Balsa hobeln

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Georg Pfab
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Balsa hobeln

Beitrag von Georg Pfab »


Hallo,
ich wollte mit einem Flachwinkler Balsaholz hobeln. Dazu habe ich ein frisch geschärftes Hobelmesser (Keilwinkel 20°) in meinen Flachwinkelhobel (Bettungswinkel 12°) eingespannt und bin damit kläglich gescheitert. Die Holzfaser wurde mehr gedrückt und abgerissen als abgeschnitten. Erst durch eine Schrägstellung des Hobelkörpers um ca. 45°bezüglich der Bearbeitungsrichtung erhielt ich einen sehr ziehenden Schnitt (daraus resultierender Schnittwinkel ca 25°) und damit wieder gute Hobelergebnisse. Es ist allerdings nicht sonderlich angenehm den Hobel so schräg zu führen und gleichzeitig an Auflagelänge und Schnittbreite zu verlieren. Schöner wäre es, man könnte den Hobel gerader führen, dazu müsste man allerdings das Eisen auf ca 13° schleifen, was ich eigentlich vermeiden möchte. Ich dachte mir jetzt, ich könnte in einen Flachwinkler mit 20° Bettungswinkel, (noch nicht vorhanden) das Hobeleisen verkehrt herum einsetzen, so das der Bettungswinkel dem Schnittwinkel entspräche (vorausgesetzt das Hobelmesser hat noch einen Freiwinkel).
Nun meine Frage, kann man in einen günstigen Einhandhobel, z.B. Modelle von Kunz, das Hobeleisen verkehrt herum einsetzen oder ist dann das Hobelmaul zu eng?
Hobel mit schräg gestelltem Messer lasse ich momentan noch außen vor.
Gruß Georg Pfab

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Balsa hobeln

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Georg,
Balsa ist ja nicht gleich Balsa; es gibt extrem weiches wo ich mir vorstellen kann dass es beim Hobeln nicht steht. Aber von solchen Extremen abgesehen muss das gehen. Ich habe vor ungefähr 55(!) Jahren Balsa problemlos hobeln können, mit einem Hobel in den Rasierklingen eingesetzt wurden. Und habe eben festgestellt: Es gibt solche Dinger noch, als "Graupner Balsahobel", googelst Du. Ist natürlich ein Spielzeug, aber vielleicht in dem Fall sogar ausreichend.
Ähnlich scharf wie eine Rasierklinge müsste aber auch ein sehr sorgfältig geschärftes Hobeleisen werden können, auch mit mehr als 20° Keilwinkel.Das Hobeleisen eines Flachwinklers anders herum einzubauen, wird meiner Meinung nach zumindestens bei einfachen Hobeln ohne verschiebbare Sohlplatte nicht gehen. Ich bezweifle auch, dass es überhaupt hilft. Ich häng mich hier mal aus dem Fenster und behaupte: Mit einem wirklich gut geschärften Eisen geht es, auch bei einem halbwegs normalen Schnittwinkel..
Nun habe ich kein Hobeleisen für meine Flachwinkler, das weniger als 40° Winkel der Mikrofase (gegen Spiegelseite) hat, das ist denn doch sicher nicht ideal in dem Fall. Trotzdem werde ich es versuchen, wenn ich das nächste mal in den Baumarkt komme wo es auch Balsa gibt.

Grüße, Friedrich

Wolfgang L.
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Re: Balsa hobeln

Beitrag von Wolfgang L. »


Hallo Georg,

wenn du ein Eisen "verkehrt" in einen Blockhobel mit 20° Bett einsetzen willst, musst du das Eisen auch auf min. 15° schleifen, sonst hast du keinen Freiwinkel mehr (bei 15° sind es ohnehin nur mehr 5°).

Georg Pfab
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Re: Balsa hobeln

Beitrag von Georg Pfab »


Hallo Friedrich,
bei dem von mir für den Hobelversuch verwendeten Balsaholz dürfte es sich um ein mitteldichtes Exemplar gehandelt haben.
Der erwähnte Graupner Balsahobel, mit den starken Rasierklingen, besitze ich auch. Dieser, wäre die Klinge nicht so dünn (0,2 mm) und die Konstruktion so billig, durchaus zum Hobeln geeignet. Bei der jetzigen, wahrscheinlich nie veränderten Form, kann man nicht von hobeln sprechen. Mit diesem Hobeln ist es aufgrund der schwachen Dimensionierung der Klinge weder im ziehenden und schon gar nicht im drückenden Schnitt gleichmäßig Dicke und flächige Späne sicher zu erzeugen..
An der Schärfe meines Hobels dürfte es nicht liegen, obwohl ich anfangs selbst daran gezweifelt habe. So lässt sich zwar,wie beschrieben auf Balsholz mit meinem Hobel in gewohnter Weise kein Span abheben. Man hat das Gefühl die Balsafasern blockieren die Schneide. Versucht man allerdings mit dem gleichen Hobel durchgehende Hirnholzspäne auf Hartholz abzuheben, so gelingt dies ohne Probleme.
Die Lösung dürfte wohl im ziehenden Schnitt und einem geringeren Schnittwinkel liegen. Ich glaube das hier durch die translatorische Bewegung bei Abtrennen der Holzfaser und durch Mikroverzahnungseffekte der Schneide die blockieren Holzfasern am besten getrennt werden.
Wenn du ein Stück Balsaholz zu Versuchen benötigst kann ich dir es schicken.
Gruß Georg

