Telefonkonsole *Viele Bilder*

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Martin Sprandel
Beiträge: 276
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Telefonkonsole *Viele Bilder*

Beitrag von Martin Sprandel »


Hallo die Damen und Herren,

ich darf hier nun mal mein eigentliches Erstlingswerk präsentiern, das schon sicherlich einigen Monaten fertig und in Benutzung ist.
Ein Bekannter hatte nach Bezug seines neuen Heims mich um Rat gefragt, was man denn machen könnte als kleine, nicht Platz verschwendende Ablage fürs Telefon. Ich machte mir also ein paar Gedanken und bekam den "Auftrag" das Teil zu bauen.

Erst fertigte ich mir ein paar Zeichnungen an und setzte diese dann, damits mein Bekannter und seine Frau sichs besser vorstellen können - ok ich gebs zu auch für mich - in Sketchup um.
Die nächsten Schritte hab ich leider nicht fotographisch festgehalten. Ich durfte bei einem bekannten Schreiner in die Werkstatt und aus einer ca. 5cm dicken Eichenbohle mir meine Brettchen rausschneiden und abrichten. Da er leider nur wenig Zeit hatte konnte ichs nicht auftrennen sondern habe es, auf seinen Geheiß hin, auf der großen Dickte auf ca. 2,4cm runtergehobelt. Mein Herz blutete zwar, aber was will man machen.
Dann gings heim ein meine kleine Werkstatt. Hier habe ich erstmal zwei Schablonen (fürs Aussägen und Fräsen) aus zwei Pressspanplatten ausgesägt. Ich musste schnell feststellen, dass sich diese Platten wohl weniger als Frässchablone eignen, da man Ewigkeiten damit beschäftigt ist diese möglichst glatt zu feilen/schleifen. Ich denke eine MDF wäre hier vielleicht besser gewesen.
Mit der Schablone gings noch kurz zum Bekannten um zu überprüfen, ob die Größe auch wirklich passt.
Dann wurden die halbrunden Eichenteile mit ca. 3mm Überstand mithilfe meiner Stichsäge und dem dazugehörigen Kreisschneider ausgesägt.



Fertig ausgesägt, wurde die Schablone nun unterhalb angesetzt und mit dem passenden Fräser und meiner damals gerade neu erstandenen Oberfräse in Form gefräst. Es war vielleicht nicht die beste Idee, die ersten Fräsarbeiten mit Hartholz zu machen, da es leider zu ein paar Verbrennungen kam, die ich später mühsam weg feilen musste. Hier machte sich auch die Spanplatte bemerkbar, die doch nicht so glatt und eben war, wie ichs mir dachte und wünschte. Alles in Allem aber trotzdem ein tolles Erlebnis - der erste Einsatz meiner Oberfräse - ums mit Tim Tylors Worten zu sagen "HAR HAR HARRR".



Und dann begann auch schon die Plakkerei. Ich musste die unzähligen Dullen und Dellen ausfeilen und schleifen. Ich traute mich nicht mit nem Gerät dran zu gehen, um nicht noch etwas zu zerstören. Also, inspiriert durch Pedder, habe ich viel mehr gefeilt als ich es sonst gewohnt bin, und musste zum Schluß nur noch ein bisschen mit Schleifpapier drüber. Das ganze hat mich ca. 1,5 - 2 Stunden gekostet, aber dann wars perfekt(zumindest für meine Begriffe).
So konnte ich endlich zum nächsten Schritt, das Profil einfräsen. Behutsam in zwei, drei Schritten, wie ich es in Guidos Buch gelesen hatte näherte ich mich meinem Ziel. Und diesmal keine verbrannten Stellen - merke: Nie zuviel auf einmal wollen!!! Das Unterteil fertig gefräst, habe ich dann mit der Lamello die entsprechenden Schlitze gefräst und Löcher für Runddübel gesetzt. Merke: Nutze geschlitzte Holzdübel um die Löcher zu testen, sonst bohrt man zweimal ;o). Das Ganze auch gleich fürs Oberteil und auch gleich gefräst.
Hier hab ich mich dann ein wenig vertan. So wollte ich eigentlich das Profil nach oben zeigen lassen. Also hab ich improvisiert und die Kannten noch schön gebrochen und Keinem wär was aufgefallen.
Dann alles verleimen und zusammenklemmen - Feierabend.



Nächster Tag, Schraubzwingen ab und da stands vor mir. Schon recht gut aber noch nicht fertig. Beflügelt ging ich als daran gleich Löcher vorzubohren. Naja nur Messen reicht mir ja nicht, ich brauch ne Schablone - Ich glaube niemand hat jemals so schöne Löcher gebohrt ;o)
Ich konnts nicht lassen und hab auf der Rückwand noch meine Initialen reingestemmt.
Als nächstes käme das Einlassen mit Hartölwachs. Aber wie soll das Ganze nur Trocknen. Also ein paar Sektkorken geschnappt, Löcher reingebohrt und Holzdübel, die ich vorher noch ein wenig abgerundet hatte, reingesteckt. Erster Testlauf: wacklig aber es geht. Da kaum Druckstellen oder Krater drin waren bin ich nur mal kurz mit sehr feinem Schleifpapier drüber gegangen um nicht den schönen Glanz von der Dickte zu ruinieren. Nun endlich alles einlassen und zum Trocknen stellen - Feierabend... aber irgendetwas hab ich vergessen... wenn ich nur wüsste was???



