sind eben schwer zu finden]).

Viel Freude!
René



Werner
Beiträge: 86
Registriert: Fr 8. Jan 2016, 00:51

Re: Flugrost!!

Beitrag von Werner »

[In Antwort auf #149991]
Moin moin,

um den Korrosionsschutz in den Griff zu bekommen ist es am besten wenn man weiß was überhaupt passiert.

Damit atmosphärische Korrosion von Eisen (Fe) stattfinden kann sind 3 Dinge erforderlich.

1. „Deine Werkzeuge“
2. Sauerstoff
3. Wasser/Feuchtigkeit

Nur wenn diese 3 Reaktionspartner in ausreichender Menge/Verhätltnis vorhanden sind kann Korrosion stattfinden!!!
Silikagel
Daraus ergeben sich verschiedene Szenarien:

Du könntest Deine Werkzeuge in Vakuumbeutel einschweißen, dass ist aber weniger sinnvoll ;-)
Deine Werkzeuge abschaffen willst Du auch nicht.
Bleibt also nur deine Werkzeuge vor Feuchtigkeit zu schützen.

Alle zuvor benannten Mittel versuchen dies mehr oder weniger schlecht.

Die verschiedenen Praxiserfahrungen der Forenkollegen sind häufig durch sonstige Faktoren, die den Korrosionsprozeß beeinflussen abhängig.

Ich lagere meine korrosionsempfindlichen Handwerkzeuge (Beitel, Winkel usw.) gemeinsam mit Silikagel in Schubladen oder Schränken. Wie lange das Trockenmittel hält hängt stark von den klimatischen Gegebenheiten in Deiner Werkstatt ab.

Für alle anderen korrosionsempfindlichen Werkstoffen kannst Du vermutlich nur über den Weg einer Filmbildung gehen.

Grüße

Werner



Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Flugrost!!

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Danke für die guten Ratschläge, ich hab das von Gerd vorgeschlagene Mittel schon bestellt.

Das Ausmaß des Rostbefalls ist schon heftig, viele Dinge aus Stahl sind betroffen, die Spindel mein Tischfräse hat es auch erwischt, ich lies sie laufen und hielt ein Abranet tran, es staubte regelrecht, man könnte meinen ich hätte Salzsäure offen stehen lassen.

Zu dem dem schon erwähnten Verdacht des Grünholzes, kam mir noch dieser Stabilisator in den Sinn, ein chemisches Produkt, das zumindest auch meinen Augen nicht gut tat, das müsste ich mal testen.

Feuchtigkeit hatte ich bei dem Unwetter in meiner Hütte, ich hatte aber damals sofort alles ausgeräumt und trocknen lassen, außerdem ist das schon lange her, dieser Befall ist erst vor kurzem aufgetreten, den Winkel hatte ich vor nicht langer Zeit noch in Gebrauch, ohne Rost.

Bei dem von Justus vorgeschlagenen Mittel hab ich von Wachsschicht gelesen, gestern waren etwa 2 oder drei relativ neue Eisen dabei, auf diesen scheint auch so was ähnliches wie Wachs aufgetragen, beim Schmirgeln bildete sich so was wie eine Pampe, die sich schwarz färbte und sehr schlecht zu entfernen war, also dachte ich kein Wachs.

Die Bemerkung mit dem Motorenöl fand ich treffend.

Zum Schärfen, ich wusste das Dictum einen Schärfpass ausstellt, das aber auch darüber hinaus man schärfen lassen kann, wusste ich nicht, 9 Euro für ein Schnitzeisen, ist noch hinnehmbar.

Ich hab gestern bei dem wieder herrichten schon bemerkt, ich hab dazu gelernt, aber z.B. die Geisfüße, die bekomme ich nicht so recht hin, vielleicht auch die ganz kleinen Hohleisen, also 4 oder 5 Eisen kämen in Betracht.

Ich hab gestern aber auch insgeheim festgestellt, ich schnitze zu wenig, etwas was so viel Freude machen kann, liegt brach, vor lauter fräsen, da will ich was ändern.

Gruß Franz



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