Georg Pfab
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Re: Balsa hobeln

Beitrag von Georg Pfab »


Hallo Wolfgang,
weißt du ob das Hobelmesser bei den einfachen Flachwinklern von Kunz überhaupt verkehrt herum eingesetzt werden kann.
Der Keilwinkel von 15° ist zwar schon sehr spitz, dürfte aber bei Balsa durchaus noch funktionieren.
Schnitzwerkzeuge haben ja auch fast einen solch niedrigen Keilwinkel.
Allerdings weis ich natürlich nicht, wie es sich mit der Qualität der Kunz Hobelmesser verhält.
Gruß Georg Pfab

Friedrich Kollenrott
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Re: Balsa hobeln

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Georg,
mein damaliger Rasierklingenhobel sah auch anders aus, und man konnte wirklich mit ihm hobeln. Ich habe ihn für kleine Arbeiten, nicht nur an Balsa, noch jahrelang benutzt weil ich nicht in der Lage war, andere Hobel ordentlich zu schärfen.
Ich werd mir ein Stück Balsa besorgen (danke für das Angebot mit dem Schicken, aber ich denke das lohnt sich nicht) und es ausprobieren, dann melde ich mich hier wieder.
Aber eine letzte Frage: Was machst Du mit Balsaholz? Das Du hobeln willst? Mir fallen da spontan nur Architekturmodelle ein.

Grüße, Friedrich



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Es funktioniert (aber ist nicht ganz einfach) *MIT BILD*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #147920]
Hallo Georg,

heute habe ich mir ein 10 mm- Balsabrettchen besorgt. Auf dessen Kante haben ich gehobelt, für erste Versuche.
Hobel: Veritas- Flachwinkler 12° Bettung. Eisen: 35° geschliffene Fase, 40° Mikrofase, 3° Gegenfase.
Erster Versuch: Hobel in benutztem, nicht frisch geschärften Zustand. Ergebnis: Katastrophal. Kein Span, Fasern des Holzes bleiben an der Schneide hängen. Aber: Wenn das Eisen etwa 45° schräg gestellt war, ging es!
Zweiter Versuch: Eisen frisch geschärft. Weil ich annahm, dass die Rauigkeit der Schneide eine entscheidende Rolle spielt, habe ich zum Abziehen meinen 8000er Naniwa genommen, der poliert. Also geschärft wie immer: Fase geschliffen bis Gratbildung, Grat auf Abziehstein entfernt, Mikrofase abgezogen, Gegenfase abgezogen. Ergebnis: Schon viel besser. Aber bei dünnen Spänen immer noch kein zuverlässiges Schneiden über die ganze breite. Deutungsversuch: Da sind wohl an der Schneide noch kleine Fehler (Grat) vorhanden.
Dritter Versuch: Mehr Aufwand für restlose Gratentfernung: Mikrofase / Gegenfase / Mikrofase / Gegenfase abgezogen. Ergebnis: Es geht! So lässt sich das Balsa hobeln wie anderes Holz auch, sowohl entlang der Kante als auch auf der Brettfläche:





Schlussfolgerung: Entscheidend ist wohl tatsächlich eher die Schneidenqualität (geringe Rauigkeit der die Schneide bildenden Flächen, Gratfreiheit) der Schneide als der Keilwinkel. Wobei ein kleinerer Keilwinkel (bzw. Schnittwinkel) sicher auch noch förderlich wäre.

Falls Du nicht über entsprechend feine Steine verfügst, solltest Du mir mal Dein Eisen schicken, ich würde dann (unter Beibehaltung des kleinen Keilwinkels) alles rausholen was ich kann und dann probierst Du es aus.

Grüße, Friedrich



Georg Pfab
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Re: Es funktioniert (aber ist nicht ganz einfach)

Beitrag von Georg Pfab »


Hallo Friedrich,
vielen Dank für deine Bemühungen. Das Ergebnis überrascht mich wirklich, vor allem bei diesem Schnittwinkel.
Über die blockierenden Holzfasern bin ich beim drückenden Schnitt nicht hinausgekommen, obwohl ich mein Hobelmesser auch mit einem 8000er Stein abgezogen habe und anschließend sogar noch mit Polierpaste versucht habe den Grat restlos zu entfernen. Hat wohl nicht ganz geklappt.
Ich sehe deine Vorlage jetzt mal als Herausforderung und werde zukünftig die Qualtität einer Schneide an Balsaholz testen.
Gruß Georg Pfab


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