Zwei Tage später wusst ichs dann. Telefone haben Kabel. Ich hab den "Kabelkanal" vergessen. Nun gut, also hab ich das Teil nochmals eingespannt und mit der Oberfräse noch den Kanal reingefräst. Da ich also wieder mit der Fräse was machen durfte wars mehr Belohnung als Strafe. Kurz noch den Kanal eingelassen und dann ab damit zu meinem Bekannten.



Hier noch eins von der Frontale:



Ich hoffe Euch hat die kleine Entstehungsgeschichte gefallen. Würde mich über ein paar Kommentare freuen und natürlich auch über nützliche Tipps.

Schönen Gruß aus dem schönen Allgäu

Servus

Martin :o)



Bert Wallraff
Beiträge: 308
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Telefonkonsole *Viele Bilder*

Beitrag von Bert Wallraff »


Hallo Martin,

warum hast du bei einem so kleinen Möbel, nicht die Marterialstärke reduziert.

20mm maximal hätten auch gereicht.

Liebe Grüße

Grüße Bert


Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
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Re: Telefonkonsole *Viele Bilder*

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Martin,

schön, dass Du Dich mit Deinem Erstlingswerk hier meldest. Schön, dass
Dir auch die Fehler passiert sind, die jeder aus der eigenen Erfahrung
kennt. Und noch schöner, dass Du diese Fehler auch beschreibst. Ich finde
das hier ganz wichtig, damit andere daraus lernen können. das Teil selber
ist Dir auch gelungen. Also, was will man mehr?

Hier noch ein paar Kommentare von mir:
> aus einer ca. 5cm dicken Eichenbohle mir meine Brettchen rausschneiden und
> abrichten. Da er leider nur wenig Zeit hatte konnte ichs nicht auftrennen
> sondern habe es, auf seinen Geheiß hin, auf der großen Dickte auf ca. 2,4cm
> runtergehobelt.

Würde mir zu lange dauern. Ich hätte die Brettchen gleich auf der Bandsäge
passend aufgeschnitten und erst dann durch den Hobel geschoben.

> iese möglichst glatt zu feilen/schleifen. Ich denke eine MDF wäre hier
> vielleicht besser gewesen. Mit der Schablone gings noch kurz zum Bekannten
> um zu überprüfen, ob die Größe auch wirklich passt.

Schablonen sind toll, aber nicht immer nötig. Man hätte auch mit Fräszirkel
arbeiten können. Oder exakt aussägen und am Band- oder Tellerschleifer
auf Maß bringen.

> Dann wurden die halbrunden Eichenteile mit ca. 3mm Überstand mithilfe meiner
> Stichsäge und dem dazugehörigen Kreisschneider ausgesägt.

1mm Überstand reicht vollkommen aus.

> gefräst. Es war vielleicht nicht die beste Idee, die ersten Fräsarbeiten mit
> Hartholz zu machen, da es leider zu ein paar Verbrennungen kam

Einfach beherzter Vorgehen und etwas schneller vorschieben.

> die ich später mühsam weg feilen musste. Hier machte sich auch die
> Spanplatte bemerkbar, die doch nicht so glatt und eben war, wie ichs mir

die Schablone muss eben schon perfekt sein.

Beim nächsten Mal kennst Du dann das alles schon, dann kommen neue Fehler... :-)

--
Dirk



Martin Essrich
Beiträge: 259
Registriert: Sa 21. Dez 2013, 13:34

Re: Telefonkonsole *Viele Bilder*

Beitrag von Martin Essrich »

[In Antwort auf #62712]
Hallo Martin.

Sehr schönes kleines Möbel.
Schade, dass Du die Aufhängung des Möbels (noch) nicht über T-Nuten auf der Rückseite des Möbels gelöst hast (die sehen fertig gefräst wie Schlüssellöcher aus). Dann würde man die Schrauben nicht sehen und es wäre perfekt!
Auch dafür gibt's Fräser für die Oberfräse, aber das ist - das gebe ich gerne zu - auch eher etwas für den fortgeschrittenen Anwender der Oberfräse.
Meine ersten Arbeiten mit der Oberfräse waren auch erstmal das Abrunden von Kanten. Das Selbstbewustsein, auch andere Arbeiten mit der Oberfräse zu erledigen, kommt im Laufe der Zeit von ganz alleine.
Insofern herzlichen Glückwunsch für das gelungene Stück!

