Hammerstiele *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Pedder
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Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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Hammerstiele *MIT BILD*

Beitrag von Pedder »


Hallo Holzwerker,

in letzter Zeit habe ich etwas mehr mit einem Fäustel gearbeitet, als mir eigentlich lieb war.



(Es war Sonntag und ich wollte was schaffen. Montag habe ich denn eine Abbruchhammer mit
Kabel von einem Freund bekommen. Genauso anstrengend, aber effektiver.)

Ob etwas bei der Ergonomie eines Werkzeuges nicht stimmt, merkt man ja erst,
wenn man lange am Stück damit arbeitet.

Drückt es irgendwo,
verursacht es gar Blasen usw.

Nun Blasen habe ich nicht bekommen. Aber ich merkte, dass meine Hand immer weiter
an den Kopf rutschte. Nicht nur wegen der nachlassenden Kraft. Viele Hammer- und
Fäustelstiele verdicken sich etwa bei der Hälfte des Griffes. An dieser Stelle finde ich den Griff
am bequemsten zu fassen, weil die Form konvex ist, also olivenförmig. Aber wenn ich ihn so fasse,
verstoße ich gegen eine dieser Grundregeln, dass man den Griff ganz bezahlt hat und deshalb
am Ende anfasst.

Wenn ich diese Art von Stielen am Ende anfasse, dann greife ich eine konkave Stelle
und das finde ich unbequem. Bei Hämmern greife ich dann oft so, dass mein kleiner Finger
schon außerhalb des Stiels liegt. Beim 1,5 kg Fäustel ging das nicht, da brauche ich alle 4 Finger.

Nun habe ich zufällig parallel einen Fäustel gesehen, der einen durchgehend geraden Stiel hat.
Crucible Tools. 85 USD + Versand und trotzdem innerhalb von 2 h ausverkauft.
Also etwas wahnsinnig für einen Fäustel. Aber sehr schick.

https://crucibletool.com/blogs/news/lump-hammers-are-almost-here

So einen Stiel (schon oval, aber ohne Verdickung) haben in meiner Werkstatt nur meine
Lieblingshämmer, zwei alte englische Kugelhämmer.

Solche durchgehenden Stiele haben zwar keine perfekte Stelle, aber dafür lassen sie sich
durchgehend gut greifen.

Die eigentliche Frage: Ist es also doch falsch, so einen Stiel mit Verdickung am Ende zu greifen?
Und gibt es eine sinnvollere Möglichkeit an Hickory zu kokmen, als sich einen übergroßen Ersatzstiel zu kaufen?

Liebe Grüße
Pedder



Johannes M
Beiträge: 1589
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Re: Hammerstiele

Beitrag von Johannes M »


Hallo Pedder,

ich habe mir für einen 1,5 kg Fäustel im Baumarkt einen Stiel gekauft, der eigendlich für einen 2 kg Schlosserhammer bestimmt ist. Der ist deutlich länger und hat mehrere Stellen, wo man ihn gut greifen kann.

Es grüßt Johannes

Wolfgang J
Beiträge: 353
Registriert: Fr 26. Apr 2019, 21:49

Re: Hammerstiele

Beitrag von Wolfgang J »


Hallo Pedder,
Warum Hikory?
Für einen Treibhammer für Spaltkeile habe ich Esche genommen. Stehende Jahresringe, mit dem Schabhobel und Raspel geformt. Und was für MICH wichtig ist, kein Lack sondern Öl, aber ich trage auch keine Handschuhe beim Hämmern. ( die Hand, welche eventuell einen Meißel hält ab und an schon)

Gruß Wolfgang

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Hammerstiele *MIT BILD*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #149974]
Hallo Pedder,

interessantes Thema. Wenn man mal drüber nachdenkt...
Auch ich (bin eben mal in die Werkstatt zum ausprobieren) fasse alle meine Hämmer da, wo der Stiel "olivenförmig verdickt" ist. Unfd das ist in der Regel nicht am hinteren Ende. Einen Hammer habe ich, den ich immer hinten anfasse, das ist ein Maurerhammer. Ich verlege gerade Miniaturpflaster (heißt das so?) und benutze den als Pflasterhammer, darum ist mir das so präsent. Und der fasst sich auch auffallend angenehm an, eine Spur zu dick ist der Stiel, Maurer haben wohl meist größere Hände als ich. Ich hab das Ding mal schnell fotografiert:



Das stützt also Deine Vermutung.

