Neues(?) vom Bauen mit Holz

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Rolf Richard
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Neues(?) vom Bauen mit Holz

Beitrag von Rolf Richard »


Sicher für viele keine Neuigkeit, für mich aber, der sich erst seit kurzem damit beschäftigt, schon.

Beim Bauen eines kleinen Gebäudes (Schuppen) konnte ich denen zuschauen, die daran arbeiteten. Die einzelnen Balken wurden durch Anbohren und das Eintreiben dicker Holzdübelstäbe verbunden. Überstände wurden abgesägt.

Scheinbar eine schnelle Methode, aber auch sinnvoll?

Gruss
Rolf

Friedrich Kollenrott
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Re: Neues(?) vom Bauen mit Holz

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Rolf,

Sinnvoll? Fachgerecht? Da habe ich Zweifel.

Grundbedingung wäre, dass die Dübel aus geeignetem (wetterbeständigem) Holz bestehen. Buche geht gar nicht, und das ist ja das typische Dübelholz.

Weiterhin: Ordentliche konstruktive Verbindungen arbeiten "auf Anzug", d, h, es wird der Verbindung eine gewisse elastische Vorspannung gegeben. Wenn klassische Holznägel durch Zapfenloch / Zapfen- Verbindungen getrieben werden, wird versetzt oder schräg vorgebohrt, um das zu erreichen. Nicht zusammengesteckt, gemeinsam gebohrt, Nagel durchgeschlagen!

Und schliesslich: Holznägel oder Dübel nehmen keine Lasten auf, sei fixieren nur eine Lage. Lasten können zuverlässig und dauerhaft nur von entsprechend orientierten Holzflächen an den tragenden Balken übertragen werden, also Schultern an den Holzteilen mit Zapfen, den Flächen an den Zapfen selbst usw. usw. Es gibt ja Leute, die setzen ein Kopfband einfach mit zwei durchgesteckten Schrauben ein, sowas hat dann natürlich nur noch dekorative Funktion.

Grüße, Friedrich

Horst Entenmann
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Re: Neues(?) vom Bauen mit Holz

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Friedrich,

Da bist du jetzt aber ein bißchen streng finde ich.
Gut, daß man geeignetes Holz verwenden sollte, das kann wohl niemand bestreiten, aber wenn der Schuppen ein Dach hat, warum sollte dann nicht auch Buche gehen bzw. wer sagt denn daß es Buche war?
Außerdem habe ich zur konkreten Bauweise bisher nichts gelesen. Wenn es bei den Dübeln nur darum geht ein verrutschen der Balken zu verhindern, dafür haben die Zimmerleute meines Wissens früher große Eisennägel verwendet, warum sollte das nicht auch mit Holzdübeln gehen? Zugegeben, ich würde da dann eher eine große Schraube nehmen, aber ob das wirklich besser ist könnte ich nicht entscheiden.
Ein Bild des Balkenwerks wäre hilfreich gewesen, so ist das ein Raten ins Blaue hinein.

Gruß Horst


beate_r
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Re: Neues(?) vom Bauen mit Holz

Beitrag von beate_r »


Holznägel sind im traditionellen Fachwerkbau doch durchaus an der Tagesordnung. Aber wohl doch dann auch ganz bewusst mir Hölzern, die auch als der Witterung ausgesetztem Hirnholz schlagegenresistent sind. Hinsichtlich der Feuchteresistenz ist Buche halt nur zweite Wahl. Schade eigentlich, denn sonst hätten Fachwerkhausbesitzerinnen einen billigen und leicht verfügbaren Werkstoff zumindest zum Ausbessern kleiner Problemstellen. Und natürlich dienen sie nur zum Fixieren kraftschüssig ausgeführter Holzverbindungen, müssen also nur geringe Kräfte aufnehmen (Scherkräfte senkrecht zu Faser nimmt Buche übrigens gut auf!)

Konrad Holzkopp
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Re: Neues(?) vom Bauen mit Holz

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guuden,

die Diskussion "Schlitz und Zapfen vs. Dübel" haben wir seit den 70-er Jahren
des vorherigen Jahrhunderts (Jahrtausends??) eigentlich hinter uns.
Allerdings bin ich auch grundsätzlich kein Freund von Dübeln aus Buche.

Gut Holz! Justus.

beate_r
Beiträge: 102
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Re: Neues(?) vom Bauen mit Holz

Beitrag von beate_r »


Ich glaube, wir vermischen in der Diskussion zwei Dinge: Holzdübel als Alternative zu Schlitz/Zapfen. Ja, Dübel von außen einsetzen ist wirklich quick'n dirty, sollte gegenüber einer verdeckten Dübelung keine Nachteile in der Haltbarkeit haben.

