AEine allgemeine Frage zum Sägen...

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Antworten
Rainer Quäschling
Beiträge: 8
Registriert: Do 19. Mai 2016, 12:36

AEine allgemeine Frage zum Sägen...

Beitrag von Rainer Quäschling »


Moin miteinander!

Als Neuling im Holzwerken schaue ich mir gerne die Videos im Netz an. Besonders begeistert bin ich von dem Kanal von Paul Sellers. Die Art und Weise, wie locker er mit den Handwerkzeugen umgeht und welch exakten Ergebnisse dabei herauskommen, finde ich echt faszinierend.

Nun die eigentliche Frage: ich habe mehrmals versucht, ein "Übungsstück" längs zur Faser aufzutrennen (Japansäge). Nach wenigen cm verläuft der Schnitt praktisch immer mehr oder weniger. Wenn ich mir nun die entsprechenden Filme von Paul ansehe, dann fällt mir auf, dass er beide Seiten des Brettes in vollständiger Länge anreißt. Ich selbst habe einen Riss (also mit Streichmaß) bisher nur auf den ersten cm gemacht und den weiteren Verlauf mit Bleistift angezeichnet. Dient der Riss also nur als optische Hilfe für die Sägerichtung oder gibt er dem Sägeblatt tatsächlich auch eine Führung? Oder wäre für diesen Zweck ein europäischer Fuchsschwanz besser geeignet?

Ich könnte (und werde) das natürlich auch einfach ausprobieren, bin aber doch gespannt auf eine professionelle Antwort oder sogar Erklärung.

Herzlichen Dank

Rainer

Micha P
Beiträge: 279
Registriert: Di 16. Jun 2020, 22:16

Re: AEine allgemeine Frage zum Sägen...

Beitrag von Micha P »


Hallo Rainer,

zunächt einmal herzlich willkommen im besten deutschen Holzwerkerforum.

Auftrennen kannst du jedes Holz mit einer für Längstschnitte bezahnten Säge. Ob die aus Japan kommen, ob es Fuchsschwänze oder Gestellsägen sind, ist nicht so entscheidend.

Bitte schau dir die Sägeschärfanleitung von Friedrich an, die beantwortet schon viele Fragen bzgl. des eigentlichen Sägevorgangs. Von der Zahńgeometrie unterscheiden sich alle drei Sägen für den Längsschnitt kaum. die Japansägen haben das dünnste Sägeblatt und die Fuchsschwänze i.d.R. das dickste Blatt.

Der Schnitt verläuft meist, wenn

- zuviel Druck auf die Säge ausgeübt wird und sich infolge dessen das Batt mi den Zähnen verbiegt.
- die Säge schlecht geschränkt ist oder
- wenn die Zahnlücken mit mit Spänen voll sind.

In einem Fall vermute ich Problem 1. Das Blatt ist meist sehr dünn und wenn man die Sägetechnik noch nicht beherrscht, dann passiert so etwas.
Ich bin mit meinen Japansägen auch nicht wirklich glücklich geworden. Auch sind diese Sägen keine eierlegende Wollmilchsau. Sie haben m.E. auch einige Nachteile gegenüber europäischen Sägen. So u.a. des Verlaufen des Sägeschnittes.

Am einfachsten ist für einen Anfänger wohl der Fuchsschwanz. Damit wirst du am schnellsten gute Ergebnisser erzielen können. Eine Gestellsäge, die ich persönlich bevorzuge hat Eigenheiten, an die man sich gewöhnen muss. Sie ist aber schneller und wohl auch präziser, wenn sie gut geschärft ist.

Der Anriss dient haupsächlich der Orientierung und das man im Falle eines Falles den Schnitt korrigieren kann.

Viel Erfolg

LG Micha


Bernd Pfeffer
Beiträge: 87
Registriert: Do 31. Dez 2015, 16:03

Re: AEine allgemeine Frage zum Sägen...

Beitrag von Bernd Pfeffer »


Ich habe manchmal dieselben Probleme
Mir fiel auch auf dass wohl Ungeduld
in Verbindung mit zu viel Kraft die
Ursache ist. Bremse ich mich und lass das
Sägeblatt nur laufen ohne Druck klappts.
Bernd


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: AEine allgemeine Frage zum Sägen...

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #149666]
Hallo Rainer,

auch von mir: Willkommen!

Das gleiche Problem (ein Nicht- Eben- Bleiben oder Verwölben der Schnittfuge) habe ich mit den Japansägen, mit denen ich einmal anfing, auch gehabt. Vielleicht bin ich zu grobmotorisch oder wollte immer die Richtung korrigieren - ich weiß bis heute nicht, woran das lag. Der Schnitt war oft in sich gebogen und verlief dann natürlich auch. Ich habe schließlich probiert, wie es mit einer europäischen Säge mit dickerem Blatt geht, und habe völlig ebene Schnitte, durch die man einfach hindurchsehen kann, erhalten. So wie eine z.B. mit der Kreissäge geschnittene Sägefuge auch aussieht.

An dem Punkt habe ich mich entschlossen, meine Japansägen zu verschenken, und seitdem säge ich europäisch und komme damit besser klar.

Damit will ich jetzt nicht behaupten, dass man mit den dünnen Japansägen nicht geradeaus sägen kann, aber ich konnte es nicht. Zu Deiner Frage mit dem beidseitigen Riss (bei Sellers): Das kann man machen zur Kontrolle, weil man die Richtung des Sägeschnittes von einer Seite eben doch nicht so genau steuern kann. Aber eine Führung des Blattes ist es nicht, und die Säge selbst müsste auch ohne das geradeaus schneiden.

Ganz allgemein sollte man für Längsschnitte auch Sägeblätter mit entsprechender Bezahnung verwenden (die meisten Japansägen haben Querschnittbezahnungen!) und wichtig ist auch, dass die Säge scharf ist. Mit einem stumpfen Sägeblatt kann man nicht präzise sägen.

Für einen wirklich geraden Längsschnitt ist ein Fuchsschwanz nicht besonders gut geeignet (weil sein Blatt eben auch sehr elastisch ist), besser können das Rückensägen oder Spannsägen. Und das Blatt muss natürlich einwandfrei geschärft und geschränkt sein.

Grüße, Friedrich


Rainer Quäschling
Beiträge: 8
Registriert: Do 19. Mai 2016, 12:36

Re: Eine allgemeine Frage zum Sägen...

Beitrag von Rainer Quäschling »


Guten Morgen,

und vielen Dank für eure Tipps. Für mich heißt das also "weiter üben" und ein paar Sägen kaufen. Aber noch ein Hinweis in eigener Sache: ich war fest davon überzeugt, mich früher schon einmal vorgestellt zu haben. Daher habe ich einfach `drauflos gefragt. Entschuldigt also bitte. Hier noch einige Stichpunkte zu mir: Baujahr 1954, etliche Jahrzehnte in Krankenhäusern tätig und jetzt aus gesundheitlichen Gründen 1/2 Jahr vor der vorgezogenen Rente. Und ich beginne mit dem Holzwerken, weil a) Holz ein tolles Material ist und b) jeder Mann irgendetwas zum Schrauben braucht...

Nochmals danke und ein schönes Wochenende

Rainer

Antworten