Wölbungs-Schrupphobel?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
beate_r
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Wölbungs-Schrupphobel?

Beitrag von beate_r »


Halo in die Runde,

bei der Diskussion um den schick renovierten englischen Hobel und der gleichzeitigen Suche nach einem Weg, die Wölbungen bei Decken und Böden von Archtop-Gitarren auszuarbeiten. In einem Video über Kontrabassbau meine ich, einen Schrupphobel mit einer gewölbten Sohle gesehen zu haben (für ein paar Sekunden und ein bisserl unscharf). Was meine die Profis - ein sinnvolles Werkzeug für fürs Grobe?

Fürs feine habe ich geeignetes Werkzeug bzw ist was passendes unterwegs.

Georg aus'm Westen
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Re: Wölbungs-Schrupphobel? *LINK*

Beitrag von Georg aus'm Westen »


Hallo, ich bin gar kein Profi!
Bei Hobeln mit "fester Wölbung" hat man das Problem, genau einen ganz bestimmten Radius hobeln zu können. Macht natürlich absolut Sinn für die Wiederholgenauigkeit, aber man braucht dann für jeden Radius einen eigenen Hobel (oder zumindest den Hobelkasten, falls man die selbe Klinge in mehreren Hobeln verwenden kann).
Aber wäre vielleicht ein Schiffshobel für dich das geeignete Werkzeug?
Dieser hat ja eine verstellbare Sohle, sowohl für konkave und konvexe Rundungen. Ich weiß allerdings nicht, ob so ein Schiffshobel schon aufgrund seiner Größe und seines Gewichtes im Instrumentenbau verwendet werden kann. Vielleicht kannst Du einen solchen Hobel ja mal irgendwo bei einem Foristen ausprobieren?



Pedder
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Re: Wölbungs-Schrupphobel?

Beitrag von Pedder »


Hallo Beate,

ich nehme an, Du hast einen Kehlhobel gesehen? http://www.holzwerken.de/museum/profilhobel/kehlhobel4.phtml

Liebe Grüße
Pedder

Friedrich Kollenrott
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Re: Wölbungs-Schrupphobel?

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #147983]
Hallo Beate,
Du musst etwas genauer erklären, was Du meinst: Ein Schrupphobel zum Vorarbeiten gewölbter Flächen? Konvex oder konkav? Oder?

Grüße, Friedrich

beate_r
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Re: Wölbungs-Schrupphobel?

Beitrag von beate_r »


Ein Schrupphobel zum Vorarbeiten konkaver Flächen - konvex geht ja fast schon mit einem von der Größe passenden Schlichthobel.

Die Nacht habe ich mal nach Kontrabassbau-Videos recherchiert. Tatsächlich sieht mal im Firmenvideo von Pöhlmann ganz kurz, wie der Chef persönlich mit einem Schrupphobel an der Innenwölbung arbeitet, und es sieht aus als habe der eine gewölbte Sohle. Auf dem Video einer anderen Firma wird für einen Moment ein zum Schruppen eingerichteter großer Geigenbauhobel gezeigt, also einer, dessen Eisen stärker gekrümmt ist als die Sohle.

Mir schwebt von der Größe etwas dazwischen vor - in der Größe eines kleinen hölzernen Schiffhobels, wie in der Hausherr für einige Zeit im Angebot hatte (momentan gibt es das nur als kleinen Japanhobel - aber einen Hobel zum Ziehen stelle ich mir nicht effektiv vor, wenn es ums Grobe geht).

Ein schmales handelsübliches Schrupp-Eisen hat eine Breite von 33 mm - eigentlich immer noch ein bisserl zu breit - aber vielleicht wäre das mal einen Versuch wert.

PS: ich sehe grad, dass es sowas schon mal gab: http://www.holzwerken.de/museum/kuefer/geschirrhobel1.phtml

Horst Entenmann
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Re: Wölbungs-Schrupphobel? *MIT BILD*

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Beate,

Es gibt da verschiedenes was mir dazu einfiele.
- Zunächst mal besteht der Unterschied zwischen Schlicht- und Schrupphobel nach meinem Wissen darin daß beim Schrupphobel die Schneide stark verrundet ist. Das sollte man prinzipiell mit jedem Hobel machen können. Auch mit einem Schiffshobel.
- Ich habe vor etlichen Jahren mal ein Konvolut Hobel ersteigert. Dabei war eine Art Simshobel mit schmalem aber vorne rundem Eisen. Ein Schrupphobel wie sich herausstellte. Einen günstigen Simshobel aus dem Baumarkt nehmen, Sohle und Eisen entsprechend verrunden sollte preislich überschaubar sein.
- Von Veritas gibt es da auch was. Zum Einen die "Palm planes", beim Hausherrn als Detail-Handhobel angeboten. Sind vielleicht aber zu klein. Und dann gibt es da noch den Zieh-Schabhobel (Pullshave), der ist aber auch mehr zum glätten gedacht und nicht so zum Schruppen.
- Wenn es rabiater sein darf, dann vielleicht mit einem Hohldechsel?
- Bei DuRohr gibt es Filme übers Stühle machen, da wird häufig die Sitzfläche etwas ausgehöhlt und man kann mal schauen was die für Werkzeuge nehmen...

Gruß Horst


Paul Reichert
Beiträge: 49
Registriert: Do 19. Jan 2017, 22:48

Re: Wölbungs-Schrupphobel?

