Stecheisen Phase

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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guppy
Beiträge: 18
Registriert: Mo 3. Okt 2016, 13:06

Stecheisen Phase

Beitrag von guppy »


Liebe Holzwerker,

ich bin noch relativ neu im Holzwerken mit Handwerkzeugen und wollte eben meine Stecheisen (MHG mit kurzem Heft) nach der tollen Anleitung von Friedrich schärfen. Er empfiehlt ja eine Phase von 25° und dann eine Mikrophase von 30°. Nun haben meine Eisen aber eine Phase von ca. 28° --- was empfehlt ihr da? Eine neue Phase mit 25° schruppen, oder die Phase belassen und auf die 28° eine 30° Mikrophase anbringen?

Danke und LG
Gregor

Wolfgang J
Beiträge: 353
Registriert: Fr 26. Apr 2019, 21:49

Re: Stecheisen Phase

Beitrag von Wolfgang J »


Hallo,
Ich habe auch die kurzen von MHG, aber habe noch nie nachgemessen ob die 25 oder 28 Grad haben.
Meine habe ich im vorhandenen Winkel abgezogen bis sie rasierenund bisher keine Ausbrüche oder ähnliches gehabt.
Ok, bin kein Fan einer Microfase, schleife immer komplett.
An deiner Stelle würde ich die vorhandene Fase etwas abziehen und dann eine Microfase anbringen. Im Laufe der Zeit wird diese immer größer und dann kannst du entscheiden ob 25 Grad mit Microfase oder durchgehend 30 Grad.
Hauptsache ist sie sind RICHTIG scharf

Gruß Wolfgang

Johannes F
Beiträge: 172
Registriert: Di 26. Sep 2017, 22:18

Re: Stecheisen Phase

Beitrag von Johannes F »


Hallo Gregor,

so von Anfänger zu Anfänger
erstmal würde ich sagen, dass man aus den Fasenwinkeln eine Wissenschaft machen kann - aber, und vor allem zu Beginn der Karriere, nicht unbedingt machen muss. Wichtig ist, dass sie scharf sind und da hast Du mit Friedrichs Anleitung schon eine super Voraussetzung. Beachte aber das Friedrich nirgendwo schreibt "so und so MUSS man es machen", es sind vielmehr Vorschläge, welche auch mal angepasst werden können.

Wenn Du eh noch nicht viel Erfahrung im Schärfen hast, ist es sicher keine schlechte Idee, zur Übung(!) eine Fase umzuarbeiten, dann weißt Du wie lange das dauert und bekommst ein Gefühl den Winkel einzuhalten etc. Insgesamt kommt es natürlich darauf an, was Du machen möchtest:
- Stichst Du weiches Holz nur nach, ist ein kleinerer Fasenwinkel vorteilhaft (meine Schnitzbeitel haben ca. 20°, das gleitet durchs (weiche) Holz wie Butter)
- Willst Du Zapfenlöcher stemmen, ist ein größerer Fasenwinkel vorteilhaft in Bezug auf die Standzeit (wie schnell die Schneide stumpf wird). Friedrich empfiehlt hierfür ja 30/35°

Insgesamt hast Du mit den 28° sicher einen guten Allrounder.
Wenn Du mit Mikrofase arbeiten willst, würde ich die dann mit (ca. 33°) anziehen. Die Mikrofase definiert sich dadurch, dass sie klein ist. Wenn der Winkelunterschied (bei Friedrich 5°) groß ist, geht es sehr schnell bei wenig Materialabtrag. 2° funktionieren aber meiner Meinung nach auch.

Also zerbrich Dir nicht zu sehr den Kopf. Die genauen Winkel sind zweitrangig. Wichtig ist genaues Arbeiten beim Schleifen, sodass die Schneide im Anschluss rasiert. Ich persönlich ziehe die nach dem Abziehstein noch auf Leder ab. Anders bekomme ich es sonst noch nicht hin.

Viele Grüße

Johannes

Wolfgang L.
Beiträge: 111
Registriert: Mi 14. Mär 2018, 16:15

Re: Stecheisen Phase

Beitrag von Wolfgang L. »

[In Antwort auf #149035]
Hallo Gregor,

ich schließe mich meinen Vorredner an: der genaue Fasenwinkel ist nicht so wichtig, ob das nun 28, 30 oder 32° sind ist eher unbedeutend, Hauptsache scharf!

Ich würde so vorgehen, dass das Schärfen möglichst wenig Arbeit verursacht, das heißt:

-wenn du freihand schärfst, die bestehende 28° Fase nachschleifen bist ein spürbarer Grat auf der Spiegelseite entsteht und dann eine kleine Mikrofase auf dem Abziehstein herstellen (ob die nun 29,5 oder 32° hat ist nebensächlich).