Für Hickory statt Esche würde ich allerdings keinen Aufwand treiben, Esche ist technisch sicher voll geeignet und ich find sie sogar schöner.

Grüße, Friedrich

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1721
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Hammerstiele

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guuden,

ein Fäustel ist ein Werkzeug, dass man gerne Jemandem ausleiht, den man nicht leiden kann. ;-))

Die Masse des Kopfs ist symmetrisch verteilt, das bedeutet, dass beim nicht zentralen Aufschlagen
der Bahn auf einen Meisel o.Ä., erhebliche Drehkräfte auf den Stiel und somit auf das Handgelenk übertragen werden.
Ein entsprechender Hammer mit Finne hat am Gegenende weniger Masse und somit ein geringeres Drehmoment
bei nicht zentriertem Auftreffen auf eine kleinere Fläche (Meisel o.Ä.).

Außerdem, wie bereits bemerkt, sind die Fäustelstiele häufig falsch profiliert und zu kurz.
Ein ordentlicher Hammerstil ist meistens eindeutig ergonomisch besser gestaltet.
Zum Pflastern mit Gummiaufsatz mit dem Schlagen nach unten mag er noch funzen,
aber sonst ein Fall für den Schrott, vorher in den Ofen wenn das Aschen ansteht..

Die Finne ist bei Abbrucharbeiten für präzise Begrenzungsschläge außerdem sehr gut zu verwenden,
oder auch, wenn eine Art von spaltenden Schlägen oder eine besonders große Wucht auf ein besonders
hartes Stück ausgeübt werden soll.

bong, bong, bong, weg ist der Balkon! Justus.

Wolfgang J
Beiträge: 353
Registriert: Fr 26. Apr 2019, 21:49

Re: Hammerstiele

Beitrag von Wolfgang J »


Hallo Justus,

Jetzt weiß ich auch weshalb ich mit dem 3 kg Vorschlaghammer und verkürztem Stiel lieber arbeite.

Gruß Wolfgang

Dirk_Holzarbeiter
Beiträge: 50
Registriert: Mi 17. Nov 2021, 12:19

Re: Hammerstiele

Beitrag von Dirk_Holzarbeiter »

[In Antwort auf #149974]
Ich habe mir letztlich einen Hammerstil aus Haselnuss-Holz gemacht.
Dieser ist nicht lackiert sondern nur geölt.
Soweit ich in einem anderen Forum gelesen habe können als Hammer und auch Beil-Stiele alle Hölzer verwendet werden, die auch als Bogenholz geeignet sind.
Ich habe bei der Herstellung auf stehende Jahresringe geachtet.
Je ein Beil-Stiel aus Eibe und Ahorn warten noch auf Ihren Einsatz.
Soweit meine Erfahrung mit eigenen Werkzeugstielen.

Viele Grüße

Pedder
Beiträge: 5680
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Re: Hammerstiele

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #149987]
Hallo Justus,

vielen Dank, Deine Erklärung ist total schlüssig. Hätte ich mal vorher gefragt.
(Ich hätte nie geglaubt, dass es bei einem Hammer sinnvoll wäre, im Forum zu fragen.)

Liebe Grüße
Pedder

(Der Abbruchhammer war trotzdem die effektiver Lösung)

Daniel Baum / DaBa
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Hammerstiel aus Eibe *MIT BILD*

Beitrag von Daniel Baum / DaBa »


Hallo,

Eibe habe ich auch mal für einen Hammerstiel verwendet.
Der Kopf stammt noch von meinem Großvater, seines Zeichens Schmied.
Der obere „Knubbel“ für die kleine Bahn, eignet sich gut für kleine Nägelchen, der untere ist gut für die Benutzung der großen Bahn.



Den Hammer nutze ich sehr gerne.

Gruß Daniel

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