Beitrag von Paul Reichert »


Hallo Beate,

wenn es sich um dieses Video handelt https://www.youtube.com/watch?v=IqSOrsPFGc4 (Die heißen dort aber wohl Pöllmann) dann würde ich sagen, dass es sich um einen ganz normalen Schrupphobel handelt. Meine sehen bis auf die Sohle von der Seite genauso aus. Der Hobel wurde vermutlich selbst entsprechend angepasst, könnte sich aber auch im Lauf der Zeit so verändert haben dagegen spricht aber, dass er sehr neu aussieht. Gebrauchte Schrupphobel gibt es zum Teil recht günstig. Du könntest dir ja mal einen besorgen und entsprechend ein wenig daran herumexperimentieren. So wie das aussieht scheinen die Pölmanns klassisches Werkzeug zu benutzen und ich glaube auch, ein paar Werkzeuge vom vollschlanken Händler aus Metten gesehen zu haben. Ich denke nicht, dass die dort in der Werkstatt exotisches Equipment benutzen. Wobei der vollschlanke Händler ja auch Geigenbauerwerkzeuge verkauft. Vermutlich gibt es dort auch Geigenbauhobel in unterschiedlichen Größen mit gewölbten Eisen.

Grüße
Paul

Amadeus
Beiträge: 231
Registriert: Do 26. Jan 2017, 12:22

Re: Wölbungs-Schrupphobel?

Beitrag von Amadeus »

[In Antwort auf #147983]
Moin!

Bei Archtops bedienen sich ja viele an Frässchablonen. Die Unterteilen die Decke in Höhenlinien wie es auf Landkarten zu sehen ist. Und so wird diese Höhe mit der Oberfräse entlang der Schablone mit Kopierhülsen entfernt. Hinterher egalisiert man das dann mit einem Schleifer.

Ansonsten kenne ich die leise Variante nur mit entsprechenden Hobeln aus dem Geigenbau:



Diese Hobel gibt es in diversen Größen und von diversen Marken. Ibex, Gewa, Herdim, Rall... Nur um einige zu nennen. Ein Schiffshobel wäre mir zu groß. Zum Glück gibt es viele Händler mit Geigenbauwerkzeug. Die haben zum Teil sehr abgefahrene Hobel.

Ich persönlich arbeite meine Les Paul Decken ausschließlich mit runden Raspeln aus. Die gibt es für wenig Geld als Gibskartonhobel zu kaufen. Stanley hat vor allem den Surform Hobbyschaber. Der ist klein und Rund. Also ideal, um auch innen die Decke auszuarbeiten. Käsereiben gehen auch gut. Das habe ich erst letztens auch in einer Doku des SWR bei einem Harfenbauer gesehen.

Zuletzt fällt mir noch ein, dass man sich das Messer eines Schabhobels rund schleifen (lassen) kann.

Man muss nur kreativ sein.

Ich hoffe das hilft!

Schicken Gruß,
Amadeus

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Wölbungs-Schrupphobel?

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #147988]
Hallo Beate,

das ist eine interessante Sache. Ich denke, ein Schrupphobel mit leicht gewölbter Sohle (in Längsrichtung, also wie ein Schaukelpferd) müsste für eine solche Vorbearbeitung geeignet sein. Man sollte wohl auch dem Hobeleisen eine geringere Schneidenkrümmung geben als üblich. Eine Querkrümmung der Sohle (so dass man einen Torus erhielte) scheint mir dagegen verzichtbar, zumindestens für einen ersten Versuch, oder?

Wie stark sind denn die Decken Deiner Gitarren gekrümmt? Die bei dem Kontrabassbauer sind ja sehr flach, die hatte ich mir stärker gewölbt vorgestellt. Wenn man einen hölzernen Schrupphobel mit einer Sohlenlänge von 240mm (problemlos auf 200 kürzbar) dafür modifizieren sollte, und man würde sich die Sohle kreisbogenförmig vorstellen, wie groß wäre dann die Höhe dieses Kreissegmentes? Auf jeden Fall müsste die Hobelsohle etwas stärker gekrümmt sein als das Werkstück. Du ahnst, da liegt ein Schrupphobel bei mir herum, Markus hatte zwei, aber ich hab doch auch schon einen eisernen...

Ein eiserner Schiffshobel wäre natürlich im Prinzip auch einsetzbar, ich selbst habe aber mit einem solchen Ding keine guten Erfahrungen, die elastische Blattfedersohle macht das Ganze sehr instabil und unangenehm zu benutzen. Und ein Kreisbogen ist die Sohle auch nie.

Grüße, Friedrich



Carsten Rödiger
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Re: Wölbungs-Schrupphobel?

Beitrag von Carsten Rödiger »

[In Antwort auf #147988]
Hallo Beate,

hast Du es schon mal mit einem Stanley 100 1/2 versucht?
Der liegt ganz gut in der Hand, auch wenn er für meine ein bißchen klein ist.
Den 100 1/2 gibt es auch von anderen Firmen, meinen (von Wood River, aus Bronze) habe ich vor vielen Jahren mal hier im Forum gekauft.
Der ist in beide Richtungen gekrümmt und ist wirklich mehr was fürs Grobe.

Du könntest Dir einen Blockhobel umschleifen/-feilen.
Das habe ich mit einem Juuma Blockhobel gemacht, den ich auf Radius 100 umgeschliffen habe. Das hat für den Hobelkörper etwa 4-5 Stunden gedauert (von Hand), für das Eisen habe ich nochmal ein paar Stunden gebraucht, weil das ja nicht mehr einen Radiusanschliff hat, sondern eine Hyperbel. Das habe ich dann auf die ärgerliche Weise lernen müßen...

Ansonsten sind ein paar "hollows and rounds" immer sehr nützlich, in Deinem Fall natürlich mehr die großen Radien.

Viel Erfolg,

Carsten

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