Holznägel ist was gänzlich anderes: da werden tatsächlich Nägel aus Holz in vorgebohrte Löcher eingesetzt, und, soweit ich das verstanden habe, leicht unter Spannung, so dass sie sich nicht lösen. Quer zur Faser, wie Nägel aus Metall.
DAS ist die uralte und bewährte Technik im Fachwerkbau.

Im Eingangsbeitrag scheint es aber wohl tatsächlich um "neumodische" Holzdübel gegangen zu sein. Zumindest ich habe also Äpfel mit Birnen verglichen.

Rolf Richard
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Re: Neues(?) vom Bauen mit Holz

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #148080]
Danke für die Antworten!

Buche? Natürlich im Freien wenig sinnvoll, Ich selbst habe Dübelstäbe (im möbelgerechten Format) aus Kiefer, Buche und Limba. Es gibt offenbar ein recht breites Angebot in Stärken bis zu 65 mm und aus
- Buche Natur + gedämpft, Ahorn, Esche, Eiche, Fichte (Weitere Holzarten auf Anfrage ! )
Das ist nur ein Anbieter!

Bild vom Bau? Gibt es bisher nur in meinem Kopf, die Errichtung wird auch erst Ende 2018 oder im Frühjahr 2019 erfolgen (können), da ist noch Zeit für Gedankenspiele. Grundlegend handelt es sich um einen Bau von ca. 6x6 m Grundfläche, ca. 2,5 m hoch und mit leicht geneigter Dachfläche. (Da muss die Schneebelastung berücksichtigt werden!)

An anderer Stelle hatte ich auch noch die Frage nach Nut- und Zapfenverbindungen gestellt und angefragt, ob man im Holzbau auch mit losen Zapfen arbeitet? Leider gabs dazu keine Antworten.

Gruss
Rolf

beate_r
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Re: Neues(?) vom Bauen mit Holz

Beitrag von beate_r »


Grundlegend handelt es sich um einen Bau von ca. 6x6 m Grundfläche, ca. 2,5 m hoch und mit leicht geneigter Dachfläche. (Da muss die Schneebelastung berücksichtigt werden!)


Vor allem aber die Landesbauordnung - das ist von Land zu Land verschieden! In NRW z.B. geht das nicht genehmigungsfrei, weil dort als Grundfläche nur 7.5 m^2 zulässig sind. 5-eckig mit steilem Pultdach und 4.5 m an der höchsten Stelle geht aber ....

Johannes M
Beiträge: 1587
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Re: Neues(?) vom Bauen mit Holz

Beitrag von Johannes M »


Hallo Rolf,

auch wenn ich Schreiner bin und kein Zimmermann, will ich mich mal äußern.
Meiner Meinung nach gibt es 4 Arten einen Schuppen zu bauen:
1. klassisches Fachwerk; schön, stabil, zeitaufwending.
2. Moderne Verbindinungstechnik; Balkenschuhe, Nagelbinder etc; schnell, stabil, optisch ? (Geschmackssache)
3. Plattenbauweise zum Beispiel OSB oder Sperrholz mit Kantholzzwischenlage. Die Platten übernehmen einen Großteil des Stabiltätskonzepts, es ist aber eine sorgfältige Planung ( Statik, Kondemzwasser, Schädlinge etc...) notwendig.
4. " Gebastelt" eine Konstruktion irgendwie aus dem Bauch heraus; kann halten, ich würde aber kein Fahrzeug mit mehr als Schrottwert reinstellen ;o)

Zapfenverbindungen mit losem Zapfen sind im Gebäudebau nicht üblich, und das aus gutem Grund. Die Stabilität ist deutlich geringer.
Wenn Du nur eine Garage bauen willst sind, meiner Meinung nach, Experimente mit Vorsicht zu genießen.
Außerdem ist leider damit zu rechnen, das extreme Wetterereignisse (Sturm, Schnee, Hagel) eher zunehmen werfden.

Soweit meine Einschätzung
Es grüßt Johannes

Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Neues(?) vom Bauen mit Holz

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Rolf,

ich sehe kommen, es werden noch 24er Betonwände, natürlich ordentlich armiert :-((

Mein Rat:
Schau Dich mal in der Nachbarschaft und bei Händlern nach Carports um, offene, wie geschlossene. Die sind schließlich in etwa das, was Du vorhast. Ich schau aus dem Fenster auf zwei, einen vom Zimmermann gemacht mit gezapften Verstrebungen und einen, einseitig an der Hauswand verschraubt und gänzlich ohne Verstrebungen; da macht wohl das Dach und die Verschraubung die Verstrebungen überflüssig.

Zum Dach noch eine Anmerkung:
Wenn Du Profilbleche nimmst nehm welche mit einer Isolierung. Sonst hast Du eine Tropfsteinhöhle, im Winter eisekalt, im Sommer eine Sauna und bei Regen hast Du ein Trommelfeuer von oben gratis.

Gruß
Heinz


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