-wenn du eine Schleifführung mit festen Winkeln verwendest (wie zB die Veritas) eine schmale Fase mit 30° anziehen und solange diese Fase noch nicht zu breit wird keine extra Mikrofase anziehen, sondern direkt diese Fase abziehen. Wenn diese 30° Fase im laufe der Zeit dann breiter wird, kannst du immer noch entscheiden ob du ab nun auf die Mikrofasen-Einstellung zurückgreifst (das ergibt dann in etwa eine 32° Mikrofase) oder die Hauptfase auf 25° umschleifst. Das hängt vor allem davon ab wie du arbeitest (Stemmen oder Nachstechen von Hand?) und mit welchen Hölzern (in weichem Holz darf es auch ein kleinerer Fasenwinkel sein).

MarkusB
Beiträge: 1195
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Stecheisen Phase

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #149035]
Hallo Gregor,

wie die anderen schon sagen, wenn es scharf ist, dann ist alles andere egal.

Aber:
Es ist von Vorteil, ein einheitliches Maß zu nehmen.
Das gilt für Hobeleisen wie für Stecheisen.

Bei mir habe alle nicht markierten Eisen (Hobel und Beitel) eine 25° Fase und ein Microfase, die ich frei Hand mache.
So brauche ich mir keinen Kopp machen, wenn ich schnell ein Eisen schärfen will, welchen Winkel ich jetzt halten muss.

Bei jedem Schärfen kommt die Microfase (max. 2/10 mm, eher weniger und eigentlich nicht messbar, aber optisch gut sichtbar) komplett weg.
So habe ich einfache und erkennbare Parameter für mein Schärfstadium.

Friedrich ist glaube ich auf 30° + 5° bei seinen Beiteln umgestiegen.
Was nun besser ist, weiß ich nicht.

Viele Grüße

Markus



Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
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Re: Einfach lassen

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #149035]
Hallo Gregor,

lass es einfach wie Du es vorgefunden hast. Man muss sich nicht unnötig Arbeit machen.

Ggf. wirst Du feststellen, dass bei bestimmten Holzarten auch die 28° noch nicht reichen, dass Du dann auf vielleicht 30-35° gehen musst, um vernünftige Standzeiten zu bekommen. Vielleicht kaufst Du dir dann noch ein paar Eisen - das können auch alte, gebrauchte sein - so dass Du Fasenwinkel für verschiedene Situationen anschleifen kannst, denn das Dümmste ist immer wieder umschleifen.

Dass ein Fasenwinkel nicht passt habe ich selbst auch erlebt, musste deutlich nach oben gehen, um Douglasie zu schneiden. Dafür gibts jetzt Eisen mit anderer Geometrie. Zwar ist das Schleifen in meinem fall (Nassschliefmaschine) nicht ganz so dramatisch, aber ich arbeite auch lieber damit als Eisen zu schleifen.

Gruss
Rolf

Claus Keller
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Registriert: Mi 13. Aug 2014, 14:08

Re: Stecheisen Phase

Beitrag von Claus Keller »

[In Antwort auf #149035]
Diese Fase mit F!

Konrad Holzkopp
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Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Stecheisen Phase

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guuden,

ich würde den Keilwinkel ebenfalls lassen wie er ist.
Sollten sich Probs bei dem Arbeiten mit den Eisen ergeben,
kann man immer noch neu nachdenken.

Und ich stimme zu, laut Duden:

Phase:

1.(bildungssprachlich) Abschnitt, Stufe innerhalb einer stetig verlaufenden Entwicklung oder eines zeitlichen Ablaufs
2. (Physik) Schwingungszustand einer Welle an einer bestimmten Stelle und zu einem bestimmten Zeitpunkt
3. (Chemie) Aggregatzustand eines chemischen Stoffes
4. (Astronomie) (von einem nicht selbst leuchtenden Himmelskörper) sich für den Betrachter durch die wechselnde Stellung zu Erde und Sonne ergebende sichtbare Gestalt
5. (Elektrotechnik) eine der drei Leitungen des Drehstromnetzes

Fase:

Die Fase ist eine abgeschrägte Fläche an einer Werkstückkante.

Ich würde gemäß des zerspanungstechnischen Sprachgebrauchs lieber vom Keilwinkel sprechen
der an der Fase anliegt.

Gut schärf! Justus.


guppy
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Registriert: Mo 3. Okt 2016, 13:06

Fase

Beitrag von guppy »

[In Antwort auf #149035]
Gott, ist mir das peinlich --- und tatsächlich wieder was dazugelernt: Dann werde ich die FFFFase also so lassen wie sie ist, danke für die guten Ratschläge, und einen lieben Gruß in dieses tolle Forum!
G

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