Grüße aus Offenbach
Martin



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Telefonkonsole *Viele Bilder*

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #62712]
Hallo Martin,

das sieht doch gut aus. Ich finde das Holz auch nicht zu dick. Das sit Geschmackssache. Zu dem angefrästen Profil passt die Holzstärke sehr gut.

Die Arbeit mit den Korken hätte ich mir nicht gemacht. zwei Dreiecksleisten, auf denen das Board beim Trocknen liegt, hätten vollkommen ausgereich. In der Schreinerei hatten wir für solche Fälle immer Nagelleisten. Das waren Dachlatten mit durchgeschossenen Tackerklammern, auf die man die Teile aufgelegt hat. Bei Werkstücken, die nicht zu schwer sind und bei denen man die Rückseite nicht sieht funktioniert das sehr gut.

Wie Dirk schon geschrieben hat, 1mm Überstand zur Schablone reichen vollkommen aus. Es dürfen auch 2 oder drei sein, aber zuviel macht nur unnötig Arbeit.

Um die derzeitige Aufhängung ein wenig aufzuhübschen würde ich Abdeckkappen auf die Schrauben machen. Die kannst du entweder aus Plastik kaufen, oder aus Holz selbst machen. Ein Punkt Montagekleber sollte zur Befestigung ausreichen.

Brünierte Schrauben oder welche aus Messing,mit Linsenkopf wären auch bereits schöneer, als die aktuellen.

Gruß

Heiko



Michael_E
Beiträge: 157
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Telefonkonsole *Viele Bilder*

Beitrag von Michael_E »

[In Antwort auf #62712]
Mir wäre das Kabel ein Dorn im Auge welches dem schönen Möbelstück ein Stück seines Glanzes raubt. Wenn die Wand verputzt ist kann man relativ einfach das Kabel mit einer Schlitzfräse mit Absaugung verschwinden lassen. Das macht noch einmal Dreck, danach ist es nach meinem Empfinden perfekt. Einen aufgesetzten Kabelkanal würde ich nicht empfehlen.

Gruß Michael



Andreas
Beiträge: 420
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
Kontaktdaten:

Re: Telefonkonsole *Viele Bilder*

Beitrag von Andreas »


Das Kabel muss verschwinden (sagte Michael schon), und das Telefon passt nicht dazu - ich würde ein Modell mit Drehwähler oder ein Posttelefon aus den 80ern nehmen.

Gruss
Andreas


Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Telefonkonsole *Viele Bilder*

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo,

vielleicht sollte man mal daran denken, daß das Ganze demjenigen, für den es gefertigt wurde, gefallen muß.
Mit einem Funktelefon wären die Kabel z.B. auch schon weg ohne Schlitzfräse.

Gruß
Heinz


Rolf Schneider
Beiträge: 49
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Telefonkonsole *Viele Bilder*

Beitrag von Rolf Schneider »


ja,nur nicht lange..
Denn das Tel. nur als Deko draufstellen,ohne Ladeschale ist vermutlich nicht soooo der Bringer,oder?
Und die Tae-Dose sitzt etwas unterhalb des Bordes?
Dann würde die Basis-Station auf dem Boden oder so stehen müssen..
Von daher finde ich es schon ok und gut gemacht,mein Lob:-)
Gruß
Rolf


Martin Sprandel
Beiträge: 276
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Telefonkonsole *Viele Bilder*

Beitrag von Martin Sprandel »

[In Antwort auf #62715]
Guten Tag die Herren,

schon mal vielen Dank für die Beiträge.

Habe etwas gehadert mit der Stärke des Holzes, im Nachhinein wären 20mm ausreichend gewesen, es wirkt aber meiner Ansicht nach jetzt auch nicht überdimensioniert.
Um die Diskussion bzgl. des Telefons abzukürzen: Wie gesagt es hängt bei nem Freund im Haus, was der mit seinen Kabeln macht hab ich natürlich weniger im Griff.

Auftrennen des Holzes: das hätte ich gerne gemacht, ich habs mir nur nicht getraut. Ich habe bisher noch keine Erfahrung im Umgang mit ner Bandsäge und dann eine Holzbohle in ca. 25 cm Höhe Auftrennen, ist dann evtl. doch so ne Sache. Vielleicht beim nächsten mal.

Das mit der T-Nut bzw. Befestigung auf der Rückseite ist ne gute Idee, ich hatte hier lange rumüberlegt und dann einfach die Löcher gebohrt. Sie sind zumindest in einer Höhe, dass man Sie i.d.R. nur beim Putzen sieht.

Fräszirkel ist ne supper Idee und werd ich wohl demnächst mir auch nach Gudios Buch nachbauen.

Eigentlich arbeite ich aber ganz gerne mit Schablone, mir fehlt aber einfach noch ein zwei Werkzeuge dafür, wie z.B. Band-, Teller- oder Zylinderschleifer zum exakteren nachbearbeiten.

Schon mal vielen Dank für die Tipps.

Bis denn

Martin :o)


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